2.5 Telekommunikation

 

Telekommunikationsprogramme sind der geglückte Versuch, einem nichtsahnenden Menschen 1'000 Mark für das Versprechen abzuknöpfen, er könne mit rund 100 leicht zu merkenden Befehlen trotz Bundespost und hoher Telefonkosten irgend etwas Sinnvolles auf seinen Monitor bekommen, das er nicht auch mit irgendeiner anderen, schnelleren und billigeren Methode bekäme.

Gemeinhin werden zwei Hauptargumente für den Einsatz von Telekommunikationsprommen genannt:

  • die Kommunikation mit mehreren Benutzern aus den verschiedesten Ländern per Tastatur (die sogenannte »Konferenz« oder der sogenannte »Chat«) sowie

  • das Abrufen von Informationen aus Online-Datenbanken.

Der entscheidende Vorteil eines Chats gegenüber einem normalen Telefonanruf ist der, daß ersterer langsamer geht und mehr kostet (für den lebenswichtigen Austausch von Informationen wie »hya folks«, »C U l8er« und »:-)« muß man gemeinhin zwischen fünf und sieben verschiedene Postgebühren entrichten). Hingegen ist der entscheidende Unterschied zwischen einer Onlinedatenbank und einem gedruckten Informationsdienst, daß man zwar in beiden nie das findet, was man sucht, bei einer Onlinedatenbank kostet diese Erkenntnis jedoch viel Geld.

Glasers Erkenntnis:

Telekommunikation ist die umständlichste Art, miteinander zu telefonieren.

Die Online-Grundregel:

Bevor Du Deine Nachricht speichern kannst, stolpert immer jemand über das Telefonkabel.

Erste Ableitung der Online-Grundregel:

Bist Du allein, dann ist die Online-Zeit zu Ende, bevor Du abspeichern konntest.

Zweite Ableitung der Online-Grundregel:

Deine Online-Zeit ist gerade so lang, daß Du einen langen Text bis zum vorletzten Zeichen schreiben kannst.

Axiom von den Abfragesprachen in Online-Datenbanken:

Vergiß alles, was Du jemals über einheitliche Abfragesprachen gehört hast.

Konkretisierung des Abragesprachenaxioms:

  1. Die einzigen Befehle, die eine Onlinedatenbank beherrscht, sind die, auf die Du trotz stundenlangem probieren nicht kommst.

  2. Falsche oder falsch eingegebene Befehle führen auf jeden Fall zu einem Ergebnis: sie werden maximale Kosten verursachen.

  3. Hilfefunktionen sind für Datenbankbetreiber überflüssiges Beiwerk.

  4. Die Muster-Abfrage, die in der Werbebroschüre eines Datenbankbetreibers aufgeführt ist, ist die einzige, die auch funktioniert.

  5. Sie funktioniert jedoch nur mit den angegebenen Suchbegriffen. Ist als Beispiel »SEARCH Auto AND Bundestag« angegeben, dann führt die Suche mit anderen Begriffen als »Auto« und »Bundestag« zu einer kostenpflichtigen Fehlermeldung.

Axiom vom Informationsgehalt von Online-Datenbanken:

Die Informationsmenge I, die in einer Onlinedatenbank gespeichert ist, lässt sich durch folgende Formel darstellen:

I = A – G

wobei A die Gesamtheit aller Informationen ist, die zu einem Thema vorliegt, und G die von Dir gesuchte Information.

Folgerung:

Du wirst in einer Online-Datenbank alles finden, nur nicht das, was Du suchst.

Das Konferenzdilemma:

In einem Chat ist die Konferenz entweder voll, oder es ist ausser Dir keiner da.

Passwortgesetz:

Die Anzahl der vergessenen Paßwörter steigt exponentiell mit der Zahl Deiner Mailbox-Benutzerkennungen.

Taus' Seufzer:

  1. Du wirst immer mehr Kennwörter vergessen, als Du besitzt.

  2. Die Kennwörter, an die Du Dich noch erinnerst, hast Du letzte Woche geändert.

Axels Erweiterung:

Wenn Du Dich dennoch an ein noch gültiges Kennwort erinnerst, gilt es für ein anderes System.

Die Btx-Regel (auch Phänonem der Deutschen Bundespost genannt):

Je unsinniger ein System, um so mehr Subventionen wird es erhalten.

Die Post-Grundsätze:

  1. Soll ein Merkblatt über einen neuen Telefon- oder Datendienst der Post bei jedem Postamt erhältlich sein, dann ist es bei Deinem Postamt unbekannt, wenn Du danach fragst.

  2. Ist es bekannt, dann ist es auch vergriffen.

  3. Deine Telefonrechnung ist immer doppelt so hoch wie in Deinen kühnsten Träumen befürchtet.

  4. Es werden nur die Gebühren von Diensten gesenkt, die Du nicht benutzt – beispielweise der Telegrammversand auf die Fidschi-Inseln oder der Mietpreis für meteorologische Satelliten in geostationären Umlaufbahnen.

  5. Die Aufschrift »VORSICHT DATENTRÄGER« bringt die Post erst auf die Idee, Dein Brief mit Deinen Disketten unter ein magnetisches Lesegerät zu legen.

  6. Die Aufschrift »NICHT KNICKEN« führt dazu, daß der Briefträger den Brief mit Deinen Disketten eng zusammengerollt in den Briefkasten steckt.

Gesetz der Rekursion:

Jede wirklich wichtige Nachricht, die über ein Mailboxnetz verschickt wird, wird eine übereifrige Programmroutine fehlerhaft als Rekursion entlarven und abfangen.

Erweitertes Rekursionsgesetz:

Hast Du aber völlig übermüdet eine unsinnige, lächerliche und falsche Nachricht eingetippt, wird sie Stunden später im ganzen Netz zu lesen sein.

Das Netzwerkaxiom:

Erst wenn Du eine lange Nachricht online eingetippt und abgeschickt hast, merkt die Mailbox, dass Dein Netmailkonto leer ist.

Die Grundregel von der Übertragungsgeschwindigkeit:

  1. Jede zu hohe Baudrate führt zu )%'«`!/_¿&y-.

  2. Dein Terminalprogramm beherrscht immer nur die Baudrate, die entweder Dein Modem oder die angerufene Mailbox nicht versteht.

Rüdigers endgültige Mailboxbenutzer-Klassifizierung:

Aufgrund jahrelanger Felduntersuchungen lassen sich Mailboxbenutzer sämtlich in folgende – für einen Mailboxbetreiber äußerst lästige – Kategorien einteilen:

  1. Blinde:
    LESEN * NEU

  2. Aktive:
    SENDEN :TEST
    :test
    :
    :quit
    :q
    :bye
    :^Z
    :*%#@*$Øá ...carrier lost – Programmneustart

  3. Passive:
    <persönliches Fach> Befehl: ...Timeout – stopping.

  4. Zielstrebige:
    BRETT /Z-NETZ/AMIGA/BINAER
    LESEN *
    LOGOFF

  5. Unentschlossene:
    ?
    ?
    LOGOUT

  6. Wählerische:
    ABBESTELLEN *
    BRETT +

  7. Ungläubige:
    LESEN 124
    LESEN 124
    LESEN 124

  8. Anfänger:
    124
    124
    124
    LOGOF
    RAUS
    TSCHÜSS
    WEGHIER
    :*%#@*$Øá ...carrier lost – Programmneustart

  9. Fortgeschrittene:
    LESEN /Z-NET

  10. Spezialisten:
    SENDEN SYSOP :AUTOEXEC

  11. Vorsichtige:
    SENDEN SYSOP :Ich hätte da eine Frage

  12. Forsche:
    SENDEN SYSOP :SO EIN SCHEISS HIER

  13. Einsame:
    ZEIT
    Es ist 03:15:37. Sie sind seit 12 Minuten im System.
    DIALOG
    CO
    LOGOFF

  14. Geduldige:
    SUCHEN * T :WAS NEUES

Rüdigers endgültige Sysop-Klassifizierungen:

Betreiber von Mailboxen wiederum lassen sich aufgrund jahrelanger Feldforschungen prinzipiell einer oder mehrerer der elf folgenden – für Mailboxbenutzer äußerst lästigen – Kategorien zuordnen:

  1. Asketen: »Ich will noch ein Brett. Ich hab' schon eins.«

  2. Prasser: »Wie viele Mbytes werden über dieses Netzwerk täglich übertragen? Her damit, morgen bekomme ich ein 1200-Baud Modem.«

  3. Tüftler: »LED? Prima, ich richte sofort ein Brett zu diesem Thema ein.«

  4. Pfadfinder: »Suche System zwecks Austausch von /Q-NETZ/IBM/PROGRAMME/ALLGEMEIN. Gerne auch Fernzone II.«

  5. Duplizierer: »Neu bei mir: C-NETZ – The greatest hits of A-NETZ and B-NETZ.«

  6. Schnell-Entschlossene: »Ein Z-NETZ/HEILIG-_ABEND? Toll, das muss her!«

  7. Zweifler: »/Z-NETZ/UMWELT ? Bin ich dagegen, denn das hat vor 20 Jahren doch auch schon keinen interessiert.«

  8. Fatalisten: »Wozu Bretter? Ich bin FIDO-Point.«

  9. Optimisten: »Kommt Brett, kommt User.«

  10. Wegbereiter: »Kommt User, muss Brett kommen.«

  11. Berliner: »Komme was will – is mir auch egal.«