Bangkok - Das Justizministerium berichtete, dass es nicht vor hat gegen Vergewaltiger die Todesstrafe einzuführen, weil diese harte Strafe jene Verbrecher dazu provozieren würde ihre Opfer zu töten.

Ein Sprecher des Ministeriums, Tawatchai Thaikyo, erklärte in einem Beitrag auf Facebook, dass nach der missglückten Vergewaltigung und Ermordung einer 29-jährigen Lehrerin eine wachsende Empörung in der Bevölkerung zu spüren sei, weil der Angreifer ein verurteilter Vergewaltiger gewesen ist, der mit seinem Opfer in einem Wohnhaus lebte (WOCHENBLITZ berichtete). Die Menschen fordern nach dem Tod der Frau rigorosere Strafen und sogar die Todesstrafe.

Die Todesstrafe wird in Thailand für 35 Straftaten angewendet, einschließlich Drogendelikten, Terrorismus, Gefährdung der nationalen Sicherheit, Mord und fatale Vergewaltigungen. Aber in der Praxis wird die Todesstrafe nur selten verhängt. Die letzte Hinrichtung wurde im Jahr 2009 an zwei Drogenhändlern durchgeführt.

Keine Todesstrafe

"Wenn Vergewaltigungen mit der Todesstrafe gleichgesetzt werden, würde dies den Straftäter dazu ermutigen das Opfer zu töten. Wäre es daher nicht vernünftiger, wenn ein verurteilter Vergewaltiger sich einem Rehabilitationsprogramm unterziehen müsste, um weitere Verbrechen zu verhindern?", sagte Herr Tawatchai.

Ein Teil der öffentlichen Empörung wird dem Versagen des Gefängnissystems zugeschoben, in diesen Fall die Rehabilitation eines Häftlings. Der Hauptverdächtige im Mordfall an der Lehrerin ist ein 27-jähriger Fabrikarbeiter, der im August 2015 aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, nachdem er die Frau eines Freundes vergewaltigt hatte.

Der Verdächtige, Chatri Ruamsoonnern, wurde am Samstag verhaftet und die Polizei hat eine Nachstellung des Verbrechens am Tatort abgebrochen, weil die Sorge bestand, dass der Mann von einem wütenden Mob angegriffen wird.

Der Premierminister der thailändischen Militärregierung hat sich auch zu dem Fall geäußert. Er war auch nicht mit der Todesstrafe einverstanden. "Schauen sie sich an, was andere Länder weltweit machten, die durch die Einführung von Menschenrechtsgesetzen die Todesstrafe abschafften", erklärte Prayuth Chan-o-cha und fügte hinzu, "dass härtere Strafen allein die Vergewaltigungen nicht verhindern werden. Auch wenn es drei "Hinrichtungen" gebe, würde dies nicht ausreichen, um die Verbrecher abzuschrecken".

Premier Prayuth sagte, dass die Gesellschaft helfen sollte, diese Menschen unter Druck zu setzen. Eine öffentliche Verurteilung sei eine größere Abschreckung als die Todesstrafe.

Vergewaltigungen werden in Thailand weitestgehend nicht gemeldet und bleiben deshalb ungestraft, zum Teil auch, weil die Polizei die Anzeigen nicht ernst nehmen. Die thailändische Polizei hat pro Jahr 4'000 Anzeigen wegen sexueller Straftaten zu bearbeiten und machte rund 2'400 Festnahmen. Dies ging aus einer Studie eines Forschungsinstituts hervor, das Daten vom Justizministerium erhält.

Die Zahl der nicht gemeldeten Vergewaltigungsfälle wird pro Jahr auf 30'000 geschätzt, berichtete das Institut. Dies bedeutet, dass jede Viertelstunde ein Sexualdelikt stattfindet.


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