Zeitungsstapel
Zeitungsstapel: Nicht jedes Blatt soll nach dem
Willen der Antifa frei erhältlich sein

Foto: Pixelio/Jetti Kuhlemann

Engagierte Antifaschisten haben es heutzutage nicht leicht: Die Welt ist grausam, brutal, menschenverachtend und ungerecht. Überall herrschen „Rassismus, Geschichtsrevisionismus, Antisemitismus und Sozialchauvinismus“. Zumindest wenn man den Initiatoren der Kampagne „Let’s push things forward“ glauben möchte, die den Verkauf „rechter Zeitungen“ an Kiosken und im Zeitschriftenhandel unterbinden wollen.

Im Visier der antifaschistischen Pressewächter ist neben dem NPD-Organ Deutsche Stimme, der National-Zeitung aus München, der Deutschen Militärzeitung, dem Nachrichtenmagazin Zuerst und der Preußischen Allgemeinen Zeitung auch die JUNGE FREIHEIT. Sie alle würden „rassistische, sexistische, homophobe, militaristische und zum Teil sogar neonazistische Inhalte“ verbreiten, heißt es in dem Kampagnenaufruf im Internet. Daher müsse man diese Zeitungen aus dem offenen Verkauf zurück ins Abogeschäft drängen, um so eine Schwächung der von ihnen verbreiteten Positionen zu erreichen.

Die Idee ist nicht neu: Seit Jahren üben Linksextremisten immer wieder Druck auf Kioskbesitzer und Zeitungshändler aus, um damit zu erreichen, daß ihnen nicht genehme Zeitungen aus dem Sortiment genommen werden. Nicht selten wird dabei auch auf handfeste Mittel zurückgegriffen und den Verkäufern die Auslage demoliert oder zum Boykott des Geschäfts aufgerufen.

Bauer-Betriebsrat protestiert

So forderte die Antifa beispielsweise 2007 den Braunschweiger Pressevertrieb Salzmann, der sämtliche Händler im Raum Süd- und Ost-Niedersachsen beliefert, auf, den Vertrieb der JF einzustellen. Als dieser nicht hören wollte, tauchten die selbsternannten Antifaschisten vor einer Salzmann-Filiale in der Altstadt von Braunschweig auf und skandierten, das Unternehmen verbreite „rechte Hetze“ und „faschistische Propaganda“.

Zu den Unterstützern des aktuellen Aufrufs gehören erneut vor allem diverse Antifa-Gruppen aus Berlin und Brandenburg. So zum Beispiel die „Jugendantifa Wilmersdorf und Charlottenburg“, die Ende März verdächtig früh über einen Farbanschlag auf die Redaktionsräume der JF jubelte. Daneben finden sich aber auch Berliner Juso-Verbände und das Präsidium und die Geschäftsführung des Berliner Bezirksverbandes der Dienstleistungsgesellschaft Verdi-Berlin. Letztere war für eine Stellungnahme, warum sie sich an der Aktion beteiligt, nicht zu erreichen.

Einer, der die Auswirkungen der Kampagne bereits zu spüren bekommen hat, ist der Heinrich-Bauer-Verlag, dessen Tochterfirma Verlagsunion seit Ende vergangen Jahres den Vertrieb von Zuerst übernommen hat. Im Frühjahr protestierte der von Verdi dominierte Bauer-Konzernbetriebsrat gegen den Vertrieb der Zeitung und forderte die Konzernleitung auf, die Zusammenarbeit zu beenden.

„Teil des Systems der Pressefreiheit“

Anfang Juli demonstrierte dann eine Gruppe Linksextremisten mit Transparenten und Flugblättern vor der Fischauktionshalle in Hamburg, in der der Bauer-Verlag eine Party feierte. Sie warfen dem Unternehmen vor, „Nazipresse“ zu fördern. Die Muskigruppe „Le Fly“, die eigentlich auf der Feier spielen sollte, sagte daraufhin aus Solidarität mit der Antifa ihren Auftritt ab. „Ein wirklich gutes Zeichen“, jubelte der von der Wochenzeitung Die Zeit betriebene Internetblog „Störungsmelder“.

Als nächstes sollen nun Anzeigenkunden des Bauer-Verlages und andere von dem Unternehmen vertriebene Zeitschriften angeschrieben werden, um diese über die Zusammenarbeit mit Zuerst „aufzuklären“.

Der Bauer-Verlag verteidigt jedoch  den Vertrieb von Zuerst. Die Verlagsunion sei als „Nationalvertrieb für mehr als 600 betreute Objekte bundesweit tätig“ und verstehe sich als „Teil des Systems der Pressefreiheit“, sagte eine Sprecherin der JF. Auf die Inhalte der vertriebenen Publikationen nehme man keinen Einfluß. Lediglich für den Fall, daß Zuerst gegen geltendes Recht verstoße, werde die Verlagsunion die vertraglichen Vereinbarungen kündigen.

JF 30/10



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