Im Streit mit der NATO und den USA über einen Raketenabwehrschild in Europa fährt Russland grobes Geschütz auf. Generalstabschef Makarow kann sich einen «zerstörerischen Angriff» vorstellen.
Unsere Infografik zum neuen Kalten Krieg.
Russland hat im Streit mit der NATO und den USA über den geplanten Raketenabwehrschild in Europa seine Drohung mit einem militärischen Erstschlag gegen die entsprechenden Einrichtungen bekräftigt. Wenn die Lage sich weiter verschlechtere, werde eine Entscheidung über einen zerstörerischen Angriff getroffen, erklärte Generalstabschef Nikolai Makarow am Donnerstag während einer Konferenz zur Raketenabwehr in Moskau.
Die NATO hält den Abwehrschild wegen der Gefahr eines iranischen Raketenangriffs für unabdingbar, Russland hingegen sieht vor allem, dass das System auch das Abschreckungspotenzial der russischen Atomwaffen deutlich einschränken würde. Einen Betrieb des Systems zusammen mit Moskau lehnt die NATO ab.
Ton wird rauer
Der russische Präsident Dmitri Medwedew drohte deshalb schon im vergangenen Jahr mit militärischer Vergeltung, wenn es nicht zu einer Einigung kommen sollte. Generalstabschef Nikolai Makarow ging mit seiner Drohung eines vorbeugenden Erstschlags noch einen Schritt weiter.Auch der russische Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow warnte vor einem Scheitern der Gespräche zwischen der NATO und Russland. Die bisherigen Verhandlungen zwischen Russland, den USA und der NATO hätten keine akzeptable Übereinkunft gebracht, sagte Serdjukow zum Auftakt der zweitägigen Konferenz in Moskau. Dazu wurden Vertreter von rund 50 Ländern in Moskau erwartet.
Der stellvertretende NATO-Generalsekretär Alexander Vershbow unterstrich auf der Konferenz, die Raketenabwehr sei und werde nicht gegen Russland gerichtet sein. Die russischen interkontinentalen Raketen seien zu schnell und zu modern, um von der geplanten Raketenabwehr erfasst zu werden. Die Konferenz ist das letzte grössere Treffen zwischen Russland und den USA vor dem NATO-Gipfel in Chicago Ende des Monats. Russland hat noch nicht erklärt, ob es einen Gesandten dort hinschicken wird.
(dapd)