NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hat die Europäer mit Nachdruck zur besseren Lastenteilung mit den USA in Afghanistan aufgefordert. Er sei "besorgt", wenn er höre, dass die USA ihren Streitkräftebeitrag für das Land am Hindukusch erhöhen wollten, andere Länder dies für sich aber ausschlössen, sagte de Hoop Scheffer bei der Sicherheitskonferenz in München. Vor seiner mit Spannung erwarteten Rede in München hat US-Vizepräsident Joe Biden zu mehr Hilfe beim Afghanistan-Einsatz aufgerufen.
Die Bundesregierung und Frankreich wollen derzeit keine zusätzlichen Soldaten am Hindukusch stationieren. Deutschland, mit derzeit rund 3600 Soldaten in Afghanistan, ist dort der drittgrößte Truppensteller nach den USA und Großbritannien. Berlin verweist auf den bereits hohen Beitrag, den Deutschland in Afghanistan leiste. Die USA haben indes angekündigt, ihre Truppen in Afghanistan massiv aufzustocken, und zwar von derzeit rund 35.000 um weitere bis zu 30.000 in den kommenden anderthalb Jahren.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Präsident Nicolas Sarkozy hätten in ihrem jüngst erschienenen gemeinsamen Leitartikel den rechten Ton getroffen, sagte de Hoop Scheffer: Ein neues transatlantisches Verhältnis erfordere gemeinsame Führung, aber auch das gemeinsame Schultern von Lasten. Um zu einer gesünderen Partnerschaft zu gelangen, müssten beide Seiten Aufgaben übernehmen, forderte de Hoop Scheffer.
Washington erwarte, dass sein Engagement von den Verbündeten geteilt werde, sagte Biden vor seiner Abreise nach Deutschland. Eine militärische Lösung reiche nicht, sagte US-Sicherheitsberater James Jones der "Süddeutschen Zeitung".
"Wir erwarten, dass unser Engagement von den Regierungen und Menschen in Afghanistan und Pakistan sowie unseren Freunden und Partnern geteilt wird", sagte Biden in einer Rede vor Demokraten in Williamsburg im US-Bundesstaat Virginia. Die USA und ihre Verbündeten hätten in Afghanistan noch einen "langen, langen Weg zu gehen", ergänzte Biden. Zugleich betonte er, dass dies seine persönliche Einschätzung sei. Die Neubewertung der Afghanistan-Politik durch die neue US-Regierung sei noch nicht abgeschlossen.