Nichts ist in Ordnung. Und die Lage wird sich noch verschlimmern … erheblich verschlimmern. Die Wirtschaft steht an der Schwelle zur Katastrophe. Kriege verbreiten sich wie Lauffeuer. Die Welt steht auf Messers Schneide.

Stimmt gar nicht, behaupten die weltweit führenden Politiker und die Experten der etablierten Medien. Es gäbe zwar das eine oder andere Problem, aber die Finanzleute und Politiker seien sich dessen bewusst. Die Politik ist vorbereitet und man wird entsprechende Maßnahmen ergreifen, sie zu beheben.

Ob es sich um in Schieflage geratene Volkswirtschaften oder schwer zu bewältigende alte oder tobende neue Kriege handelt, aus den führenden Kreisen hört man immer wieder, es gebe stetige Fortschritte, und man besänftigt die Bevölkerung damit, dass die klügsten Köpfe und die schneidigsten Generäle sich der Probleme annähmen. An allen Fronten sei der Erfolg garantiert und der Sieg stehe unmittelbar bevor. Jetzt sei »Geduld die erste Bürgerpflicht« … zusätzlich zu mehr Soldaten, zu mehr Zeit und mehr Geld.

Soweit es diese »Führer« und ihre Medien angeht, zählen nur die Meinungen aus der Gruppe der handverlesenen, vollmundigen Experten, offiziellen Quellen und politischen Publikumslieblinge. Nur sie verfügen über die Legitimation, sich mit der erforderlichen Autorität zu äußern und verlässliche Prognosen abzugeben. Dass sie durchweg, wenn nicht sogar ausnahmslos, falsch liegen, tut ihrer Glaubwürdigkeit keinen Abbruch.

Wie kann ein denkender Erwachsener nur annehmen, die gleichen Zentralbanker, Finanziers und Politiker, die für die Entstehung der Krise verantwortlich sind, seien in der Lage, sie zu lösen? Wenige Tage nach der Ankündigung von George W. Bushs TARP-Rettungsprogramm (TARP = Troubled Asset Relief Program; Rettungsprogramm für in Schwierigkeiten geratenen Wertpapiere) sagten wir sein Scheitern voraus, und auch für Obamas Stimulus-Paket (The American Recovery and Reinvestment Act; Gesetz zum amerikanischen Wirtschaftsaufschwung und für Reinvestitionen) prognostizierten wir das Gleiche. Beide Gesetze waren nicht mehr als Verschleierungsversuche, es würde keinen Aufschwung geben.

Alter Wein in neuen Schläuchen

Dabei macht es keinen Unterschied, ob Demokrat oder Republikaner. Trotz der hitzigen Rhetorik hat die Lösung wirtschaftlicher Probleme weniger mit der regierenden Partei als mit fachlicher Kompetenz zu tun. Beide großen Parteien waren lange genug an der Macht. Beide benutzten ihren Einfluss dazu, eine Politik zu betreiben, die die Probleme schuf oder verschärfte. Beide hatten die Chance, die verfahrene Situation, für die sie verantwortlich waren, wieder in Ordnung zu bringen. Aber wie wir vorhersagten, sind beide damit gescheitert. Angesichts dessen, was diese Parteien darstellen und was sie angerichtet haben, sagen wir mit aller Überzeugung eine ungebrochene Folge überparteilichen Versagens für die Zukunft voraus.

Die Unfähigen des politischen Establishments sitzen am Steuer. Kein Mensch mit einem gesunden Überlebensinstinkt würde den Versprechungen der Politiker glauben oder dem Urteil der Zentralbanker oder Wall-Street-Finanziers vertrauen, deren einziges wirkliches Interesse ihr eigener Vorteil ist.

Kein »Business as usual«

In den 1920er-Jahren erklärte der amerikanische Präsident Calvin Coolidge: »The business of America is business«, was man mit »Amerikas treibende Kraft ist das Geschäft« übersetzen könnte. Neunzig Jahre später ist Kriegführen zum Geschäft der USA geworden: der 40-jährige Krieg gegen Rauschgift, der zehnjährige Krieg gegen den Terror, der Krieg gegen Afghanistan (der bisher längste Krieg der amerikanischen Geschichte), der achtjährige Krieg gegen den Irak, für den noch kein Ende in Sicht ist, die verdeckt geführten Kriege in Pakistan und dem Jemen und seit Kurzem die »von der Zeit und vom Umfang her begrenzte kinetische Militäraktion« in Libyen.

Auch wenn die Rechtfertigungen für die Beteiligung an diesen Kriegen immer anders ausfielen, ist ihnen allen gemein, dass sie mörderisch, unmoralisch, schier endlos, wirtschaftlich ruinös und elendig gescheitert sind. Warum sollte auch nur irgendjemand den optimistischen Kriegskommuniqués glauben, die von den verantwortlichen »starken Männern« und Schlachtfeld-Oberen verkündet werden, die der Öffentlichkeit versichern, wenn man die zuvor gescheiterten Strategien erneut einsetze, werde dies bald zum Sieg führen?

Selbst angesichts ihres nachgewiesenen Scheiterns und ihrer zum Himmel schreienden Unfähigkeit wird jeder, der die offizielle Sprachregelung oder die gängige Meinung in Frage stellt, als »Panikmacher« oder »Untergangsprophet« verunglimpft. Wie unbequem unsere Prognosen auch sein mögen – Pessimismus, Optimismus, Vorlieben oder Abneigungen spielen dabei keine Rolle –, es zählt allein, ob sie zutreffen oder nicht:

  • Die Kriege in Afghanistan und dem Irak werden Debakel.
  • Die Immobilienblase wird platzen.
  • Der Goldpreis und die Nachfrage nach Gold werden weiter steigen.
  • Die Finanzpanik 2008
  • Die Krise der Europäischen Währungsunion
  • Die amerikanischen Rettungs- und Stimuluspakete werden weder den Immobilienmarkt neu beleben, noch Arbeitsplätze schaffen.
  • Das Versagen der Regierungen, die Ausbreitung von Kriegen und sozialer Unruhen im weltweiten Maßstab.

Wir erklärten zudem, wenn die Federal Reserve im März 2009 von einem Wirtschaftsaufschwung gesprochen habe, sei dies eine »Illusion« gewesen, und prognostizierten, dieser vielbeschworene »Aufschwung« sei nicht mehr als eine zeitweise »Verschnaufpause«, an die sich die »Größte Depression« anschließen werde. Und heute, im Juni 2011, befindet sich der Dow Jones in einer stetigen Abwärtsbewegung und die Wirtschaftsindikatoren weisen zunehmend in Richtung Depression. Dennoch weigern sich Washington und die Wall Street hartnäckig, die Realität zur Kenntnis zu nehmen. Und unter den Experten diskutiert man nur darüber, ob eine »Double-Dip-Rezession« wahrscheinlich sei oder nicht. (Eine Double-Dip-Rezession bedeutet, dass auf einen Abschwung ein kurzlebiger Aufschwung folgt, an den sich dann eine weitere Rezession anschließt.)

Aber dem einfachen Mann auf der Straße – geschlagen mit sinkenden Löhnen, höheren Preisen, USA - Eine Supermacht vor dem Crasheiner hartnäckig sich haltenden hohen Arbeitslosigkeit, steigenden Steuern und Abgaben sowie einer schmerzlichen »Sparpolitik« – droht eine »Depression«, keine »Rezession«, und sicherlich winkt kein »Wohlstand«.

Nach einer Umfrage von CNN und Meinungsforschungsunternehmen vom 8. Juni halten 48 Prozent der Amerikaner eine weitere Große Depression innerhalb des nächsten Jahres für wahrscheinlich – dies ist der höchste Prozentsatz, der jemals erfragt wurde. Die Umfrage zeigt darüber hinaus, dass knapp die Hälfte der Befragten in einem Haushalt leben, in dem jemand seinen Arbeitsplatz verloren hat oder befürchtet, in naher Zukunft von Arbeitslosigkeit betroffen zu werden.

Nachdem Zigmillionen Amerikaner jahrelang in wirtschaftlichen Schwierigkeiten leben mussten, trauen sich plötzlich mutigere Medien, das verbotene »D«-Wort in den Mund zu nehmen, nur weil das Leiden und die Qual nicht länger mit Abstraktionen und manipulierten Statistiken verschleiert werden können.

Für die Leser des Trend Journals, die auf diese sich abzeichnenden Entwicklungen bereits vor ungefähr drei Jahren aufmerksam gemacht wurden, sollte die Gefahr einer Depression keine Überraschung darstellen. Gleiches gilt für die Prognose, dass eine seit so langer Zeit leidende Bevölkerung auf die Straße gehen wird, wenn die Depression eintritt und nicht länger verleugnet werden kann.

Als ich damals diese Prognose veröffentlichte, wurde sie von den meisten Rundfunk- und Fernsehsendern sowie Druckmedien totgeschwiegen. Aber wenn jetzt einer aus ihren eigenen Reihen, verspätet und zögerlich diese Möglichkeit [einer Depression] andeutet, wird er gleich zum Weisen verklärt und seine Einschätzung wird als große Neuigkeit verkündet. So warnte Anfang Juni der führende demokratische Stratege James Carville, der unter Clinton mit seinem Wahlspruch »Es geht um die Wirtschaft, du Dummkopf« Furore gemacht hatte und jetzt offensichtlich die der höheren Mathematik entsprungene Aufgabe, zwei und zwei zusammenzuzählen gemeistert hatte, eine niedergehende Wirtschaft erhöhe die Gefahr gesellschaftlicher Unruhen.

Wie ich schon oft in den letzten Jahren wiederholt habe: »Wenn die Menschen alles verlieren und nichts mehr zu verlieren haben, dann rasten sie aus.«

Vorsicht Bürgerkrieg

Trendvorhersage: Die Kriege werden sich weiter ausbreiten und die gesellschaftliche Unruhe wird an Intensität zunehmen. Wie wir vorhersagten, brechen die von der Jugend beflügelten Aufstände, die zuerst in Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten aufflammten, nun auch in Europa aus (siehe dazu: »Ihre Köpfe sollen rollen«, Trend Journal, Herbst 2010).

Angesichts der vorherrschenden Entwicklungen und der Qualität der derzeitigen Machthaber ist ein wirtschaftlicher Zusammenbruch auf einigen Ebenen unvermeidlich. Regierungen und Zentralbanken werden unerbittlich jeden möglichen Dollar, jedes Pfund oder jeden Euro über Steuern und Abgaben aus den Menschen herausquetschen, während sie gleichzeitig öffentliche Werte »verpfänden« (dieser Prozess ist auch als »Privatisierung« bekannt), um die faulen Wetten, die von den Banken und Finanziers getätigt wurden, abzudecken.

Wenn die Menschen finanziell völlig ausgeblutet wurden und nichts mehr abzugeben haben, wird auf den Straßen Blut fließen.

 

Was ist aus diesen Trends zu lernen: Lernen Sie aus der Geschichte. Erinnern Sie sich noch daran, als zum ersten Mal offensichtlich wurde, dass sich die amerikanische Wirtschaft in ernsten Schwierigkeiten befindet und sich alles auf die »Panik von 2008« zubewegte? Nicht viele werden das. Die meisten Menschen befanden sich in Sommerlaune und Ferienstimmung. Ende Juni 2007 brach der Aktienmarkt dann urplötzlich von seinem euphorischen Höchststand von 14.000 Punkten ein.

Auch wenn wir in unserer Sommerausgabe 2007 des Trend Journals, das im Juni veröffentlicht wurde, gewarnt hatten, die »Trendindikatoren deuteten auf eine größere Krise auf den Finanzmärkten zwischen Juli und November«, wurde der fallende Dow Jones als »Schluckauf« abgetan … eine kleine Verschnaufpause zwischen zwei Höhenflügen.

Größter Fehler bei sinkenden Aktienkursen

Die immensen Ausschläge des Dow räumen den Investoren eine Pause ein. Jetzt sein Geld aus dem Markt herauszuziehen, könnte sich als der schwerste Fehler erweisen.

NEW YORK – Der vergangene Donnerstag war für den Dow Jones Industrial Average [DJIA- in Europa als Dow-Jones-Index bekannt] der zweitschlimmste Tag dieses Jahres. Aber nur zur Erinnerung, vor gerade einmal einer Woche schloss der Dow zum ersten (und bisher einzigen) Mal mit einem Wert über 14.000 Punkten ab.

Die Schwankungen des Marktes sollten die Investoren, die ihre Rente über Aktien absichern [401(k)], nicht beeinflussen. Behalten Sie Ihr langfristiges Ziel im Auge – die meisten von uns werden auf den Märkten investieren, bis wir in Pension gehen, und das kann noch einige Jahrzehnte dauern. (CNN, 27. Juli 2007)

Vier Jahre und einige Billionen Dollar an Verlusten bei Aktien und für diejenigen, die ihre Rente über MeltupAnlagen finanzieren wollten, später erweist sich dieser typische Rat: »Treten Sie mal kürzer, aber halten Sie Ihren Kurs« als eine tragische Irreführung. Der Dow verlor mehr als die Hälfte seines Wertes und liegt nun, im Juni 2011, bei unter 12.000 Punkten.

Die Moral dieser Geschichte besagt, vermeiden Sie, dass sich Ihre Vernunft in den Sommerurlaub verabschiedet. Die Lage wird sich weiter zuspitzen, und es ist geboten, den Alarmzustand weiter aufrechtzuerhalten. Eine weitere brutale Finanzkrise zeichnet sich bereits am Horizont ab. Sie könnte durch wirtschaftliche Faktoren (z.B.: in Europa breiten sich Zahlungsunfähigkeit oder Schuldenkrise aus; der Dollar bricht ein oder die Rohstoffpreise klettern in astronomische Höhen) oder Terroranschläge, möglicherweise unter »falscher Flagge« oder eine weitere von Menschen gemachte Katastrophe (ein weiteres Fukushima) oder eine Naturkatastrophe oder eine Kombination aller dieser Faktoren ausgelöst werden.

Bemerkung des Herausgebers: In diesem Sinne wiederhole ich noch einmal: Bereiten Sie dringlichst Ihr finanzielles Überleben vor. Und diese Vorbereitung muss so intensiv erfolgen, als zöge man in den Kampf; rechnen Sie mit dem Unerwarteten und bereiten Sie sich auf das Schlimmste vor, und das könnte in diesen gefährlichen Zeiten die Ausrufung des wirtschaftlichen Ausnahmezustandes sein. Es könnte zu Bankenschließungen und Währungsabwertungen kommen, es könnte untersagt werden, Einlagen aufzulösen. Erinnern Sie sich an Gerald Celentes grundlegende Überlebensstrategie, die »Großen Drei« von GC: »Schusswaffen, Gold und ein Fluchtplan«.

In der Sommerausgabe 2011 des Trend Journals (Erscheinungsdatum: Mitte Juli 2011) werden wir praktische Maßnahmen vorschlagen, wie man mit dem kommenden Zusammenbruch umgehen kann, und wir stellen Lösungsansätze vor, die, wenn sie umgesetzt werden, die vorherrschenden negativen Trends umkehren können.

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»Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir nicht ganz sicher«. Mein Lieblingszitat von Albert Einstein könnte über vielen Artikel stehen, aber wenn es um die Occupy-Bewegung geht, trifft es den Nagel wirklich auf den Kopf.

Eines vorab: Ich meine nicht, dass jeder, der dort mitmacht, ein Idiot ist. Viele haben berechtigte Zweifel am System und wollen einfach etwas tun. Man kann auch nicht von jedem, der auf die Straße geht, verlangen, dass er erstmal unzählige Bücher über das Geldsystem liest. Aber von den Rädelsführern und denen, die sich ins Fernsehen einladen lassen, darf man das schon verlangen.

Es ist immer schwer zu unterscheiden, ob etwas aus böser Absicht oder aus Dummheit geschieht. War Angela Merkel im Mai 2010 bei der ersten Griechenlandhilfe, als das Desaster begann, aus Zufall in Moskau oder hat sie sich die Befehle ihres Führungsoffiziers abgeholt? Stimmen die Abgeordneten der Ausplünderung Deutschlands zu, weil sie irgendjemand in der Hand hat oder sind sie so doof? Wer weiß das schon?

Im Falle der Occupy-Bewegung ist es ähnlich. Wie ich in meinem Buch Das Kapitalismus-Komplott schildere, geht die globale Elite immer nach dem selben Schema vor: der Hegelschen Dialektik. Sie kreiert ein Problem (These), kennt die Reaktion der Masse (Antithese) und bietet dann die Lösung (Synthese) an, die ihr vom Anfang an vorschwebte. Was die Ziele der Globalisten sind, wissen wir, weil sie es in unzähligen Büchern und Artikel beschrieben haben: Globale politische Strukturen (= Definition einer Weltregierung, Mitterand-Berater Jaques Attali und andere schreiben das ganz offen), Ausschaltung der Freiheits- und Eigentumsrechte, Zentrale Wirtschaftsplanung, Aufhebung des Individuums, nur das Kollektiv zählt. H. G. Wells beschreibt diese Neue Weltordnung detailliert in seinem Buch The New World Order. Als Vorbild und Zwischenschritt gilt die EU. Lieblingsziel ist eine globale Steuer, die alle Menschen bezahlen müssen und mit der diese globalen Strukturen finanziert werden.

Was fordern nun die Occupy-Leute? Am Anfang hielten sie sich bedeckt, aber so langsam lassen sie die Katze aus dem Sack: höhere Steuern und mehr Regulierung. Auch auf der deutschen Webseite findet sich praktisch der Wunschkatalog der sozialistischen Globalisten: »Einleitung einer sozial-ökologischen Transformation der europäischen Wirtschaft, Einführung einer Finanztransaktionssteuer, für ein verfassungsmäßig garantiertes Recht auf tariflich entlohnte Arbeit« und weitere Zwangsmaßnahmen gegenüber dem Bürger, den die Bewegung angeblich vertritt. Der deutsche Vertreter von Occupy redet sich bei Alexander Benesch frecherweise damit heraus, dass diese Webseite jeder bearbeiten könne. Er hat die Forderungen aber auch nach der Sendung nicht von der Webseite genommen. Ob ich da auch die Abschaffung der EZB fordern kann? (Aufruf an meine Leser: Versucht es doch mal).

Natürlich treten auch wieder die üblichen Verdächtigungen auf den Plan: Oberglobalist George Soros, der vermutlich die Bewegung über Umwege finanziert. Der von der Wall Street gesponserte Obama zeigt »Verständnis«, und der aktuell größte Unhold von allen, Ben Bernanke, zeigt Solidarität. Kein Wunder also, dass diese Bewegung nicht am Hauptproblem rüttelt: Dem vom Staat garantierten Geldmonopol der FED oder der EZB, die unablässig Geld aus dem Nichts erzeugen, was die wahre Ursache der Krise ist. Im Gegenteil, Anhänger von Ron Paul, der seit Jahrzehnten die Abschaffung dieses Kartells der Großbanken fordert, werden offen gemobbt und ausgegrenzt. In den sehenswerten Videos von Adam Kokesh tragen die Teilnehmer ganz offen ihre (links-)totalitäre Sichtweise der Welt zur Schau. Sie untergraben die Pressefreiheit, wenn sie selber nicht gefilmt werden wollen, halten aber mit der Kamera drauf, wenn sie auf Polizisten treffen, propagieren Gewaltanwendung, wenn ein Individuum gerne selbst Verantwortung übernehmen will und so weiter und so fort.

Die Initiatoren der Bewegung wollen anonym bleiben, was verdächtig genug ist. Die Linke gibt sich in den Versammlungen die Klinke in die Hand. Aber das wirklich Verräterische ist mal wieder der Umgang der Medien mit dem Phänomen. In Deutschland gab es keine einzige Demonstration von Occupy und schon wird der Initiator am Donnerstag bei Maybrit Illner eingeladen und kann dort Werbung für die erst in der Zukunft stattfindende Demo machen. Die Partei der Vernunft organisiert seit Monaten Anti-Euro-Demos und niemand der Verantwortlichen (Disclaimer: Ich bin einer davon) wurde von der Redaktion eingeladen. Wie kann das sein?

Diese Demos werden genauso ignoriert wie die Ron-Paul-Bewegung in Amerika. Warum? Weil es dort um das eigentliche Problem geht: das Zentralbanksystem, das Kartell der Großbanken. Die Bankster haben soviel Angst vor der Abschaffung des Kartells, dass sie sich ihre eigene Opposition gezüchtet haben. Eine Ebene darüber reiben sich jene schon die Hände, deren Motto »Ordnung aus dem Chaos« ist. Sie hoffen, dass es möglichst viele, außerparlamentarische Proteste gibt, um den Staat weiter auszubauen, eine europäische Superregierung zu installieren und die letzten Freiheitsrechte abzuschaffen. Kurioserweise fordern die Teilnehmer an den Occupy-Demonstrationen mehr von dem, was das Problem verursacht hat: planwirtschaftliches, staatliches Handeln unter Anwendung von Zwang. Das ist es, was einem sofort das Zitat von Einstein in den Sinn kommen lässt.

Ungeachtet der konkreten Forderungen von Occupy, die je nach Lust und Laune auch mal wieder dementiert werden, haben die eigentlichen Initiatoren eine nicht mehr verwischbare Spur hinterlassen. Auf der offiziellen Webseite befindet sich eine Anleitung zum Kollektivismus, die verräterischer nicht sein könnte. Abgesehen davon, dass deutlich wird, dass das Individuum (= der Mensch) nichts zählt angesichts der Masse, enthält der Text den Schlüssel zu den Hintermännern. Dieses gespenstische Art der Gruppensteuerung entstammt direkt den Laboren des Tavistock-Instituts. Ab Seite 183 beschreibe ich in meinem vor Entstehung der Occupy-Bewegung verfassten Buch die von Kurt Lewin entwickelten Techniken der Gruppendynamik, die hier angewendet werden. Ziel solcher Methoden: »Der Mensch wird reduziert zu einem Tier. Die hochdifferenzierten, vielseitigen Fähigkeiten verschwinden.« Die Anhänger der Bewegung regen sich auf, sind aber zu tieferer Analyse nicht mehr fähig. Wenn sie sich beim Betrachten dieser Bilder an eine Sekte erinnert fühlen, liegen sie richtig. Das Wiederholen der vorgesagten Texte durch die Masse soll ein Gruppengefühl erzeugen, das das Individuum verschwinden lässt. Die »Borg« lassen grüßen. Diese kommunistische Propaganda versucht die Natur des Menschen zu leugnen: Er kommt in Wirklichkeit allein und frei auf die Welt und nicht als Gruppe. Der Mensch ist zwar ein soziales Wesen, aber er ist es freiwillig und nicht weil er dazu gezwungen werden muss. Diesen Umstand macht sich die »Elite« zunutze, um die Bevölkerung zu kontrollieren. Die Elite suggeriert den Menschen, dass der Staat diese Gemeinschaft ist. Dabei benötigen die Menschen keine Bürokraten oder Politiker, um gemeinsam zu leben, zu arbeiten und freiwillig Leistungen auszutauschen.

Das Tavistock-Institut ist verantwortlich für fast jede Angstpropaganda, die der Planet in den vergangenen Jahrzehnten über sich ergehen lassen musste. Die globale »Elite« bedient sich dieses Instituts, um Menschen zu beeinflussen und zu dem werden zu lassen, was sie sich wünschen: eine Herde Schafe.

Währenddessen definiert Hans Dietrich Genscher schon einmal, die Rolle der EU in der neuen Weltordnung: »Den Weg aus gemeinsamer Zukunftsverantwortung heraus, das heißt mit der Endkonsequenz der Flucht in nationale Alleingänge, oder entscheidet er sich für mehr Europa, das heißt für auch ein Europa der inneren Solidarität mit allen Mitgliedstaaten, das sich fit macht für seinen Platz in einer neuen Weltordnung?« Solidarität heißt natürlich Sozialismus. Schöner die Tulpen nie blühten.


© 2011 Kopp Verlag, Rottenburg

Neues von der Finanzkriegsfront:
von Deena Stryker   translated by sophyama

Die Radioreportage eines italienischen Senders über die auf leisen Sohlen voranschreitende Revolution in Island lässt aufhorchen und ist gleichzeitig ein herausragendes Beispiel dafür, wie uns unsere Medien nur unzureichend über die Vorgänge im Rest der Welt informieren.

Man erinnere sich, dass zu Beginn der Finanzkrise im Jahre 2008, Island ganz schnell zum Bankrottfall erklärt wurde. Die Gründe hierfür fanden nur beiläufige Erwähnung, und seitdem ist dieser kleine Staat wieder in Vergessenheit geraten.

Nachdem nun ein EU-Land nach dem anderen auf die Zahlungsunfähigkeit zusteuert, und damit seine Bonität riskiert, wodurch der Euro mit immer stärkeren Trudelbewegungen auch die Weltwirtschaft erschüttern lässt, wird klar, das die führenden Köpfe dieser chaotischen Lage kein Interesse daran haben, die Entwicklungen in Island als gutes Beispiel an die große Glocke zu hängen.

Innerhalb von nur fünf Jahren der Anwendung reiner neoliberaler Wirtschaftsprinzipien wurde aus Island ein vermeintlich reiches Land. (320 000 Einwohner, keine Armee). Im Jahre 2003 wurden alle isländischen Banken privatisiert und Aufgrund ihrer ‘low cost online banking services‘ konnten sie ihrem international schnell wachsenden Klientel gute Renditen versprechen. Die unter dem Namen Icesave bekannt gewordenen Finanzprodukte zogen viele englische und holländische Anleger an. Mit dem zügigen Anwachsen der Anlagen stiegen auch die internationalen Schulden des privatisierten Bankensektors. Im Jahre 2003 betrug die Schuldenlast von Island das doppelte seines jährlichen Bruttosozialproduktes. Bis zum Jahr 2007 war es dann auf das 9-fache (900%) gestiegen. Die Finanzkrise des Jahres 2008 brachte dann den Todesstoß. Die drei größten isländischen Banken LandbankiKaupthing und Glitnir wurden als insolvent erklärt und wieder verstaatlicht, während die isländische Krone 85% ihres Wertes gegenüber dem Euro verlor. Am Ende des Jahres erklärte Island seinen Staatsbankrott.

Trotz gegensätzlicher Erwartungen, führte die Krise dazu , daß die Isländer durch einen inzwischen etablierten Prozess direkter Demokratie fähig waren, ihre nationalen Rechte und ihre Unabhängigkeit wieder herzustellen, die zur Entwicklung einer neuen Verfassung führte.

Geir Haarde, der sozialdemokratische Premierminister, handelte einen Dollarkredit in Millionenhöhe aus, den die skandinavischen Länder nochmals verdoppelten (angeblich insgesamt 5 Millionen Dollar, was mir als Zahl aber viel zu gering erscheint, d. Übers)

Die ausländischen Geldgeber verlangten dagegen drakonische Maßnahmen für ihren Service. Der IWF und die Europäische Union wollten die Schulden ‘übernehmen’, da sie nur so die Rückzahlungen an die englischen und holländischen Anleger gewährleistet sahen, deren Regierungen die Rückzahlungen verbürgt hatten. Im Lichte anhaltender Proteste und Straßenschlachten trat die Koalitionsregierung Haarde dann zurück. Vorgezogene Neuwahlen wurden für April 2009 anberaumt, die zu einer linksorientierten Regierung führte, welche die neoliberale Wirtschaftsweise offiziell verurteilte, aber sich nichtsdestoweniger dazu bereit erklärte, dreieinhalb Millionen Euro unmittelbar zurückzuzahlen. (Auch wieder eine zu kleine Summe, damit spielt jede Provinzbank locker im Laufe einer Woche, siehe Andreas Popp….D. Übers.) Diese Rückzahlung sollte jeden Isländer dazu verdonnern, einen Obolus von 100 Euro monatlich für volle 15 Jahre bei 5.5% Zinsen an die ausländischen Geldgeber abzugeben, für einen finanziellen Schaden, der von Privatbankiers verursacht wurde. Das war dann der berühmte ‘Strohhalm, der dem ‘Rentier’ dann schlussendlich ‘den Rücken brach’ oder auf deutsch, ‘das Fass zum überlaufen brachte’!

Was darauf folgte war unglaublich. Die Annahme, dass private Haushalte für die Verluste der Finanzmonopole aufzukommen hatten, so daß eine ganze Nation über drastische Steuererhöhungen die Privatschulden einiger Weniger abtragen sollte, erzeugte genug Zündstoff, diese Illusion der Finanzjongleure zu zerstören. Es begann ein Prozess während dem die Beziehung zwischen den Einzelpersonen und den Funktionsträgern des öffentlichen Lebens überdacht wurden, and an dessen Ende die politischen Führungsfiguren ganz bewusst auf die Seite ihres Wahlvolkes einschwenkten.

Das Staatsoberhaupt Olafur Ragnar Grimsson verweigerte sich, das Gesetz zu ratifizieren, das die isländische Bevölkerung zur Kasse gebeten hätte, und gab den Rufen für ein Referendum nach.

Natürlich war daraufhin das Geschrei in der internationalen Gemeinschaft groß, während England und Holland Vergeltungsmaßnahmen androhten, die zur Isolation des Landes führen würden.

Während die Isländer unbeeindruckt ihre Stimme im Referendum abgaben, drohten die ausländischen Banker jede Geldzuwendung durch den IWF zu stoppen. Das britische Außenamt drohte, alle englischen Bankkonten, die von isländischen Sparern gehalten wurden, einzufrieren. Grimsson sagte, er habe die Drohung erhalten, ”wenn Island nicht den Forderungen entspräche, würde es zum Kuba des Nordens gemacht werden. Wenn wir diese Bedingungen aber akzeptiert hätten, wären wir schnell zum Haiti des Nordens geworden”.

Im Verlaufe des Referendums stimmten dann im April 2010 93% der Isländer gegen die Zurückzahlung der Schulden aus Privathaushalten ab. Der IWF fror daraufhin unmittelbar alle finanziellen Hilfen ein. Aber diese  – in den Medien der Vereinigten Staaten nicht berichtete – Entwicklung, war nicht mehr in der Lage, auf diese revolutionäre Bewegung Druck auszuüben. Mit Unterstützung der empörten Bevölkerung brachte die Regierung eine Untersuchung der kriminellen Machenschaften und Praktiken der verantwortlichen Bankmanager zuwege. (Achtung Herr A…mann, erinnern Sie sich noch an die Abwicklung der 9/11 Geldgeschäfte ihrer DB??!! Cui bono?, d. Übers.)

Interpol fahndete von nun an nach dem vormaligen Präsidenten von KaupthingSigurdur Einarsson, während auch die anderen implizierten Banker fluchtartig das Land verließen.

Die Isländer ließen es damit aber nicht auf sich beruhen. Sie machten sich nun daran, eine neue Verfassung auszuarbeiten, die es dem Land ermöglichte, sich von der übermächtigen Macht der internationalen Finanzbranche mit ihrem Kunstgeld abnabeln. (Ihre bis dato gültige Konstitution stammte von 1918, und war übernommen vom dänischen Königreich, mit nur einem kleinen Unterschied, in dem das Wort ‘König’ immer durch das Wort ‘Präsident’ ersetzt wurde).

Für das Projekt der ‘Neue Verfassung’ worden 25 Menschen aus einer Gruppe von 522 ausgewählt, die in keiner Weise mit irgendeiner politischen Partei oder sonst irgendeiner Interessengruppe verbandelt waren, die aber aufgrund der Unterstützung von 30 weiteren Isländern in die engere Auswahl gekommen sind. Das garantierte, das die Architektur des daraus resultierenden Dokumentes nicht auf das Werk einer Handvoll von Politikern zurückging. Das Internet wurde zum wichtigen Werkzeug der Entwicklung der neuen Verfassung. . Die öffentlichen Treffen der Mitglieder des Konstitutionsrates wurden über das Internet einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Landsleute konnten so mögliche konstruktive Kommentare per Mausklick mit einbringen, und so dem Wachstum einer vom Volk selber gemachten Konstitution aktiv beiwohnen. Der Prozess ist immer noch in Gange und wird am Schluß des Projektes dem Parlament nach der kommenden Wahl zur Abstimmung vorgelegt.

Mancher geschichtsbeflissene Leser mag sich, angesichts der jetzigen Lage, an Jared Diamonds gleichnamiges Buch erinnert fühlen, daß den Zusammenbruch der agrarischen isländischen Gesellschaft im 9.Jahrhundert beschreibt.

Heute erholt sich das Land vom finanziellen Bankrott in einer Weise, die gemeinhin nicht als die typische Genesungsgeschichte verstanden wird, wie aus den Bemerkungen von Christine Lagarde, der Chefin des IWF zu Fareed Zakaria deutlich wurde.

Sie machte es den Menschen in Griechenland zur unverhandelbaren Bedingung, ihren öffentlichen Sektor weitgehend dem Privatsektor zu überantworten. Das Gleiche steht wohl auch den Menschen in ItalienSpanien und Portugal ins europäische Haus.

Sie wären gut beraten sich Islands Beispiel zu Herzen zu nehmen, und nicht unter dem Druck der ausländischen Interessen zu buckeln. Dieses kleine Land hat es geschafft deutlich zu machen, daß seine Landsleute Souverän sind. (Ach ja, Deutschland hat ja auch ein kleines Problem damit…, d. Übers)

Darin liegt wohl der Grund, warum Island nicht mehr in den Nachrichten auftaucht.

 

Deena Stryker ist eine amerikanische Autorin, die in sechs Ländern gelebt und gearbeitet hat, und vier Sprachen fließend beherrscht. Sie hat in drei Sprachen publiziert. Sie betrachtet die größeren Zusammenhänge aus einer systemischen und spirituellen Perspektive..

Zugang zum Original und weitere Info: http://sacsis.org.za/site/article/728.1


Sehr geehrter Oliver Janich,

eventuell hast du (äh, ich duze mal) mit deiner Behauptung, die Occupy-Wall-Street- Bewegung wäre im Pseudo-Hegelschen Sinne gesteuert und initiiert, recht.
Vieleicht ist man auch einfach, wie wohl schon des öfteren, auf den fahrenden Zug der Freiheitsbewegung aufgesprungen, um ihn in die den Hintermännern genehme Richtung zu lenken. Wir wissen aber auch, dass viele der herangezüchteten Bewegungen den Elitisten wie dem Zauberlehrling aus dem Ruder gelaufen sind. Jedenfalls könnte ich viele der Forderungen von Occupy Wall Street unterschreiben, Wer weiß außerdem, was geschieht, wenn der breiten Mittelschicht in allen Ländern die parasitären Tricks, die in der Konstruktion des mit wenigen Ausnahmen weltweiten fraktionalen Geldsystems versteckt sind, zur Gänze bewußt werden. Wir stehen am Anfang einer großen Lernkurve der Bevölkerung. Die Geschichte von Kaspar Hauser sollte auch dem gierigsten Machtmonster zu denken geben.

Erstaunlich finde ich deinen herablassend-satirischen Tonfall, der wohl aus Verzweiflung an der Dummheit der Mitmenschen geboren sein soll. Für jemanden, in dessen Argumentationen Löcher so groß wie Scheunentore klaffen, riskierst du eine ziemlich freche Lippe. Aber jeder ist nun mal so, wie er ist. Deine Verdienste will ich damit kaum schmälern!

Folgende Lernfragen habe ich an Dich:

  1. Du drischt permanent auf den Kollektivismus, sprich Sozialismus, ein. (Demnächst werde ich mir ein Buch von Thorsten Polleit kaufen) Es ist dir aber schon bewußt, das die Feudalisten Privatpersonen sind, die die kollektivistischen, dysfunktionalen Staatsformen nur vorschieben und benutzen? Also: Der urböse Feind ist privat! Er glaubt an sein Eigentum! Er ist ein asozialer, anarchistischer Banker? Ein ideologischer Illuminati?
    Mit David Hume müssen wir deshab sagen: Schluß mit den Räuberbaronen, alle Gewalt geht vom Staat aus. Nur: Es gilt der ausgeleierte Sponti-Spruch: Sowenig Staat wie möglich, soviel wie nötig. Das ist absolut tausendprozentig wahr! Nur wer tariert das Gleichgewicht nach welchen Ideen aus?
    Ich führe ein (wirklich) kleines Familienunternehmen, gegründet im Jahr 1913.
    Die Mittelschicht weiß sehr wohl, wie wichtig die Freiheit des Individuums und das Recht auf Eigentum ist. Unternehmerische Kreativität entsteht aus Vielfalt!
    Die Realwirtschaft kämpft ums Überleben und bleibt doch auf ewig die Kuh auf der Weide der Finanzindustrie und der von den Plutokraten im Geheimen gesteuerten Großkonzerne. Dafür ist die Diskrepanz zwischen den Sonntagspredigten über das mittelständische Rückgrat der Wirtschaft und die seit Jahrzehnten entgegengesetzte Rechtsprechung, man erinnere an Basel 2 und jetzt 3, ein schlagender Beweis.

Die Wahrheit über die angemessene Staatsform des 21.Jahrhunderts (nieder mit der EUDSSR) wird an einer Kontakstelle zwischen sozialer Marktwirschaft und Liberalismus verhandelt. Allerdings ist der 1948 eingebaute Systemfehler, der über den Zinseszinseffekt das erarbeitete Geld über die Jahrzehnte an die Superreichen verteilt hat, von vornherein auszumerzen.
Hier kommt die Geldsystemtheoretikerin Samirah Kenawi mit ihrem genialen Vorschlag ins Spiel, das Wirtschaftssystem negativ zurückzukoppeln. Platt gesagt: Kein Reicher sollte, sagen wir mal, mehr als € (oder Neu-DM) 10 Millionen besitzen. Kein Armer weniger als eine noch festzulegende Untergrenze. Ergebnis: Das Geldsystem bleibt stabil! Das äußerst empfehlenswerte Buch heißt: FALSCHGELD!
Wichtig ist weiterhin: Von Peter Sloterdijk aus Band 3 seiner Spärentrilogie das Kapitel: Nicht Vertrag, nicht Gewächs! In dem er die Irrtümer des organischen Gesellschaftsmodells (Kollektivismus) und die des Libertären Gedankens (Liberalismus,Vertragsfreiheit) offenlegt. Man kann über den Mann denken, was man will, wo er recht hat, hat er recht!
Die Frage an dich lautet daher: Was soll die ewige Fixierung auf den Bürokratismus und Kommunismus, wenn die wahren Schurken offensichtlich woanders sitzen. Sollte Putin mitsamt FSB der weltweite Strippenzieher und Schachspieler sein? Was ist dann mit der City of London, den Offshore- Finanzplätzen und dem amerikanischen Geldadel mitsamt FED?

2) Dr.John Colemann behauptet in seinem Buch ”Das Komitee der 300″ die urliberale Mont-Pelerin- Society mit ihren berühmten Mitgliedern Hayek und von Mises ist eine Frontorganisation des Tavistock Instituts? Das könnte z.B. gut zum behaupteten Kampf der Illuminati mit der hatholischen Kirche passen. Ist das alles Quatsch mit Soße?

3) Große Sorge in Bezug auf die Verbreiterung der monetären systemkritischen Bewegung, siehe Occupy Wall Sreet, bereitet mir die jetzt schon auffällige Aufteilung in Fraktionen. Wo soll das in Zukunft hinführen? Die Hauptsprecher sollten wirklich alles tun, um in den wichtigen Fragen einen Konsens herzustellen.
In den USA hat man Ellen Brown und Stephen Zarlanga in Opposition zu G. Edward Griffin, vor allem was Gold als Deckung für ein neues Währungssystem betrifft. Von den Bitcoins ganz zu schweigen.
Hier gibt es die Kritiker des Exponentiellen Zinssystems nach Silvio Gesell in Haßliebe mit der Monetative und dem Unglauben an das FIAT Geld, was wiederum für Libertäre als Tatsache gilt. Dafür wittert die Partei der Vernunft in der Monetative eine verfluchte Staatsgläubigkeit, die nur ins bürokratische Unheil führen kann. ( Die Tatsache der Geldherstellung durch die Geschäftsbanken steht übrigens in einer bekannten Lernbroschüre der Bundesbank, so what Gesellanhänger)
In anderen Ländern wird die Diskussionfront ähnlich sein. Dahinter steckt ja auch eine sehr ernsthafte Fragestellung. Was die Sprüche
,lieber Janich, gegern Senf und Huber sollen ist mir unklar, was ist denn mit Hans Christoph Binswanger, Magrit Kennedy oder Bernard Lietaer und den anderen Unterstützen der Monetative. Da sollten Sie ihr Niveau etwas heraufschrauben, obwohl mir persönlich die bissig- ironische Art durchaus gefällt, ist sie bei dem was auf dem Spiel steht nicht angemessen.

Vielleicht hast du Zeit und Lust auf meine Bedenken zu antworten.

Freundliche Grüße

Frederik Börges


 

Oliver Janich sagt:
Oktober 16th, 2011 an 19:34

Mein Niveau ist soweit oben wie möglich. Ich will, dass niemand von irgendjemanden zu irgendwas gezwungen wird, solange er niemandem schadet. Egal welche krude Geldtheorie jemand vertritt, so lange er mich nicht zwingt sein Geld zu benutzen, darf er das.

Coleman: Wäre Tavistock pro Hayek, hätten wir längst keine Zentralbanken mehr. Er nennt ja auch nie Quellen, sondern behauptet nur. Was nicht heißt, dass alles falsch ist, was er behauptet.


 

  1. Fredrik Börges sagt:

    Krude Geldtheorie? Sie sind ja goldig, Herr Janich! Das Samurai-Schwert von Frau Kenawi ist entschieden schärfer als Ihre Axt! Sie sollten sich das Buch “Falschgeld” wirklich anschaffen, vor allem da Frau Kenawi wie Sie der Meinung ist, dass Geldschöpfung durch den Staat geradewegs in die Diktatur führt.

    Allerfreundlichste Grüße, I’ll be back!


Dynamik des Geldes

Die Bedeutung des Geldes liegt darin“, meint Georg Simmel 1907 in seiner Philosophie des Geldes, „dass es fortgegeben wird; sobald es ruht, ist es nicht mehr Geld seinem spezifischen Wert und Bedeutung nach.“ Geld wandert von Einem zum Andern, versetzt Dinge und Menschen in Bewegung, es entfaltet eine Dynamik, die in metaphorischen Bildern vom Geld als Blutkreislauf und Nerv der Welt zum Ausdruck kommt.

Aureus, Rom, Augustus
Aureus, Rom, Augustus
(27 v. Chr. bis 14 n. Chr.)

Historische Beispiele für die Rolle des Geldes als Motor der ökonomischen Entwicklung wie auch der gesellschaftlichen Integration sind die Weltreiche der Antike. Beide, Griechenland und Rom, verfügten über hoch entwickelte Geldsysteme, die das Fundament ihrer wirtschaftlichen Vormachtstellung bildeten und – bei fortschreitender Monetarisierung der Gesellschaft – auch die kulturellen und sozialen Beziehungen beeinflussten.

Griechisches Geldwesen

Der Aufstieg der griechischen Handelsstädte im 5. Jahrhundert v. Chr. ging Hand in Hand mit der Entwicklung neuer monetärer Mittel. Zwar lässt sich der Gebrauch von Geld in Form von Barren in Mesopotamien und Ägypten bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen. Zahlungsmittel waren in diesen hoch entwickelten Kulturen insbesondere Getreide und Silber, das ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. auch in Form von Münzen umlief, und es existierte ein von König und Tempelhütern festgesetzter Gewichts(Silber)-Standard. Neu am Geldsystem der griechischen Stadtstaaten war, dass die Münzen nach ihrem Nominalwert akzeptiert wurden. Dieser war höher, als der Wert der Barren, aus denen die Münzen geprägt wurden.

Silberwährung und Währungsreform

Tetradrachme, Athen, nach 449 v. Chr.
Tetradrachme, Athen,
nach 449 v. Chr.

Um die Überbewertung des Edelmetalls (Silbers) glaubhaft zu machen, bedurfte es erstens einer Regelung des Geldwesens durch eine starke rechtliche Autorität und zweitens einer entsprechenden wirtschaftlichen Attraktivität des ausgebenden Staates. Beides hat Athen in ausreichendem Maß besessen. Der Einführung einer neuen Silberwährung nach dem attischen Münzfuß durch König Solon Anfang des 6. Jahr­hunderts v. Chr. waren tief greifende Rechtsreformen vorausgegangen. Auf einen Zusammenhang zwischen Recht und Münzprägung deutet auch die griechische Bezeichnung für Münzwesen – nomisma. Sie weist den gleichen Wortstamm auf wie der Begriff für Gesetz – nomos. Zur Belebung des Geldwesens unter der Herrschaft Solons trugen darüber hinaus die Förderung von Handel und Gewerbe und der Aufschwung des Silberbergbaus bei. Die attischen Münzen, seit der Herrschaft Peisistratos (560 bis 527 v. Chr.) mit der sprichwörtlichen Eule als Wappentier, wurden zum Symbol der neuen Währungsmacht und fanden als Handelsmünze im gesamten Mittelmeerraum Verbreitung.

Monetarisierung

Tetradrachme, Syrakus, 510–485 v. Chr.
Tetradrachme, Syrakus,
510 bis 485 v. Chr.

Im 5. Jahrhundert v. Chr. begannen zahlreiche andere griechische Städte mit der Münzprägung. Ein Grund dafür mag der Gewinn gewesen sein, den sie aus der Herstellung der Münzen und der Überbewertung des dafür verwendeten Silbers zogen. Münzen setzten sich rasch als gebräuchliche Form des Geldes durch. Nach den Schriften des Historikers Thukydides bildeten Silbermünzen den überwiegenden Teil des Tempelschatzes der Athene auf der Akropolis, auf den die Stadt in Krisenzeiten zurückgreifen konnte (in solchen Situationen wurden sogar die goldenen Kultstatuen eingeschmolzen). Auch für alltägliche Transaktionen wurde Münzgeld verwendet, vorwiegend kleine Silbermünzen, gelegentlich auch Kupfergeld, das man – den Dramen Aristophanes zufolge – im Mund mit sich trug.

Münzgeld benötigten in dieser Zeit selbst jene Stadtstaaten, die – aus Silbermangel oder anderen Gründen – keine Münzen prägten, wie Sparta, das seinen männlichen Bürgern den Besitz von Münzgeld und Silber verbot und stattdessen Eisenstäbe, so genannte Oboli, als Zahlungsmittel verwendete. Dennoch musste es für seinen Kampf gegen Athen den persischen König um finanzielle Unterstützung in Form großer Summen von Münzgeld bitten.

Tetradrachme, Rhodos, um 360 v. Chr.
Tetradrachme, Rhodos,
um 360 v. Chr.

Attische „Weltwährung“

Tetradrachme, Alexander III., Arados
Tetradrachme,
Alexander III. der Große
(336 bis 323 v. Chr.),
Arados, 328 bis 326 v. Chr.

Welche Impulse für die gesamte Gesellschaft von einem funktionierenden Geldwesen ausgingen, zeigt das Beispiel Alexander des Großen (336 bis 323 v. Chr.). Ihm gelang es, durch monetäre Reformen die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Integration von Orient und Mittelmeerraum zu schaffen und so die militärischen Erfolge zu vertiefen. Er vereinheitlichte das Finanzwesen und führte im gesamten Herrschaftsgebiet den attischen Münzfuß ein. Mit den in Persien erbeuteten Edelmetallschätzen verfügte Alexander über genügend Ressourcen, um in bis dahin nie erreichter Menge Geld zu prägen. Die Existenz einer einheitlichen Währung mit festen Wechselkursen begünstigte den wirtschaftlichen Austausch und bildete die Grundlage für die Entstehung eines Welthandelsgebietes. Die griechischen Münzen setzten sich als eine Art Weltwährung durch, die nicht nur den Römern als Vorbild diente, sondern durch die Verbreitung keltischer Kopien über den Balkan bis weit in das westliche Europa nach Gallien und Britannien wirkte.

Geldwechsler und Kredit

Die rasche Monetarisierung der griechischen Gesellschaft führte zur Entstehung neuer, auf spezifische Bedürfnisse ausgerichteter Geldinstrumente. Ende des 5. Jahrhunderts sind erste Vorläufer von Banken in Athen nachweisbar. Dabei handelte es sich um Geldwechsler und Pfandleiher, die ihre Tätigkeit an Tischen auf den Marktplätzen ausübten. Ihre Kundschaft waren vor allem fremde Händler und Kaufleute, die für ihre Geschäfte heimisches Geld benötigten. Die Bankinhaber arbeiteten auf eigenes Risiko und waren keinen rechtlichen Regelungen unterworfen. Sie nahmen auch Geldeinlagen entgegen, bezahlten dafür aber keine Zinsen. Ihre Leistung bestand offenbar darin, ein sicheres Depot zur Verfügung zu stellen. Eher selten war die Vergabe von Krediten, für die in der Regel 12 Prozent Zinsen pro Jahr berechnet wurden.

Geld, Wert und Recht

Stater, Korinth, 415–387 v. Chr.
Stater, Korinth,
415 bis 387 v. Chr.

Voraussetzung für das Funktionieren eines monetären Systems ist das Vertrauen in den Wert und die Stabilität des Geldes. Vorteil des unter staatlicher Hoheit stehenden Münzgeldes war, dass die ausgegebene Menge kontrolliert werden konnte. Zugleich aber war dieses System anfällig für Manipulationen. Um Sicherheit zu gewährleisten und ihre Reputation als Währungsmacht aufrecht zu erhalten, mussten die ausgebenden Staaten wiederholt zu drastischen rechtlichen Sanktionen greifen.

Zu einer ersten inflationären Entwicklung kam es nach dem Peloponnesichen Krieg (431 bis 404 v. Chr.), als Athen auf die wachsende Konkurrenz der korinthischen Währung mit der Ankurbelung der Silberproduktion reagierte, ohne sich der Gefahren einer rasch steigenden Geldmenge bewusst zu sein. Ein Problem stellten in dieser Zeit Münzfälschungen in großem Stil dar. Athen verhängte strenge Strafen für dieses Vergehen und seit 375 v. Chr. gab es eine gesetzliche Regelung für die Prüfung der Echtheit und der Güte von Münzen durch öffentliche Sklaven. Geldentwertung, die Erfahrung steigender Preise und soziale Unruhen begleiteten auch den Niedergang der hellenistischen Staatenwelt seit dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr.

Römisches Geldwesen

Das römische Geldwesen erfuhr erst mit dem Aufstieg Roms zur führenden Macht im Mittelmeerraum um 200 v. Chr. einen kräftigen Entwicklungsschub. Bis dahin besaß Rom ein wenig ausgebildetes monetäres System, das für die Bedürfnisse einer regionalen Wirtschaft zwar ausreichte, nicht aber für die finanziellen und administrativen Anforderungen eines Großreiches.

Die ersten vier Jahrhunderte nach der Gründung Roms (753 v. Chr.) fungierten Rohkupfer (Aes rude) und dann gewogene Bronzebarren (Aes signatum) mit Bildern oder einer Aufschrift als Geld. Für bestimmte Güter diente auch Kleinvieh als Wertmaß. Der lateinische Begriff für Geld – pecunia – leitet sich von dem für Kleinvieh – pecus – ab, was als Indiz dafür interpretiert wird, dass die ersten Formen von Geld in Rom Kühe und Schafe gewesen seien. In den Quellen sind aber häufiger Bronzebarren als Zahlungsmittel erwähnt.

Da Kupfer billig war, mussten relativ große Gewichtseinheiten – meist in Form von Stangen oder Platten – verwendet werden. Hohe Summen, wie etwa das Vermögen eines römischen Senators, konnten wegen des großen Gewichts nur in Karren transportiert werden. Auch das „stipendium“, das die Legionäre der römischen Armeen ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. als Entlohnung erhielten, wurde vermutlich in Bronzebarren bezahlt.

"Hellenisierung" des römischen Geldwesens

Didrachme (Quadrigatus), 222–215 v. Chr.
Didrachme (Quadrigatus),
222 bis 215 v. Chr.

Münzen wurden erstmals um 300 v. Chr. geprägt. Neben dem Kupferschwergeld „Aes grave“, das auf der Vorderseite einen Januskopf und auf der Rückseite den Bug eines Schiffes zeigte, begann in dieser Zeit die Silberprägung nach dem Vorbild der griechischen Städte in Süditalien. Der hellenistische Einfluss auf das römische Geldwesen wuchs, als Rom nach dem Sieg über den griechischen König Pyrrhus (275 v. Chr.) seine Position als mediterrane Macht festigte und sich die Errungenschaften des griechischen Kulturraumes zu Eigen machte. Die Beute aus den eroberten Gebieten, zu der auch die Erträge der Silberminen von Bruttium (heutiges Calabrien) zählten, stärkten die römische Wirtschaft und bildeten die Grundlage für den Ausbau der Silberprägung.

60 Asse, Rom, nach 211 v. Chr.
60 Asse, Rom,
nach 211 v. Chr.

Die Punischen Kriege (264 bis 241 und 218 bis 201 v. Chr.) führten zu einer weiteren Ausdehnung des römischen Einflussbereiches, der sich nun über das gesamte Mittelmeer erstreckte. Sie bewirkten einen nachhaltigen Wandel der inneren, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur des römischen Staates. So etwa bildete die Kriegsproduktion während des zweiten Punischen Krieges den Ausgangspunkt für die Sklavenwirtschaft, die in der Folge auch auf den Latifundien eingeführt wurde. Kostspielige Kriegführung und die Verwaltung der neuen Provinzen trieben den finanziellen Staatsaufwand in bis dahin unbekannte Höhen. Zur Deckung des Bedarfs wurden die beschlagnahmten Reichtümer aus den eroberten Gebieten herangezogen und eine rigorose Besteuerung durchgeführt. Die monetären Grundlagen für die wirtschaftliche Hegemonie Roms im Mittelmeerraum schuf die Reform des Münzwesens im Jahr 212 v. Chr.. Sie legte ein einheitliches, auf fixen Relationen beruhendes System von Silber- und Bronzemünzen fest. Die wichtigsten der nach griechischen Vorbildern gefertigten Münzen waren das Bronze-As und der Silber-Denar, dessen Name (Zehner) sich aus seinem Wert von 10 Assen ableitete. Die Kontrolle über das Münzwesen übte der Senat im Namen des römischen Volkes aus.

Geld, Reichtum und Macht

Verglichen mit Griechenland hatte sich das römische Geldwesen relativ spät entwickelt. Im 2. Jahrhundert v. Chr. kam es jedoch zu einer raschen Monetarisierung der römischen Gesellschaft, die mit einem merkbaren Anstieg des Geldumlaufes einherging. Welche Bedeutung Geld im Alltag der unter römischem Einfluss stehenden Gebiete hatte, dokumentieren unter anderem die zahlreichen Hinweise auf Geldtransaktionen im Neuen Testament: Der angemessene Tageslohn für die Arbeit bei der Weinernte wird hier mit 1 Denar beziffert, eine Barschaft von 10 Denaren gilt bereits als hoher Betrag. Für die Verpflegung von 5000 Leuten mit Brot benötigte man 200 Denare.

Durch die Eroberung der Provinzen kam Rom zu unermesslichem Reichtum. Die Beute aus den Kriegszügen und der Ertrag der Steuern, die den besetzten Gebieten auferlegt wurden, füllten die Kassen der antiken Metropole. Mit einer geschickten Politik der Koexistenz gelang es den römischen Eroberern, bestehende finanzielle und administrative Einrichtungen der Provinzen für eigene Zwecke zu nutzen. Das galt auch für regionale monetäre Systeme, deren Fortbestand neben dem römischen Geld akzeptiert wurde. Diese Münzen verschwanden aber infolge der zusehenden Verarmung der Provinzen nach und nach aus dem regionalen Geldverkehr und wurden durch römisches Geld ersetzt, wie zum Beispiel die Silbermünzen Athens Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.

Der enorme Reichtum wird häufig als Ursache für den moralischen Verfall der römischen Gesellschaft und den Bürgerkrieg im 1. Jahrhundert v. Chr. gesehen. Riesige Einnahmen aus den eroberten Gebieten erlaubten den römischen Besatzern einen verschwenderischen Umgang mit den Ressourcen. Die meist aus dem Kreis der vornehmsten Patrizierfamilien stammenden Verwalter der Provinzen (Propraetoren und Prokonsuln) führten mit dem angehäuften Vermögen ein Leben in Luxus und Überfluss und sie nutzten es, um ihren politischen Einfluss zu erweitern. Wer über große Summen verfügte, konnte öffentliche Ämter erwerben und die Armee zur Erhaltung seiner Macht bezahlen. Die Gunst des Volkes erkaufte man sich mit Spielen und Geschenken.

Denar, Julius Caesar, Rom
Denar, Gaius Julius Caesar,
Rom, 44 v. Chr.

Imperium und Doppelwährung

Julius Caesar requirierte auf seinen Eroberungszügen in Gallien, Germanien, Südengland, Afrika und Ägypten ein außerordentliches Vermögen, das er für die Finanzierung seiner politischen Pläne einsetzte. Großzügig zeigte er sich bei seiner triumphalen Rückkehr nach Rom 46 v. Chr., als jeder einfache Soldat 200, jeder Centurio 400 und die Kriegstribunen je 800 Goldmünzen erhielten. Für die Auszahlung gab Caesar umfangreiche Goldprägungen in Auftrag. Diese, auch im darauf folgenden Jahr fortgesetzten Prägungen, bildeten die Geburtsstunde der römischen Goldmünze, des Aureus (mit einem Gewicht von 8,19 Gramm). Unter Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) wurde sie wenige Jahre später in das römische Währungssystem eingebunden.

Aureus, Vitellius, Tarraco
Aureus, Vitellius
(69 n. Chr.), Tarraco

Augustus – der eigentliche Sieger des Bürgerkrieges – reorganisierte den römischen Staat und stellte das Münzwesen auf eine neue Grundlage. Die neue Münzordnung legte Gold und Silber als Währungsmetalle fest und setzte sie in eine fixe Relation von 1:12,5 zu einander. Auch die Kupfermünzen – Sesterz, Dupondius, As und Quadrans – wurden auf einen neue Basis gestellt und in ein festes Wertverhältnis zu den Währungsmünzen gebracht (1 Aureus = 25 Denare = 100 Sesterzen = 400 Asse). Die Ausgabe der Gold- und Silbermünzen ging in das alleinige Recht des Herrschers (Pontifex Maximus) über, lediglich die Kupferprägung in der Münzstätte Rom verblieb beim Senat. Die imperiale Ausrichtung des Geldes spiegelte sich bereits unter Caesar im Münzbild, das nun an Stelle des Signums gewählter Beamter den Herrscher oder seine Familie zeigte.

Die Aufnahme einer regelmäßigen Goldprägung steht, ebenso wie die außerordentliche Höhe der Münzproduktion, für ein Geldsystem, das sich dank anhaltender wirtschaftlicher Prosperität auf einer sehr hohen Entwicklungsstufe befand und über lange Zeit stabil gehalten werden konnte. Ein Großteil der enormen Ausgaben des römischen Imperiums wurde für militärische Zwecke verwendet. Mit den Soldaten und den unternehmerischen Aktivitäten der Armee gelangte das Geld bis in die entlegensten Winkel des riesigen Reiches. Außerhalb der Grenzen des Reiches wurden Aureus und Denar zu den Hauptgeschäftsmünzen, so etwa in Germanien und Skandinavien, aber auch in Indien, wo große Mengen römischer Goldmünzen umliefen.

Aureus, Marcus Aurelius, Rom, 174–175
Aureus, Marcus Aurelius
(161 bis 180),
Rom, 174 bis 175
As, Publius Aelius Hadrianus
As, Publius Aelius Hadrianus
(117 bis 138),
Rom, 125 bis 128

Krise des römischen Geldsystems

Der große Erfolg des römischen Geldes, das in der gesamten antiken Welt als Zahlungsmittel akzeptiert wurde, hatte auch Schattenseiten. Die hohen Ausgaben Roms für Luxusimporte führten zu einem starken Abfluss an Edelmetallen. Hinzu kam Mitte des 2. Jahrhunderts eine wachsende Beanspruchung der Ressourcen für die Finanzierung der Abwehr der aus dem Osten und Norden vordringenden Völker. Mit der Erweiterung der Geldproduktion bei knapper werdenden Edelmetallvorräten begann sich der Silbergehalt der Münzen, der über Jahrhunderte relativ stabil geblieben war, allmählich zu verringern. Erstmals setzte Kaiser Nero (54 bis 68) das Gewicht des Aureus (von den 7,96 Gramm der augusteischen Münzordnung auf 7,29 Gramm) herab und auch das des Denars, dem nun bis zu 10% unedles Metall beigemengt wurden. Der Silbergehalt des Denars sank in den folgenden beiden Jahrhunderten, wenngleich geringfügig, so doch kontinuierlich. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts beschleunigte sich der Verfall des Geldes dramatisch. Zur Zeit Aurelian’s (270 bis 275) betrug der Silberanteil des Denars nur noch 2%.

Eine der Ursachen für die Krise des römischen Geldsystems im 3. Jahrhundert n. Chr. lag im augusteischen System der festen Bindung der Metalle zueinander. Dieses entsprach nicht den realen Wertverhältnissen und führte, indem es die Abwanderung unterbewerteter Münzen begünstigte, zu einer sukzessiven Unterhöhlung der römischen Währung. Ein Versuch Caracallas im Jahr 212, die Wertverschiebung im Verhältnis von Gold und Silber mit der Herabsetzung des Goldpfundes und der Einführung einer neuen Silbermünze, des so genannten Antoninian (eines Doppeldenars mit rd. 5,1 Gramm), zu berichtigen, war gescheitert.

Zudem wirkten sich die unsicheren politischen Verhältnisse negativ auf das monetäre System aus. Die Abwehr separatistischer Bestrebungen der Provinzen und ständige Bürgerkriege nach dem Ende des severischen Herrscherhauses 235 n. Chr. erforderten hohe Summen und beeinträchtigen das wirtschaftliche Leben. Gleichzeitig verlor Italien durch die Entwicklung eigenständiger wirtschaftlicher Großräume in den Provinzen seine Absatzmärkte. Dennoch lief die Münzproduktion, um den außerordentlich hohen Geldbedarf des Reiches zu befriedigen, auf Hochtouren. Die Folge waren eine Wertverminderung des Geldes und steigende Preise, mit all den sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen einer Inflation. Geldvermögen wurden entwertet, Dinge des alltäglichen Lebens verteuerten sich um ein Vielfaches, die Kaufkraft des Geldes sank. Besonders betroffen waren Soldaten und Beamte: Anstelle der ursprünglich relativ hohen Geldbeträge erhielten sie ihren Sold nunmehr häufig in Form von Waren. Auch die Bauern litten unter den Preissteigerungen, da sie ihre Überschüsse auf den Märkten nicht mehr absetzen konnten. Spekulanten nutzen die Gelegenheit, um Waren günstig aufzukaufen und sie später teurer wieder zu verkaufen.

8 Aurei, Claudius II. Gothicus, Mailand, 268
8 Aurei, Claudius II. Gothicus
(268 bis 270),
Mailand, 268
8 Denare, Gordian III., Rom, 241–243
8 Denare, Gordian III.
(238 bis 244), Rom,
241 bis 243

Reformen

Die wiederholten Bestrebungen zur Reorganisation des Währungswesens zeitigten nur begrenzten Erfolg. Kaiser Aurelian’s (270 bis 275) Maßnahmen zur Wiederherstellung des alten Münzfußes provozierten 273 einen Aufstand der Münzer in Rom, die um ihre Privilegien fürchteten. Wie heftig dieser Konflikt war, zeigt die Tatsache, dass bei der Niederschlagung der Revolte 7000 Soldaten den Tod fanden.

Einen neuerlichen Versuch der Währungsstabilisierung unternahm 20 Jahre später Diocletian (284 bis 305). Er hob das starre Wertverhältnis der Währungsmetalle zueinander auf und erhöhte den Münzstandard für Goldprägungen. Der Preis der Goldmünzen richtete sich nun nicht mehr nach der Relation zum Silber, sondern nach dem Wert ihres Goldgewichts. Er konnte sich also, je nach Marktpreis des Edelmetalls, ändern. Goldmünzen wurden gehandelt wie Barren oder Schmuck, die nun wieder die Funktion von Geld annahmen. Dem Verfall der Silber- und Kupfermünzen versuchte Diocletian mit der Neuausgabe einer vollwertigen Silbermünze, des Argenteus, und der Einführung einer neuen Kupfermünze, des Follis, gegenzusteuern. Gleichzeitig hoffte er, durch Festlegung von Höchstpreisen die Inflation zu stoppen. Die Verordnung aus dem Jahr 301 umfasste Dinge des täglichen Bedarfs ebenso wie Löhne und Gehälter: 1 Pfund (ca. 325 Gramm) Rindfleisch sollte höchstens 8 Denare kosten, der Tageslohn eines Landarbeiters war mit maximal 25 Denaren begrenzt, der eines Bäckers mit 50 Denaren; für das Schreiben von 100 Zeilen durften nicht mehr als 20 Denare verrechnet werden. Das Preiserdikt erwies sich aber als ungeeignetes Instrument zur Eindämmung der Inflation, da es an Stelle von Preissenkungen nur dazu führte, dass alle, auch die günstigeren Preise auf das gesetzlich festgelegte Höchstniveau angehoben und die Waren auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurden. Das Experiment einer gelenkten Wirtschaft schlug fehl.

Mehr Erfolg bei der Neuordnung des Geldwesens hatte Konstantin der Große (306 bis 337). An Stelle des aus dem Verkehr verschwundenen Aureus führte er den Solidus ein, eine neue Goldmünze mit einem Gewicht von 4,55 Gramm, die nun die Grundlage des Währungssystems bildete. Diese Münze setzte sich rasch durch. Sie wurde in großen Mengen ausgeprägt und bildete auch nach der Teilung des römischen Reiches 395 in eine östliche und eine westliche Hälfte das Fundament für das spätantike und byzantinische Währungssystem.

Binio, Aurelian, Siscia

Binio (= doppelter Aureus),
Aurelian (270 bis 275), Siscia

Aber selbst Konstantin gelang es nicht, den Zerfall des römischen Geldsystems aufzuhalten. Da der Wert der Goldmünzen vom Preis des Rohmetalls abhängig war und daher steigen konnte, waren die Silber- und Kupfermünzen einem noch stärkeren inflationären Druck ausgesetzt. Trotz wiederholter Anpassung und Neuausgabe der Münzen im Laufe des 4. Jahrhunderts, konnte die Entwertung insbesondere des Kupfergeldes nicht gestoppt werden. Der Verlust des Vertrauens in das völlig entwertete Geld ließ den Tauschhandel wieder aufleben, eine Entwicklung, die durch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im Laufe des 3. und 4. Jahrhunderts noch verstärkt wurde. Politische Unsicherheit behinderte nicht nur den Fernhandel, auch der lokale Handel war stark beeinträchtigt. Der wirtschaftliche Schwerpunkt verlagerte sich von der Stadt, die für Viele keine ausreichende Lebensgrundlage mehr bot und in der oft anarchische Zustände herrschten, auf das Land. Die Geldwirtschaft verlor an Bedeutung.

Argenteus, Diocletian, Ticinum
Argenteus, Diocletian
(284 bis 305), Ticinum, 294

Monetärer Verfall

Bis zum Zusammenbruch des Weströmischen Reiches im Jahr 476 blieben neben dem weiter im Mittelmeerhandel dominierenden Goldsolidus nur geringe Mengen an Silbermünzen im Umlauf. Über den endgültigen Niedergang des Geldwesens im Westen gibt es verschiedene Theorien. Eine der Ursachen war die rapide Abnahme der Edelmetallbestände durch Abnutzung und Abwanderung des Münzbestandes in den Osten, eine weitere die Konzentration von Vermögen in der Hand der christlichen Kirche, die einen Gutteil des verfügbaren Reichtums an sich ziehen konnte und für die Errichtung von Klöstern und Kirchen verwendete. Auch der Verlust politischer und finanzieller Kontrolle durch fehlenden sozialen Zusammenhalt wird als Grund für den monetären Verfall genannt. Unumstritten ist, dass in der Blütezeit des römischen Geldwesens der Gebrauch von Geld eine Intensität erreichte, wie sie in Europa erst viele Jahrhunderte später wieder der Fall sein sollte.


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