Bei den schwersten Unruhen in Thailand seit fast 20 Jahren sind mindestens 19 Menschen getötet worden. In der Nacht beruhigte sich die Lage
Die Sicherheitskräfte waren Täter und Opfer: Ein verletzter Soldat wird von seinem Kollegen aus der Schusslinie gezogen. (Bild: Keystone)
Mehr als 800 Menschen seien bei den Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften verletzt worden, teilten die Rettungsdienste mit. Unter den Toten sind Demonstranten, Soldaten und ein japanischer Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters. Als die blutige Bilanz der Strassenschlachten deutlich wurde, zogen sich die Soldaten am späten Abend zurück. Unter Berufung auf die Armee berichtete die Zeitung «Nation», die regierungsfeindlichen Demonstranten hätten zeitweise mehr als zwei Dutzend Soldaten als Geiseln genommen.
Die seit Wochen schwelende Konfrontation zwischen pro- und anti- Regierungskräften war am Spätnachmittag plötzlich eskaliert. Die sogenannten Rothemden attackierten Soldaten und Polizisten mit Wurfgeschossen. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Wasserwerfern und Tränengas.
Die Demonstranten verlangen den sofortigen Rücktritt der Regierung. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva weigert sich, auf den Druck einzugehen. Er beklagte in einer Fernsehrede um kurz vor Mitternacht die Opfer und kündigte eine Untersuchung der Gewalt an. Die Sicherheitskräfte hätten aber keine andere Wahl gehabt als einzuschreiten. Mehrere Opfer seien offenbar durch Granaten zu Tode gekommen. Ob die von Soldaten oder Demonstranten gefeuert wurden, war zunächst unklar.
Opposition will weitermachen
«Die Sicherheitskräfte werden alle erforderlichen Massnahmen ergreifen, um die von Demonstranten besetzten öffentlichen Plätze zu räumen», sagte Regierungssprecher Panithan Wattanayakorn dem thailändischen Fernsehsender TNN. Gegen 27 Führer der Oppositionsbewegung wurde Haftbefehl erlassen, aber zunächst noch keiner vollstreckt.
Der Oppositionspolitiker Nattawut Saikua sagte am Samstag, die Proteste würden in der kommenden Woche so lange fortgesetzt, bis das Parlament aufgelöst sei. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva sagte am Freitagabend in einer Fernsehansprache, er werde sich dem Druck der Strasse nicht beugen und das Parlament nicht auflösen.
Seit fünf Wochen
Die Regierungsgegner demonstrieren seit Wochen für Neuwahlen. Es handelt sich zumeist um Anhänger des früheren Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, der 2006 bei einem Militärputsch gestürzt wurde. Wegen ihrer roten Kleidung werden die Demonstranten auch Rothemden genannt.