Wasserbüffel und andere Rindviecher
Da haben wir den Salat! Gemäss eines Nachrichtenreports in der “Bangkok Post” werden im Isan (Nordostthailand) die Wasserbüffel zu dutzenden wie vom Blitzschlag getroffen niedergestreckt; im wahrsten Sinne. Das Landwirtschaftsministerium erläuterte, der Grund für das vorzeitige Ableben des Hornviehs sei in einem seit einiger Zeit vorherrschenden Modetrend zu suchen. Viele Bauern würden ihre Tiere nicht mehr mit den (billigeren) traditionallen Holzglocken am Hals ausstaffieren, sondern mit (weitaus teureren) industriell gefertigten Messingbimmeln. Die ziehen aber leider während Regenstürmen Blitze an und sorgen für reichlich Roast Beef. Ja, ja, man hat es nicht leicht wenn man sich soziales Ansehen erwerben will. Was dem Städter der BMW (anstatt des Toyota) und der Black Label Whisky (anstatt des Mekhong), ist dem Farmer die Messingglocke (anstatt der hölzernen). Das Messingteil wird dabei oftmals von der treuen Tochter in der Go-Go-Bar finanziert, die nunmehr dem eifrigen Rotlichttouristen mit einer weiteren – diesmal allerdings rundum wahren – Mähr vom armen Wasserbüffel auf die Nerven gehen kann um ein paar Hunderter zu ergattern. Die Glocke selbst ziert unterdessen die Lenkstange von Daddy’s nagelneuem, motorisiertem Reisfeldpflug.
Nicht nur Wasserbüffel befinden sich momentan in der Krise. Auch eine andere bovine Spezies wird hart gebeutelt. Ich spreche von den Bullen (wenn man mir die politisch inkorrekte Bezeichnung verzeihen möge), anderweitig auch bekannt als die »Jungs in Braun«. Da hat doch tatsächlich ein böser Intrigant behauptet, er hätte jeden Monat Millionen von Baht an zumindest drei Bangkoker Distriktsreviere gestiftet, um dadurch seine Kette von hochklassigen Massagehäusern vor Gesetzesdrangsalien zu bewahren. Der Tunichtgut hat während der letzten Wochen Pressekonferenz nach Pressekonferenz abgehalten, um seinen belastenden Schlamm zu schleudern, es aber dabei belassen, lediglich die Initialen der angeblichen Bakschischempfänger zu nennen. Unser schlauer Ministerpräsident erkannte aber alsbald um welche Spitzbuben es sich handeln musste und versetzte sie – unter den üblichen Unschuldsbeteuerungen derselben – auf inaktive Posten. Inzwischen hat der unerschrockene Staatschef im Zuge seiner Reformen bereits angekündigt, dass der Kreuzzug weitergehen soll und dass er, wenn nötig, »tausende korrupter Uniformträger« ins Exil abschieben werde. Die Ironie des Dramas: Der die Lawine ins Rollen Bringende hat es selbst faustdick hinter den Ohren. Seine Beschuldigungen fällte er erst nachdem er inhaftiert wurde, weil er angeblich die nächtliche Demolierung des ehemaligen Bierbar-Areals Sukhumvit Plaza angeordnet hatte, in seiner Klubkette Minderjährige beschäftige und dort zudem – man lese und staune! – sogar Prostitution duldete. Den Affront seiner Verhaftung durch genau diejenigen Personen, die ihm eigentlich aufgrund seiner finanziellen Kontributionen zum Schutze verpflichtet waren, konnte er nicht verkraften und pinkelte den beteffenden Distriktsrevieren an die Haustür.
Man sollte aber gewahr sein, dass Freiluftpinkeln in Bangkok potentiell tödlich verlaufen kann, besonders in der vorherrschenden Regenzeit. Das musste ein Mann erfahren, den kürzlich die Natur rief. Kurzerhand postierte er sich vor einen Strommasten, unbedacht der Tatsache, dass er bis zu den Knöcheln in einer Regenpfütze stand. Das Ende vom Lied kann sich jeder selbst ausmalen. Er war wie vom Schlag getroffen und tummelt sich nun mit Bob, dem treuherzigen Wasserbüffel, in den ewigen Jagdgründen. Wiederum springt unser oberster Landesführer ein, vielleicht inspiriert durch diesen tragischen Vorfall. Er wies gemäss Zeitungsbericht seinen Transportminister an, für mehr öffentliche Toilettenanlagen an Bushaltestellen und anderen vielfrequentierten Plätzen zu sorgen. Es wurde nicht bekannt, ob ein Volksklo auch an dem tückischen Strompfeiler errichtet werden soll. Nichtsdestotrotz beweist die Bangkoker Stadtverwaltung offensichtliche Ignoranz des allerhöchsten Wunsches. Sie liess vernehmen, dass die im nächsten Jahr eröffnende U-Bahn zwar an allen Stationen sanitäre Einrichtungen aufweise, diese aber nicht für Fahrgäste zugänglich gemacht würden, da sie potentiell zu viele Perverse anlocken könnten. Herr, wirf Hirn vom Himmel!
Ein wenig mehr Gehirn könnte bei vielen Einheimischen und Besuchern wirklich nicht schaden. In regelmässigen Abständen lese ich in der Lokalpresse nämlich die erquickende Nachricht, dass ein weiterer Naivling dem meiner Meinung nach abgedroschenen „Aus Schwarz mach Kohle“-Trick einiger Überzeugungskünstler zum Opfer fällt. Das geht wie folgt: Die Schlawiener, meist im Duo arbeitend, beleihern ihr Opfer damit, dass sie im Besitze einer grossen Menge amerikanischer Dollars wären. Leider sei das Geld buchstäblich Schwarzgeld, da es aus Schmuggelgründen in schwarze Tinte getaucht worden sei. Mit einer billigen Chemikalie liesse sich die Kohle allerdings in Nullkommanichts in seine ursprüngliche, bei allen Banken akzeptierte Form zurückverwandeln. Ein Beweistest wird unmittelbar durchgeführt und das am Haken zappelnde Opfer zeigt sich verblüfft, insgeheim bereits im in Ausicht gestellten Millionärshimmel schwelgend. Ungücklicherweise habe man nun den letzten Rest der Chemikalie verbraucht und hätte kein Budget übrig um neu einzukaufen, reissen die Schlingel ihren Fisch sogleich aus seinen Träumen. Für mickrige dreitausend Dollars oder so käme man allerdings ins Geschäft und würde auch brav halbe-halbe machen. Potentieller Entschwärzungserlös: Bis zu drei Millionen Dollars! Klar, dass das Schwarzgeld sich nach Entrichtung des echten Geldes als gefärbtes, passend zugeschnittenes Schreibmaschinenpapier entpuppt und die bösen Buben meistens über alle Berge sind, sofern sie nicht von unseren braven Jungs in Braun erhascht wurden, was auch zuweilen vorkommt. Gerüchte dass die Schlemiels oft versuchen, die Beamten mit ihrem Schwarzgeld zu bestechen um damit ungescholten auf freien Fuss zu gelangen, gehören ins Reich der Märchen. So leicht erliegen unsere ehrbaren Gesetzeshüter nicht der Versuchung. Da muss schon ein anderer kommen.