Schlemmen und reisen
Im Anschluss an diese Kolumne wird der geneigte Leser für die nächsten zwei TIP-Ausgaben auf meine weisen Einblicke verzichten müssen, denn für mich steht der wohlverdiente Urlaub an. Ja, richtig gelesen. Urlaub vom Paradies! Ganze 14 Tage wird mich meine Familie zuhause in Deutschland auf der Pelle haben, danach geht es für eine Woche nach Ägypten und weitere sieben Tage nach Jordanien. Ich wollte doch schon immer die berühmten Pyramiden sehen und die antike Felsenstadt Petra ist sicherlich auch einen Abstecher wert. Ab Mitte September haben mich Bangkok und der TIP wieder. Sehnsuchtstränen von meinen Anhängern sind also unnötig, genauso wie ich mir die Jubelrufe meiner Kritiker verbitte.
Damit Freund wie Feind durch die Saure-Gurken-Zeit kommen, schlage ich einen Besuch in Bangkok’s phänomenalem Bed Supper Club vor (Sukhumvit Soi 11, Tel. 02-651-3537). Dort geben sich seit geraumer Zeit Hinz und Kunz und eine ganze Reihe lokaler Stars und Sternchen ein fröhliches Stelldichein, besonders an den Wochenenden. Ist auch kein Wunder, denn das Klubkonzept liegt voll im Trend der Schickeria. Schon das architektonische Design zieht an und der Klub ist selbst für im Bangkoker Nachtleben Unbewandelte kaum zu ignorieren. Wie ein leicht zusammengestauchtes Ölfass auf Stelzen mutet es an. Eine sanft ansteigende, breite Brücke geleitet die nächtliche Prozession der Partylöwen und –innen zum luftig gelegenen Eingang. Dort haben Türsteher das letzte Wort, ob Zutritt gewährt wird oder nicht. Wer in den Kreis der Privilegierten aufgenommen wird, darf im Inneren zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen Sektionen wählen. Auf der einen Seite befindet sich der vollkommen in gleissendem Weiss gehaltene Bed Supper Club, ein Restaurant mit feiner (und teurer!) Küche. Das Mahl kann wahlweise an einem Tisch oder, im Stil der alten Römer, liegend auf einem der bequemen Canapees, die sich auf zwei Leveln rundum an die Wände schmiegen, eingenommen werden. Im anderen Teil des Klubs findet sich eine der abgefahrensten Diskos der Hauptstadt, die Bed Bar. Die Musikauswahl wechselt täglich, fährt aber überwiegend auf der Hip Hop, Techno und Latin-Schiene. Ab 22. August spielt der weltweit bekannte DJ Johnny aus Chicago jeden Freitag zum Ringelpiez auf. Man scheut offensichtlich keine Kosten um die betuchten Gäste bei Laune (und im Spendierrausch) zu halten.
Wem die saftigen Preise für das Medium-Rare Sirloin Steak über die sprichwörtliche Hutschnur gehen, der mag sich freuen, dass die Sandwich-Restaurantkette „Subway“ wieder auf der kulinarischen Landkarte aufgetaucht ist. Zwei Zweigstellen wurden kürzlich eröffnet, doch das soll weiter ausgedehnt werden. Eines der Fast Food-Restaurants befindet sich in der Silom Road nahe des Dusit Thani Hotels, das andere teils sich eine Lokalität mit „Coffee World“ auf der Sukhumvit Road kurz vor Soi 4. Subway, mit über 500 Lokalen weltweit, ist berühmt für seine deliziösen und füllenden Baguettes. An der Theke kann man aus allerlei Wurstwaren, knackigen Gemüsen und Remouladen sein Traumbrot selbst kreieren und es dann vor Ort verzehren oder in der „doggy bag“ mit nach Hause nehmen. Die Preise bewegen sich zwischen 79 und 129 Baht je nach Belag. Für das monströse Ein-Fuss-Baguette (ca. 33 cm lang!) werden 70 Baht extra berechnet. Die Kette war vor fünf, sechs Jahren bereits einmal in Bangkok vertreten. Es stellte sich damals aber leider heraus, dass der Durchschnitts-Thai Som Tam und chinesische Nudelsuppe bevorzugte. Die Umsätze waren dementsprechend miserabel und die Kette verschwand alsbald in der Versenkung. Wollen wir den Machern diesmal mehr Erfolg wünschen, denn für mich persönlich stellten die Sandwiches immer eine willkommene Abwechslung zu McDonalds, Pizza Hut, usw., dar.
Wir befänden uns allerdings nicht in Bangkok, einem der vielseitigsten Schlemmermekkas der Welt, wenn wir uns auf Haute Cuisine und Schnellfrass beschränken müssten. Im Jahr 1997 beschloss eine 29-jährige Yuppie ihr stressgeplagtes Dasein im Immobiliengeschaft aufzugeben und ihre Karriere auf das zu verlegen, was die Gehirnwindungen der meisten Thais einem geflügelten Wort zufolge nahezu fortwährend beschäftigt: essen, essen, essen! Mit drei Rezepten für Meeresfrüchte und einem Eimervoll Selbstbewusstsein in den Händen eröffnete sie einen bescheidenen Strassenstand. Die dort servierten Gerichte mundeten den herbeiströmenden Gästen ausgezeichnet und die Kasse klingelte für Karnimar Klinimarn, so der Name der Ex-Maklerin. Sechs Jahre später. Der Strassenstand hat sich zu einem Restaurant mit 200 Sitzplätzen gemausert. „Ob Aroi“ (Köstlich Gebacken) dehnt sich über drei Etagen und eine Freiluftterasse aus, hat die Speisekarte um viele Schlemmereien erweitert und ist praktisch jeden Abend voll besetzt. Wenn Sie genauso ein Liebhaber von Seafood sind wie ich, dann statten Sie dem Lokal demnächst einen Besuch ab. Es lohnt sich wirklich, obschon „Ob Aroi“ etwas ausserhalb liegt. Ich empfehle besonders „Gung Ob Wunsen“ (Gebackene Scampi mit Glasnudeln, 170 Baht), dasselbe Gericht mit Krabben (180 bis 250 Baht, je nach Grösse der Krebse), den frittierten, enorm aromatisch gewürzten, ganzen Red Snapper (ein Salzwasserfisch, 190 Baht) oder den gegrillten Tintenfisch (80 bis 160 Baht). „Ob Aroi“ befindet sich in: 202 Ladprao Soi 94, Town in Town Road, Tel. 01-442-7502. Das Restaurant ist täglich von 16 bis 23 Uhr geöffnet.
Die Mitglieder unserer einheimischen High Society werden es trotz aller meiner Anstrengungen jedoch nicht nötig haben, ihre Anregungen für die Party- und Dinierszene aus meiner Kolumne zu ziehen. Dafür hat die in-glückliche-da-reiche-Umstände-geborene, stadtbekannte Möchtegern-Adelige Intira Thanavisuth kürzlich gesorgt. Um ihr durch Partyhoppsen ach so ausgefülltes Leben (der Neid spricht!) etwas anzureichern, hat sie die Webseite www.hisoparty.com ins Leben gerufen. Thailand’s erstes Webmagazin präsentiert regelmässig Neuigkeiten über Bangkok’s bessere Kreise, überteuerte Mode und wer wann wo welches Fest schmeisst, während dem sich die Grosskopferten gegenseitig ihre neuesten Designeruhren vorführen können. Dabei diktiert die weit herumgekommene Lady auf ihrer Webseite natürlich was in den Augen der High-So als angesagt zu gelten hat. Wer wüsste es besser als sie. Die Seite ist leider nur in Thai. Vermeiden Sie es daher, Ihre Nok oder Noi oder Lek aus der Bierbar einen wie auch immer kurzen Blick darauf werfen zu lassen. Sonst kommt sie noch auf dumme Gedanken....
Sowohl Sie als auch Nok dürfen aber gerne das japanische Magazin „Rakuraku“ studieren sofern sie der Sprache mächtig sind. Dabei ist das noch nicht einmal vorauszusetzen, denn das Magazin, das in vielen Restaurants und Klubs frei ausliegt, sticht vor allem hervor durch die seitenweise Hochglanzpräsentation von Bangkok’s anreizendsten Nymphen (siehe Foto). Es ist bekannt dass sich die hübschesten Hostessen der Hauptstadt in den exklusiv-japanischen Klubs und Lounges entlang von Thaniya Road (Silom), Sukhumvit Soi 49 und Ratchadapisek Road tummeln, wo dem normalsterblichen Kaukasier der Zugang generell verwehrt ist. Die Fotos sprechen für sich, genauso wie die Angabe detaillierter, überzogener Preise für Drinks und weitergehenden „Service“ (siehe Foto). Ein wohlsituierter Japaner sollte man sein. Und wieder keimt der Neid auf. Dann geht es schmollend eben doch zurück zu Nok.
Weiterschmollen als gebeutelte Auslander dürfen wir auch sobald das nächste Thai-Visum fällig wird, denn soeben hat die Regierung neue Visumpreise eingeführt, die dem angehimmelten Qualitätstouristen wohlfeil erscheinen mögen, dem Durchschnittsresidenten und Rucksackreisenden die Galle aber bitter aufstossen lassen. Das Non-Immigrant-Visum mit einmaliger Einreise, für 90 Tage gültig, kostet zukünftig 2.000 Baht (zuvor 500 Baht). Mit multipler Einreise kostet das Privileg, sich für ein ganzes Jahr im bezaubernden Königreich aufzuhalten, die wahrhaft königliche Summe von 5.000 Baht (zuvor läppische 1.000). Ich fragte mich was wohl die Konsularabteilung unserer deutschen Vertretung in Bangkok dem verarmten Thai-Touristen (einschliesslich jener Gattung, die sich als „Jetset“ bezeichnet) abknöpft und klingelte kurzerhand an. Leider konnte man mir nur den Preis für ein „Schengen“-Visum nennen. Ganze 35 Euro (ca. 1.645 Baht) kostet das gute Stück und ist damit um runde 350 Baht günstiger als was Thailand dem reichen „Farang“ aus der Nase zieht. Die Gültigkeit erstreckt sich auf 90 Tage und der glückliche Inhaber kann sich mit dem Dokument in allen Staaten der Eurozone frei bewegen, damit sich Nok auch den langersehnten Wunsch erfüllen kann, endlich einmal das Nordkap zu besuchen. Zu guter Letzt erklärte mir die freundliche Konsularbeamte, dass bei Ablehnung des Visumantrages gar die Hälfte der geblechten Gebühr zuückerstattet werde! Wo gibt es denn sowas! Zumindest hat die thailändische Immigration davon noch nichts gehört. Aber Hoheitsrecht muss eben Hoheitsrecht bleiben. Man darf jedoch nicht zu harsch urteilen. Immerhin erhalten die allermeisten von uns überwiegend problemlos ihr Thai-Visum oder die Verlängerung desselben. Das kann von einem Grossteil der vor der deutschen Vertretung schlangestehenden Einheimischen nicht behauptet werden. Die Voraussetzungen für die Erteilung eines Schengen-Visums sind metikulös, die Höhe des Berges an vorzulegenden Dokumente und Bescheinigungen stellt den Turm zu Babel in den Schatten.
Mit dem ägyptischen und jordanischen Visum in der Tasche, dem Europass unter dem Arm, dem nötigen Reisebudget in Form von Bargeld und Kreditkarten, voll ausstaffiert mit Reiseversicherung und Flugtickets, einem Thai-Visum gültig bis Oktober, sehe ich meiner Abreise und Rückkunft mit Gelassenheit entgegen. In diesem Sinne: Hasta la vista, baby!