»Biep!« Hören Sie gefälligst zu!
Nehmen wir an, Sie wären ein Korrespondent oder Journalist in Thailand, offiziell akkreditiert, und Sie würden vom ehrenwerten Premierminister zu einem »Tag der offenen Tür« eingeladen. Die Premise ist, dass man Ihnen endlich all jene Fragen zugesteht, deren Beantwortung soweit aus dem einen oder anderen Grund versagt blieben. Nachdem Sie sich zu Wort gemeldet haben werden Sie vom Premierminister aufgerufen. Sie fragen: »Ist es möglich, dass der Terror im Süden möglicherweise von fremden Einflüssen mitinstigiert wird? Hat die Regierung solch eine Möglichkeit ausgeschlossen oder in Betracht gezogen?« Daraufhin erhebt der Premierminister eine Art Polizeikelle mit einem grossen “X” und ein scharfer Biepton erschallt. Verstört und blossgestellt setzen Sie sich wieder und fragen sich, ob Sie sich in einer Spielshow (“Der Preis ist heiss!”) oder in einer offiziell einberufenen Pressekonferenz befinden.
Erscheint Ihnen das Szenario etwas übertrieben, geneigter Leser? Nun, seien Sie versichert, dass es sich genau so letzte Woche zugetragen hat. Herr Thaksin führte den anwesenden Journalisten vor Beginn die “Polizeikelle” vor und gab bekannt, dass jede Frage, die nicht “konstruktiv” wäre, mit der eben erwähnten Reaktion (einschliesslich des “Biep!”) im Keime erstickt und ignoriert werden würde. Herr Thaksin liess weiterhin wissen, das seltsame Ding wäre ihm von seinem Sohn, Herrn Phanthongthae, aus Japan mitgebracht worden. Ursprünglich wollte der Sohnemann es verwenden, um seine beiden Schwestern damit aufzuziehen. Herr Thaksin befand allerdings, dass das Gerät perfekt wäre, damit allzu inquisitionäre Journalisten zur Räson zu bringen. Man muss die Aufsässigen, viele von ihnen übrigens Reporter der hiesigen Zeitungen und Magazine, eben in gebührender Weise wissen lassen, dass man eigentlich nicht daran interessiert ist, die Wahrheit an die Öffentlichkeit zu bringen.
Herr Thaksin fand das Spiel ausserordentlich beglückend und liess den “Biep!” alle zwei Minuten erschallen. Die anwesenden Pressevertreter verfielen in Frust. Alsbald wollte keiner mehr Fragen edwelcher Sorte stellen, was dem schelmenhaften Führer ein entzücktes Lächeln in die Mundwinkel zauberte. Dass sein Verhalten als negativ eingestuft werden könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Ich weiss aus sicherer Quelle, dass das angesehene, international vertriebene “Time”-Magazin die Scharade in der nächsten Ausgabe gebührend würdigen wird.
So weit zur sogenannten “freiesten Presse in Südostasien”. Die Vertreter der Toleranz werden natürlich wie immer monieren, dass das eben eine der Eigenarten Thailands darstelle, das sich ja immerhin zum “Hub” (Drehkreuz) der Region aufschwingen möchte. Man stelle sich lediglich vor, dass ein europäischer Regierungschef die selben Mittel anwendet. Es würde zu einem öffentlichen Aufschrei leiten! In Thailand ist es “liebenswürdig” und “kulturell bedingt”. Schlafen Sie bitte weiter, sofern Sie sich angesprochen fühlen.
Sie dürfen auch weiter schlafen, wenn Sie sich ins berühmte Nachtleben begeben. Von Kollege Stickman (www.stickmanbangkok.com) erreichte mich die Nachricht, dass in “Angelwitch” (Nana Plaza, 2. Stock) nunmehr ein Paar von Zwillingen zu bewundern sei. Jene arbeiten zwar hauptberuflich als Serviererinnen, aber steigen schon auch einmal (voll bekleidet!) auf die Bühne, da die Bar nicht mit genügend Tänzerinnen gesegnet ist. Die Zwillinge sind immer bereit für einen “Lady Drink”, gehen aber nicht mit Kunden. Mama, die hinter der Bar ihren Job als Kassiererin ausführt, hält ein wachsames Auge. Man fragt sich nur, wie man es in angeheitertem Zustand auseinander halten kann, wem von den beiden man gerade einen Drink ausgegeben hat und wem nicht.
Mehrere Provinzen in Nordthailand, darunter Chiang Mai, wurden letzte Woche von den “schlimmsten Fluten der letzten 40 Jahre” heimgesucht, gemäss der einheimischen Presse. Ein alter Kumpel meines Bruders wollte zu eben jener Zeit nach Thailand kommen. Ich erhielt eine Email: “Angesichts der gegenwärtigen Fluten, kannst Du uns ein Hotel auf höherem Grund buchen?” Meine Antwort war schlicht: “Da sich die Stadt Chiang Mai in einem Tal befindet, ist es nicht möglich euch ein geeignetes Hotel zu buchen, obschon ich euch im Doi Suthep-Tempel unterbringen könnte.” Man fragt sich manchmal wirklich, ob Leute eigentlich Reiseführer lessen bevor sie sich aufmachen. Glücklicherweise sind die Fluten inzwischen zurück gegangen und das Pärchen reitet inzwischen seelig auf einem Elefanten durch den bedrückenden Dschungel. Sie werden sich freuen, nächste Woche bei mir einzuziehen. Bangkoks Dschungel ist noch aufregender!
Ein Arbeitskollege ging geschäftlich nach Tahiti. Er berichtete mir, dass ich mir kein Südseeparadies vorzustellen brauche. Kein Hotel in Strandlage wäre unter 700 US Dollars pro Nacht (!) zu haben und ein einsamer Stand a la »Meuterei auf der Bounty« wäre sowieso nicht zu finden. Vielleicht sollten wir schon angesichts dessen besser in Thailand verweilen.
Nehmen Sie sich aber vor einigen »Farang« in Bangkok und an anderen Touristenorten in acht, geneigter Leser! Da gibt es doch immer wieder einmal den einen oder anderen, der Sie auf der Strasse anspricht und Ihnen sein Leid klagt. “Ich habe meinen Pass und mein Geld verloren und kann nicht ausreisen. Bitte geben Sie mir doch etwas Geld. Die Botschaft ist bereit zu helfen, aber ich muss wenigstens meine Telefonkosten nach Deutschland/Belgien/Dänemark/Frankreich etc. begleichen, damit mir meine Familie etwas Kohle schicken kann.” So oder so ähnlich trägt es sich zu. Seien Sie aber versichert, geneigter Leser, dass Sie hier einem ausgemachten Schwindel aufsitzen! Jede Botschaft ist verpflichtet, ihre Staatsbürger ins Heimatland zurückzuführen. Das geschieht normalerweise mit der unterschriebenen Verpflichtung des Betreffenden, dass er die Flug- und weitere Kosten nach seiner Rückkunft zurück zahlt.
Ich erinnere mich an einen Fall vor Bangkoks Hauptpostamt. Ein etwas schäbig aussehender Herr mit französischem Akzent ersuchte mich, ob ich ihm nicht 200 Baht “leihen” könnte. Er erklärte, er käme gerade von der französischen Botschaft zurück und hätte seinen Pass verloren. Er wolle seine Eltern anrufen, damit sie ihm etwas Geld schicken. Dadurch könne er seine Rückreise bezahlen. Ich fragte ihn, ob er nicht wisse, dass seine Botschaft verpflichtet wäre, ihm das Geld zumindest auszulegen. Er sagte, er wisse das, aber er benötige etwas Geld von seinen Eltern, damit er zumindest so lange in Bangkok aushalten könne, bis das Rückflugticket gebucht sei. Ich fragte ihn, wo die französische Botschaft in Bangkok wäre. Er bezeugte mir, er käme gerade aus der Sukhumvit Road. Falls er wirklich Franzose war hätte er wissen müssen, dass sich die französische Botschaft in der South Sathorn Road befindet. Er bekam kein Geld von mir.
Wenn wir nach abgetakelten “Farang” suchen, die sich ein mageres Auskommen in Thailand machen, brauchen wir nicht lange zu suchen. Man kann sich an jede Modellagentur wenden. Es gibt zahllose Herren und Damen, die denken, sie wären so erstaunenswert, dass sich Modellagenturen im Königreich um sie nur so reissen würden. Klar, sie bekommen ab und zu einen Job zugeschanzt. Ein gutes Beispiel ist eine Werbeanzeige des neueröffneten “Erawan” Department Store. Ich habe eigentlich die Kreativität der Thais immer bewundert, wenn es zu Werbung kam. Nicht umsonst haben etliche örtliche Agenturen internationale Preise eingesackt.Die betreffende Werbeanzeige ist untenstehend abgedruckt.
Die Überschrift lautet “Where Exclusivity meets Excitement” (Wo Exklusivität Aufregung trifft). Ich habe mir die Anzeige eine Weile angeschaut. Die einzige “Aufregung”, die ich erkennen kann ist, dass sich zwei “Farang” offensichtlich in eine Einkaufstüte von “Erawan” übergeben. Man darf davon ausgehen, dass sich die beiden Brüder ein Einzimmer-Apartment teilen und eine schwere, alkoholgeschwängerte Nacht hatten. Man muss ausserdem mutmassen, dass das Badezimmer gegenwärtig von den beiden “Ladies”, die sie letzte Nacht begleitet haben, belegt ist. Anderweitg könnte man keinerfalls verstehen, weshalb sich die Herren eine einzige Tüte teilen. Die Gesichter sind unerkenntlich und es darf ausgeschlossen werden, dass irgend einer der Herren zukünftlich zum internationalen Filmstar avanciert. Für den Job erhielt jeder der Beiden geschätzte 5,000 Baht. Kein Wunder, dass sie Sie auf der Strasse ansprechen müssen, geneigter Leser.
Währenddessen ist es mir zu Ohren gekommen, dass sich die Grundgehälter für Gogo-Tänzerinnen in Nana Plaza in erschwindelnde Höhen geschraubt haben. Unter “Grundgehalt” verstehe ich jenes Salär welches die Damen dafür erhalten, dass sie auf der Bühne von einem Bein auf das andere steigen. “Tanzen” kann man das eigentlich nicht nennen. Die Engländer haben ein schönes Wort dafür: “Shuffling”. Einige Bars in der Plaza zahlen inzwischen bis zu 12'000 Baht pro Monat für diese Aktivität. Das bedeutet, dass so manche Maid – dank Ihrer fürsorglichen Hilfe, geneigter Leser – mitunter mehr als ein respektabler Bankangestellter (Angestellte) verdient. Weshalb also für einen Universitätsabschluss malochen, wo es doch so viel einfacher sein kann… Der heimatliche Wasserbüffel ist entzückt!