Ist die Welt verrückt geworden?
Als eingefleischte Thailandresidenten, Langzeittouristen oder regelmässige Besucher haben wir über die Jahre bisweilen Bizarres und Skurriles erlebt, gesehen, gelesen oder erzählt bekommen. Seltsame Begebenheiten, die vom schlichtum Lächerlichen über wahrlich Furchteinflössendes bis hin zum absolut Unverständlichen rangieren können, sind beileibe keine Seltenheit im Königreich. Eher könnte man behaupten, dass sie zur schönen Regelmässigkeit gehören. Vielleicht liegt es an der völlig andersartigen Kultur, Denkweise und Lebensart unserer Gastgeber. Falls Sie, geneigter Leser, nun aber dem Irrglauben verfallen, dass sich Bizarres lediglich in Thailand und nirgendwo sonst in der Welt ereignet, seien Sie bitte versichert, dass dies mit Sicherheit nicht der Fall ist. Obgleich man argumentieren könnte, dass den Thais der Wahnwitz gewissermassen mit in die Wiege gelegt wurde, so passieren doch tagtäglich überall auf Mutter Erde Dinge, die uns “normalen” Zeitgenossen die Ohren schlackern lassen. In meiner diesmaligen Kolumne möchte ich Ihnen gerne einige dieser Vorkommnisse aus aller Welt schildern, zusammengetragen und berichtet von einigen der angesehensten Nachrichtenagenturen. Sind Sie bereit? Gut. Also in die Vollen:
Der 38-jährige Amerikaner Todd Grannis war offensichtlich der Meinung, dass er seine feurigen Liebesgefühle für seine Freundin nur gebührend ausdrücken könnte indem er sich buchstäblich in Flammen aufgehen liess. Ergo tränkte er seinen Mantel mit Benzin, stellte sich auf ein drei Meter hohes Podest vor dem Haus der Angebeteten und klickte sein Feuerzeug. Nach wenigen Sekunden stürzte er sich einem lodernden Kometen gleich in den Swimming Pool. Unverletzt, nunmehr jedoch pitschenass, kletterte er heraus und warf sich vor dem verdutzten Herzblatt auf die Knie: “Liebling, Du machst mich heiss. Ich hoffe, Du hast verstanden, dass ich Feuer und Flamme für Dich bin!” Das Paar hat inzwischen geheiratet. Eine Nachahmung wird dennoch nicht empfohlen. (ABC News)
Ein 55-jähriger Japaner, Satoshi Nakagawa, wurde zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Grund? Während des vergangenen Jahres bestellte er runde 50 Mal Ambulanzen unter verschiedenen Vorwänden zu seiner bevorzugten Kneipe und verlangte, dass sie ihn – sturzbetrunken wie er war – gefälligst nach Hause fahren sollten. Einen einzelnen Anruf wollte der Richter noch als Eulenspiegelei durchgehen lassen. Aber 50 waren ihm dann doch zuviel und er verdonnerte den Trunkenbold wegen “konstanter Erregung öffentlichen Ärgernisses und Missbrauch von Rettungsdiensten.” (Mainichi Daily News)
Die Regierung von Tansania hat gedroht, die Produzenten von Toilettenpapier wegen der Herstellung und des Vertriebs miserabler Qualität zu verklagen. Charles Ekelege, ein Sprecher des Büros für Industrienormen, sagte, die betreffenden Hersteller würden die vorgeschriebenen Standards für Alkalität, Grösse und Weichheit ihrer Produkte eklatant missachten. “Das könnte ernsthafte Auswirkungen für das Ansehen Tansanias in der Welt nach sich ziehen,” kommentierte er. Ansehen in der Welt? Das kennen wir doch von irgendwo her? (Agence France Presse)
Ein gewitzter Herr in Russland versuchte, die Zulassungsprüfung für die Moskauer Staatsuniversität im Namen seiner Schwester zu absolvieren. Die Prüfer staunten über das “farbenreiche Makeup” und die riesigen Brüste der Dame, die durch die Tür schlenderte. Sie schöpften den Verdacht, dass das “aufgetakelte” Girl möglicherweise die Prüfungsantworten in ihrem “überdimensionalen Büstenhalter” versteckt hatte. Eine Leibesuntersuchung förderte schliesslich zutage, dass die “Lady” eigentlich ein Mann war. Der Name der Schwester wurde ob dieses Betrugsversuchs von der Prüfungsliste gestrichen. Manchmal ist “weniger” eben doch mehr. (Ananova)
Psychiater im rumänischen Botosani haben neuerdings einen Anstieg von Fällen des sogenannten “Schwiegermuttersyndroms” verzeichnet. Der Name bezieht sich auf mentale Probleme von Männern, die mit ihren Schwiegermüttern das Haus teilen. Das Syndrom manifestiert sich durch besitzergreifendes Verhalten und Impotenz. Ein Arzt in Botosanis psychiatrischem Hospital erklärte, die anfälligsten Kandidaten hätten das folgende Profil: Männlich (was sonst?), 35 Jahre alt und mit den Schwiegereltern zusammenlebend. Ein entsprechendes Profil für die angeblich syndromauslösenden Schwiegermütter wurde nicht bekannt. (7 Plus-Zeitung)
Wir alle kennen vorausbezahlte Telefonkarten. Wie wäre es aber mit einer vorausbezahlten Sexkarte? Eine Puffmutter mit dem fantasievollen Künstlernamen Beverly Bounders hat eben solche Karten in mehreren legalen Bordellen im US-Staat Nevada eingeführt. Kunden brauchen nun nicht mehr bar oder mit Scheck für erhaltenen Lustservice bezahlen, sondern lassen die Liebesgebühr einfach und diskret von ihrer Sexkarte abbuchen. Miss Bounders prophezeit, dass die Karten sich zu einem bevorzugten Geschenk für milchbärtige Schulabgänger entwickeln werden. “Mein eigener Sohn bekommt aber keine, so sehr er auch betteln mag,” erklärte die einfallsreiche Dame. (Wireless Flash)
Ein auf dem Internet postiertes Video, das das Nazi Todeslager Auschwitz als “Tanzparty” darstellt, wurde vom europäischen Büro des Simon Wiesenthal Centers als “obszön und jenseits jeglicher Grenzen des Rechtes auf freie Meinungsäusserung” verurteilt. Das Center verlangt die sofortige Zurückziehung des dreiminütigen Videos, in dem Schwarzweissbilder von KZ-Szenen mit Filmaufnahmen von einer jugendlichen Tanzparty verquickt werden. Das Video, unter anderem abzurufen auf der niederländischen Webseite “Geenstijl” (Ohne Stil), trägt den Titel “Housewitz”, eine Verschmelzung von “House Music” und “Auschwitz”. Es verspricht unter anderem eine “Freie Taxifahrt nach Hause” und zeigt in diesem Zusammenhang eine Schubkare voller Leichen ermorderter KZ-Insassen. Wahrlich ein Produkt des absolut niederträchtigsten, entgleisendsten Geschmacks. Ich kann mich hier nur dem Simon Wiesenthal Center anschliessen. (Associated Press)
Ein österreichischer Lungenspezialist, Dr. Friedrich Bischinger, veröffentlichte einen Bericht, der besagt, dass “Menschen, die sich oft die Nase bohren und das Sekret sodann schlucken “gesünder, glücklicher und besser im Einklang mit ihrem Körper leben.” Seine Begründung ist einleuchtend, wenn auch reichlich unappetitlich. Erstens säubert ein Zeigefinger die Nase erheblich besser als ein herkömmliches Taschentuch. Zweitens bewirken die Bakterien, die in herkömmlichem “Rotz” reichlich enthalten sind und oral eingenommen werden, dass das Immunsystem des Körpers gestärkt wird. “Aus medizinischer Sicht macht diese Praxis Sinn und ist zudem ein perfekt natürliches Unterfangen,” meinte der gute Doktor. Wohl bekomm’s! (Ananova)
In Sydney, Australien, wurde einem 19-jährigen jugendlichen Filmenthusiasten die Nasenspitze von einem anderen Kinogänger abgebissen. Die beiden gerieten in Streit nachdem sie sich den neuesten Film von Bruce Willis, “Sin City”, angesehen hatten. Sie konnten offensichtlich ihre Meinungsverschiedenheiten über den Streifen nicht in Einklang bringen, woraufhin der Kontrahent zubiss. Dem Jungen wurde die Nasenspitze inzwischen wieder angenäht. Wie gut, dass er nicht den neuesten Zombie-Film von George Romero besucht hatte, sonst wären ihm womöglich auch noch andere Körperteile abgetrennt worden. (Associated Press)
Die niederländischen Behörden sehen sich gegenwärtig einem neuen Trend relativ machtlos gegenüber: Öffentlichen Sexorgien in Parks, an Nordseestränden und vielerlei anderen Plätzen. Es existieren keine klar definierten Gesetze gegen solche Praktiken. Die Polizei kann den nicht sehr schamhaften Übeltätern bestenfalls Verwarnungen erteilen. Kürzlich erwischte man eine Gruppe von zehn Lüstigen (wir wollen hoffen, dass es sich hier um fünf Männlein und fünf Weiblein handelte!) am ansonsten züchtigen Bussloo-Strand, nachdem Anrainer sich über das Brunftgeheule beschwert hatten. (Ananova)
Die 21-jährige Thin Sandar aus Myanmar (Birma), die seit frühester Kindheit ein Mann sein wollte, fühlte ihre inbrü(n)stigen Gebete erhört. Eines Morgens erwachte sie aus schweissnassem Schlummer und stellte fest, dass sie quasi über Nacht einen Penis entwickelt hatte. Ausserdem waren ihre Brüste zum Nichts geschrumpft. Die Behörden verordneten angesichts dieser Nachricht eine Untersuchung. Man wollte feststellen ob es sich hier tatsächlich um ein medizinisches Wunder handelte oder ob Thin womöglich von Anfang an ein sogenannter “Hermaphrodit” (ein Mensch, der sowohl männliche als auch weibliche Sexorgane in sich vereinigt, eine seltene genetisch mutierte Kondition) war. “Ihr Penis erschien genau an der Stelle wo sich vorher ihre Klitoris befand,” beschied Dr. Aye Sanda Khaing. Man erhält freilich den Eindruck als ob der Mediziner Thin schon vor ihrer Umwandlung näher kannte, da er offensichtlich genauestens Bescheid wusste. (Agence France Presse)
Sretko Ickov aus Dragor in Bulgarien wurde aus seiner (ihrer) dreijährigen Gefängnishaft vorzeitig entlassen, weil er (sie) ein Loch des bulgarischen Strafgesetzbuches ausnutzen konnte. Das Gesetz besagt, dass jemand, der sein Geschlecht ändert, juristisch wie eine “neue Person” beurteilt werden muss. Der gewitzte Sretko unterzog sich während seiner Haft einer Geschlechtsumwandlung und nennt sich nun Albena Mihajlova. Mit dieser Tatsache konfrontiert musste die bulgarische Justiz anerkennen, dass Albena nicht mehr Sretko war und ergo auch nicht mehr für den von Sretko begangenen Diebstahl einsitzen durfte. Der überglückliche Sretko freut sich, dass er nun nicht mehr zum Lebensunterhalt stehlen muss, sondern sich anderen, lukrativeren Gelegenheiten zuwenden darf. (Ananova)
Nach unserer ausgedehnten Weltreise wollen wir uns zum Abschluss vielleicht auch noch thailändischen Themen widmen. Wie so oft, kommt uns da unser geliebter Führer und Premierminister gerade recht.
In ihrer Ausgabe vom 2. August 2005 ergötzte uns die “Bangkok Post” auf ihrer Seite 3 mit einer Nachrichtenkonstellation, die wohl in die Walhalla der Mediengeschichte eingehen dürfte. Dort prangte nämlich in dicken, schwarzen Buchstaben die Titelüberschrift: “Thaksin: Crisis, what water crisis?” (Thaksin: Krise, welche Wasserkrise?). In dem darunterstehenden Artikel beschied man uns naiven Lesern, dass der ehrenwerte Premierminister und “die meisten seines Kabinetts” befunden hätten, dass eine Trinkwasserkrise in den östlichen Provinzen (darunter befinden sich auch Chonburi/Pattaya) schlichtweg nicht existiere und dass das ganze diesbetreffende Geplänkel der Medien purer Humbug wäre. Worauf ich hinaus will? Gute Frage, geneigter Leser. Auf derselben Seite, und genau neben dem gerade genannten Artikel plaziert, lautete eine weitere Überschrift: “Somkid wants to know how it came to happen” (Somkid will wissen wie es passieren konnte). Der Artikel bezieht sich auf den stellvertretenden Ministerpräsidenten Somkid Jatusripitak, einen engen Vertrauten von Thaksin. Herr Somkid, so wurde berichtet, wolle eine Kommission aufstellen, die untersucht, wie sich eine offensichtliche Wasserkrise in den östlichen Provinzen entwickeln konnte. “Die Wasserkrise hat das Prestige Thailands geschädigt, speziell unter ausländischen Investoren,” wurde er zitiert. “Wie kann eine Wasser- und Stromknappheit zustande kommen? … Diese Situation reflektiert die Unterentwicklung von Thailand,” sagte Herr Somkid. Also, geneigter Leser, hier haben wir es wieder einmal. Die linke Hand weiss nicht was die rechte tut. Herr Somkid gibt zu, dass die östlichen Provinzen unter Wasserknappheit leiden. Herr Thaksin verfügt mit ausserordentlichem Durchblick, dass solch eine Krise einfach nicht existiert. Ich habe mir die betreffende Seite aus der “Bangkok Post” eingerahmt und an die Wand gehängt. In etlichen Jahren werde ich sie für eine Unsumme auf eBay versteigern.