Wer Nazional ist darf nicht koschern

Die Nationalwahlen rücken näher und jeder – ich möchte da auch gar keine Ausnahme zwischen den politischen Parteien machen – versucht begierig, sich seine Pfründe zu sichern.

chuwit-sledgehammer

Duenpen Silaket-sledgehammer

Das vielleicht bemerkenswerteste Beispiel kommt dabei von Chuwit Kamolvisit, dem ehemaligen Massagesalonkönig von Bangkok, der uns mit seinen unorthodoxen Postern ergötzt. Wie weiland in der Weimarer Republik konfrontiert uns auf jenen Herr Chuwit mit strengem Gesichtsausdruck und erhobenen Augenbrauen während er elan einen Schlaghammer schwingt (siehe Foto). “Kampf der Korruption, wir brauchen uns von einflussreichen Persönlichkeiten nicht einschüchtern zu lassen,” lässt er in fetten thailändischen Buchstaben verlauten. Na, da haben wir wenigstens endlich einmal jemanden, der Nägel mit Köpfen macht, obgleich der geneigte Leser, der mit der Vergangenheit des Herrn Chuwit zumindest rudimentär vertraut ist, in diesem Slogan eine Prise Heuchlerei riechen mag. War es doch angeblich eben jener Herr, der im Januar 2004 den nächtlichen Abbruch des Bierbarareals an der Ecke Sukhumvit Soi 10 befahl, obschon ihm das natürlich niemand nachweisen konnte. Böse Zungen behaupteten gar, dass das Posterfoto wohl während dieser grossangelegten, aber illegalen, Aktion aufgenommen worden sein muss.

Schlaghämmer sind neuerdings ohnehin in Mode. Vor einer Woche profilierte sich die Boutiquenbesitzerin Duenpen Silaket, als sie vor dem Gebäude des Fernsehsenders iTV ihren nietennagelneuen Honda CRV unter Zuhilfenahme eines Schlaghammers und begleitet von Bravorufen erstaunter Passanten und Reporter zu Kleinholz machte (siehe Foto). Das Vehikel hatte seine Macken, die selbst nach mehrfacher Reparatur durch Honda nicht beseitigt werden konnten. Frau Duangphen verlangte darauf von den Japanern, dass ihr das Unglücksauto sang- und klanglos für ein neues eingetauscht werde. Über diesen Vorschlag konnte Honda (Thailand) Co., Ltd. nur müde lächeln. Da könnte ja jeder kommen, der läppische 1,4 Millionen Baht hingeblättert hat. Ergo das in allen Thai-Zeitungen veröffentlichte Schauspielerstück der Frau Duangphen. Es wurde nicht bekannt, wie die Umtauschrichtlinien in der Boutique von Duangphen lauten. Möglicherweise wäre man genötigt, fehlerhaften Krimskram vor dem Laden in Stücke zu hacken. Dabei kann man den Thais ja gar nicht vorhalten, dass sie keine Fantasie hätten.

Ein Kasino in der kambodschanischen Grenzstadt Poipet wurde letzte Woche um ganze 90 Millionen Baht erleichtert als angeblich neun Thais ihre Jetons mit klitzekleinen Computerchips manipulierten, was es ihnen ermöglichte, die beim Baccara ausgegebenen Spielkarten einzusehen. Wie genau das gehandhabt worden sein soll ist mir unbekannt. Da fragen Sie doch lieber einen, der sich mit elektronischen Spielereien besser auskennt als meine Wenigkeit. Auf jeden Fall wurden sechs der Schelme gefasst und sitzen unter Hausarrest in eben jenem Kasino ein, das übrigens auch einem Thai gehört. Drei der Trickdiebe sind mit der gesamten Beute über alle Berge. Da heisst es nun für die gefassten Schelme eifrig Geschirr zu waschen bis der Schaden abbezahlt ist, denn in Kambodscha kann anscheinend jeder Geschäftsmann auf Gutdünken Geiseln halten ohne dass sich die Obrigkeit einmischt. Das wiederum kann man von Grossthailand nicht behaupten. Hier geht alles seine geraden Bahnen und unter der Aufsicht des angehimmelten Führers gehen wir steten Schrittes auf ein wahres Utopia zu, was TIP-Kolumnist Günter Ruffert immer schon behauptet hat.

Neulich verlautete der Führer, dass man nunmehr auch gegen bezahlte Killer (hired gunmen) vorgehen und sie innerhalb kürzester Zeit ausmerzen werde. Wenn dieses Vorhaben vom selben Erfolg wie die Kriege gegen Drogen und Korruption gekrönt sein sollte, dann wissen wir ja bereits wie diese Aktion endet. Gemäss Führerhauptquartier sollte Thailand im Oktober 2004 frei von Korruption sein. Wir haben jetzt Januar 2005. Auch mit dem Drogenproblem scheinen die Regierung und deren ausführender Arm, die Jungs in Braun, ihre Probleme zu haben. Nicht anders ist es zu erklären weshalb man immer noch Razzien auf Nachtklubs durchführt und die anwesenden Gäste zu Urinproben nötigt. Das Land ist doch praktisch drogenfrei. Nichtsdestotrotz traf es vor zwei Wochen “Bed Supperclub”, den bevorzugten Treffpunkt von Fotomodellen, solchen, die es werden wollen, und ihrer männlichen Anhängerschaft. Das Gute daran war, dass sich wirklich jeder dem demütigenden Test unterziehen musste, einschliesslich der ziemlich aufgebrachten - da gesichtsverlustigen – Hi-So Thais. Die Thai-Medien berichteten, dass sogar einige prominente Einheimische nicht ganz so blütenrein waren wie sie es allzuoft vorgeben. Es gab Verhaftungen. Allerdings befand sich kein Ausländer darunter. Das muss wohl daran liegen, dass man “Bed Supperclub” als geduldeter “Farang” nur noch betreten kann, wenn man seinen Pass oder ein anderes Dokument bei sich hat. Wer nimmt schon seinen Pass mit wenn er auf die Piste geht?

Es ist ja gut, dass man von höchster Stelle versucht, das Drogenproblem einzudämmen und manchmal scheint die thailändische Justiz ja durchaus zu greifen. Das kann Ihnen wahrscheinlich keiner besser erklären als der ehemalige Senator Chalerm Phromlert. Vor vier Jahren wurde der Gute nämlich dabei erwischt als er Sex mit mehreren minderjährigen Schülerinnen in einem schmuddeligen Motel hatte. Im Einklang mit dem Gesetz wurde der Tunichtgut damals zu 16 Jahren Knast verurteilt. Das schmerzte seinen Stolz sehr und er ging in Berufung. Die Richter am Berufungsgericht befanden nun vor kurzem, dass der Ex-Senator wohl eher zu glimpflich davonkam und dass sein Gesichtsverlust in keinem Verhältnis zu der Schwere seines Verbrechens stand. Ergo brummten sie ihm weitere 20 Jahre auf. Das mag Herrn Chalerm relativ piepegal sein, denn man könnte ihn als Opa bezeichnen. Er ist 68 Jahre alt und 36 Jahre Knast würden ihn … lassen sie mich einmal nachrechnen … 104 Jahre alt machen. Als Methusalem muss ihm sogar eine 50jährige wie ein Wonneproppen vorkommen.

Prostitution ist ein grosses Geschäft im Ländli, das wissen wir alle. Wer scharf auf Kohle ist, findet hier immer ein profitträchtiges Arbeitsgebiet. Man muss aber halt auch die Konsequenzen tragen, wenn man dabei erhascht wird. Das Kriminalgericht fand Aksarapal oder Wiyada oder Pakpo Pongsittisak (ja, die Dame hatte den Luxus von drei Vornamen!) schuldig, fünf Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren zur Prostitution verführt zu haben. Konsequenterweise wurde sie dafür zu zehn Jahren und acht Monaten Freiheitsentzug verdammt. Ein Taxifahrer hörte die Unterhaltung, die sie mit ihren Schützlingen führte, während der Fahrt zu einem Karaokeschuppen in Bang Na mit und informierte unverschämterweise die Jungs in Braun, welche auch sofort zur Tat schritten. Die Mamsell samt Brut sowie die weniger ehrenwerten Herren, die den Service in Anspruch nahmen, wurden in Ketten gelegt. Man müsste jetzt nur noch der ach so fürsorgenden Eltern habhaftig werden um das Szenario abzurunden.

Wenn es wirklich hart auf hart kommen sollte, kann man sich immer noch nach Phuket abseilen, um dort die Maiden aufzuspüren, die legal sind. Leider hat sich Phuket anscheinend nach dem grossen Erdbeben vom 26 Dezember aber, gemäss Zeitunsbericht, 15 Zentimeter nach Süden verlagert, was zweifelsohne genug Grund für Thai Airways ist, die Ticketkosten um mindestens 50 % anzuheben. Falls wir aber stattdessen in Bangkok bleiben möchten, können wir uns genausogut das Buch “Secret Record: The Facts Long Concealed” (“Geheimer Report: Die Fakten, die uns lange verschlossen blieben”) zu Gemüte führen. Jenes Buch, von dem gemunkelt wird, dass es von der Partei der Thais-liebenden-Thais in Auftrag gegeben wurde, räumt endlich mit der falschen Annahme auf, dass die Demokraten an der 1997er Wirtschaftskrise grundsätzlich unschuldig sind. In dem von Somjai Pahagasasivat verfassten Werk werden nämlich alle Schwarzen Peter dorthin verschoben. Kein Wort davon, dass die Regierung von Ehrenbürger Chavalit Yongchaiyuth zu der Zeit an der Macht war. Viel eher eine Anschuldigung, dass die Regierung des demokratischen Premierministers Chuan Leekpai sich in die Abhängigkeit des Internationalen Währungsfonds (IWF) begeben hat, weil man nämlich einen Kredit in Milliardenhöhe ersuchte, der natürlich auch zurückgezahlt werden musste. Mit Zinsen. Wen wundert’s, denn der IWF ist eben keine wohltätige Organisation, sondern ein knallharter Geschäftsbetrieb. Eine Bank. Das unfähige Management des guten Herrn Chavalit wird in keinerlei Weise angeprangert, stattdessen zieht man über die Demokraten her, die Thailand zu dieser Zeit aus dem Abgrund des totalen Bankrottes zogen.

Das Gehirn wackelt also mal wieder gewaltig und das Buch ist Pflichtlektüre für jeden, der Thais mehr liebt als unser verehrter chinesischer Premierminister. Selbstverständlich gehen die Thai-liebenden auch nicht so schlecht zur Sache im gegenwärtig ausgetragenen Wahlkampf. Da gab es doch jene Kandidatin, die sich für ihre Wahlkampfposter Fotos auswählte, die sie im trauten Zusammensein mit George Bush und Yoshichiro Koizumi zeigten. Das konnte natürlich nicht angehen, denn sofort meldeten sich die amerikanischen und japanischen Botschaften und verlangten, dass diese Poster verschwinden müssten. Welch Frevel! Die Partei (ich brauche nicht zu erläutern welche…) gab nach und zog die Poster zurück. Nur um zu beteuern dass man davon ja gar nichts wusste.

Stellen Sie sich vor, geneigter Leser, die Kandidatin einer gewissen Partei darf Poster aufstellen ohne dass diese von einer gewissen Partei genehmigt werden müssten, geschweige denn dass diese Partei von der Existenz eben solcher gar wüsste. Wenn wir Günter Ruffert glauben sollen, dann ist das alles eine “Eigenart” der Thais, die wir, als normal sterbliche Farang, entweder anstandslos akzeptieren, uns anderweitig verziehen müssen oder uns als Qualitätstouristen schlichtweg einnorden. Aber das ist eine andere Geschichte….

P.S.: Günter: Ich habe Dich einmal wieder erwähnt. Nicht aus Häme, aber weil Du den Gegenpol zur negativen TIP-Berichterstattung stellst.