Bangkok - Nachdem die Militärjunta die totale Kontrolle übernommen hat, kommt jetzt die große Säuberung. Jeder, der mit der Familie von Thaksin Shinawatra in irgendeiner Beziehung steht, wird verhaftet. Zudem wurden Polizeibeamte versetzt, der Senat wurde aufgelöst.
Verfassungsrechtler Verapat Paruyawong hatte nach Verkündung des Kriegsrechts gesagt, dass der Moment der Demaskierung kommen werde. Seine Voraussage wurde am 24. Mai Realität.
Demonstration am Victory Monument
Zunächst riss die Junta weitere Macht an sich, als am Nachmittag des 24. Mai verkündet wurde, dass der Senat aufgelöst sei. Gesetze, die vom Parlament oder Senat bestätigt werden müssten, würden stattdessen dem „Führer der Junta“, General Prayuth Chan-ocha, vorgelegt, hieß es in einem Bulletin im Fernsehen.
Mit der Auflösung des Senats wurde deutlich, dass sich die Junta vermutlich auf eine längere Amtszeit einstellt, denn zuvor hatte sie verlautbart, dass unabhängige Institutionen, und dazu gehört der Senat, von dem Putsch nicht beeinträchtigt würden.
Die Säuberung begann
Noch am 24. Mai wurde berichtet, dass in der Führungsriege der Junta der nationale Polizeichef Adul Saengsingkaew sitzt. Auch hier änderte die Junta ihre Meinung. Adul wurde am Abend des 24. Mai auf einen inaktiven Posten versetzt. Mit ihm müssen eine Reihe hochrangiger Polizeibeamten gehen. Dazu gehört vermutlich auch der Bangkoker Polizeichef Kamronwit Thoopkrachang, der ebenso wie Adul zum Thaksin-Lager gehören soll. Kamronwit dementierte jedoch einen Rücktritt.
In einem weiteren Schritt wurde der Chef der Sondereinheit Department of Special Investigations (DSI), Tarit Pengdith, seines Postens enthoben. Ebenfalls gehen muss der Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Nipat Thonglek. Beide sollen Thaksin nahe stehen.
Am späten Abend schließlich machte die Meldung die Runde, dass Thaksins Sohn Panthongtae in Chiang Mai verhaftet und mit einem Hubschrauber nach Bangkok geflogen wurde. Eine seiner Schwestern dementierte.
Dieses Foto soll Thaksins Sohn Panthongtae auf dem Flughafen Chiang Mai in Militärgewahrsam zeigen
Auf einen inaktiven Posten versetzt wurde Polizeioberst Thawee Sodsong, Direktor des Verwaltungszentrums der südlichen Grenzprovinzen. Die Versetzung erfolgte, nachdem am Abend des 24. Mai in Pattani und Narathiwat mehrere Bombenanschläge verübt und eine Militärbasis von Aufständischen angegriffen wurde.
Untergetaucht sind unter anderem der ehemalige Innenminister Charupong Ruangsuwan, zugleich Vorsitzender der Phuea Thai Party, und Ex-Bildungsminister Chaturon Chaisang. Daraufhin fror die Junta deren Bankguthaben ein und verlangte Auskunft über die Kontobewegungen der letzten drei Monate.
Proteste gegen die Junta
Sowohl in Bangkok als auch in Chiang Mai fanden sich Demonstranten zusammen und protestierten gegen die Junta. Es kam zu mehreren Konfrontationen, doch das Militär wagte nicht, hart durchzugreifen, weil Journalisten das Geschehen teils live im Fernsehen – natürlich nicht dem thailändischen – übertrugen oder Demonstranten und Passanten mit ihren Smartphones Bilder machten und diese sofort online stellten.
Anti-Putsch-Demonstration in Bangkok
Die Soldaten zogen sich nach einer Weile zurück und ließen die Demonstranten größtenteils gewähren. Für den heutigen Tag wurden wieder Demonstrationen angekündigt.
Zensurschraube wird weiter angezogen
Auch Akademiker und Journalisten werden von der Junta zum Rapport geladen. So hatte der prominente in Japan lebende Politologe Pavin Chachavalpongpundie Junta kritisiert. Er ließ wissen, er werde in ein Land mit solch einer „autoritären Regierungsform“ nicht zurückkehren.
Auch dieses Foto entstand ebenfalls bei der Demonstration in Bangkok
Einbestellt wurde auch Pravit Rojanaphruk, ein Journalist der englischsprachigen Tageszeitung „The Nation“. Er hatte in einer Kolumne der Zeitung die Junta scharf kritisiert.
Die Militärjunta verbat sich jedwede Kritik in den Medien, ob Fernsehen, Radio oder Zeitung. Um ihren Standpunkt noch einmal deutlich zu machen, wurden für den 25. Mai 18 Redakteure der größten thailändischen Zeitungen zum Rapport bestellt. Das Treffen soll am Nachmittag stattfinden.