Bangkok - Yingluck Shinawatra sagte in einem ersten öffentlichen Interview nach der Machtübernahme des Militärs: „An dem Tag, als ich zur Premierministerin von Thailand ernannt wurde, wusste ich bereits, dass ich durch einen Staatsstreich der Armee gestürzt würde, genauso wie mein Bruder Thaksin.“
Sie verteidigte ihre Regierung und wies jegliche Vorwürfe der Korruption zurück und verglich den Putsch mit einem Autodiebstahl. Yingluck sagte außerdem, sie habe Pläne bei parlamentarischen Wahlen im Jahr 2016 anzutreten, es sei denn, ihr werden alle politischen Rechte entzogen.
„Vom ersten Tag an als Premierministerin wusste ich, dass ich von keiner unabhängigen Organisation oder den Justizbehörden gestürzt werde, sondern durch einen Staatsstreich“, sagte Yingluck. Ihr wird vorgeworfen dem Staat durch das fehlgeschlagene Reis-Subventionsprogramm, der Regierung Verluste in Höhe von 600 Milliarden Baht beigefügt zu haben. Sie steht vor einer Amtsenthebung und einem Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof wegen möglicher Versäumnisse bei der Ausübung ihrer politischen Pflichten.
Allerdings wies sie jegliches Fehlverhalten ab und sagte, dass sie ihre rechtlichen Mittel einsetzen würde, um den Fall anzufechten. „Von diesem Reis-Subventionsprogramm haben viele Farmer profitiert und ähnliche Programme wurden von anderen Regierungen umgesetzt.“
Es sind jetzt sechs Monate vergangen seit Yingluck durch den Nationalen Rat zur Erhaltung von Frieden und Ordnung (NCPO) von ihrem Amt entbunden wurde und der ehemalige Armeechef Prayuth Chan-ocha sie als Premierminister ersetzte.
Auf Anweisung des NCPO hatte sie sich lange aus der Öffentlichkeit herausgehalten. In diesen Tagen habe sie Bücher gelesen und sich mit Freunden getroffen, weil sie nicht in den täglichen Nachrichten erwähnt werden wollte. „Seit dem Staatsstreich hat jemand anderes meine zukünftigen Schritte vorgeschrieben und ich weiß nicht wo dieser Weg endet, weil ich keinen Einfluss darauf habe“, sagte sie.
Rückblickend bedauere Sie ihre kurze Amtszeit als Premierministerin nicht. „Ich habe meine Pflichten als demokratisch gewählte Premierministerin in Thailand erfüllt. Es ist, als ob die Bevölkerung mir einen Autoschlüssel übergab, um das Land zu führen. Bis plötzlich jemand eine Waffe auf meinen Kopf richtete und ich ihm das Auto geben musste, während ich die Menschen in eine bessere Zukunft steuern wollte“, sagte sie.
Yingluck sagte, wenn es im Jahr 2016 landesweite Wahlen geben sollte und sie immer noch qualifiziert ist, will sie als Kandidatin für das Parlament antreten. Der NCPO hat einen Fahrplan zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres gesetzt. Eine Parlamentswahl wird Anfang 2016 erwartet. Aber sie könne nicht in die Zukunft blicken.
Sie kümmert sich jetzt um ihren einzigen Sohn Supasek Amornchat, den sie in ihrer zweijährigen Zeit als Premierministerin kaum sah und pflegt ihren Garten in ihrem Bangkoker Haus.
Sie und ihr Sohn waren im vergangenen Monat auf einer Reise nach Japan, nachdem Sie grünes Licht vom NCPO erhielt. Dort traf sie sich mit ihrem Bruder Thaksin. Es wurde befürchtet, dass auch sie wie ihr Bruder nicht mehr zurückkehren würde. Aber vor ihrer Abreise versicherte sie Premier Prayuth, dass sie nicht weglaufen werde.