Die Bilderberg-Konferenz in St. Moritz ist praktisch ohne grössere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Den Bilderberg-Kritikern vor Ort stellt die Polizei ein gutes Zeugnis aus. Die Kritiker zeigten sich selbst überrascht von der lockeren Art der Konferenz-Teilnehmer.

Einzig die Wegweisung eines italienischen EU-Abgeordneten dürfte ein Nachspiel haben.

Während des viertägigen Treffens der rund 130 Polit- und Wirtschaftsgrössen aus Europa und Amerika harrten nach Angaben der Demonstranten bis zu 300 Bilderberg-Gegner aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland auf einer Wiese vor dem Tagungshotel «Suvretta House» aus. Die Polizei spricht von rund 150 Personen.

Teilnehmer gingen spazieren

«Die Aktivisten haben ihre Meinung friedlich kundgetan», sagte Thomas Hobi, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Die Gegner hätten den Anweisungen der Polizei stets Folge geleistet. Der Dialog habe funktioniert. Auch eine Gegenveranstaltung der JUSO Schweiz mit knapp 100 Teilnehmern auf dem Dorfplatz von St. Moritz sei am Samstagnachmittag reibungslos abgelaufen.

Bilderberger St.Moritz
Die Polizei ist zufrieden mit dem Anlass in St. Moritz (sda)

Einige Teilnehmer der Konferenz, darunter der ehemalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück, nutzten am Samstag die ruhige Atmosphäre und machten einen ausgedehnten Spaziergang ausserhalb des gesicherten Hotelareals – ein Novum bei den alljährlichen Bilderberg-Treffen.

Themen- und Teilnehmerliste publiziert

Die Bilderberger wurden von privaten Sicherheitsleuten in Zivil begleitet. Völkerrechtlich geschützte Konferenz-Teilnehmer, für deren Sicherheit die Polizei verantwortlich war, nahmen laut Polizeisprecher Hobi am Ausflug nicht teil.

Die Aktivisten zeigten sich positiv Überrascht vom unkomplizierten «Comming-Out» der Bilderberger und verdankten es mit einem augenzwinkernden Auftritt: In der Nacht auf Sonntag sangen sie vor dem Hoteleingang ein – ironisch gemeintes – Geburtstagsständchen zum 96. Geburtstag des amerikanischen Unternehmers David Rockefeller, den sie unter den Teilnehmern zu wissen glaubten.

Kleinere Zwischenfälle

Einziger Zwischenfall mit Folgen ist die Wegweisung des italienischen EU-Parlamentariers Mario Borghezio durch die Polizei. Die italienische Botschaft in Bern hat die Schweiz um eine genaue Prüfung des Vorfalles ersucht, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Samstag mitteilte. Die Schweiz wird zudem aufgefordert, allfällige Verantwortliche für den «Eklat» zu benennen.

Lega Nord-Vertreter Borghezio hatte am Donnerstag versucht, uneingeladen an die Konferenz zu gelangen. Er wies sich als EU-Abgeordneter aus, wurde aber bei der Eingangskontrolle aufgehalten. Nach mehren Stunden auf dem Polizeiposten in St. Moritz wies die Polizei Borghezio aus Graubünden. Die Wegweisung war bis zum Ende der Bilderberg-Konferenz am Sonntag befristet. Borghezio will Klage erheben.

Für Aufregung hatten am gleichen Tag zwei Waadtländer gesorgt. Mit «verdächtigen Gegenständen» sorgten sie für Verdacht auf explosive Stoffe und brachten eine aufwendige Polizeiaktion ins Rollen. Eine Untersuchung des forensischen Dienstes der Kantons- und Stadtpolizei Zürich zeigte aber, dass die Objekte harmlos waren.

(sda/fasc)