Fünf Tage nach dem Vulkanausbruch in Island haben Reiseveranstalter und Fluggesellschaften grosse Rückholaktionen für Touristen aus verschiedenen Teilen der Welt gestartet. Die Lufthansa und Air Berlin haben Sondergenehmigungen für Sichtflüge in geringer Höhe erhalten.
(ddp) Nach der tagelangen Sperrung des Luftraums holen Airlines und Reiseveranstalter Passagiere aus aller Welt zurück. Als erste grosse Fluggesellschaft hat Air Berlin den Flugbetrieb in Deutschland eingeschränkt wieder aufgenommen. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, landete um 15 Uhr 23 ein erster Rückholflug aus Palma de Mallorca in München. Weitere Maschinen befänden sich im Anflug, andere Flüge etwa von den Kanarischen Inseln in Planung, hiess es. Grundlage sei die Entscheidung der Deutschen Flugsicherung und des Luftfahrtbundesamtes, dass in Deutschland wieder Passagierflüge im kontrollierten Sichtflugverfahren durchgeführt werden könnten. Insgesamt seien im Laufe des Tages noch acht geplante sowie fünf zusätzliche Flüge vorgesehen, erklärte Air Berlin. «Sofern die Wetterlage sich nicht ändert, wird dieses Verfahren auch auf den morgigen Flugplan der Air Berlin angewendet», hiess es.
Auch die deutsche Lufthansa holt nach eigenen Angaben 15'000 Passagiere und 50 Interkontinentalmaschinen nach Deutschland zurück. Die Flugzeuge starteten am Montagnachmittag und werden am Dienstag zurückerwartet.
Die Airlines haben für diese Rückflüge eine Sondergenehmigungen des deutschen Luftfahrt-Bundesamtes erhalten. Dabei müssen die Flugzeuge im Sichtflugverfahren unterhalb von 3000 Metern Höhe fliegen. Die deutschen Jets haben auch in andern europäischen Ländern mit gesperrtem Luftraum Bewilligungen für solche Überflüge nach Sichtflugregeln erhalten.
Der Ferienflieger Condor hat begonnen, 2500 Passagiere nach Deutschland zurückzubringen. Die Maschinen aus verschiedenen Teilen der Welt sollen in Salzburg landen. «Da der Luftraum in Österreich geöffnet ist, sehen wir hierin die einzige Möglichkeit, schnell die Fluggäste aus dem Ausland nach Hause zu bringen», sagte der Chefpilot und Leiter des Krisenstabs der Condor, Gunnar Schmidt. Die Reisegäste würden im Anschluss per Bus nach Deutschland gebracht.
Lockerung der Flugverbote genutzt
Dennoch haben die Reiseveranstalter weiter schwer mit den Folgen des Vulkanausbruchs in Island zu kämpfen. «Rund 100'000 Gäste konnten bisher noch nicht aus dem Urlaub zurückkehren», teilte der TUI-Konzern am Montag mit. Das Wohlergehen der Kunden sei vorrangig. TUI stehe allen, deren Rückreise sich verzögert habe, mit jeglicher Unterstützung zur Seite.
Allein von den Kanarischen Inseln sollten am Montag rund 1300 Gäste des Reisekonzerns ausgeflogen werden. «Nach jetzigem Stand werden die Maschinen in Rom landen. Von dort geht es mit Bussen weiter nach Deutschland», hiess es. Sollte kurzfristig ein günstiger gelegener Zielflughafen öffnen, würden die Maschinen dorthin umgeleitet. Nach 20 Stunden Fahrt sind am Montagmorgen zudem die ersten sieben von einem Dutzend Bussen mit Gästen aus Mallorca am Hauptbahnhof in Frankfurter am Main eingetroffen, die zuvor nach Barcelona geflogen waren.
TUI hatte eigenen Angaben zufolge zudem die kurzfristige Lockerung der Flugverbote in Deutschland genutzt und am Sonntag 165 Gäste aus Gran Canaria nach Hannover ausgeflogen. Eine weitere Maschine sei aus Antalya mit 180 Gästen sicher in Berlin-Schönefeld gelandet.
Gefährliche Vulkan-Asche
Die Gefahr der Vulkan-Asche für die Flugzeugtriebwerke ist real. Am Montag wurde bekannt, dass mehrere F-16-Kampfflugzeuge der Nato durch die Aschewolke Triebwerkschäden erlitten haben. In der vergangenen Woche wurden bei zwei F-18-Kampfjets der finnischen Luftwaffe ähnliche Schäden am Triebwerk entdeckt. Vulkanasche neigt dazu, sich in den inneren Teilen eines Triebwerks, beispielsweise der Turbine, festzusetzen. Dort schmilzt sie dann zu einem glasähnlichen Belag zusammen. Dies wiederum stört den Luftstrom und kann zu einer Überhitzung und schliesslich einem Ausfall des Triebwerks führen. Vulkanasche kann auch aufgrund von Sauerstoffmangel die Triebwerke zum Stillstand bringen.