Michael Hermann schreibt u.a. “Die Bevölkerungsexplosion ist eine Tatsache”  (wir erinnern uns; der Grüne Balthasar Glättli behauptete das Gegenteil: Die Bevölkerungsexplosion ist abgesagt!)
Sie stellt die Erde vor eine einzigartige Belastungsprobe und zählt zu den grössten Herausforderungen der Menschheit!
Soweit kann ich das nur mit einem klaren Bravo kommentieren!
Aber lesen Sie selbst!

 

TA 06.10.2014

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Rezepte gegen die «Bevölkerungsexplosion»

Von Michael Hermann. Aktualisiert um 07:24

Im Jahr 2100 könnten 12 Milliarden Menschen auf der Welt leben. Die «Bevölkerungsexplosion» ist in der Geschichte der Menschheit eine Episode, die es in sich hat. In diesem Punkt hat Ecopop recht – aber nur in diesem.

Die Initianten von Ecopop haben recht: Nicht nur der Ressourcen-Verbrauch pro Kopf ist entscheidend. Es kommt auch auf die Zahl der Köpfe an. 1970 lebten 3,6 Milliarden Menschen auf der Welt, heute sind es doppelt so viele. Die Bevölkerungsexplosion ist eine Tatsache. Sie stellt die Erde vor eine einzigartige Belastungsprobe und zählt zu den grössten Herausforderungen der Menschheit. Hoffnung auf deren Bewältigung besteht nur, weil die Fruchtbarkeit seit Jahren sinkt: In den meisten Teilen der Welt ist die Zweikindfamilie zum Standard geworden.

Maximale Grösse erst 2100

Bereits heute nimmt die Zahl der Kinder nicht mehr zu: «Peak Child» ist erreicht. Dennoch geht das Bevölkerungswachstum rasant weiter. Die maximale Grösse dürfte unsere Spezies nach Schätzungen der Uno erst 2100 erreichen: mit etwa 12 Milliarden Menschen. Massnahmen der Familienplanung helfen wenig. Mit Wachstum ist zu rechnen, auch wenn die heranwachsende Gener ation die Kleinfamilie bevorzugt. Entscheidend ist die immense Zahl an Kindern, die heute auf dem Planeten lebt. Es sind 2 Milliarden, die ihrerseits 2 Milliarden Kinder haben dürften.

Es wird eine riesige technische und organisatorische Herausforderung sein, alle diese Menschen zu ernähren. Allein mit einer gerechteren Verteilung der Ressourcen ist das nicht zu stemmen. Glücklicherweise gibt es in Afrika, wo das Bevölkerungswachstum am stärksten sein wird, die grössten landwirtschaftlichen Potenziale. Doch dafür braucht es Fortschritt und nochmals Fortschritt.

Naturromantik verfehlt

Es gibt keinen Weg zurück, es gibt nur einen Weg nach vorn. Der Bauer, der sich in Einklang mit der Natur selbst versorgt, ist ein Trugbild. In ländlichen Regionen der Dritten Welt herrscht nicht nur die grösste Armut, hier haben die Menschen teilweise auch noch immer sechs, sieben Kinder. Für Naturromantiker mögen die schnell wachsenden, chaotischen Grossstädte Afrikas die schlimmsten Schreckensbilder sein. Doch die Frauen haben hier weniger als zwei Kinder.

Mehr Wohlstand und vor allem weniger Armut sind das Fundament für eine langfristige Stabilisierung der Weltbevölkerung. Mehr noch: In den meisten Ländern macht der Rückgang der Fruchtbarkeit nicht beim Reproduktionsniveau halt. Ist die Kinderzahl erst einmal unter zwei pro Frau gefallen, lässt sie sich auch mit Familienförderung nicht mehr über den Schwellenwert heben. Wenn dies so bleibt, leben im Jahr 2200 nur noch 4 Milliarden Menschen auf der Erde.

Die «Bevölkerungsexplosion» ist in der Geschichte der Menschheit eine Episode von nicht mehr als 300 Jahren. Eine Episode, die es allerdings in sich hat. Mehr landwirtschaftliche Produktivität und weniger Kinder bedeuten unweigerlich mehr Ressourcenverbrauch. Seit Beginn der Industrialisierung werden im Eiltempo fossile Brennstoffe abgebaut, deren Aufbau Jahrmillionen dauerte. Die Sehnsucht nach Entschleunigun g ist verständlich. Es ist aber eine Sehnsucht, die Tag für Tag in warmer Luft aufgeht. Wir zeigen mit dem Finger auf kinderreiche Familien in Mali, obgleich unsere eigenen Kinder 100-mal so viel CO2 produzieren werden. Eigentlich müsste sich Ecopop vor allem gegen den hiesigen Trend zur Dreikindfamilie stellen.

Wettlauf mit der Zeit

Egal, wie man es dreht und wendet: Ohne ein immenses Mass an Innovation nimmt die Entwicklung kein gutes Ende. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Nur wenn wir uns beeilen, schaffen wir es durch den Flaschenhals, der uns Ende des 21. Jahrhunderts erwartet, wenn sich Bevölkerungsmaximum, versiegende fossile Ressourcen und Klimawandel kumulieren. Eine zentrale Rolle in diesem Wettlauf spielen hoch produktive Wirtschaftszentren wie Singapur, Kalifornien und die Schweiz. Hier wird die organisatorische und technologische Entwicklung der Welt vorangetrieben. Was lernen wir daraus? Wenn Menschen aus weniger produktiven Regionen in diese Knotenpunkte der Innovation ziehen, sind sie nicht Teil des Problems, wie Ecopop behauptet. Sie sind Teil der Lösung. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 06.10.2014, 23:14 Uhr

Antwort auf M. Herrmann

Die Ecopop-Initiative, die u.a. eine Verminderung des Bevölkerungswachstums in der Schweiz auf die durchschnittliche Einwandererzahl der EU verlangt, und somit also nur einen ersten Schritt zur Konsolidierung der brenzligen Lage unseres Lebensraumes darstellt, beschäftigt die Menschen hierzulande zu Recht. Und zwar nicht nur die Anti-Propagandisten aus einem Teil des Wirtschafts- Wachstums- und Arbeitsplätze-Lagers.

Der Tagesanzeiger-Kolumnist hat wohl zwei Seelen ach, in seiner Brust! Er kann es sich wohl nicht leisten, im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Grundproblem unseres Lebensraumes Erde irgendwelche esoterisch-linken Glaubensbekenntnisse aufzutischen.

Was er schreibt ist also weitgehend analytisch realistisch. Z.B. „Es wird eine riesige technische und organisatorische Herausforderung sein, alle diese Menschen zu ernähren“… das gelingt bekanntlich jetzt schon nicht mehr!

Glücklicherweise gebe es in Afrika, wo das Bevölkerungswachstum am stärksten sein wird, die grössten landwirtschaftlichen Potenziale. Woran aber Afrika mit seinen Potenzialen krankt, steht auf anderen Untersuchungen und Analysen, und bietet keine Grundlage für grosse Hoffnungen.

Mehr Wohlstand und vor allem weniger Armut sind das Fundament für eine langfristige Stabilisierung der Weltbevölkerung. – Das könnte Herr Hermann direkt von der Ecopop haben…

Man muss also eigentlich Michael Hermann für seine Mithilfe an der Aufklärung dankbar sein. Allerdings darf und kann er es wohl nicht lassen, als Söldner seinen Auftraggebern Tribut zu leisten – mit dem Schlusswort als schlecht getarnter Propagandabeitrag gegen Ecopop und die Initiative;

Er schreibt „was lernen wir daraus? Wenn Menschen aus weniger produktiven Regionen in diese Knotenpunkte der Innovation ziehen, sind sie nicht Teil des Problems, wie Ecopop behauptet. Sie sind Teil der Lösung.“

Aber, aber, Herr Politgeograph! Die Menschen sollen also möglichst alle aus den produktiv-schwachen Ländern wie Afrika zu uns kommen? Wer arbeitet dann auf den rettenden landwirtschaftlichen Potenzialen Afrikas? Und weiss er nicht, dass jeder, der aus Regionen zu uns kommt, wo zwar die Anzahl der Fussabdrucke, nicht aber deren Einzel-Tiefe problematisch ist, hier zu der überdurchschnittlichen Tiefe dieses vielgepriesenen Fussabdrucks beiträgt? Die meisten dieser Menschen können mit der Arbeit hier ihre Infrastrukturkosten nicht selber finanzieren. Für diese muss also zuerst weitere Wertschöpfung produziert werden. Arbeitsplätze und die sie umgebenden Infrastrukturen kosten Energie und Ressourcen! Man spricht darüber nicht gerne, weil jede Diskussion über die Platzierung und Aufteilung von Arbeitsplätzen, Infrastrukturen und Entwicklungspotenzialen auf dieser Erde schnell für die diskussions-tötende Fremdenfeindlichkeits-Propaganda missbraucht wird.

Trotzdem ist es so, dass wir endlich beginnen müssen, den Menschen in ihren eigenen Heimatländern zum echten Aufbau zu helfen. Das kostet die Erde weniger als die von M. Hermann propagierte Konzentration in den wirtschafts-heissen Knotenpunkten. Von den Dichtestress- und entwurzelungs-Problemen die für diese reinen Produktionsgesellschaften entstehen, einmal gar nicht zu reden!

Alexander Steinacher, Thalwil 7.10.2014