Diese Begriffe stehen sich im TA-Magazin Nr 28 gegenüber und zeigen die Zerrissenheit der europäischen Wahrnehmung.

Eine Betrachtung von Alexander Steinacher, 18.07.2016

Im Editorial wird schon unter dem Titel „Letzte Fragen“ angekündigt:

Ein Interview mit dem 96 Jahre alten britischen Wissenschaftler James Lovelock. Chemiker, Erfinder und Autor mehrerer Bücher. Seine wichtigste Theorie (ich würde lieber Erkenntnis oder Entdeckung sagen) ...wonach sich die Erde von selbst reguliert, als wäre sie ein Lebewesen. Wir nennen das auch Evolution, ständige Anpassung, Veränderungen, Ausgleiche. (Der göttliche Masterplan?) Und Lovelock sagte gleich zum Beginn des Interviews (lange vor der Brexit-Abstimmung) er sei für einen Austritt Englands aus der EU:

Aber da kommt zunächst das obligate Gejammer – von einem Schweizer in London (künstlerischer Direktor der Serpentine Galleries), Hans Ulrich Obrist:

Er beginnt mit; „Unmittelbar nach der bedauerlichen Entscheidung der Briten, die Europäische Union zu verlassen, droht ein anderer, nicht minder schmerzlicher Exit: Viele Künstlerinnen und Künstler planen, aus Grossbritannien auszuwandern...“ und er nennt das: Abwanderungsbewegungen von Künstlern, die oft feinere Antennen für gesellschaftliche Entwicklungen haben als der Durchschnitt (natürlich, der blöde...) der Bevölkerung.

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Genau – getragen vom Geist und den Schultern des Multikulturalismus – Und jetzt wandern die Multikultis wieder zurück in ihr Urkulti und in die verschiedenen künstlerischen Monokultis – und plötzlich müssen sie alle wieder selber laufen! Auch Kunstvermittler und Konversationsmenschen! Nach Brexit gibt’s keine Multikulti-Unterstützung mehr aus der big Euro-Kasse. Und demnach wohl endgültig keine Kunst und Kultur mehr auf den britischen Inseln. Nach dem Frankenschock der Brexit-Schock – und dieser zieht nun noch den Kulturschock nach sich. Denn – Kultur gab es doch erst durch die Gnade der EU-Mächtigen. Vorher war nur Kulturloch – Ein Teufelskreis!

Und da ist dann auf der anderen Seite, gegenüber der Schimpf- und Jammer-Gesellschaft der selbstbewusst zuversichtliche Blick in die Zukunft dieses „letzten Romantikers der Wissenschaft“ James Lovelock. Ein Öko-Pionier und ketzerischer Denker (wohnt an der englischen Südküste) Ein paar ketzerische Müsterchen:

Gefragt, was er gegen Windenergie habe: Gar nichts. In Mauretanien (Land, ganz im Westen des afrikanischen Kontinents an der Küste südlich von Marokko – islamische Republik!) etwa, weht der Passat konstant und mit der richtigen Geschwindigkeit. Das ergäbe ziemlich viel Energie für Europa (für Europa!) Man kann es sich auch einfacher machen und altmodische solarthermische Kraftwerke aufstellen. Ein Stück Sahara (Wüste) von 160 mal 160 Kilometern würde genügen, um ganz Europa mit Strom zu versorgen. (warum machen sie keine solchen Geschäfte und flüchten lieber zu uns?) Aber solche Projekte scheitern immer an politischen Problemen. Eben!

An der englischen Südküste blase der Wind auch ganz schön (wirft der TA-Ma-Interviewer ein). Lovelock: Diese Küste ist Teil einer Welterbestätte. Möchten Sie die mit hässlichen Windturbinen vollstellen? (Nur damit man noch mehr Einwanderer damit versorgen könnte?)

Es kommt noch was hinzu: England ist im Zweiten Weltkrieg fast verhungert. Wir haben zu wenig Fläche, um Nahrung zu produzieren. Darum bin ich gegen jede Energiereform, die Agrarland verbraucht.

Und wie wäre es wohl heute? Mit einer wohl mit der kleinen interkontinental-Insel Schweiz vergleichbaren, unnatürlichen, den ökologischen Lebensraum längst überfordernden Masseneinwanderung aus Ländern, die sich flächenmässig teilweise noch gut selbst ernähren könnten? Brexit heisst eben auch, die Verantwortung für den eigenen Lebensraum wieder wahrnehmen, Rückkehr zum Bewusstsein, dass der Mensch wie jede auf dieser Erde vertretene, lebendige Art sich aus der Natur ernähren muss, und Banknoten, Aktienkurse, Kilowattstunden, Erdöl und Spekulationswerte nicht essbar sind. Die Notwendigkeit, Einwanderung kontrollieren zu können, hat nichts mit Fremdenhass zu tun, wie man uns immer wieder glaubhaft machen will, sondern eben mit dem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der gesamten Bevölkerung eines Landes!

Interviewer: Sie haben die Gaia-Theorie erwähnt, Ihr Lebenswerk. Was besagt sie?

„Dass die Erde ein selbstregulierendes System ist. Seit das Leben vor dreieinhalb Milliarden Jahren begann, hält es unseren Planeten permanent derart stabil, dass er bewohnbar bleibt.“

(Das heisst, Die Erde, bzw. die ganze evolutionäre Ökologie erholt sich und bringt sich wieder ins Gleichgewicht, wenn sie uns und unsere ignorante Blödheit und Dummheiten überwunden hat. Und wir könnten das selbst Gaia-integrativ steuern! Al S)

weitere Aussage von Lovelock:

„Ja, wir sind die einzige Art, die etwas unternehmen kann, um das Leben auf Erden zu erhalten. Wir wissen noch nicht wie, aber wir haben das Potenzial dazu!“

und weiter: „unsere beiden Völker (Gr-Britannien und Schweiz) haben gute Überlebenschancen, denke ich.

Wieso?

Die Schweiz und Grossbritannien gehören zu den wenigen Ländern, die über einen langen Zeitraum nicht mehr von Eroberern überrannt und zerstört wurden. Dies hat uns Zeit gegeben, Systeme des Zusammenlebens zu entwickeln, die langfristig stabiler sind. Das ist etwas, was wir gemeinsam haben.

Systeme des Zusammenlebens!

Mit dieser Gegenüberstellung von einerseits Jammer-Propaganda und andererseits einer analytischen Wahrnehmung von Risiken und Chancen, von Erfahrungen und einem Selbstbewusstsein des der Menschheit zur Verfügung stehenden Potenzials für neue, kreative Entwicklungen und damit Überwindung von starren, bremsenden Strukturen, hoffe ich, etwas Motivation und Animation zu positiv evolutionärem Denken generieren zu können. Depressionen müssen überwunden werden. Und das beginnt mit der kritisch-analytischen, und deshalb unvoreingenommenen Wahrnehmung!

Alexander Steinacher 18.07.2016