Das ist der neuste Rechtfertigungsversuch, warum die SVP an allem schuld ist (was den linken Strategien zuwiderläuft) (Interview des TA-Chefred. mit dem Philosophen Francis Cheneval. Im TA vom Samstag 05.12.2015 Seite 39) kritisch gelesen von Alexander Steinacher
Die SVP braucht mich nicht als Verteidiger, die können sich gegen die Miesmacherpropaganda selber wehren. Ich bin auch nicht Mitglied der SVP. Mich reizen jeweilen nur die in Interviews und Analysen von Philosophen, Professoren und weiteren Koriphäen vermeintlich gut getarnten (obwohl altbewährte Taktik) und hochqualifizierten Bezichtigungen und Wegweiser-Gebete.
Erstes Beispiel, als Aussage des Philosophen Cheneval:
„Der Glaube der SVP an die Nation wirkt zuweilen quasireligiös. Sie steht damit in der republikanischen Tradition. Jean-Jacques Rousseau war überzeugt, dass die Republik nur Bestand hat, wenn die Religion zumindest als Zivilreligion erhalten bleibt, das heisst, wenn die Bürger die Republik und ihre Gesetze als heilig betrachten. Als sich Christoph Blocher 2003 als Bundesrat einschwören liess, wirkte dies auf mich wie ein religiöser Akt.“
Selber schuld, kann man da nur sagen, wenn man als Feindbildstylist das eigentlich verabscheute Subjekt mit einem Heiligenschein versieht! „Übervater“ nennen sie ihn gelegentlich. Der beauftragte Philosoph müsste eigentlich die Situation vor der Geburtsstunde der französischen Republik kennen. JJ Rousseau ist im protestantischen Genf geboren (1712) und starb noch vor der französischen Revolution 1778. Damals spielte die Religion (einzig noch die christliche, unterteilt in katholisch und protestantisch) zusammen mit der Macht der königlichen Mafiagesellschaften noch die alle Masse gebende Rolle! Rousseau war sicher der philosophische Wegbereiter für den schwierigen und blutigen Übergang in eine Republik, in für lange Zeit ärmlichsten Kinderschuhen. Aber die Religionsabhängigkeiten steckten noch derart tief in den Völkern und Nationen, dass er wohl selber annahm, darauf werde man so schnell nicht verzichten können! Es ging von einer Heiligkeit, der von Gott und seinen Stellvertretern angeblich berufenen und gekrönten BE-Herrscher in eine neue Abhängigkeit von einem Ersatzsystem, und Gesetze von ganz neu orientierten Gebern. Eine politische Zangengeburt, wie sie verschiedenen auf unserer Erde verstreuten Regionen noch bevorsteht.
Die SVP ist wohl im Verständnis der meisten ihrer tonangebenden Vertreter und vieler unabhängiger Wähler die politische Partei, die genau diese Gesetzgebung in den eigenen Händen (Volkssouveränität) belassen will, damit sie eben nicht zum Heiligtum werden, sondern von uns selbst bei Notwendigkeit jederzeit verändert werden können.
Die Nation ist nicht eine Glaubensfrage, und die direkte Demokratie und Selbstbestimmung noch viel weniger! Sie sind sowohl Strategie, als auch permanente Aufgaben.
Jean-Jacques Rousseau würde sich wahrscheinlich heute ziemlich vorbehaltlos mit unserer Bundesverfassung identifizieren, und sich wundern, warum sie von uns selbst, d.h. von den Eliten der Nation als Strategie, eben nicht als heilige Schrift, zunehmend missachtet, ja in internationalen Verträgen verletzt wird. Heilige Schriften missachten ist wohl nur noch im Islam ein Verbrechen.
Aber die selbst aufgestellten, pragmatischen, freiheitlichen, wie ethisch auf vergleichsweise höchstem Niveau stehenden gesetzlichen Grundlagen „relativieren“, Fremdeinflüssen- und – Interessen unterstellen, ist politische Charakterschwäche mit einem gefährlichen Potenzial der sukzessiven Selbstzerstörung. Das ist dann eigentlich die Rückwärtsrevolution. Nur die wartenden Geier sind die gleichen Typen, – wie aus der Geschichte bekannt.
Die SVP ist wohl leider die einzige grosse Partei, mit Leuten, die diese Gefahren vordergründig sehen und versuchen, Gegensteuer zu geben. Das ist für viele Menschen hier wichtiger, als der Rest des Parteiprogramms!
Die SVP kann quasireligiös wirken – der gross gedruckte Titel ist die zu vermittelnde Botschaft! Wer nicht, wie ich hier Scheinargumente seziert, der kann es danach glauben oder nicht! Der Rest des Interviews kommt mit interessanten, durchaus bedenkbaren Aussagen daher. So geschickt verkauft man Propaganda!
Alexander Steinacher