das ist mir aufgefallen: von Alexander Steinacher, 20.12.2015

 

Edelweiss

Eine kleine, weisse, von der Evolution ans Hochgebirge angepasste Blume. Es gab sie wohl schon länger; bevor die seltsame Krone dieser evolutionären Schöpfung, oder das Ebenbild Gottes wie das einige Verwegene sogar nennen, auf der Bildfläche dieses Planeten erschien. Und es hätte wohl nie „gedacht“, dass es zu später Geschichtsstunde noch zum ethischen Problem und Streitfall werden könnte. Es hätte ja auch das Enzian, oder die Alpenrose, oder den Löwenzahn, usw. treffen können!

Es brauchte noch zwei von diesem evolutionären Preisprodukt Mensch geschaffene Voraussetzungen, um aus der unschuldigen Alpenblume ein Konfliktobjekt für Gerichte, Politik und Lehrerinnen werden zu lassen: Die Verwendung als Zier auf Hemden einerseits, und die grenzenlose Stupidität der vom gleichen homo sapiens sapiens geschaffenen Religionen, - oder jedenfalls einer davon.

Das Bundesgericht hält sich rein an die geschriebenen Gesetze. Provokationen, Demonstrationen, auch deutliche Signale von fehlendem Integrationswillen – und -Können sind keine in Gesetzen geschriebene Verbote. Gesellschaftspolitische Ethik und Strategien hat das Gericht nicht zu beurteilen. Genau so wenig, wie allfällige Grenzen der totalen Narrenfreiheit unter dem Titel Religionsfreiheit! Ein Kopftuch ist ein Tuch, wie eine Blume eben ein pflanzliches Gewächs ist. Und so musste das BG einem klagenden muslimischen Mädchen das Tragen des islamischen Machosymbols in der Schule erlauben.

Ganz anders die Lehrerschaft (nein – sicher nicht alle, aber einzelne sich offenbar selbst überschätzende...) - hatte z.B. in Willisau den Schweizer Schülern verboten, in Edelweisshemden zu erscheinen, da dies ausländische Schüler verletzen und provozieren (!) würde. (Sagten die das tatsächlich?) Und jetzt die Lehrerin im Kanton Zürich, die sich auch mehr Autorität anmasste, als selbst das Bundesgericht darf; Verbot von blauen Hemden mit weissen Edelweissblümchen drauf.

Und so sieht dann diese Provokation und Verletzung aus!


(es gibt dafür einen Shop!
Findet man leicht im Internet)

Liest man die Leserbriefe zu diesem weltbewegenden Skandal im Tagesanzeiger vom 16. Dezember, kann man nur noch feststellen, - ausser einigen vernünftig reagierenden, die nicht in jede lächerliche Rassismusfalle tappen:

Es gibt offenbar schon viele Leute, die wissen nicht mehr, wo ihnen vor lauter Multikulti, Rassismus hin und her, Religionsfreiheit, an keine Skalen mehr gebundene Toleranz, Provokationen oder harmlosen Symbolen, der Kopf steht. Auch eine Lehrerin meint rigoros urteilen zu müssen, dass alles, was irgendwie einen halbwegs typischen Anschein von Schweiz, bzw. schweizerisch hergibt, unter die Verdammnis des Rassismus gehöre. (die rassistischen Blumen gibt es übrigens im gesamten Alpenraum und sie ist auch in Österreich ein beliebtes Zier-Sujet, sogar auf einer Euro-Münze!) Wer sich zu unseren ganz normalen, gewohnten Eigenarten und unserer Umgebung bekennt, ist ein rechtsradikaler Provokateur. Aber - auch die einfachen Dinge gehören zur Kultur eines Landes oder einer Region. (Kultur eines Landes – da liegt wahrscheinlich der politische Hase im Pfeffer) Wer das nicht akzeptieren kann, muss sich schon die Frage gefallen lassen, über was für mystische Ideologien er oder sie sich identifizieren wollen.

Das blaue Hemd mit den weissen Alpenblümchen drauf würde wohl nirgends, weder in Bangkok, noch in New York oder gar Peking als Provokation wahrgenommen. Dahinter steht schliesslich auch keine gewalttätige, imperialistische Ideologie.

Wenn dann ein Leserbriefschreiber im Tagi meint, diese blauen Edelweisshemden schon mit den braunen Uniformhemden der Nazis vergleichen zu müssen, zeigt das die symptomatische (und systematische?!) Verwirrung, die die Köpfe bereits heimsucht!

Und einer schreibt: „Edelweisshemden mögen ja ein Markenzeichen für schweizerische Eigenart (so?) sein, lösen aber keine Zukunftsprobleme der Schweiz....“ Tja, - sollten sie das denn nicht?

Das erinnert mich irgendwie an Faust und Mephisto in Auerbachs Keller; es brauchte im Krisenfall von Mephisto ein Zeichen und ein paar seltsame Sprüche „seid hier und da“ und schon gerieten sich die Saufkumpane gegenseitig an die Nasen!