Das geht ins Auge: zuoberst heute, auf der Titelseite des Tagesanzeigers:
Judith Butler – Die Philosophin will Parteien wie die AfD isolieren!
Gelesen – und darüber nachgedacht; von Alexander Steinacher, Thalwil 3. November 2017
Wer nur diesen Titel sieht, mag den Eindruck erhalten; Aha, Parteien isolieren, das ist philosophisch und liegt auch in philosophischer Verantwortung. Parteien wie die AfD! Isolieren heisst doch wohl, mit Missachtung strafen, negieren, totschweigen. Ist das die philosophische Suche nach Wahrheit, das Bemühen, Entwicklungsdynamik in der Bevölkerung zu verstehen?
Egal, wie wir nun das eventuelle Parteiprogramm der AfD und deren Auftreten und Forderungen qualifizieren wollen; AfD heisst Alternative für Deutschland! Und erinnern wir uns doch; Deutschland hatte schon mehrmals keine Alternativen. Alternativen durften nicht einmal gedacht werden, ganz zu schweigen von Analysieren, Diskutieren, Forderungen formulieren!
Parteien sind Interessengemeinschaften. In einer fortschrittlichen, halbwegs demokratischen Welt müssen auch Parteien mit unbequemen Forderungen, Parteien, die aus Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Status, bzw. der Dynamik quo entstehen, Platz haben und ernst genommen werden. Bevölkerung – hat das eventuell etwas mit Völkerrecht zu tun, dem viel bemühten Begriff?
Im doppelseitigen Interview finden wir nähere Erklärungen, ein paar Widersprüche und politische Plattitüden, nicht sehr philosophisch. Sie lässt sich aber vom Interviewer nicht überrumpeln und sagt immerhin: „Ich unterstütze nur gewaltfreie Proteste“.
„Man muss nicht mit den extremen Rechten reden“ steht da gross als Titel, und darunter: „Judith Butler gehört zu den einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart.“
Intellektuelle haben natürlich plausible Erklärungen, bzw. kaum diskutable Urteile, wer oder was Rechtsextrem überhaupt ist, - und besonders wenn die noch vom Volk, bzw. einem Teil davon in ein Parlament gewählt worden sind, ein Parlament, das doch für sich in Anspruch nehmen kann, die Demokratie zu zelebrieren. Nicht miteinander sprechen heisst polarisieren, ausgrenzen, Dialog verweigern, Chance verweigern, einander eventuell zu verstehen und demokratische Kompromisse zu finden, zuungunsten festgefahrener Ideologien.
Die Philosophin sagt u.a.: ... “Es gibt aber auch lebende Menschen, die so behandelt werden, als seien sie nicht betrauerbar (wenn sie z.B. sterben), als spiele es keine Rolle, ob sie leben oder nicht. Das muss geändert werden. Um leben zu können, oder gar gut leben zu können, um sich selbst auszudrücken oder Teil der Gesellschaft zu sein, braucht es eine gewisse Anerkennung“. – weiter geht’s mit der Frage – Wie wird Anerkennung möglich? „Die Fähigkeit, anerkannt zu werden oder andere anerkennen zu können, hängt davon ab, ob es eine Sprache gibt, durch welche Anerkennung möglich ist. Das ist denn auch der Grund, warum Sprache so etwas Wichtiges für soziale Bewegungen und Bemühungen um Gleichheit und Freiheit ist. Denn wenn es keine Sprache gibt, in der jemand anerkannt werden kann, dann gibt es für diese Person (oder ganze Minderheit?) keine Anerkennung. Daher müssen wir eine neue gemeinsame Sprache entwickeln, die Unterschiede akzeptiert.“
Eben! Sprache entwickeln – wir haben sie schon – aber brauchen, reden miteinander, damit liessen sich nach philosophischem Verständnis eventuell Missverständnisse aufzeigen und klären. Und natürlich unterschiedliche Wahrnehmungen und Positionen anerkennen und entstehende oder entstandene Konflikte menschenwürdig lösen!
Beim zweiten Punkt aus einer Debatte mit Alice Schwarzer lässt die Philosophin wissen:
„ Politischer Islamismus oder islamistische Politiken sind ganz klar gewalttätig und abscheulich. Sie sollten verdammt werden, da gibt es keine Uneinigkeit zwischen Alice Schwarzer und mir. Aber das heisst nicht, dass der Islam als Religion verdammt werden sollte. Das ist ein relativ einfacher, aber sehr wichtiger Punkt:
Unsere Verdammung von Aktionen des politischen Islamismus soll nicht eine ganze Religionsgemeinschaft aufgrund ihres Glaubens verdammen. ... Wenn wir den Anspruch erheben, ihre Bedeutung (der Burka) zu kennen, ohne zu wissen, was sie für jene bedeutet, die sie tragen, agieren wir aus einer Position der kulturellen Arroganz. Wenn wir unkritisch den Glauben des Islams mit radikal islamistischen Politiken gleichsetzen, begehen wir nicht nur einen schwerwiegenden Fehler, dann schüren wir auch eine Art öffentliche Hysterie, die willens ist, die Religionsfreiheit eines bedeutenden Teils der Bevölkerung zu bestreiten.....“
und...
“Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Menschen, die Symbole oder Kleidung (Burka usw.) tragen, die ihre religiöse Zugehörigkeit symbolisieren, nicht so „anders“ sind: Sie haben Anspruch auf die gleichen demokratischen Rechte wie alle anderen auch....“
Demokratisch - die Rechte der Ungläubigen – sind ihnen wohl mindestens egal!
Also, mit den eigenen bedeutenden Bevölkerungsteilen will man nicht einmal reden, aber einer Religionsgemeinschaft, die Religion als gewalttätigen, hegemonistischen, und sämtliche weltliche Macht für sich reklamierenden Monopolanspruch zelebriert, und dabei immer wieder deutlich macht, dass ihnen unsere Werte wie Menschlichkeit, Völkerrecht, Individualrecht, Demokratie und Freiheit nicht einmal nur nichts bedeuten, sondern als satanische Identifikation der Ungläubigen gilt, dieser wachsenden Gemeinschaft will man die vorher vorgestellte Anerkennung mitten in unserer fremdartigen Kultur und Zivilisation ziemlich vorbehaltlos gewähren. Der Philosophin Judith Butler wäre aufklärende Lektüre zu empfehlen, wie z.B. vom ägyptisch-deutschen Politologen und Islamwissenschaftler Hamed Abdel-Samad - „Mohamed, eine Abrechnung“. Es gibt längst genügend aufklärende Literatur, die verdeutlicht, dass Islam nicht einfach eine der grossen Weltreligionen ist;
sondern primär eine totalitäre Machtbewegung, die unter dem inflationären Begriff Toleranz eine Art Narrenfreiheit geniesst, die sämtliche Errungenschaften der Aufklärung und modernen Wissenschaft, inklusive unserer christlichen und philosophischen Ethik fundamental widerspricht.
Es gibt unter der Vielfalt der Lebensweisen und menschlichen Entwicklungen so unterschiedliche Vorstellungen und Verhaltensweisen, dass wir der Grösse unseres Planeten entsprechend feststellen sollten; „Beachten wir das Völkerrecht“ !
(Bundesverfassung Art. 5, Abs 4) Lassen wir sie gewähren, aber bitte dort, wo diese Rechte, die meist wenig mit den Völkern und mehr mit deren Herrschern zu tun haben, „entwickelt“ worden sind, und nicht als Normalität, der anderen Vielfalt seine Einfalt aufzudrängen! Also, gegenseitige Anerkennung ohne koloniale Ansprüche! Und von der im eigenen Kulturraum gewachsenen AfD, einheimischem Bevölkerungsteil mit nachweisbaren Unzufriedenheiten sagt die Philosophin noch: „Lasst sie einfach allein, damit sie hoffentlich wieder verschwinden. - Wir brauchen eine stärkere Linke, (das also ist des Pudels Kern!) die sich Parteien wie der AfD widersetzt und sie bekämpft."
Verschwinden – nicht die wachsenden Probleme und politisch-ökonomischen Unzulänglichkeiten, sondern die Menschen, die protestieren...