Die Freimaurerei ist seit jeher geheimnisumwittert.
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Kaum eine Organisation ist geheimnisumwitterter als die Freimaurerei. Legenden und Verschwörungstheorien ranken sich um die diskreten Logen. Jetzt drangen bisher unbekannte Fakten ans Tageslicht: Namhafte Mitglieder der Großloge von Österreich sollen in den Telekom-Skandal involviert sein. Eine Hausdurchsuchung bei Peter Hochegger lieferte brisante Fakten zutage.

Freimaurer bekennen sich zu hehren Idealen: Demokratie, Toleranz und Humanismus sind untrennbar mit der freimaurerischen Gedankenwelt verbunden. Die Französische Revolution – um nur ein Beispiel zu nennen – wäre ohne diesen Hintergrund wohl weniger fruchtbringend verlaufen. Große Künstler wie Leonardo Da Vinci oder Wolfgang Amadeus Mozart waren Logenbrüder. Die katholische Kirche und das nationalsozialistische Regime verfolgten die säkular und international ausgerichteten Logen und deren Mitglieder. Doch manche unter den geheimnisumwitterten Brüdern haben sich von ihrem Ehrenkodex, den "Alten Pflichten" weit entfernt.

Alte Pflichten, alte Freunde

Seit geraumer Zeit ist der Lobbyist Peter Hochegger in Österreichs Medienlandschaft präsent. Er soll eine der Schlüsselfiguren in einer millionenschweren Korruptionsdrehscheibe gewesen sein – es gilt die Unschuldsvermutung. Hochegger, die zentrale Figur in der Causa Telekom, ist Mitglied der "Großloge von Österreich der alten, freien und angenommenen Freimaurerer", berichtet das Format. Ebenso wie Telekom-Vorstand Rudolf Fischer. Bei "gedeckten Treffen" – Zusammenkünften ohne Außenstehenden Personen –, etwa im Haas-Haus, sollen die Fäden hinter den Skandalen gezogen worden sein. Bei einer Razzia in Hocheggers Wohnsitz sind nachFormat-Angaben USB-Sticks und Festplatten beschlagnahmt worden, die sein engmaschiges Beziehungsnetzwerk belegen.

Zahlreiche Logenbrüder dürften ihren Idealen abtrünnig geworden sein und sich der in den Alten Pflichten verbotenen Geschäftsmaurerei hingegeben haben. Nikolaus Schwärzler, dem Großmeister Österreichs, bereitet das erhebliche Sorgen: "Diese Korruptionsfälle belasten uns." Tatsächlich werfen die Vorkommnisse ein schlechtes Bild auf die Bruderschaft. Schon in der Vergangenheit waren prominente Freimaurer und Politiker wie Hannes Androsch in Skandale verwickelt. Jener um den Bau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses und den ehemaligen Finanzminister ist wohl einer der berühmtesten.

Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur

Kein Wunder, dass Verschwörungstheorien Hochsaison haben. Ein Geheimbund scheint ein undurchsichtiges Netzwerk quer durch die Republik und ihre Institutionen zu bilden. Brüder erkennen einander an diskreten Zeichen und sind einander behilflich. Frei nach dem Ausspruch des früheren deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer: "Man kennt sich, man hilft sich.“

Auf ihre Ideale beschränkt, bietet die Freimaurerei hingegen kaum Anlass zur Kritik. In der Vergangenheit setzten sich viele Logenmitglieder für Demokratie und eine menschlichere Gesellschaft ein. Vom Papsttum wurden sie verfolgt. Schließlich wagten es die Brüder, der Kirche ihre vermeintliche Allwissenheit mit wissenschaftlichen Erkenntnissen streitig zu machen. Auch dem Nationalsozialismus war die Freimaurerei ein Dorn im Auge: Rassismus und engstirniger Nationalismus hatten seit jeher keinen Platz im freimaurerischen Weltbild, das den "Großen Baumeister aller Welten“ verehrt.


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