Nigel Farage sieht Union vor einem Wendepunkt

Am gestrigen 15. Januar sprach Nigel Farage, der Vorsitzende der United Kingdom Independence Party (UKIP) im Europaparlament im Rahmen einer Aussprache nach der Rede des Ministerpräsidenten Griechenlands, Andonis Samaras, der gegenwärtig den Vorsitz des Rats der Europäischen Union innehält.


Rede von Nigel Farage vom 15.1.2014 bei YouTube

ef-online dokumentiert an dieser Stelle die Rede von Farage in deutscher Übersetzung:

„Herr Samaras, ich muss Ihnen dazu gratulieren, dass Sie der griechischen Ratspräsidentschaft einen derart deftigen Start geben. Nach Ihrer von heute auf morgen erfolgreichen Verhandlung im Trialog über die Finanzmarktrichtlinie MiFID bin ich sicher, dass in Athen die Leute in den Straßen tanzen werden – ungeachtet dessen, dass Ihr Land, das sehr schlecht von Goldman Sachs beraten wurde, einer Währung beigetreten ist, die niemals passend war, egal dass 30 Prozent arbeitslos sind, dass 60 Prozent der Jugend arbeitslos sind, dass eine Neonazi-Partei auf dem Vormarsch ist, dass es einen Terroranschlag auf die Deutsche Botschaft gegeben hat.

Nein, machen Sie sich keine Sorgen über das alles, weil der Trialog über MiFID ein Erfolg war. Und in vielerlei Hinsicht fasst dies die zwei Europas zusammen: Das Europa über das hier von den Träumern geredet wird, die die neuen Vereinigten Staaten von Europa mit einer Identität und einer Währung einführen wollen, und der wahren Welt da draußen. 

Und Sie kommen hierher, Herr Samaras, und erzählen uns, dass Sie den souveränen Willen des griechischen Volkes repräsentieren? Nun, es tut mir leid, aber Sie sind nicht derjenige, der Griechenland wirklich führt, und ich schlage vor, dass Sie ihre Partei umbenennen – sie heißt „Neue Demokratie“, ich schlage vor, Sie nennen sie „Keine Demokratie“. Weil Griechenland jetzt unter Fremdherrschaft ist. Sie können keine Entscheidungen treffen, Sie haben ein Rettungspaket erhalten und Sie haben die Demokratie aufgegeben, diese Sache, die zuerst in Ihrem Land erfunden wurde.

Und Sie können nicht zugeben, dass der Beitritt zum Euro ein Fehler war – natürlich hat das Herr Papandreou getan, nicht wahr, er hat sogar gesagt, dass es eine Volksabstimmung in Griechenland geben sollte, und innerhalb von 48 Stunden hat die unheilige Dreifaltigkeit, die Troika, die nun diese Europäische Union regiert, ihn entfernt und durch die Marionette eines ehemaligen Goldman Sachs-Beschäftigten ersetzt. 

Wir werden jetzt von Großunternehmen, Großbanken und in der Gestalt von Herrn Barroso von Großbürokraten regiert. Und darum geht es bei diesen Europawahlen tatsächlich. Es wird ein Kampf der nationalen Demokratie gegen die EU-Staatsbürokratie sein. 

Was auch immer Sie in diesem Plenarsaal sagen mögen: Die Menschen da draußen wollen keine Vereinigten Staaten von Europa, sie wollen ein Europa souveräner Staaten, die miteinander Handel treiben und kooperieren.

Und ich glaube, dass die Europawahl einen Wendepunkt markieren wird. Bis jetzt hat jeder gedacht, wenn auch sehr widerwillig, dass die Entwicklung der Europäischen Union unvermeidlich war. Dieser Mythos der Unvermeidlichkeit wird durch die Europawahlen in diesem Jahr erschüttert werden.“

Übersetzung für ef-online von Robert Grözinger.


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