Margarita Seidler - Eine Deutsche, die orthodox getauft wurde, in der Ukraine im Kloster gelebt, den Maidan gesehen hat, nach Sewastopol flüchten musste und Slawjansk in der Ost-Ukraine mit der Waffe in der Hand gegen die ukrainische Armee verteidigt hat, bezeugt:
„Als Janukowitsch das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterschrieben hat, gab es viele in der Ukraine, die dagegen protestiert haben“, erzählte Margarita Seidler im Interview mit Nikolaj Jolkin. „Die armen Leute wussten nicht, was da eigentlich geschrieben steht. Das Dokument umfasst 900 Seiten, und niemand hat sich die Mühe gegeben, es durchzulesen. Aber Janukowitsch wusste, was da drinsteht. In Wirklichkeit ist das eine knechtende Assoziation, die die Versklavung der Ukraine in ökonomischer und politischer Hinsicht beinhaltet sowie auch, was den Glauben betrifft. Es beinhaltet beispielsweise alle diese degenerativen Gesetze, die im Westen funktionieren und laut denen die Homosexualität den Kindern aufgezwungen wird. Natürlich waren wir, orthodoxe Christen, dagegen. Ich habe eben auf dem Maidan-Platz viele Leute gesehen, die nicht wussten, wohin das geht und wohin das mündet.“
Zu Anfang war es eine friedliche Veranstaltung gegen die korrupte Staatsmacht
Das Regime von Viktor Janukowitsch habe natürlich Fehler gemacht, räumt die Augenzeugin ein. Die Leute haben ihn kritisiert, dass er und sein Staatsapparat korrupt seien. „Nur wenn man sich anschaut, was der heutige Staatsapparat an sich darstellt, dann kann man sehen, dass anstelle einer korrupten Regierung jetzt eine megakorrupte Regierung an die Macht gekommen ist, die auch noch faschistisch ist. Leider gibt es in der Geschichte Beispiele, dass die vorherige Macht durch eine viel schlechtere Macht abgelöst wird. Deswegen war ich von Anfang an immer gegen diesen Euromaidan, da ich selber aus Deutschland komme und zu gut weiß, was diese Europäische Union bedeutet“, so Margarita Seidler. „Es gibt viele Zeugnisse darüber, dass diese friedlichen Demonstranten ausgenutzt wurden. Sie selbst haben den Verdacht nicht gehabt, dass da so was passiert. Die Mitglieder der Swoboda-Partei aus der Westukraine und viele rechtsradikale Kräfte wurden schon Jahre vor dem Maidan in Nato-Lagern in Estland, Litauen und Polen ausgebildet.
Man hat sie auf diesen Moment vorbereitet. Das ist ein Projekt der CIA. Und im Verlauf des Maidans haben wir gesehen, dass eben die USA diesen Maidan finanziert haben. Jedes Mal, wenn der Maidan in sich schon fast erlöscht war, wenn da noch etwa 50 oder 100 Leute auf dem Platz waren, dann haben sie sich jedes Mal wieder eine Provokation ausgedacht, um Tausende von Menschen dorthin zu bringen. Sie haben ungefähr fünf Millionen Dollar jeden Tag ausgegeben, um diesen Maidan aufrechtzuerhalten. Es ist auch kein Geheimnis, dass dort Drogen, Amphetamine ausgeteilt wurden, damit die Leute nicht schlafen, damit sie aggressiv gestimmt sind. Und dieser Klitschko hat persönlich die Amphetamine ausgeteilt. Man hat die Leute belogen, man hat gesagt, die Tabletten seien gegen ansteckende Krankheiten, zur Prophylaxe, und man müsse das einnehmen. Danach haben sie sich in klinische Behandlung begeben müssen, weil sie Herz-Kreislauf-Probleme bekommen haben und tagelang nicht schlafen konnten. Da hat man es festgestellt, dass es Drogen waren.“
Margarita Seidler im Gespräch mit Nikolaj Jolkin © Sputnik/ Wjatscheslaw Tisikow
Deutschland hat Janukowitsch verraten
Viktor Janukowitsch habe da ziemlich blauäugig reagiert, meint die Augenzeugin. Er habe doch gedacht, dass man Europa vertrauen kann. „Wir haben in der jüngsten Geschichte gesehen, wie ähnliche Sachen mit Milosevic passiert sind. Libyens Gaddafi hat auch versucht, mit dem Westen eine gemeinsame Sprache zu finden. Womit das geendet hat, haben wir gesehen. Janukowitsch ist gerade so mit Mühe und Not mit dem Leben davongekommen. Man hat ihm versprochen, dass Vereinbarungen eingehalten werden. Leider hat er eingewilligt.“ Seidler denkt, dass es ein sehr großer Fehler war. Sie wisse, als der Präsident anfing, den Maidan zu säubern, waren noch 30 bis 40 Minuten nötig, wie ihr ein Kommandeur der Sonderpolizeieinheit Berkut gesagt habe, um den Maidan endgültig zu säubern. Viktor Janukowitsch habe damals den Befehl gegeben, alles zu stoppen. „Das war eigentlich das Todesurteil für die Ukraine, für die Berkut-Leute und für den Präsidenten Janukowitsch selbst“, ist sich Margarita Seidler sicher.
Die deutsche Augenzeugin berichtet über einen traurigen Zwischenfall, als der Maidan immer weiter eskaliert ist: „Man hat einen jungen Berkut-Kämpfer – er war erst 22 Jahre alt – gefangengenommen. Vor der Bühne wurde ihm die rechte Hand abgehakt und die Augen ausgestochen. Man hat ihn in ein Erste-Hilfe-Zelt gebracht und hingelegt. Dort hat der Arzt, oder was immer er auch ist, gesagt:,Nein! Wir werden ihm nicht helfen!‘ Der Mensch, der ihn dorthin gebracht hat, hatte, wie es schien, noch Reste von Gewissen und hat gesagt:,Wir müssen einen Krankenwagen rufen‘. Der andere sagte daraufhin:,Nein! Wir rufen keinen Krankenwagen. Er soll sterben. Das ist unser Feind‘. Und er ist an Blutverlust qualvoll gestorben. Es gab leider auch Fälle von anderen Verschleppungen, Folter und Morden.“
Scharfschützen-Provokation
Margarita Seidler erzählte, dass es sogar eine journalistische Recherche vom ARD gegeben habe: Die Journalisten haben festgestellt, dass die Schüsse aus den oberen Etagen des Hotels „Ukraina“ kamen. Zu dieser Zeit war dieses Gebäude von den Aufständischen des Maidans besetzt. Es war einfach nicht möglich für Janukowitschs Regierungstruppen, in dieses Gebäude zu gelangen. Es befand sich vollständig unter der Kontrolle der Maidaner. Erschossen wurden übrigens sowohl Demonstranten als auch Berkut-Leute.
Nach Sewastopol, der letzten Festung auf der Krim
Es gab für Margarita Seidler keinen Sinn mehr, in Kiew zu bleiben. Die Büroräume ihrer Christlich-öffentlichen Gesellschaft „Volksversammlung der Ukraine“ wurden von den Maidan-Leuten besetzt, der Leiter wurde verprügelt. Hätte man sie ertappt, hätte man sie auch gefoltert, so, wie es mit einem bekannten Journalisten, Sergey Rulev, passiert ist.
„Er hat, wie auch wir, die Berkut-Leute unterstützt. Er hat sie im Krankenhaus besucht, sie mit Nahrung versorgt. Man hat ihnen damals ja die nötige Lebensmittelversorgung verweigert. Den Journalisten hat man am helllichten Tage auf der Straße verschleppt und in den Keller des Gewerkschaftshauses gebracht. Dort hat eine Frau ihm mit einer Kneifzange die Fingernägel herausgerissen. Man hat ihn mit Knüppeln verprügelt. Er kam gerade noch mit Mühe und Not mit dem Leben davon. Er ist auch sofort ausgereist. Uns hat ein ähnliches Schicksal gedroht, und wir konnten nicht bleiben“, erklärt die deutsche Augenzeugin.
Sie sind nach Sewastopol gefahren. „Wir haben die Krim als eine letzte Festung angesehen, die fähig ist, den Faschisten Paroli zu bieten. Wir wussten, dass die Menschen auf der Halbinsel sich von jeher als Russen bezeichnet und Russisch gesprochen haben. Denn es war klar, dass in Kiew Faschisten an die Macht gekommen sind. Dort habe ich einige Male beobachtet, wie unter unseren Bürofenstern Tausende von Menschen mit Hakenkreuz-Fahnen gelaufen sind. Sie haben Losungen geschrien:,Die Moskowiter muss man alle aufspießen, auf Messer, aufhängen!‘ Es war so schrecklich. Ich habe übrigens auch gesehen, dass der Maidan mit Hakenkreuzen und faschistischen Losungen ausgemalt war. Deswegen kann man nicht sagen, dass dort nur pro-europäische Menschen waren.“