Am 9. Dezember 2015 wurde ich von der Bundesversammlung zum Bundeskanzler und Nachfolger von Corina Casanova gewählt. Mit Freude und Respekt werde ich das Amt am 1. Januar 2016 antreten. Herausforderungen gibt es genug.
Die Bundeskanzlei ist die älteste Institution des Bundesstaates, älter als der Bundesstaat selbst. Offenbar wurde sie 1803 von Napoleon als Stabsstelle ins Leben gerufen, und eine Stabsstelle ist sie bis heute geblieben. Sie betreut und führt den Geschäftsprozess des Bundesrates, mit allem was dazu gehört: Die Vorbereitung der Bundesrats-Sitzungen mit den Departementen und mit dem Bundespräsidenten. Die Protokollierung der Sitzung, die Redaktion der Beschlüsse, die Kontrolle, ob diese auch umgesetzt werden, die Übersetzung und die Publikation der amtlichen Dokumente usw. Darüber hinaus vertritt der Bundeskanzler den Bundesrat an den Bürositzungen des Parlaments, er leitet die Generalsekretärenkonferenz – das oberste Steuerungsorgan der Bundesverwaltung – vertritt eigene Dossiers in Bundesrat und Parlament, und er repräsentiert die Landesregierung an öffentlichen Anlässen.
Es ist eine wichtige Aufgabe, von der man in der Regel nicht spricht weil gute Stabsarbeit unauffällig ist. Ungenügende Stabsarbeit hingegen spürt man schnell.
Bundesrats-Sitzungen und Sprachenvielfalt
Ich möchte nicht bereits vor meinem Amtsantritt festlegen, wo ich meine Schwerpunkte und Akzente setze. Zuerst möchte ich die Mitarbeitenden und die Prozesse von innen kennenlernen. Aber bestimmt werde ich eine Priorität bei der Begleitung der Bundesrats-Sitzungen setzen und ein Anliegen fortzusetzen versuchen, welches meiner Vorgängerin am Herzen lag: die Förderung der Sprachenvielfalt. Meines Erachtens wird dieser Umstand unterschätzt. Und immer häufiger reduzieren sich selbst in Bundesbern die Sprachkenntnisse auf Einführungssätze von der Art „Je salue aussi nos collègues de la Romandie“ oder, noch besser (!) auf Entgegnungen wie „Oui, je aussi“. Das gilt übrigens ebenfalls für die Deutsch- oder Italienischkenntnisse, geschweige denn für Romanisch. So lange es allen gut geht, scheint man darüber hinwegsehen zu können. Ist die Lage nicht mehr so gemütlich, und man muss mehr zanken miteinander, ist das gegenseitige Verständnis jedoch entscheidend.
Herzlichen Dank an Corina Casanova
Nicht nur in diesem Punkt hat Corina Casanova äusserst wertvolle Arbeit geleistet. Ihrem stets im Interesse des Landes umsichtig geleisteten Einsatz gebührt viel Respekt und Dank. Ich wünsche ihr von Herzen alles Gute!
Autor:
Walter Thurnherr
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