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SCHÄNIS Dominik Gmür ist Kantonsratskandidat der SVP See-Gaster. Der Sohn des Präsidenten der Orstpartei Schänis erkärt im Interview seine Sicht auf die Welt. Und die hat es in sich. Die meisten Flüchtlinge seien instrumentalisierte junge Männer, die in Europa einfallen, Chemtrails, also Giftwolken, gäbe es tatsächlich und ganz grundsätzlich laufe eine "grosse Verschwörung".
Herr Gmür, Sie sind offizieller Kantonsratskandidat der SVP See-Gaster und fordern einen radikalen Systemwechsel. Hätten Sie die Macht dazu, würde sich unser aller Leben ändern. Inwiefern?
Dominik Gmür: Uns wird gesagt: Das Leben ist ein Kampf. Ich sage: Wir führen einen unnötigen Kampf gegen das Leben. Es läuft eine grosse Verschwörung gegen uns Menschen und ich möchte, dass darüber diskutiert wird und wir das gemeinsam anpacken.
Eine grosse Verschwörung ... Sie glauben, eine fremde Macht beherrscht uns?
Nehmen wir als Beispiel die Finanzwirtschaft. Fakt ist: Unter dem Deckmantel von freier Marktwirtschaft und Globalisierung hat sich die Finanzwirtschaft verselbstständigt. Früher war die Finanzwirtschaft ein «Ermöglicher» für die Realwirtschaft, heute ist sie völlig abgekoppelt. Das Finanzsystem ist ein sich selbst zerstörendes und übermächtiges Kon-strukt geworden: 0.5 Prozent der Menschen besitzen mehr als 50 Prozent des weltweiten Vermögens. Alle wichtigen Bereiche des Lebens werden von ganz wenigen riesigen Unternehmen einflussreicher Familienclans kontrolliert. Das ist nicht mein Verständnis von Gerechtigkeit und das Verhältnis zwischen Lohn und Leistung. Dieses von uns akzeptierte System ist der Treiber für Krieg, Hunger, Ausbeutung. Jeden Tag sterben 20'000 Kinder. Etwas ist am System «faul», und solange wir das akzeptieren, tragen wir Mitverantwortung.
Und wie nun möchten Sie als künftiger Kantonsrat die Welt verändern?
Ich kann die Welt nicht alleine verändern, um das geht es mir gar nicht. Ich kann mir aber Gehör verschaffen – etwa dank meiner Redezeit, die ich als Kantonsrat hätte. Dann kann ich die Informationen, die mir vorliegen, verbreiten. Und darum geht es mir. Ich möchte informieren und die wichtigen Themen auf die Agenda bringen. Die inszenierten Kriege, die manipulierten Märkte, Chemtrails und die Wahrheit über den 11. September 2001.
Anders gefragt: Wie sähe Ihre perfekte Welt aus?
Es geht hauptsächlich ums Menschenbild: Ich glaube, wenn der Mensch frei, selbstverantwortlich und unabhängig von Zwang und Manipulation leben kann – und das ist heute nicht der Fall - er ein friedvolles Leben führt. Der Rest kommt dann von «alleine».
Das Bedingungslose Grundeinkommen, über das wir im nächsten Jahr abstimmen werden, wäre da also ein guter Start, um eine neue Welt nach Ihrem Gusto zu schaffen.
Darüber müssen wir diskutieren, absolut. Erst kürzlich wurde auf SRF eine Studie publiziert, die sagt, dass bis 2030 48 Prozent der Arbeitsplätze wegrationalisiert werden. Ein deutscher Spitzenpolitiker hatte mal gesagt: Jeder, der nicht arbeitet, soll auch nicht essen können. Das beweist: Unser System ist zutiefst zynisch – das müssen wir bekämpfen. Uns allen wird als Kind der Wettbewerb eingebläut und ich finde, der Wettbewerbsgedanke ist am Ende unmenschlich.
Sie klingen in dieser Frage wie ein Linker – warum kandidieren Sie für die SVP für den Kantonsrat?
Die SVP steht für «Freiheit» und «Selbstverantwortung». Das sind für mich die Kernpunkte und darum fühle ich mich in dieser Partei grundsätzlich zu Hause. Die SVP hat den Slogan «Frei bleiben» – ich sage: «Frei werden». Wir sind noch nicht frei. Einige Argumentationslinien von SVP-Exponenten verstehe ich nicht.
Glauben Sie nicht, die Freiheit, die Ihnen vorschwebt, wäre der gelebte Albtraum der SVP-Führung?
Ich lasse mich nicht auf Parteigeplänkel ein. Ich möchte lieber über wichtige Themen und Ideen reden. Wir müssen zum Beispiel unsere Beziehungen zu den USA oder Saudi-Arabien diskutieren, das sind doch die wahren Kriegstreiber. Der Islamische Staat ist ein inszenierter Feind, eine Idee dieser Macht, die das System am Laufen hält. Dasselbe mit der Eurokrise: Dass Europa auseinanderbricht, ist so gewollt – glauben Sie mir.
Haben Sie auch eine Meinung zu den vielen Menschen, die auf der Flucht sind und auch in der Schweiz Zuflucht suchen? Einige aus Ihrer Partei sagen ja: Es braucht ein Asylmoratorium, die Grenzen sollten geschlossen werden. Nach Ihrer Logik wären diese Flüchtlinge aber gerade Opfer des Systems, das Sie ebenfalls überwinden möchten.
Ich sage: Flüchtlinge gehören nicht hierher. Das sind keine Flüchtlinge, die hierher kommen, sondern Einwanderer. Das sind zwischen 80 und 90 Prozent junge Männer, die instrumentalisiert wurden, um in Europa einzufallen.
Ist das Ihr Ernst?
Ja. Die glauben, von einem Krieg zu fliehen, den diejenigen, die tatsächlich die Macht haben, von heute auf morgen beenden könnten. Wir dürfen dieses Spiel nicht mitmachen – wir müssen diese Kräfte dazu bringen, dass sie den Schalter wieder umlegen, die Kriege beenden, auch wenn die Rüstungsindustrie dann weniger Geld verdienen würde. Da müssen wir ansetzen und nicht darüber nachdenken, ob wir diese Einwanderer hier integrieren sollen. Die wollen doch alle wieder zurück, wenn sie könnten. Und wir müssen dafür sorgen, dass sie das wieder können.
Interview: Flavio Razzino