Was muss man jetzt noch ins Passbüro mitbringen – und was eben nicht? Ein klassisches «Passföteli» etwa ist nicht mehr nötig. Aber möglich. Und Siemens darf für viele Millionen die Erfassungsgeräte liefern.

Pass Facescan
Facescan: Die Gesichter der Schweizer
werden für den neuen Pass bald vermessen
werden. (Bild: Keystone)

Wo die Erfassungszentren für die Daten im neuen biometrischen Pass zu stehen kommen, ist in vielen Kantonen einen Tag nach der knappen Annahme unklar.

Die Geräte für Erfassung, Verarbeitung und Kontrolle der Daten liefert die Firma Siemens Schweiz.

Guido Balmer, Mediensprecher im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD), erklärte am Montag, die Erfassungsgeräte samt dazugehöriger Systemplattform seien gemäss den WTO-Richtlinien international ausgeschrieben worden.

Siemens Schweiz erhielt den Zuschlag und liefert die Geräte für rund 24 Millionen Franken, wie dem schweizerischen Handelsamtsblatt zu entnehmen ist.

Es handelt sich namentlich um Kameras für die digitale Erfassung des Gesichtsbilds und einen Scanner für die Fingerabdrücke, sagte Balmer. Ende Sommer beginnen die ersten Feldtests.

Passfoto selber mitbringen?

Mit der biometrischen Gesichtsbilderfassung ist das Mitbringen eines klassischen «Passfötelis» nicht mehr unbedingt nötig, wie Balmer vom EJPD erklärte. Der Bundesrat habe es den Kantonen anheimgestellt, ob sie mitgebrachte, etwa von einem Berufsfotografen oder am Automaten geschossene Bilder weiterhin zulassen wollen. Das sei eine Frage des Aufwands.

Die Möglichkeit sei wegen Bedenken des Fotofachhandels geschaffen worden. Neben dem nicht mehr unbedingt erforderlichen Passfoto bringt der biometrische Pass einige administrative Erleichterungen für die Bürger.

Nach telefonischer Anmeldung im Passbüro erfolgt ein Aufgebot, die Daten werden erfasst und der neue Pass wird nach spätestens zehn Arbeitstagen zugestellt.

Zum derzeit laufenden Pilotprojekt mit biometrischen Pässen für 250 Franken sagte Balmer, die dabei benutzten Geräte seien andere. Sie seien ausschliesslich für das Pilotprojekt angeschafft worden. Das Projekt diente zum Sammeln von Erfahrungen und stellte auch sicher, dass Schweizer mit dem biometrischen Pass visumsfrei in und durch die USA reisen dürfen.

Beim Start des Pilotprojekts sei klar gewesen, dass die Erfassungsgeräte verbessert, zum Massenprodukt und damit billiger würden.

Standortfragen noch nicht überall geklärt

Noch nicht alle Kantone haben entschieden, an welchen Standorten sie die Erfassungszentren für die biometrischen Daten einrichten. Sie hätten auf die Referendumsabstimmung vom Sonntag gewartet, erklärte Balmer.

Recht weit mit der Planung sind bereits die Kantone Bern, Zürich, Graubünden, Aargau, Luzern und Zug. Die meisten von ihnen entschieden sich für ein Erfassungszentrum im jeweiligen Hauptort. In Zürich sprach sich der Kantonsrat für je ein Zentrum in Zürich und Winterthur aus. Sieben Zentren wird es dagegen im Kanton Bern geben und fünf in Graubünden.

Verena Berisha, Chefin des Pass- und Identitätskartendienstes im Kanton Bern, erklärte, die Erfassungzentren würden in den grösseren Städten Bern, Thun, Biel sowie in Courtelary, Langenthal, Langnau und Interlaken platziert.

Kosten von 30 Millionen Franken

Jedes von ihnen verfüge über mindestens zwei Erfassungsgeräte, jenes in Bern sogar über 13. An Spitzentagen der Hauptferiensaison seien bis zu 1000 Passanträge zu bearbeiten, erklärt Berisha. Bern sei für die Einführung der biometrischen Pässe am 1. März 2010 bereit.

Die Umstellung auf den biometrischen Pass und biometrische Ausländerausweise kostet rund 30 Millionen Franken, wie der Bundesrat in seiner Botschaft ausweist. Der jährliche Zusatzaufwand beläuft sich ab 2010 auf 15 Millionen. Die Kosten sind durch die Passgebühr von je 140 Franken gedeckt. Für ihren Aufwand erhalten die Kantone einen Teil der Gebühr.


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