Türkischer Ministerpräsident verlässt Podiumsveranstaltung
Am WEF in Davos sind bei einer Podiumsveranstaltung über den Gazastreifen die Emotionen hoch gegangen. Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan warf dem israelischen Präsidenten Shimon Peres vor, Israel habe im Gazastreifen Mord begangen.
Vor dem Eklat am WEF-Podium: Ban Ki Moon spricht, links von ihm sitzen Peres und Erdogan.
(Bild: Reuters)
Danach verliess Erdogan wutentbrannt den Saal. WEF-Gründer Klaus Schwab versuchte die Wogen nach dem Eklat am Donnerstagabend zu glätten. An einer Medienkonferenz mit Schwab bezeichnete Erdogan sein Hinausstürmen aus der Podiumsdiskussion als Reaktion auf die Gesprächsleitung. «Meine Reaktion bezog sich auf den Moderator», sagte der türkische Premierminister im überfüllten Zivilschutzraum des Davoser Kongresszentrums. «Ich zielte überhaupt nicht in irgendeiner Weise auf Israel, das israelische Volk oder den israelischen Präsidenten Peres.»
Zu wenig Gesprächszeit
Uno-Generalsekretär Ban Ki-Moon habe 8 Minuten Gesprächszeit erhalten, er habe 12 Minuten gesprochen, der Generalsekretär der arabischen Liga, Amr Mussa, sei nach rund 12 Minuten unterbrochen worden, sagte Erdogan. «Auf anderen Seite hat der israelische Präsident Peres 25 Minuten gesprochen.» Zudem sei dieser laut geworden und habe sich in seiner Rede direkt an ihn gewendet.
Es sei im Voraus vereinbart worden, dass jeder Teilnehmer in einer zweiten Runde nochmals das Wort ergreifen könne, sagte Schwab. Unglücklicherweise sei die Redezeit überschritten worden und der Diskussionsleiter gezwungen gewesen, das Gespräch zu beenden.
Der Moderator des Gesprächs sei über das hinausgegangen, was vereinbart gewesen sei, sagte Erdogan: Der Gesprächsleiter habe die Session beenden wollen, ohne ihn nochmals sprechen zu lassen. Bei solcher Diskrepanz sei es schwierig, alle Themen in angemessener Art und Weise zu diskutieren.
Peres verteidigt Einmarsch
An der Plenarsitzung hatte Peres zuvor lautstark den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen verteidigt. Israel habe sich komplett aus dem Gebiet zurückgezogen, die Siedlungen aufgelöst, Wasser, Nahrungsmittel und Geld geliefert.
«Dafür haben wir Raketen aus dem Iran bekommen», sagte Peres in Bezug auf den Raketenbeschuss der Hamas. «Warum kämpfen die gegen uns?», fragte Peres. Das Problem seien die Ambitionen des Irans im Mittleren Osten. Teheran beliefere Hamas und Hizbullah mit Waffen und Raketen.
Israel habe sich lange zurückgehalten, sagte Peres: «Was hätten Sie denn getan, wenn jeden Abend Raketen auf Istanbul niedergegangen wären?», fragte er den neben ihm sitzenden Erdogan.
Enttäuschung über Einmarsch
Der türkische Ministerpräsident hatte sich bei der Diskussion enttäuscht gezeigt, dass die Vermittlungsversuche seiner Regierung zwischen Israel und Syrien auch bezüglich der Hamas gescheitert seien. Seiner Ansicht nach hatte nur noch wenig gefehlt um eine Einigung zu erzielen. Doch anstatt auf die Vermittlungsbemühungen einzugehen sei Israel am 26. Dezember in den Gazastreifen einmarschiert. «Hier wurde Gewalt unverhältnismässig eingesetzt», sagte Erdogan.
Der militärischen Macht Israels hätten die Palästinenser nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen gehabt. Und die internationale Staatengemeinschaft habe zu langsam reagiert.