In der Schweiz zirkulieren jedes Jahr mehr Banknoten. Die Gründe, warum die 1000-Franken-Scheine besonders beliebt sind.

Schweizer Banknoten
Königin der Banknoten: Die Schweizer Tausendernote ist nicht nur die wertvollste Banknote der Welt. Die violetten Noten machen zwei Drittel des Schweizer Bargelds aus.
Bild: Keystone

Nur Bares ist Wahres.» In keinem Land der Welt scheint dieser Spruch zutreffender zu sein als in der Schweiz. Während Länder wie Dänemark oder Schweden drauf und dran sind, das Bargeld aus dem Alltag zu verbannen, sind in der Schweiz mehr Banknoten im Umlauf denn je. Die Entwicklung des Notenumlaufs der letzten zehn Jahren zeigt: Jedes Jahr wurden mehr Banknoten in Umlauf gebracht. Betrug der Wert der in der Schweiz zirkulierenden Banknoten 2004 im Durchschnitt noch rund 36 Milliarden Franken, so waren es im vergangenen Jahr bereits knapp 63 Milliarden. Das entspricht einer Zunahme von 73 Prozent.

61 Prozent des Gesamtwerts

Die Zirkulation von Banknoten in der Schweiz ist hinter Japan die zweithöchste der Welt. In der Eurozone und in den USA ist dieser Wert etwa halb so hoch. Augenfällig ist die Entwicklung der Nachfrage nach der Tausendernote, der wertvollsten Banknote der Welt (siehe Kasten): 2004 waren 20 Millionen des violetten Scheins mit dem Porträt des Kunsthistorikers Jacob Burckhardt im Umlauf, 2014 bereits 38 Millionen – ein Anstieg von 90 Prozent. Seit 2008 zeigt die Kurve steil nach oben. Besonders ins Auge sticht zudem, welches Gewicht der grössten Schweizer Note im Bargeldmix zuteilwird. Von den knapp 63 Milliarden Franken des gesamten Schweizer Geldwertes zirkulieren 38 Milliarden Franken in Form von Tausendernoten. Also knapp 61 Prozent – ein einsamer Weltrekord. Zum Vergleich: Bei der 500-Euro-Note, dem wertvollsten Schein der Eurozone, beträgt der Wert nur 33 Prozent.

Die Schwemme an Tausendernoten erstaunt besonders, da in den letzten zehn Jahren das bargeldlose Bezahlen von höheren Rechnungsbeträgen mit EC- oder Kreditkarte oder per E-Banking zur Regel geworden ist. Im Alltag spielen die Tausender kaum eine Rolle. Nur wenige bekommen sie überhaupt je zu Gesicht. Da drängt sich die Frage auf: Wozu werden sie verwendet?

Tausender werden gehortet

«Tausendernoten werden vor allem zu Wertaufbewahrungszwecken gehalten», schreibt die Schweizerische Nationalbank (SNB) in ihren entsprechenden Jahresstatistiken. In einem Umfeld der Verunsicherung durch die Finanz- und Schuldenkrise würde die Note besonders geschätzt. «Vor allem seit der Finanzkrise hat die Funktion von grossen Noten als Wertaufbewahrungsmittel zugenommen», ergänzt SNB-Mediensprecher Walter Meier. «Während der Phase der Eskalation der Finanzkrise im Herbst 2008 haben wir zudem einen deutlichen Sprung bei der Nachfrage nach Tausendernoten festgestellt.» Dass diese Nachfrage seither ungebrochen anhält, begründet die SNB mit dem tiefen Zinsniveau. Dieses führe dazu, dass Sparer auf ihrem Konto bei der Bank oder der Post praktisch keinen Zins für ihr Geld erhalten würden.

Umgehung von Negativzinsen

Für die Nationalbank hat die Bargeldhortung einen unerwünschten Nebeneffekt. Diese erlaubt die Umgehung der Negativzinsen und ermöglicht ausländischen Investoren, trotzdem Schweizer Franken zu halten. Viel Handlungsspielraum, um etwas dagegen zu unternehmen, besitzt die SNB indes nicht. «Wir empfehlen den Banken, ihre Kunden auf die Kosten und Risiken von Bargeldbezügen und Investments in Bargeld aufmerksam zu machen», sagt SNB-Sprecher Walter Meier. Diese umfassen die Kosten für Transport, Lagerung und Versicherung sowie allfällige Schwierigkeiten bei der Rückführung des Bargeldes auf Bankkonten wegen der strengen Geldwäschereibestimmungen.

Bei Kriminellen begehrt?

Diese Regeln gegen Geldwäscherei taten der Beliebtheit der Tausendernote keinen Abbruch. Anders im Ausland. In Grossbritannien, das mit dem Pfund über eine eigene Währung verfügt, verzichten Banken seit 2010 auf Ankauf und Ausgabe der 500-Euro-Note. Dem Entscheid voraus ging eine Schlussfolgerung von Geldwäschereibekämpfern, dass die wichtigste Nachfrage nach dem Schein vom organisierten Verbrechen stamme. 2011 kam die Geldwäscheeinheit der italienischen Zentralbank zum selben Schluss.

Ist die hohe Nachfrage nach Schweizer Tausendernoten Indiz für ihre Beliebtheit bei Kriminellen? Die Meldestelle für Geldwäscherei des Bundesamts für Polizei (Fedpol) verneint. «Uns liegen dafür keine konkreten Hinweise vor», sagt Fedpol-Sprecher Alexander Rechsteiner. Eine Empfehlung an die Nationalbank, bei der 2016 erscheinenden Serie auf die Tausendernote zu verzichten, werde es nicht geben. Und auch SNB-Sprecher Meier betont: «Die Stückelungen der Banknoten werden die gleichen sein wie bei der aktuellen Serie.»


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