Linksextreme: 34 Prozent sind judenfeindlich Foto: dpa
BERLIN. Die linksextreme Szene hat ein Antisemitismusproblem. 34 Prozent der Linksextremen stimmten der Behauptung zu, Juden hätten in Deutschland „zu viel Einfluß“. Bei linksradikalen Personen waren es 16 Prozent, wie aus einer Untersuchung der Forschungsgruppe SED-Staat der Freien Universität Berlin hervorgeht.
Ähnlich hoch war den Studienautoren zufolge die Zustimmung zu antisemitischen Stereotypen. 34 Prozent der Linksextremen und 14 Prozent der Linksradikalen bejahten die Aussage, Juden seien „geld- und raffgierig“. Laut den Studienautoren sei diese Haltung darauf zurückzuführen, daß das Wort „Jude“ als Synonym für „Kapitalist“ und „Ausbeuter“ gelte.
Zwei Drittel erkennen staatliches Gewaltmonopol nicht an
Laut der Studie „Einstellungen, Feindbilder und Haßbotschaften“ halten 14 Prozent der Linksextremen politisch motivierte Gewalt für gerechtfertigt. Lediglich ein Drittel stehe dem staatlichen Gewaltmonopol positiv gegenüber. Hierbei stünden insbesondere Sympathisanten, Mitglieder und Funktionäre der AfD im Fokus.
„Die landläufige Annahme, Linksextremisten verübten überwiegend Gewalt gegen Sachen, Rechtsextremisten dagegen gegen Personen, bestätigten die offiziellen Daten nicht: Die polizeiliche Statistik verzeichne seit 2009 mehr Körperverletzungen durch Linksextremisten und andere Linke als durch Rechtsextremisten und Rechte“, heißt es in der Untersuchung.
Gemäßigte und extreme Linke Hand in Hand
„Obschon Linksextremisten keinen Zweifel an ihrer Demokratieverachtung und ihrer fundamentalen Ablehnung der Zivilgesellschaft lassen, haben nichtextremistische linke Gruppen häufig keine Bedenken, mit ihnen in lokalen, regionalen und auch bundesweiten Aktionsbündnissen zusammenzuarbeiten“, fassen die Autoren Monika Deutz-Schroeder und Klaus Schroeder, ein deutschlandweit bekannter Extremismusforscher, zusammen.
Dies sei etwa der Fall, wenn es gegen die AfD gehe. „Die verbale Radikalität und offen zur Schau gestellte Gewaltbereitschaft Linksextremer strahlen offenbar auf derzeit nicht gewaltbereite linke Jugendliche aus, die sich zumeist nicht von politisch motivierter Gewalt distanzieren.“
Eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland gehe von Linksextremen und Linksradikalen jedoch nicht aus. Es bestehe aber die Gefahr, „daß die ohnehin schon hohe Gewaltbereitschaft von Linksextremisten steigen könnte, sollten sich die politischen Auseinandersetzungen zwischen den politischen Lagern weiter radikalisieren“. Es mangele an einer Abgrenzung von gemäßigten und radikalen Linken zu gewaltbereiten Linksextremen. (ls)