Felix Tschirkys grosse Liebe gilt dem Wein. Der Lütisburger pflanzt neben seinem Haus Reben und konnte kürzlich den ersten Lütisburger Wein abfüllen. Der grösste Teil seines Rebensaftes wird aber in Hallau produziert.

LÜTISRURG. Das Untertoggenburg ist eigentlich so etwas wie ein Käseparadies. Käser wie die Lütisburger Brüder Walter und Philipp Räss oder der Ganterschwiler Melchior Schoch holen immer wieder Auszeichnungen für ihre Produkte. Als Weinbaugebiet kann man die Region wahrlich nicht bezeichnen. Und doch gibt es neuerdings auch Lütisburger Wein.

Verantwortlich dafür ist Felix Tschirky. Er wuchs in Hallau auf, einer typischen Rebbauregion im Kanton Schaffhausen. Obwohl seine aus dem St. Galler Oberland stammenden Eltern nicht im Vollerwerb im Rebbau tätig waren, war Tschirky schon sehr früh fasziniert von diesem naturverbundenen Beruf. Als Schüler half er ortsansässigen Bauern regelmässig in den Reben. Sein Engagement beschränkte sich jedoch nicht auf das Wimmen. Er durchlief das gesamte Spektrum der Weinproduktion, durfte sogar in den Volg-Weinkellereien arbeiten. Das sei für Kinder nicht üblich gewesen blickt er zurück.

Erster eigener Rebberg

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Felix Tschirky in seinem Rebberg in
Lütisburg. (Bild alb.)

Bereits 1983, Felix Tschirky war damals 17 Jahre alt, erstand er seinen ersten Rebberg. Ein älteres Ehepaar konnte ihm ganz in der Nähe rund 30 Aren abtreten. Das Stück war vom Anbausystem her völlig veraltet. Dank finanzieller Unterstützung durch seine Brüder bepflanzte Tschirky das Land total neu. Sieben Jahre später konnte er seinen ersten eigenen Wein präsentieren.

«Wir gehörten zu den Ersten in Hailau, die als Nichtkelterer eigenen Wein machten», schildert Tschirky. Sie lassen den Wein herstellen, verkaufen ihn aber unter dem eigenen Namen. Er lerne zwar aus den Erfahrungen der Weinbau Vergangenheit, arbeite aber nicht klassisch, sondern entwickle ständig neue Ideen. «Ich spüre eine gesunde innere Unruhe, es muss ständig etwas laufen», gesteht der 44 Jährige. Neue Sorten werden ausprobiert, die Fläche erweitert, Weinbrand produziert.

Professionelle Einstellung

Trotz all dieser Vorgaben erlernte Felix Tschirky nicht den Beruf des Winzers - seinen Traumberuf. Die Industrie bot die besseren Aussichten, und so wurde aus dem Jüngling ein Maschinenmechaniker, der sich später zum Elektroingenieur weiterbildete. Heute ist der Vater dreier Kinder in einem 80-Prozent Pensum Leiter Grundbildung der gewerblichen und industriellen Abteilung am BZ Uzwil. Noch ein Jahr lang präsidiert er die Schulgemeinde Lütisburg.

Dafür brauche es eine professionelle Einstellung, genauso wie für den Weinbau. Denn diesem blieb er all die Jahre treu, obwohl Lütisburg wo er seit 1993 wohnt, relativ weit von Hallau entfernt ist. Seine Eltern und zwei Frauen betreuen die dortigen Reben. Die Partnerschaften müssten funktionieren, dann sei dies kein Problem, erklärt Tschirky,  der seine Rebberge im Schafhausischen aber ab und zu besucht. Vom Volumen her sei der Weinbau mehr als ein Hobby meint der Lütisburger «Wenn ich alles selber machte, wäre es vermutlich eine 30-Prozent-Stelle».

Liuto der Toggenburger

In Hallau werden Blauburgunder (Pinot noir) und Müller-Thurgau angebaut. Rund 6000 Liter Tschirky-Wein werden in Flaschen abgefüllt. Die Familie verkauft im kleinen Rahmen in Hallau sowie im Bekanntenkreis. Etwa 15 Restaurants werden beliefert, in Läden kann man ihn aber nicht kaufen.

Im Herbst 2003 konnte Felix Tschirky gleich neben seinem Haus in Lütisburg eine Parzelle erwerben, auf der er 2004 Reben der Sorte Gamaret pflanzte. Es ist eine Schweizer Züchtung aus alten Trauben, die im Kanton St Gallen an Bedeutung gewinnt. In der ganzen Deutschschweiz sind gegen 20 Hektaren damit bepflanzt. «Gamaret ist nicht so anspruchsvoll wie Pinot und braucht weniger Spritzmittel zur Pflege», verrät der Fachmann.

Vor einigen Wochen konnte er erstmals Lütisburger Wein abfüllen. Tschirky nennt ihn Liuto, nach dem Toggenburger Grafen, der Lütisburg zum Namen verhalf. «Mit dem Resultat bin ich sehr glücklich», freut er sich. Das «Projekt» sei schon extrem, weil es im Toggenburg keinerlei Vergleichsmöglichkeit gebe. Zusammen mit seiner Frau Claire führt er den «Weinhof Tschirky» in Lütisburg, wo seine eigenen und eine kleine Auswahl anderer Weine bezogen werden können.


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