Ein neues Verfahren könnte das jahrelange Reifen von Wein überflüssig machen: Chinesische Wissenschaftler haben mit Strom jungen Wein innerhalb von Minuten veredelt. Selbst Kenner waren vom Ergebnis positiv überrascht.
Chinesische Wissenschaftler haben Rotwein unter Strom gesetzt - und mit dem Ergebnis selbst Feinschmecker verblüfft. Elektrische Felder können offenbar den Reifeprozess von Rotwein dramatisch beschleunigen und selbst kaum genießbaren Billigwein schmackhaft machen, berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist". Die chemischen Reaktionen, die das Aroma des Rebensafts ausmachen, werden demnach durch die elektrischen Felder angestoßen, so dass innerhalb von wenigen Minuten die Qualität traditionell gereifter Weine erreicht wird.
Rotwein: Reaktionen zwischen Alkohol und den Säuren des Weins schneller abgelaufen
Als Testwein diente ein drei Monate alter Cabernet Sauvignon, der eine, drei oder acht Minuten lang dem elektrischen Feld ausgesetzt wurde. Die Forscher pumpten den Rebensaft durch ein Rohr, das die Flüssigkeit zwischen zwei Titanelektroden hindurchleitet. An ihnen lag eine elektrische Spannung an, die ein starkes elektrisches Feld erzeugte und regelmäßig ihre Polung änderte, erklären die Wissenschaftler um Xin An Zeng von der Universität in Guangzhou im Fachblatt "Innovative Food Science and Emerging Technologies".
Anschließend testeten zwölf Sommeliers den Wein - und alle zeigten sich positiv überrascht von dem Resultat. Um sicherzugehen, unterzogen die Forscher den Wein einer chemischen Analyse. Die Reaktionen, die zwischen dem Alkohol und den Säuren des Weins stattfinden, waren demnach schneller abgelaufen als bei dem natürlichen Reifeprozess. Bei diesem Vorgang entstehen Ester, die für das Aroma des Weins sorgen. Außerdem war die Konzentration langkettiger Alkohole reduziert. Diese chemischen Verbindungen sind für unangenehme Gerüche und einen schlechten Geschmack verantwortlich.
Obwohl der genaue Mechanismus, der die Qualitätssteigerung ermöglicht, bisher noch unbekannt ist, haben bereits fünf chinesische Weinkellereien in die Technik investiert. Geräte für den Hausgebrauch werden allerdings nicht so bald zu kaufen sein, meint Xin An Zeng. Die Kalibrierung sei nicht einfach, da zu starke elektromagnetische Felder unerwünschte Substanzen wie etwa Aldehyde produziert.