OSWIECIM - Am heutigen Mittwoch jährt sich zum fünfundsechszigsten Mal die Befreiung der deutschen Nazi- Konzentrationslager in Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945. Aus diesem Anlass finden in vielen Ländern, aber auch auf dem Gelände des ehemaligen Lagers Auschwitz II-Birkenau Gedenkfeiern zur Erinnerung an die unmenschlichen Grausamkeiten, die mit dieser Stätte und ähnlichen Lagern in Polen verbunden werden statt. Zu den Feierlichkeiten am Orte der Nazi- Verbrechen, sind neben dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und Premierminister Donald Tusk, dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu, dem Leiter des Europäischen Parlaments Jerzy Buzek, auch weitere 45 Delegationen aus aller Welt eingetroffen. Doch die weitaus wichtigsten Teilnehmer dieser Großveranstaltung sind 150 noch lebende ehemalige Häftlinge von Auschwitz, die als Zeitzeugen viel zu berichten haben. Nicht wenige von ihnen hatten sich damals ihre abzusehende Befreiung allerdings ganz anders vorgestellt, als diese letztendlich ablief.
Am Nachmittag des 27. Januar 1945 gegen 15 Uhr trafen erste Einheiten der 60. Infanterie-Division der Ukrainischen Front am Stammlager Auschwitz I ein. Kurz darauf erreichten die Sowjets auch Auschwitz II Birkenau. Nach angeblichen Gefechten mit deutschen Soldaten sollen über 200 Rotarmisten ums Leben gekommen sein (Sowjetische Angaben). Noch etwa 5800 Häftlinge, meist Frauen, entkräftet und krank, fanden sie in den Lagern vor in welchen in den vorangegangenen mehr als 4 Jahren bis zu 1,1 Millionen Menschen gestorben sein sollen, hiervon alleine eine Million Juden. Fast 60 000 noch lebende Auschwitz Häftlinge sollen Wachmannschaften der SS vor dem Eintreffen der roten Armee in sogenannten "Todesmärschen" evakuiert haben. Vor ihrer Flucht haben die Nazis die Beweise ihrer Verbrechen (Gaskammern, Verbrennungsöfen, Gefangenen- Akten), gesprengt oder verbrannt, schrieb der sowjetische Berichterstatter und Historiker Ilja Ehrenstein damals in sein "Schwarzbuch" der Nazi- Verbrechen.
Polnische Auschwitz Häftlinge, welche sich beim Eintreffen der Sowjets noch in den Lagern aufhielten, erinnern sich noch gut an den 27. Januar 1945, dem Tag an welchem sie wieder frei waren. Die Deutschen waren demnach bereits am 26. Januar allesamt verschwunden. Die Gefangenen hatten mitbekommen, dass die SS abzog, trauten sich aber dennoch nicht die Lager zu verlassen. Zu groß war die Angst vor etwaigen Folgen. Die dann am nächsten Tage folgende "symbolische" Befreiung sah tatsächlich völlig anders aus als die damalige und spätere Propaganda dies darstellte - erzählen Ex-Gefangene. Im "Großen Vaterländischen Krieg" Stalins war schon kein Platz für Mitleid mit den eigenen Opfern; wie konnte man da an die Opfer anderer Nationen des Totalitarismus denken. Diese waren zu allem Übel gleich nach ihrer "Befreiung" in die blutverschmierten Hände des nächsten Diktators gefallen. Der Mann welcher zusammen mit Hitler und Mussolini den europäischen Teil des zweiten Weltkrieges auslöste, sollte später Auschwitz und andere Arbeitslager besonders propagandistisch zur Verschleierung eigener Verbrechen nutzen.
Am 27. Januar 1945 bedeckte starker Frost das ganze Lager mit einer dicken Schneeschicht. In Auschwitz war es still, aber von weitem hörte man ein fernes Echo von Geschützen der nahenden Front. In dem riesigen Komplex von Auschwitz-Birkenau, gab es damals nur knapp 6 Tausend Häftlinge. Vor allem Frauen, Kinder und Kranke. Obwohl an diesem Tag die Gefangenen schon lange keine Wachen mehr gesehen hatten, besaßen sie keinen Mut die Lager zu verlassen. "Plötzlich sah ich zwischen den Gebäuden Bewegung aufkommen. Bewaffnete Männer in Uniformen steuerten direkt auf unseren Block zu. Anfangs hatte ich keine Ahnung was los war. Erst als uns nach einiger Zeit ein Soldat etwas in russischer Sprache zurief, war mir klar was sich hier abspielte. Ich konnte nicht glauben, dass dies schon das Ende eines Alptraums bedeuten könnte" - schrieb Henryk Duszyk (Häftlingsnummer 192692 damals 9 Jahre alt) später nieder. Er wurde nach Auschwitz während des Warschauer Aufstandes im August 1944 deportiert.
"Ich werde mich immer an diesen Tag erinnern. Ich war sehr hungrig, und es war bitterkalt. Ich schaute die ganze Zeit auf das verlassene, unbewachte aber gefüllte Lebensmittel- Lager. Ich sah zwei sowjetische Soldaten. Sie hatten Seile in den Händen und kamen auf uns Kinder zu. Wir wussten nicht was sie wollten und bettelten um etwas zu essen, doch sie gaben uns nichts und meinten, dass sie nicht zum Helfen gekommen seien. Sie überliessen uns einfach dem Schicksal. Mit einer Gruppe von Frauen und Kindern, begleitet von Sowjets, verliess ich das Lager. Durch den rutschigen Schnee fielen einige Kinder in einen tiefen Panzergraben. Auch hier die völlige Gleichgültigkeit unserer "Befreier". Eine erste Hilfe und etwas zu Essen bekamen wir erstmals, nachdem wir zu einem polnischen Dorf gelangten" - berichtete Joanna Wardak (Nummer 86760 - damals 7 Jahre alt), die ebenfalls während des Warschauer Aufstandes nach Auschwitz gekommen sein soll.
Auch Kazimiera Wasiak (Nummer 83803), die als 11-jährige ins Lager Auschwitz gekommen sein soll, traf die Gleichgültigkeit der Befreier mit unmenschlicher Härte. "Wir waren sehr hungrig, denn wir hatten seit mindestens 24 Stunden nichts mehr zu essen bekommen. Aber auch die Russen waren unglaublich hungrig. Sie hatten das Lebensmittellager aufgebrochen und Suppe mit Fleisch gekocht. Wir bekamen auch etwas von der heissen Brühe, doch als wir um ein Stück Fleisch bettelten, warfen sie uns nur Knochen in den Schnee. Ich ging dann mit anderen Kindern durch ein von den Sowjets in den Zaun geschnittenes Loch um zu Landsleuten in den Dörfern der Umgebung zu gelangen. Für mich war das Verhalten der Befreier der Beginn eines neuen Albtraumes".
Kurz nach der "Befreiung" besetzten die Bolschewisten die Stadt Oswiecim und richteten sich auch in den örtlichen Konzentrationslagern ein, die sich schon bald wieder mit Häftlingen füllen sollten. Zum festen Bestandteil der sowjetischen Besatzung von Auschwitz gehörte alsdann nicht nur eine Hundertschaft von NKWD- Schergen, sondern auch "Dokumentarfilmer und Kriegsbericht- Erstatter", unter der Regie von Ilja Ehrenstein. Professionelle Propaganda war fester Bestandteil der sowjetischen Verschleierungsmaschinerie. So mussten sich Kinder und ein polnischer Arzt mit stark anti-kommunistische Ansichten gegen ihren Willen vor laufende Kameras stellen und im Chor "Willkommen den Befreiern" ausrufen. Der Mediziner sollte später auch für Fotos herhalten, die ihn zeigten, als er mit dem Finger auf angeblich durch die SS ermordete Leichen wies. Leider wissen in diesem Zusammenhang nur wenige Menschen, dass Auschwitz schon kurz nach der Übernahme durch die rote Armee zum höllischen Gulag für deutsche Soldaten und Zivilisten wurde.
In diesen Lagern waren schnell mindestens 15 Tausend Deutsche eingesperrt. Mitglieder der NSDAP, deutsche Zivilisten, Volksdeutsche, Oberschlesier und auch einige Polen die erst befreit und dann wieder eingesperrt worden waren. Wie viele Menschen dort auch noch nach dem Kriege ermordert wurden, weiss keiner. Alles was Deutsch war hatte man vorab als "vogelfrei" erklärt und so wurde man schon ins Lager gezerrt, nur weil man eine Immobilie hatte. Die Geschehnisse in sowjetischen bzw. polnischen Lagern nach dem zweiten Weltkrieg wird und wurde als eine Folge der Nazi-Aggression in Europa gerechtfertigt. "Eine Gleichsetzung mit dem ehemaligen Lager Auschwitz sei nicht möglich, da es keine Kontinuität der Existenz der Lager nach 1945 gab. Es waren nicht die gleichen Lager" - heisst es heute noch offiziell. Ein Paradox ist auch, dass ebenso die Sowjets 1939 Polen angriffen, heute aber als Befreier gefeiert werden, weil sie ein paar Löcher in die Zäune von Konzentrationslagern schnitten.
Natürlich haben die Sowjets die von ihnen eroberten Gebiete von Nazis "gesäubert". Die Nazis aber unterdrückten Polen 6 , die Sowjets allerdings 45 Jahre lang. Und mit Grausamkeiten sparten sie bekanntlich auch nicht. Millionen Menschen verschwanden seit dem 17. september 1939 bis weit nach Kriegsende in russischen Lagern. Gedenken wir also heute gemeinsam besser allen Opfern des Totalitarismus, den Juden, Polen, Zigeunern, Ukrainern, Russen, Deutschen, Chinesen, Bosniern, Ungarn, Japanern, Irakern, Afghanen und allen anderen Unschuldigen Erdenbürgern. Gerade Geschichtsfälschungen sind es, die mangels objektiver Aufklärung, Wiederholungen von Völkermorden jederzeit möglich machen. Es reicht nicht nur die bosnischen Serben für derartige Taten vor Gericht zu stellen, denn in der ganzen Welt laufen viel schlimmere Täter frei herum und keiner macht etwas dagegen.