Im Streit um den Holocaust-Leugner Richard Williamson hat der Vatikan Defizite eingeräumt. Die konservative italienische Pius-Bruderschaft schloss derweil ein umstrittenes Mitglied wegen dessen Äußerungen zum Holocaust aus. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, gab bekannt, Benedikt XVI. plane für kommendes Jahr einen Besuch in Deutschland.

Den Menschen, die innerhalb des Vatikans mit der Frage der Wiederaufnahme Williamsons in die katholische Kirche betraut waren, sei die "Schwere dieser Aussagen" offenbar nicht bewusst gewesen, sagte Vatikan-Sprecher Pater Frederico Lombardi der französischen Zeitung "La Croix".

Der erzkonservative Bischof hatte in einem Interview gesagt, er denke, dass "200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben" seien, aber "nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern". Der Vatikan hob dennoch Williamsons Exkommunikation auf, verlangte inzwischen aber eine Rücknahme der Äußerungen.

Die italienische Sektion der Pius-Bruderschaft teilte mit, Floriano Abrahamowicz habe seit einiger Zeit Positionen vertreten, die mit denen der Bruderschaft nicht übereinstimmten. Abrahamowicz hatte in einem Interview gesagt, es sei sicher, "dass die Gaskammern zur Desinfektion" benutzt worden seien. Ob darin auch Menschen getötet worden seien, könne er nicht sagen, weil er sich mit der Frage noch nicht eingehend beschäftigt habe.

Vatikan räumt Defizitite in Holocaust-Affäre ein

Dem ZDF sagte Zollitsch, er rechne für kommendes Jahr mit einem offiziellen Staatsbesuch des Papstes in Berlin anlässlich der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit. Weitere Stationen der Reise sind demnach Freiburg und Thüringen.

Gestritten wurde weiter über Merkels öffentliche Stellungnahme zum Fall Williamson. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler sagte der "Süddeutschen Zeitung", im Meinungskampf auf Kosten des Papstes einen Punkt zu machen, sei nicht die Aufgabe einer CDU-Vorsitzenden.

Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler sagte hingegen dem "Kölner Stadt-Anzeiger", die Kanzlerin habe ein politisches Interesse daran, dass es zwischen der katholischen Kirche und den deutschen Juden "nicht zu einem Aufreißen von Gräben" komme. Da der Papst aus Deutschland stamme und der Holocaust in Deutschland stattgefunden habe, "haben wir für das Verhältnis von Christen und Juden eine besondere Verantwortung". Ex-Außenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) schloß sich dieser Auffassung an.


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