Vielschreiber treffen auf ihrer Tastatur die Zeichen blind. Obwohl ihre Anordnung nicht wirklich ergonomisch ist. Weshalb ist etwa der meistgeschriebene Buchstabe E nicht in der mittleren Reihe?
Als die Reihenfolge der Tasten bestimmt wurde, ging es weder ums Blindschreiben noch um Computer. Im Jahre 1868 stellte der US-Amerikaner Christopher Latham Sholes seinen »Typewriter« vor. Absichtlich legte er die am häufigsten verwendeten Buchstaben nicht nebeneinander, damit sich die Typenhebel weniger verhakten. So konnte schneller geschrieben werden. Das war ein überzeugender Vorteil. In der Folge setzte sich Sholes Tastenanordnung durch.
Heute gehört der Typenhebel zum alten Eisen, bei einer Computertastatur könnte eine ergonomische Reihenfolge vorgesehen werden. Es gab auch verschiedene Vorstösse in diese Richtung, nur sind wir Benutzer derart auf die hergebrachte Tastenanordnung konditioniert, dass sich keiner durchsetzten konnte.


Affenschwanz

Die Italiener sprechen liebevoll von der “Schnecke“, die Tschechen, kulinarisch bewandert, nennen es “Rollmops“. Auch die “kleine Maus“ der Chinesen lässt uns schmunzeln. Richtig originell wirds bei den Holländern. Sie muten dem @-Zeichen den Namen “Affenschwanz“ zu.

Doch was hat es mit diesem Symbol auf sich? In angelsächsischen Gebieten wurde der Klammeraffe lange als Zuordnungszeichen gebraucht, ähnlich unserem “à“. Also etwa: “Five litres of water @ ten cents“ (fünf Liter Wasser à zehn Cent). Dadurch konnte sich das @-Zeichen einen festen Platz auf der englischen Tastatur erobern, obwohl es im Laufe der Zeit immer weniger benutzt wurde.

Doch wie gelanget es nun in unsere E-Mail-Adresse? Der E-Mail-Erfinder Ray Tomlinson suchte für sein Nachrichtensystem ein Zeichen, das unmöglich in einem Namen vorkommen konnte. Da nicht viel Auswahl vorhanden war, fiel seine Wahl auf das @. Tomlinson ahnte nicht, welche Renaissance er damit dem Zeichen bescherte, das heute von der Computertastatur nicht mehr wegzudenken ist.


@

In der englischsprachigen Welt wird das @-Zeichen verwendet, um Raten oder einen Stückpreis anzugeben, wie z.B. in '10 gal @ $3.95/gal', d.h. bei zehn Gallonen kostet eine je 3,95 Dollar. Heute wird es u.a. als Trennzeichen bei Mail-Adressen verwendet, es trennt den User- vom Domainnamen.

Während sich der Wechsel von der Bedeutung 'for a given amount per' [für einen gegebenen Betrag je] zu 'in a specified (electronic) location' [an einem spezifizierten (elektronischen) Ort] für Englisch Sprechende natürlich entwickelte, ist dieser für Menschen nicht englischer Muttersprache nicht ganz so leicht nachvollziehbar. Denn in nur wenigen Sprachen wird 'at' [wortwörtl. an. Langenscheidt: bei, zu, auf. Duden: zu, je] nicht in diesem Zusammenhang verwendet.
(Anm. d. Red.: Uns Deutschsprachigen fällt das leichter, denn wir dürfen 'at' mit 'bei' übersetzen; wir übersetzen also Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, dass der User Peter[bei]domain.etc sein Mail-Konto hat.)

Aber eine beträchtliche Anzahl von Internet-Nutzern lebt in Ländern, in denen das englische Alphabet nicht verwendet wird (Japan, China, Russland, ehem. russ. Republiken, arabische Welt ... um nur die größten zu nennen) und auf deren Tastaturen üblicherweise das @-Zeichen nicht enthalten war. Erst die Nutzung des Internets machte die Erweiterung um dieses Zeichen notwendig.

Während aus diesem Grund in einigen Sprachen @ einfach 'at' genannt wird, hat sich in anderen eine breite Vielfalt sehr interessanter Spitznamen für dieses Symbol entwickelt. Die meisten gründen sich auf das Aussehen des Zeichens, andere sind abstrakter. Manche sind ursprünglich und einzigartig, andere wurden aus Fremdsprachen übernommen bzw. entlehnt. Manche entspringen alten Wörtern einer Sprache, andere befinden sich noch im Entwicklungsstadium. (Internet-Nutzer in Sri Lanka entscheiden sich gerade jetzt für die Bezeichnung des @-Symbols.)
In einigen Ländern gibt es nebeneinander viele Variationen von eigentümlichen Bezeichnungen, während in anderen die Regierung bzw. die staatliche Verwaltung die Benennung offiziell festlegt.

Die metaphorische Bandbreite reicht von Tieren (Schnecke, Wurm, Made, kleiner Hund, Pferd, Klammeraffe) über Körperteile (Elefantenrüssel, Affenschwanz, Katzenpfote, Schweinsohr) bis hin zu Nahrungsmitteln (Rollmops, Strudel, Zimtschnecke, Brezel).

Lesen Sie im Folgenden Beispiele aus aller Welt:

Afrikaans (Südafrika)
... wird vorwiegend von den Nachfahren der holländischen Siedler (Buren, Anm.d.übers.) in Südafrika gesprochen. Einige haben begonnen, @ als 'aapstert' (Affenschwanz) zu bezeichnen, außerdem ist 'aapstert' eine zärtliche Metapher für jemanden, der einen dummen Fehler gemacht hat. Afrikaans steht dem Holländischen sehr nahe, wo @ u.a. 'apestaart' (ebenfalls Affenschwanz) genannt wird.

Arabisch
Die verschiedenen arabischen Dialekte sind natürlich in arabischer Schrift niedergeschrieben, also in Schriftzeichen, die sich von denen in englischen und anderen europäischen Sprachen stark unterscheiden. Das @-Zeichen gehört daher nicht zur arabischen Tastatur, aber es ist natürlich auf Dual-Englisch-und-Arabisch-Computern und anderen Tastaturen für elektronische Textverarbeitung zu finden. Es wird aber lediglich zum Schreiben von Mail-Adressen verwendet. Viele Menschen bemerken es nicht einmal und haben daher keinen Namen dafür. Die meisten Arabisch sprechenden Menschen, die Mails versenden, verwenden die englische Bezeichnung 'at' bzw. die wortwörtliche arabische Übersetzung 'fi'.
Wie auch immer, der eine nennt es 'othon' [Ohr], andere einfach 'a'.

Bulgarisch
Im Bulgarischen wird der Klammeraffe („klyomba“, keine weitere Bedeutung) oder (Affen-A) genannt.

China
In China wird das @-Zeichen „Xiao-Lao-shu“ Deutsch: „Mäuschen“ bezeichnet.

Dänisch
Die Dänen benennen @ entweder als 'alfa-tegn' (Alpha-Zeichen) oder 'snabel' (Elefantenrüssel). Offensichtlich ist Ersteres im formellen Gebrauch, aber Letzteres wird häufiger verwendet, wenn es um E-Mail-Adressen geht.
Außerdem heißt das @-Zeichen in Dänemark manchmal auch 'grisehale' [Schweineschwanz, Ringelschwänzchen].

Deutsch
Im Deutschen wird @ am häufigsten 'Klammeraffe', aber auch 'Affenschwanz' genannt - die Form erinnert an ein hängendes Spinnenäffchen.
Einige Menschen sagen auch 'Ohr', andere beschreiben die Zeichenform ('a mit Kringel/Ringerl') oder übernehmen ebenfalls die englische Bezeichnung und nennen es eingedeutscht 'englisches at-Zeichen', um eine Verwechslung mit dem kaufmännischen et-Zeichen (&) zu vermeiden.
Und der Duden besteht in seiner 22. Auflage auf Anführungszeichen und nennt es 'at'-Zeichen.

Englisch
Im Englischen sagen einige 'commercial-a' oder 'commercial-at' [Werbungs-/kaufmännisches a/at]. (Anm. d. Übers.: also leicht zu verwechseln mit &, das im deutschsprachigen Raum als kaufmännisches 'et' bezeichnet wird.)

Weitere englische Bezeichnungen:
'mercantile symbol' [Handelssymbol]
'commercial symbol' [kaufmännisches Symbol]
'scroll' oder 'scroll-a' [rollendes a]
'each' [jede]
'about' [um, über]
'vortex' [Wirbel]
'whorl' [Quirl, Windung]
'whirlpool' [(Wasser-)Strudel]
'cyclone' [Zyklon, Wirbelsturm]
'snail' [Schnecke]
'cabbage' [Kohl]

Finnisch
Viele finnische Bezeichnungen für @ haben etwas mit Katzen zu tun, aber nicht unbedingt mit seiner Form. Zusätzlich zu 'kissanhanta' [Katzenschwanz] sind lautmalerische Namen im Umlauf, wie z.B. 'miau', 'miumau' und 'miuku' - alles 'miau merkki' [Miau-Bezeichnungen].
Andere Begriffe sind 'apinanhanta' [Affenschwanz] oder 'hiirenhanta' [Mäuseschwanz]. Mit Computern befasste Finnen verwenden das englische Wort 'at'.

FORTH
In der Programmiersprache FORTH heißt @ 'fetch' [herbeiholen].

Französisch
In Frankreich heißt @ seit Dezember 2002 offiziell 'arobase', wahrscheinlich abgeleitet von der spanischen Gewichtseinheit 'arroba' (siehe Spanisch/Katalanisch).
Das Wort hat lt. gängiger internationaler Interpretation keine andere Bedeutung, als die Bezeichnung für eine Gewichtseinheit - an anderer Stelle bezeichnet das katalanische 'arrova' süße Rollenbrioche.
Weiters sagen die Franzosen zum @ 'un a commercial' [Geschäfts-a], 'a enroule' [gewundenes a] und manchmal 'escargot' bzw. 'petit escargot' [(kleine) Schnecke].

Friesisch
Dieser norddeutsche Dialekt wird vor allem auf den friesischen Inseln in der Nordsee, eingebettet zwischen den Küsten Hollands, Deutschlands und Dänemarks, gesprochen.
Die Friesen sagen zu @ entweder 'aapke' [Äffchen] oder 'apesturtsje' [Affenschwänzchen].

Griechisch
Im Neugriechischen entspricht @ dem Ausdruck 'sto' [= 'se to', dt. in, an, auf, zu], also eine direkte Übersetzung des englischen Wortes 'at'.

Hack (NetHack)
Das alte mainframe-basierende Computerspiel Hack, heute NetHack, verwendet ASCII-Zeichen, um verschiedene Verlies- und Drachentypen zu kennzeichnen. Zum Beispiel repräsentiert das große K einen Kobold. Heute verwenden manche Internet-Nutzer das @, um zu zeigen, dass sie humanoid sind, wie es in diesem Spiel üblich ist.

Hebräisch
Auf Hebräisch heißt @ häufig entweder 'shablul' bzw. 'shablool' [Schnecke] oder 'shtrudl' [Strudel, eine Mehlspeise]. In beiden Fällen etwas Eingerolltes.

Holländisch
Die Vorstellungskraft Holländisch sprechender Menschen scheint Überstunden gemacht zu haben, um Namen für dieses kleine Symbol zu finden. Die ursprüngliche Bezeichnung lautete 'een a met een slinger' [ein a mit einem Schwung], aber rasch erfreuten sich 'apestaart' [Affenschwanz] bzw. der Diminutiv 'apestaartje' [Affenschwänzchen] größerer Beliebtheit, ebenso 'slingeraap' [Schwingender Affe].

Andere holländische Bezeichnungen:
'a-krol' oder 'a-krul,' [a-Locke, gelocktes a].
'slinger-atje' [kleines, geschwungenes a]
'apeklootje' [little monkey's testicle = kleine Affenhoden bzw. kleiner Affenbastard].

Seit nahezu jeder in den Niederlanden auch Englisch spricht und mehr und mehr online gehen, setzt sich die englische Bezeichnung immer mehr durch.

Indonesisch
Hier hat @ nicht wirklich einen Namen, es wird bei Mail-Adressen einfach 'uh' ausgesprochen, z.B. peter-uh-domain-dot-etc.

Italienisch
Eine Schnecke ist @ auch in Italien: 'chiocciola' [sprich: ki-a-tscho-la, manchmal 'a commerciale' [Geschäfts-a].

Japanisch
Die Japaner borgen sich frei aus fremden Sprachen Wörter aus und sprechen diese japanisch aus. So wird z.B. aus dem englischen 'Baseball' in 'beisiboru' verwandelt. Im Geschäftsleben und Computerbereich sagen Japaner im Allgemeinen 'atto maaku' ['at' mark, dt. at-Zeichen].

Kantonesisch (Hongkong)
Die meisten Dinge in Hongkong hängen mit Computern und Elektronik zusammen. Als ehem. britische Kolonie verwendet die Bevölkerung viele englische Begriffe, daher nennen die meisten Leute @ 'the at sign' [das at-Zeichen], ebenso wie in Großbritannien und den USA.

Koreanisch
Viele Koreaner nennen @ 'dalphaengi' [Schnecke].

Litauisch
Die offizielle Bezeichnung für @ in Litauen ist 'comercial et' [Kaufmännisches et], aber die meisten Menschen nennen es 'das E-Mail-Zeichen', natürlich auf Litauisch, weil es - ebenso wie im Deutschen - leicht mit & [lit. 'ir' (= und)] verwechselt wird.

Mandarin-Chinesisch (Taiwan)
Im taiwanesischen Mandarin-Chinesisch wird @ 'xiao lao-shu' [kleine Maus] oder 'lao shu-hao' [Mauszeichen] genannt. Es wird aber ebenfalls als 'at-hao' [at-Zeichen] bezeichnet.

Norwegisch
In Norwegen verbindet den Usernamen entweder ein 'grisehale' [Schweineschwanz] oder 'kro/llalfa' [Locken-Alpha]. In akademischen Kreisen wird weitgehend der englische Terminus verwendet.

Polnisch
In Polen mailt man mit 'malpa' [Affe], 'kotek' [kleine Katze] oder 'ucho s'wini' [Schweinsohr].

Apropos Polnisch: Was sagt die Maus? Die Maus sagt: Klick!

Portugiesisch
Ebenso wie in Spanien heißt @ dort 'arroba', auch dort wird @ als Zeichen für ein Gewicht desselben Namens verwendet.

Rumänisch
Die Rumänen haben 'at' einfach in ihre Sprache übersetzt und nennen es daher 'la'.

Russisch
Die offizielle russische Bezeichnung für @ lautet 'A kommercheskoe' [kaufmännisches a]. Tiere haben aber auch hier Einzug gehalten, für gewöhnlich sagen Russen 'sobachka' [kleiner Hund (Diminutiv)].
Andere russische Bezeichnungen:
'obezjana' [Affe]
'pljushka' [eine russische Mehlspeise]

Serbisch
Eine Vielzahl von Benennungen finden sich in Serbien. 'Majmun' [Affe] ist die Wurzel von einigen. Dieses Wort ist aus dem Türkischen geliehen.
'majmunski rep' [Affenschwanz]
'majmunsko-a' [äffisches a]
'ludo-a' [verrücktes a]

Slowakisch und Tschechisch
In der Slowakei und in Tschechien wird @ 'zavinac' (sprich zahv-in-ach, dt. Rollmops) genannt.

Slowenisch
Das slowenische Wort für @ ist 'afna'. Vermutlich ist das Wort dem Deutschen (Affe) entlehnt.
Das Wort 'afna' ist im Slowenischen aber auch eine Frau, die sich übertrieben kleidet und schminkt, auf gut Wienerisch: überkandidelt und im Hochdeutschen aufgetakelt ist.

Spanisch/Katalanisch
Die meisten Spanier und Katalanen sagen zum @ 'arrova/arroba' ['rr' werden gerollt und das 'v' als stimmhaftes, weiches 'b' gesprochen]. Im Spanischen wird dasselbe Symbol und derselbe Name für eine Gewichtseinheit verwendet [1 arrova = ca. 25 amerik. Pfund = ca. 11,340 kg *].
Wie viele spanische Ausdrücke kommt dieser ursprünglich aus dem Arabischen.
(Anm. d. Redaktion: Übrigens, 'arrova' nennen die Katalanen auch die Rollenbrioche von Majorca tipical!)

*) Das britische bzw. amerikanische Pfund (auch Avoirdupois Weight) hat exakt 453,59237 Gramm und entspricht 16 Unzen. (www.wikipedia.de)

Schwedisch
In Schweden gibt es die meisten Bezeichnungen, die @ bedeuten.
Der offizielle Terminus, empfohlen von 'Svenska Spreknemnden (der schwedische Sprachausschuss) ist 'snabel-a' [Rüssel-a oder 'a mit einem Elefantenrüssel] - und dieses wird auch am häufigsten gebraucht.
Eines Tages schlug der Sprachausschuss die seriösere Variante 'at-tecken' [at-Zeichen] vor, diese fand aber nicht wirklich Verbreitung.

Ein anderer Name, den man in Schweden hört, ist 'kanelbulle' [eine Art Zimt-Röllchen], weitere sind:
'apsvans' [Affenschwanz]
'elefantora' [Elefantenohr]
'kattfot' [Katzenpfote]
'kattsvans' [Katzenschwanz]
'kringla [Brezel]

Thailändisch
Im Thailändischen gibt es keine offizielle Bezeichnung für @, aber manche Leute nennen es 'ai tua yiukyiu' [Wie-ein-schwänzelnder-Wurm-Zeichen].

Türkisch
Internet-Nutzer in der Türkei nennen @ 'kulak' [Ohr] oder auch 'Ohr' (aus d. Deutschen). Einige haben vorgeschlagen, @ 'at' zu nennen, doch das ist im Türkischen ein Pferd.

Ungarisch
Die Ungarn denken derzeit nicht viel über E-Mails nach, sie wählten die Bezeichnung 'kukac' (sprich ku-kots, Wurm od. Made).


Top-10 e-Mail Regeln

1. Prägnante Betreffzeilen

Wer sie lesen will, muss Mails öffnen. 30 und mehr Eingänge pro Tag sind heute statistische Regel. Viele erhalten mehr elektronische Post, als sie beim besten Willen lesen können. Wenn die Betreffzeile daher nicht klar das Thema nennt oder neugierig macht, werden Nachrichten, die nicht von bekannten Absendern kommen, später oder gar nicht gelesen.

2. Informelle Anrede

Die Anrede hat so informell wie nur möglich zu sein - auch wenn dies in Europa und speziel im deutschsprachigen Gebiet ein besonderes Thema ist, belastet durch die kulturell tiefverwurzelte Sitte des differenzierenden Duzens/Siezens. Die Anrede setzt jedoch den Ton für die ganze Post, und E-Mails im umständlich-gewundenen Stil der analogen Epoche nähmen der technischen Errungenschaft ihre Effektivität.

Das andere Extrem, jegigliche Anrede wegzulassen, sollte allerdings zweiten und dritten Sendungen in mehrfach hin- und herfliegenden E-Mail-Dialogen zwischen guten Bekannten, engen Mitarbeitern etc. vorbehalten bleiben.

3. Knappe Zitate

Ein erheblicher Vorteil von E-Mail gegenüber analoger Schriftlichkeit besteht in der Möglichkeit, dass der Empfänger Passagen kopieren und in seiner Antwort einfügen kann. So lassen sich klare Bezüge herstellen und indirekte Wiederholungen der Fragestellung vermeiden. Dieser Vorteil wird allerdings zum Ballast und zur Unhöflichkeit gegenüber dem Mail-Partner, wenn die Mail, auf die geantwortet wird, aus mehr als ein paar Sätzen bestand und komplett kopiert wird. Zitiert werden sollten nur kurze Passagen, auf die in der Anwort konkret Bezug genommen wird.

Das gänzliche Fehlen von Zitaten ist freilich allemal unhöflich. Vielbeschäftigte Mailer erinnern sich nicht unbedingt, worauf die jeweilige Antwort sich bezieht. Ein klares 'Ja, machen wir' ist ihnen so kryptisch wie hermetische Lyrik.

4. Nicht BRÜLLEN, lieber :-)

Großschreibung zu Zwecken der Hervorhebung wird im Mail-Kontext als Brüllen verstanden. Das ASCII-Äquivalent zu Unterstreichungen oder kursivem Text sind Sternchen oder Unterstriche, die das Wort einschließen.

Darüber hinaus wird das emotionale Spektrum der Schriftsprache durch Stimmungsbilder erweitert, sogenannte Emotikons. Zusätzlich zu Frage- und Ausrufzeichen gibt es etwa Ironie-, Versöhnungs-, Freude- oder Trauerzeichen. Für sie gilt, was für alle Gewürze stimmt: Sparsamer Gebrauch steigert die Wirkung.

5. Informationsreiche Signatur

E-Mail-Programme bieten die Möglichkeit, jeder Post eine Signatur anzuhängen, die auf andere Kommunikationswege verweist: Telefon- oder Fax-Nummer, Postadresse usf. Eine solche Signatur erspart dem Empfänger umständliche Nachfragen.

Die Anreicherung mit Sinnsprüchen, Glaubensbekundungen oder Witzen stört eher - zumal bei häufigen Mailwechsel. Wer will täglich denselben Witz lesen?

6. Ohne Anhang auskommen

Dateianhänge kosten Online-Zeit und lassen sich häufig nicht öffnen, weil dem Empfänger das betreffende Programm fehlt. Von der Virusgefahr ganz zu schweigen. Sie sind daher zu vermeiden.

Gelegentlich, etwa bei der Übermittlung von umbrochenem Text oder von Bilddokumenten, führt an ihnen allerdings kein Weg vorbei. Dann jedoch sollte vorher sicher gestellt werden, dass sie willkommen und mit den Mitteln des Empfängers dekodierbar sind.

7. Mail ist keine Schneckenpost

Der schriftliche Charakter von E-Mail verführt, sie wie Briefe zu behandeln. Angemessener jedoch ist der Vergleich mit einer Telefonnachricht. Akzeptabel ist daher bei 'normalen' Mails ein Beantwortungszeitraum von 24 Stunden. Sendungen, die eher Briefcharakter tragen und längere Beantwortung erfordern, können auch mehrere Tage warten. Und andere, die keinerlei konkrete Frage stellen und mehr der Kontaktpflege dienen, natürlich noch länger.

Im Geschäftsverkehr erwarten kaufwillige Kunden eine sofortige Antwort. Kommt sie nicht binnen weniger Stunden, wird angerufen - im Zweifelsfall bei der Konkurrenz. Woraus sich für geschäftliche Nutzung die Notwendigkeit ergibt, mehrfach am Tag den Posteingang abzurufen und zu beantworten.

8. Vorsichtiges Weiterleiten

Individuelle Post ist genauso vertraulich wie ein Brief zu behandeln. Sie darf also nur mit Zustimmung des Absenders weitergeleitet werden.

Witze oder Kettenbriefe können gutes Gewissens allenfalls versandt werden, wenn man absolut sicher ist, dass der Empfänger dergleichen mag. Im Zweifelsfall sollte man auf die Belästigung verzichten - schon allein, weil sich ein wirklich neuer Witz sowieso nur alle Jahre findet.

9. Vorsicht beim ungeschützten Verkehr

Die Datensicherheit von unverschlüsselten E-Mails gleicht, vor allem im beruflichem Umfeld, der Halböffentlichkeit von Postkarten oder Faxen - niemand weiß, wer sie (zuerst) liest. Geheimnisse, Geständnisse und Bekenntnisse sind daher in E-Mails so gut aufgehoben wie am schwarzen Brett.

Selbst wenn die Post mit Sicherheit an eine private Mailbox geht und das sogar verschlüsselt, ist zu bedenken, wie leicht eine solche Sendung an den Rest der Welt weitergeleitet werden kann - heute, morgen, in zehn Jahren. Mit üblen Folgen, wenn das Gegenüber die E-Mail-Antwort nach dem Motto 'So wird man bei Firma XY über den Tisch gezogen' in Newsgroups postet oder seine Website damit anreichert.

10. Imitation macht den Kommunikationsmeister

Originalität und Individualität besitzen unter demokratischen Verhältnissen einen hohen Stellenwert. Kommunikation ist jedoch in dem Maße zivilisiert(er), indem sie nicht oder wenigstens nicht allein dem Egoismus des Senders, sondern der Information und dem Wohlbefinden des Empfängers dient. Der direkte Weg zu einer solchen Zivilität besteht darin, Gleiches mit Gleichem vergelten.

Wenn im Zweifel, folge man daher dem Vorbild der letzten Mail, die man von der jeweiligen Person erhalten hat: Wie formell war die Anrede, wie ausführlich der Text, wie vertraulich der Stil, wie fehlerfrei die Rechtschreibung? So lassen sich unbeabsichtigte Unhöflichkeiten und Beleidigungen am einfachsten vermeiden.


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