Straffreiheit für die Reichen und Berühmten
Bangkok - Ein verbeulter Ferrari, ein toter thailändischer Polizist, dessen Körper fast 200 Meter unter den Rädern mitgeschleift wurde, ein Chauffeur der die Schuld für den 27-jährigen Erben des weltberühmten Red Bull Energy Drinks auf sich nehmen wollte. Dies waren die Schlagzeilen auf den Titelseiten der thailändischen Zeitungen am Dienstag und ein heißes Thema auf Internet-Foren, wo viele einer Meinung waren, dass eine Kultur der Straflosigkeit für die wirtschaftlichen und politischen Reichen durchgesetzt wird.
Orachorn Thephasadin na Ayutthaya (M.)
Chermarn “Ploy” Boonyasak
Duang Yubamrung (r.)
Vorayuth Yoovidhya, ein Enkel des verstorbenen Gründers von Red Bull, Milliardär Chaleo Yoovidhya, ist von der Unfallstelle geflohen und wurde später aufgrund Totschlags eines Polizisten festgenommen. Er wurde Stunden später auf 500.000 Baht Kaution wieder freigelassen. Obwohl Vorayuth noch nicht vor Gericht erschienen ist, scheint es wenig Vertrauen in der Öffentlichkeit zu geben, dass der Gerechtigkeit genüge getan wäre.
"Gefängnis ist nur für die Armen. Die Reichen werden nie bestraft. Sie Finden immer einen Sündenbock", schrieb einer unter einem Strom von Kommentaren auf der beliebten thailändischen Webseite Panthip.com. Auf der Nachrichten-Seite Manager.co.th war zu lesen: "Er wird wahrscheinlich nur eine Bewährungsstrafe erhalten. Was kostet ein Leben?"
Gefängnisstrafen auf Bewährung scheinen die Norm für politisch Mächtige oder Thais mit guten Verbindungen zu sein.
Im Juli, im Zeitraum von fünf Tagen wurden zwei Parteimitglieder und ein ehemaliger Premierminister der Verleumdung für Schuldig befunden, während Senatssprecher Teeradej Meepien verurteilt wurde, aufgrund dessen er sich illegal monatliche Sitzungsvergütungen auszahlen lies. Keiner von ihnen hat je eine Gefängniszelle gesehen.
Auch die minderjährige Fahrerin Orachorn Thephasadin na Ayutthaya hat eine Gefängnisstrafe ausgesetzt auf eine zweijährige Bewährungsstrafe am vergangenen Freitag erhalten. Sie hatte im Jahr 2010 im Alter von 16 Jahren den Tod von neun Menschen bewirkt, als ihr Fahrzeug mit einem Minibus kollidierte. Dieser Fall löste ebenfalls Empörung in den sozialen Netzwerken aus, darüber, weshalb ein junges Mädchen mit einem adligen Familienname nicht im Gefängnis sitzt sondern mit einem siebenjährigen Fahrverbot davonkommt.
Voranai Vanijaka, eine politische und soziale Kommentatorin der Bangkok Post, sagte, "Was viele dieser Fälle gemeinsam haben, ist die unmittelbare Reaktion der Verantwortlichen: Wie kann ich aus diesem Fall rauskommen? Die Devise ist, nicht das was du weißt, sonder wen du kennst und dies scheint zu einer kulturellen Norm geworden zu sein. Die Menschen wissen, dass die Reichen und Mächtigen ungeschoren davonkommen. Thais sind deshalb angewidert, aber sie akzeptieren es".
Viele dieser Fälle gelangen nicht einmal vor Gericht, mit einigen Ministern oder Top-Bürokraten die in Korruptionen verwickelt waren. Sie verlieren ihren Arbeitsplatz, werden aber für keine strafbare Handlung belangt. Manchmal reicht eine einfache Entschuldigung.
Erst letzte Woche, ist eine populäre Schauspielerin, Chermarn “Ploy” Boonyasak, weinend vor die Kameras getreten weil ihr Steuerhinterziehung vorgeworfen wurde und erklärte, dass ihr Buchhalter einen "ehrlichen Fehler" begangen hätte, trotz dessen sie ein Foto von sich und ihren Buchhalter auf einem sozialen Netzwerk veröffentlichte, mit der Meldung: "Mach uns keine Schwierigkeiten!"
Das Argument des "ehrlichen Fehlers" wurde auch vom ehemaligen Premierminister Thaksin Shinawatra im Jahr 2001 verwendet, als er 4,5 Milliarden Baht seines Reichtums hinter den Namen von vier Hausangestellten und einem Geschäftsmann verbarg und freigesprochen wurde. In einem anderen Fall wurde Thaksin, der im Jahr 2006 in einem Staatsstreich gestürzt wurde und seit dem im Exil lebt, in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft wegen eines Interessenkonflikts im Jahr 2008 verurteilt. Thaksin behauptet, dass Urteil wäre politisch motiviert.
Interessenkonflikte sind häufige Beschwerden in Thailand. Die Versetzung des Sohnes vom stellvertretenden Premierminister Chalerm Yubamrung im vergangenen Monat vom Militär in den Polizeidienst sorgte für aufsehen unter den Oppositionspolitikern, aber nicht nur wegen angeblicher Vetternwirtschaft. Duang Yubamrung wurde beschuldigt einen hoch dekorierten Polizisten in einer überfüllten Diskothek im Jahr 2004 erschossen zu haben. Duang wurde vom Militär wegen Fahnenflucht entlassen, nach dem er nach Malaysia floh, um einer Verhaftung zu entgehen wurde aber einige Jahre später wieder aufgenommen. Nun ist er Medienberichten zufolge beauftrag worden Polizisten im Umgang mit Schusswaffen auszubilden.