Vientiane, 14.01.2013 - China verfügt über das weltweit längste Schienennetz für Hochgeschwindigkeitszüge - und treibt den Ausbau weiter voran. Haltgemacht wird dabei auch nicht vor der Grenze der Nachbarländer. Bis 2018 soll eine 421 Kilometer lange Zugstrecke quer durch das benachbarte Laos entstehen - und damit in Zukunft eine Schnellverbindung zwischen Peking und der thailändischen Hauptstadt Bangkok ermöglichen.
Laos, eines der ärmsten Länder weltweit, verfügt derzeit, abgesehen von einer kurzen Strecke an der Grenze zu Thailand, über keinerlei Eisenbahninfrastruktur. Wie die „New York Times“ berichtete, sollen künftig Personenzüge von Kunming in China bis zur laotischen Hauptstadt Vientiane maximal 200 km/h fahren, Frachtzüge 120 km/h. Schnellere Geschwindigkeiten lässt das unwegsame Gelände nicht zu.
Das Projekt, dessen Grundsteinlegung schon seit Anfang letzten Jahres immer wieder verschoben wurde, klingt höchst ambitioniert: In nur fünf Jahren Bauzeit sollen 76 Tunnel und 150 Brücken entstehen und so die Strecke (auf der Straße fast 700 Kilometer lang) für den Zug künftig extrem verkürzen. Bauen soll ein chinesisches Unternehmen, rund 20.000 Gastarbeiter werden dafür nach Laos geholt.

Beschwerlicher Weg auf der Straße

Für das Verkehrsnetz des Landes wäre die Bahnstrecke ein Segen: Wer sich derzeit per Bus auf den Weg von Vientiane in den Norden aufmacht, muss viele Stunden auf serpentinenreichen und nur rudimentär befestigten Straßen - großteils Erbe der französischen Kolonialherrschaft - auf sich nehmen.
Doch ob der Zug dem Land auch einen bitter benötigten Wirtschaftsaufschwung bringen kann, ist fraglich. Finanziert werden soll die Strecke durch ein Sieben-Milliarden-Dollar-Darlehen von der staatlichen Import-Export-Bank Chinas an Laos. Eigentümer der Strecke soll somit Laos sein, das sich durch die Kredite jedoch noch stärker in die Abhängigkeit des großen Nachbarn begibt.

Riskanter Deal für Laos?

Experten befürchten, dass die laotische Regierung damit einem riskanten Deal zugestimmt hat. Die Summe könnte, so die Einschätzung eines Gutachters des UNO-Entwicklungsprogramms UNDP, die makroökonomische Stabilität des Landes ins Wanken bringen. Kein Wunder, liegt doch das Bruttoinlandsprodukt des Landes mit knapp acht Milliarden Dollar nur unwesentlich über der in den Bahnbau zu investierenden Summe.
China erwartet sich als Gegenzug für die Finanzierung günstigen Zugang zu den laotischen Rohstoffen von Bauxit bis zu seltenen Erden, aber auch Holz, Kautschuk, Obst und Gemüse. Neben dem Abbau von Kupfer und Gold entstehen derzeit zehn neue Minen, in denen hauptsächlich Kali, aber auch Eisenerz, Zink und Blei gefördert werden sollen. Gut sieben Millionen Tonnen Mineralien könnten jährlich gewonnen werden, schreibt das „Wall Street Journal“.
Auf Schienen kann man sich in Laos derzeit nur rund vier Kilometer weit bewegen - von der thailändischen Grenze über die Freundschaftsbrücke nach Thanaleng, rund 20 Kilometer südlich der Hauptstadt Vientiane.

Politische Interessen in Südostasien

Doch nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch spielt die Verbindung mit Laos eine Rolle für China. Während sich Myanmar mit der Öffnung zum Westen von der kommunistischen Großmacht stückchenweise abwendet, intensiviert China die Zusammenarbeit mit anderen asiatischen Ländern wie Vietnam und Kambodscha. Interessant sind dabei nicht nur Rohstoffe, sondern auch billige Arbeitskräfte, die China zu einem rasanten Wachstum verhelfen.
Umweltschützer und Menschenrechtler betrachten das chinesische Engagement mit gewisser Sorge: Mindestarbeitsstandards und Umweltschutz spielen eine geringe Rolle bei dem rasanten Bauvorhaben.
Wann der Spatenstich für das Bauprojekt erfolgt, ist noch unklar, bisher wurde der Beginn der Arbeiten mehrfach verschoben. Diplomaten zufolge, so die „NYT“, sei der Weg mit der Einigung auf das Darlehen geebnet: „China bekommt seinen Willen.“ Quelle: orf.at