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Der aktuelle Freitags-Kommentar der «Schweizerzeit» vom 24. Oktober 2014
von Ulrich Schlüer, Chefredaktor «Schweizerzeit»

 

Manipuliermasse für Politiker oder Volksvermögen?

Es ist Aufgabe der Zentralbanken, über die Währungsreserven des Landes zu wachen. Sie tun dies im Interesse des Landes und der eigenen Währung. Dabei stellt sich auch die Frage: Wem gehören die Währungsreserven eigentlich? Für uns Schweizer stellt sich insbesondere die Frage: Wem gehören die von der Nationalbank in ihrer Bilanz ausgewiesenen Goldreserven?

Sind die Währungs- und Goldreserven, wie das derzeit weltweit beobachtet werden kann, vor allem Manipuliermasse, über welche Politiker frei verfügen können?

Woraus entstehen Währungsreserven?

Die Frage kann beantwortet werden, wenn Rechenschaft darüber abgelegt wird, wie Währungsreserven, wie insbesondere Goldreserven überhaupt entstehen.

Insbesondere in den werthaltigen Währungsreserven, zu welchen heute weitgehend nur noch die Goldreserven zählen, spiegelt sich der Fleiss, der Erfindergeist, der Pioniergeist, die Leistungsbereitschaft und die Leistungskraft eines jeden Volkes. Währungsreserven entstehen aus über lange Frist erzieltem Wirtschaftserfolg, also aus der von den Bürgern des Landes als Arbeitgeber und Arbeitnehmer, als Unternehmer, als Erfinder erarbeiteten Leistung.

Damit lässt sich die Frage, wer Besitzer der Währungsreserven, insbesondere der werthaltigen Goldreserven ist, klar beantworten: Währungsreserven sind Volksvermögen. Der Nationalbank anvertraute Währungsreserven verpflichten diese Bank, unter umsichtiger Verwaltung alles zu unternehmen, dass die eigene Währung solide bleibt, Goldreserven sind das sichtbare Ergebnis jahrzehntelangen Wirtschaftserfolgs – erbracht durch den Fleiss, den Pioniergeist, die Leistungsbereitschaft und die Leistungskraft von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Goldreserven sind nie Manipuliermasse für Politiker, die damit auf der Weltbühne pokern wollen. Sie bilden das unverzichtbare Fundament für einen stabilen und soliden Franken. Und eine gesunde Währung ist ein wesentlicher Pfeiler der Stabilität des Landes und seiner Volkswirtschaft. dass ihr Wert Bestand hat dank solidem, von der Nationalbank gepflegtem und verwaltetem Fundament – vor allem in Form von Gold. Denn eine gesunde Währung ist wesentlicher Pfeiler der Stabilität des Landes und seiner Volkswirtschaft.

Währungsreserven sind Volksvermögen

Keine Regierung ist legitimiert, über die Währungsreserven des eigenen Landes einfach zu verfügen – über die Köpfe aller Bürgerinnen und Bürger hinweg. Währungsreserven, insbesondere die wertbewahrenden Goldreserven wurden nicht geschaffen, auf dass Politiker auf der Weltbühne damit pokern können. Währungsreserven gehören dem Volk. Währungsreserven, insbesondere Goldreserven sind das Fundament einer stabilen Währungs- und Wirtschaftsordnung, Voraussetzung also für Wirtschaftserfolg auch in der Zukunft.

«Überschüssige» Reserven?

Kleinstaaten wie die Schweiz können nicht Machtmittel einsetzen, wenn Überschuldung die Bankrott-Gefahr heraufbeschwört. Kleinstaaten benötigen in ausreichendem Ausmass werthaltige Währungsreserven, auf dass das Land auf der Basis einer soliden Währung Wirtschaftserfolg und Wohlstand sichern und mehren kann. Kleinstaaten sind also stärker als grosse Staaten davon abhängig, dass die Währungsreserven – derzeit insbesondere die Goldreserven – intakt bleiben.

Das wohl unbedachteste von einem Notenbanker je ausgesprochene Wort war dasjenige von den angeblich «überschüssigen Goldreserven», das Ende der Neunzigerjahre den Ausgangspunkt zu überstürzten Verkäufen zu miserablem Preis bildete.

Ein Kleinstaat, der Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit auch in schwierigen Zeiten bewahren will, kann eigentlich nie über genug werthaltige Reserven – also Goldreserven – verfügen. Zehn Jahre nach dem vorschnellen, unüberlegten, unter Erpressung erfolgten Verkauf von mehr als der Hälfte ihrer Goldreserven dürfte das selbst der Nationalbank- Führung heute sehr wohl bewusst geworden sein.

Voraussetzungen für Interventionen

Mit der Gold-Initiative soll der Nationalbank zwar keinesfalls verwehrt werden, notfalls auf den Währungsmärkten zugunsten des Frankens zu intervenieren. Solche Interventionen sind allerdings allein der Zielsetzung zu unterstellen, die Stabilität der eigenen Währung im Interesse der Schweiz zu erhalten. Niemals darf sich die Nationalbank dazu verführen lassen, gleichsam als Retterin einer anderen Währung, die durch Faktoren ins Rutschen geraten ist, die von der Schweiz aus nicht beeinflusst werden können, auf der Weltbühne glänzen zu wollen.

Die Nationalbank benötigt ausreichende Währungsreserven. Sie benötigt insbesondere werthaltige Währungsreserven, also Goldreserven in genügendem Umfang. Zugunsten des Schweizer Frankens ist sie auf den Währungsmärkten einzig dann handlungsfähig, wenn sie wirklich über einen die ganze Welt beeindruckenden Vorrat an Goldreserven verfügt. Die Substanz hinter einer Intervention entscheidet, ob eine Intervention erfolgreich oder erfolglos ist.

Deshalb muss der Kleinstaat Schweiz, wenn er eine eigenständige, nachdrücklich das Interesse des eigenen Landes vertretende Währungspolitik betreiben will, über ausreichende Goldreserven verfügen. Und die Nationalbank-Verantwortlichen haben sich immer vor Augen zu halten, dass Goldreserven wie alle anderen Währungsreserven Volksvermögen sind.

Ulrich Schlüer

(Kurzreferat, gehalten an der Medienkonferenz «Ja zur Gold-Initiative» am 23. Oktober 2014 in Bern.)