Buchautor Marc Friedrich erklärt, warum es seiner Meinung nach bald zu einem weltweiten Wirtschaftscrash kommen wird
Aktienhandel an der Frankfurter Börse. Auch wenn der Dax zuletzt auf Rekordkurs war, glaubt Buchautor Marc Friedrich, dass es bald zu einem Wirtschaftszusammenbruch kommen wird. Erst danach werde es wieder bergauf gehen. Bild: dpa, Domjahn und Eichborn-Verlag (2)
Die Europäische Zentralbank hat letzte Woche den Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt. War die Entscheidung richtig?
Nein. Es ist ökonomischer Wahnsinn, was im Moment passiert. Aber die Notenbanken hatten überhaupt keine andere Wahl. Sie sind ratlos und versuchen völlig verzweifelt, die Bürger zu enteignen, denn die Guthabenzinsen der Banken liegen unter der Inflationsrate. Es ist der Versuch, die Kosten der Finanzkrise auf die Allgemeinheit abzuwälzen. Die EZB spielt auf Zeit und hat keine Lösung für die Krise.
Andererseits hat der Dax erstmals die psychologisch wichtige Marke von 10 000 geknackt. Dann kann die EZB-Entscheidung doch gar nicht so falsch gewesen sein, oder?
Man bläst den Luftballon durch das billige Geld nur auf, aber irgendwann wird der Luftballon platzen. Im Übrigen ist der Dax kein Wohlstandsbarometer. Nur 14 Prozent der Deutschen haben Aktien.
Glauben Sie denn wirklich an den großen Crash oder ist das nur eine Verkaufsstrategie für Ihr neues Buch?
Wir stehen voll hinter der Kernaussage des Buches. Bei unserer Recherche haben wir festgestellt, dass der Politik und Finanzbranche der Mut und Wille für Lösungen fehlt. Erst durch eine Katastrophe werden die Protagonisten zu Lösungen gezwungen. Das ist wie bei der Energiewende. Nach Fukushima ging alles auf einmal ganz schnell. Wir brauchen wohl leider erst ein finanzielles Fukushima, damit sich wirklich etwas ändert.
Was ist die Hauptursache für den nahenden Crash?
Unser Geldsystem und die Gier des Menschen.
Aber kann Gier im kapitalistischen System nicht auch etwas Positives haben?
Gier ist nie gut! Zudem haben wir doch gar keinen Kapitalismus mehr. Nach der Finanzkrise wurde der Kapitalismus beerdigt. Banken wurden verstaatlicht, Aktionäre enteignet und an 85 Prozent aller Handelstage hat die US-Notenbank Fed in die US-Aktienmärkte interveniert.
Sie stehen also für mehr Markt und Kapitalismus?
Ja, natürlich. Hätte man sich nach der Finanzkrise alles bereinigen lassen, wären wir gesünder aus der Krise herausgekommen. So gab es kein reinigendes Gewitter. Die Probleme sind nur mit Billionen von Dollar und Euro und demokratisch fragwürdigen Entscheidungen in die Zukunft verschoben und türmen sich dort nun weiter bedrohlich auf. Die Kollateralschäden werden nun immens sein.
Wenn möglichst viele Leute und auch die verantwortlichen Politiker Ihr Buch lesen, könnte man nicht dann den Crash abwenden?
Nein. Das System ist am Ende. Außerdem haben die Verantwortlichen auch keinen Grund, den Status quo zu ändern, immerhin sind sie die Profiteure des Systems. Deutschland ist seit Jahren Exportweltmeister und verbucht Rekordsteuereinnahmen. Trotzdem schaffen wir es nicht, unseren Schuldenberg abzubauen. Wenn Europas Wirtschaftslokomotive das nicht schafft, wie sollen es dann Griechenland, Spanien oder Italien schaffen? Der Euro ist 13 Jahre alt, also eigentlich noch im Teenager-Alter, wurde aber schon mehrfach reanimiert. Was ist das für eine Währung, die man ständig retten muss?
Das heißt, Sie sind gegen den Euro als europäische Gemeinschaftswährung?
Ja, natürlich. Es ist irrsinnig, Volkswirtschaften wie Deutschland und Österreich in ein Zinskorsett mit Ländern wie Bulgarien, Rumänien und Portugal zu zwängen. Alle Währungsunionen der Geschichte sind gescheitert. Der Euro eint nicht Europa, er zerstört Europa.
Haben Sie dann eine gewisse Sympathie für die AfD, die ja auch den Euro bekämpfen?
Nein. Ich habe mit Politik nichts am Hut. Weder die Linke noch die AfD oder sonst eine Partei wird irgendetwas ändern. Von „oben“ dürfen wir nichts erwarten, der Wandel kommt immer von uns, von „unten“.
Wann wird der große Crash kommen?
In dieser Dekade passiert auf jeden Fall noch was. Es kann diese Woche, nächsten Monat oder nächstes Jahr passieren. Auslöser des Crashs kann alles sein, die Verschuldungskrise in Japan, das Platzen der Kreditblase in China oder dass die Spanier und Griechen auf die Straßen gehen, um gegen die hohe Arbeitslosigkeit zu demonstrieren. Es sind etliche Variablen im System, die den finalen Kollaps auslösen können.
Was würden Sie dem einfachen Bürger angesichts der nahenden Krise empfehlen?
Man muss in Sachen, die man versteht, investieren. Wir empfehlen raus aus Papier- und rein in Sachwerte zu gehen. Diese haben sich über Hunderte von Jahren bewährt und dienen dem Eigentümer direkt und unmittelbar. Gold oder Silber sind zum Beispiel eine gute Anlageform.
Welche Lösungsrezepte für die Krise haben Sie?
Der Euro muss abgeschafft werden. Wir brauchen wieder souveräne Währungen, die auf- oder abgewertet werden können. Um einen Schuldenerlass für die Südländer kommen wir nicht umhin. So viel Grappa und Schafskäse können wir gar nicht trinken und essen, dass die wieder auf die Beine kommen.
Gibt es irgendein Land auf der Welt, das aus Ihrer Sicht eine gute Wirtschaftspolitik macht?
Island hat einiges richtig gemacht. Botswana sah lange interessant aus, aber auch da haben sich dann Korruption und Gier breitgemacht. Wir haben weltweit ein ungedecktes Papiergeldsystem. Wenn das System kollabiert, werden durch die Globalisierung alle anderen Länder auch betroffen sein.
Das Buch und das Autoren-Duo
Das Buch: „Der Crash ist die Lösung. Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten“, erschienen im Eichborn-Verlag, wurde im Mai veröffentlicht und schaffte es auf Anhieb in diverse Bestsellerlisten im Bereich Sachbuch. Bereits nach drei Wochen war die erste Auflage von 20 000 Exemplaren vergriffen.
Marc Friedrich: Marc Friedrich ist 38 Jahre alt und kommt aus Waiblingen. Er studierte internationale Betriebswirtschaftslehre und beschäftigte sich intensiv mit Finanzmärkten. Während eines Arbeitsaufenthalts in Argentinien erlebte er 2001 einen Staatsbankrott und dessen verheerende Folgen selbst mit. Marc Friedrich ist langjähriger Investmentexperte für Edelmetalle.
Matthias Weik: Matthias Weik, ebenfalls 38 und aus Waiblingen, ist ein Kindergartenfreund von Marc Friedrich. Er hat internationale Wirtschaft in Australien studiert. Seit über einem Jahrzehnt befasst er sich mit der globalen Wirtschaft. Während seiner Tätigkeit für einen deutschen Konzern hat Matthias Weik einen berufsbegleitenden Masterstudiengang (MBA) abgeschlossen. (td)