Der Freitags-Kommentar vom 13.01.2017,
von Ulrich Schlüer, Verlagsleiter «Schweizerzeit»
Vergangenheits-verhaftete Zukunftspropheten
Symbolbild von Deborah Weber / pixelio.de
Noch immer glauben Bundesberns Funktionäre, die grassierende Überfremdung der Schweiz mittels Statistik-Manipulation zum Verschwinden bringen zu können.
Ein vor allem in Bahnhöfen ausgehängtes Plakat weckt Aufsehen, ja Unruhe. Seine Botschaft: Wenn Einbürgerung auch nur zum Teil nach von oben verfügtem, über die Gemeinde hinweg dekretiertem Automatismus erfolgt, wird die Bürgerrechts-Erteilung an kaum integrierte Muslime bald massiv zunehmen!
Aufgeschreckte Automatismus-Befürworter
Das ist zweifellos eine brisante Plakat-Botschaft. Bundesberns Strategen des Ausverkaufs elementarer Schweizer Interessen wittern Gefahr. Ihnen steht eine Truppe junger, von den Medien sichtlich gehätschelter Aktivisten zur Verfügung, die – von professionellen Werbern dirigiert – in diesen Tagen massiv ins Abstimmungsgeschehen einzugreifen versuchen.
Diese Jungen stellen sich vor als Exponenten «der Zukunft der Schweiz». Ganz auf radikale Öffnung (jüngst propagierte ihre Hauptsprecherin gar Personenfreizügigkeit der ganzen Welt gegenüber) eingestellt, geben sie sich zukunftsgläubig und weltoffen. Dem Mief der «Ballenberg-gläubigen Rückwärtsgewandten» haben sie den Krieg erklärt. Diese würden, so jammern sie, ihnen die Zukunft verbauen. Gleichzeitig lassen sie sich allerdings von diesen wortreich Geschmähten ihre zweifellos nicht ganz billigen Hochschulstudien finanzieren.
Radikal vergangenheitsorientiert
Seltsam allerdings: Niemand argumentiert im laufenden Abstimmungskampf um die automatisierte erleichterte Einbürgerung vergangenheitsverhafteter als diese jungen, zukunftsorientierten Libero-Kämpfer.
Es würden, behaupten sie, niemals Muslime automatisch und erleichtert eingebürgert. Die, welche auf solch automatisierte Einbürgerung Anspruch erheben könnten, seien zu 58 Prozent Italiener. Von wo die andern 42 Prozent – nicht unbedingt eine kleine Zahl – stammen, darüber sagen sie freilich nichts: Schliesslich stehen an zweiter Stelle bereits die Türken.
Brisante Entwicklung
Vor allem – und das disqualifiziert diese Zukunftsprediger von Grund auf – sagen sie kein einziges Wort zur gegenwärtig laufenden Einbürgerungs-Entwicklung, um die jede Gemeinde weiss. Denn sie sucht in beängstigendem und wachsendem Ausmass die ganze Schweiz heim: Die Einbürgerung von Italienern – Eingewanderte der Sechziger- und Siebzigerjahre – geht seit Jahren regelmässig und deutlich zurück.
Die Einbürgerung anderer Nationalitäten nimmt dagegen alarmierend zu. Und die Zunahme wird nur zu geringem Teil von Eingewanderten aus Nachbarländern verursacht. Sie wird genährt von Kosovaren, Türken, Nordafrikanern, Schwarzafrikanern – zumeist Muslimen. Das soll man auf einem Plakat nicht zum Ausdruck bringen dürfen?
Zum Beispiel Eritreer
Wollen uns die Libero-Megaphone von Bundesberns Werbeagenturen allen Ernstes weismachen, die Zehntausende von Eritreern, die sich hier in den letzten Jahren eingenistet haben und weiter einnisten, würden fröhlich oder erschreckt nach Hause zurückkehren, sobald ihnen hier die erleichterte, automatische Einbürgerung winkt? Ausgerechnet die Eritreer, die hier zu gegen neunzig Prozent von der Sozialhilfe leben und ausgesprochen wenig Begeisterung dafür entwickeln, das ihnen gebotene Schlaraffen-Leben durch eigene Arbeitsleistung einzutauschen?
Sind die jungen Argumente-Verkäufer der Aktion Libero wirklich unfähig, eine laufende, höchst dramatische Entwicklung weiter vorauszusehen und zu verstehen als bis zu ihren eigenen Nasenspitzen?
Köder Doppelbürgerrecht
Die Schweiz bietet im Rahmen automatisierter, von Berner Bürokraten verfügter anstelle von in Gemeinden integrationsabhängig beschlossener (oder eben verweigerter) Einbürgerung ein weiteres, für Eritreer, Nord- und andere Afrikaner unschätzbares Privileg: Die erleichtert Eingebürgerten können zum ihnen geschenkten Schweizer Bürgerrecht das Bürgerrecht ihrer Herkunftsländer behalten.
Das Schweizer Bürgerrecht erleichtert ihnen (nicht allen, aber viel zu vielen) den unbehinderten Zugang zur hier äusserst komfortablen Sozialhilfe auf Kosten der hiesigen Steuerzahler. Das nicht zurückgegebene Bürgerrecht der Herkunftsländer sichert den Gleichen weitgehend uneingeschränkte Reisefreiheit – allzu oft, da als «Verwandtenbesuche» etikettiert, ebenfalls auf Kosten hiesiger Sozialhilfe – also der Steuerzahler.
Terrorgefahr
Mögen die enthusiastischen Plädoyers für automatisierte erleichterte Einbürgerung hierzulande vor allem von in der Sache ziemlich unbedarften «eitlen Tüpfis» verbreitet werden. Auf der anderen Seite sitzen derweil nicht wenige Strategen. Strategen mit keineswegs friedlichen Absichten. Präsident Erdogans Kampfruf bleibt unvergessen:
«Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten».
Wer solche und ähnliche Absichten in sich trägt, weiss die Infiltrations-Chancen, die automatisierte, fast nur noch von stark abgekürzten Fristen abhängige Einbürgerung bietet, zweifellos zu nutzen.
Von den todbringenden Pariser und Brüsseler Anschlägen weiss, wer sich auch nur oberflächlich orientiert, genau: Dort setzte sich die Täterschaft in erschreckend grossem Ausmass aus Zweit- und Drittgeneratiönlern zusammen. Aus solchen, die sich – obwohl sie nie Franzosen oder Belgier werden wollten – die französische bzw. belgische Staatsbürgerschaft schlicht zu ergattern verstanden. Das erleichterte ihnen das Operieren gegen jenes Land, das sie weitgehend unbesehen ins Bürgerrecht übernommen hat, enorm. Die Folgen sind bekannt.
Müssen die Schweizer die dort erkannten Fehler an ihrer eigenen Haut erfahren, bis die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden: Keine Einwanderung und keine Einbürgerung ohne sorgfältige Kontrolle!
Wer sich heutzutage allein zwecks Statistik-Beschönigung für automatische, erleichterte, der Einzelfall-Kontrolle sowie jeglicher Integrations-Verpflichtung entzogene Einbürgerung einsetzt, der hilft den Terroristen.
Ist das das Ziel der Libero-Aktivisten?