Der Freitags-Kommentar vom 30. September 2016,
Von Anian Liebrand, Redaktion «Schweizerzeit»

 

Gölä und Co. läuten den Wandel ein

Symbolbild
Foto: Gölä Facebook

Der beliebte Berner Mundart-Rocker Gölä versetzte das Land in helle Aufruhr, als er im grossem «Sonntagsblick»-Interview ganz politisch wurde. Er ist nicht der erste Prominente, der das linke Gutmenschen-Gewand durchsticht, das sich «die Reichen und Schönen» gerne umhängen.

Die Schweiz sei ihm «zu links.» «Der Volkswille wird nicht umgesetzt. Das ist doch eine Schweinerei!» Der Kult-Büezer Gölä hat mit seinen klaren Ansagen zweifellos einen Nerv getroffen. Abgesehen vom grossen Zuspruch aus dem Volk, zog sich Gölä alias Marco Pfeuti den Zorn etlicher Medienschaffender und «Berufskollegen» zu, die ihn als «kleinkarierten Wutbürger» verhöhnten. Das linke Journi- und Kultur-Milieu sieht abweichende Meinungen schliesslich nicht gerne. Wer aufmuckt, wird gemassregelt, ausgegrenzt und geschnitten.

Spricht Klartext: Chris von Rohr

So ergangen ist es auch Chris von Rohr, dem ehemaligen Frontmann der legendären Schweizer Rockband «Krokus». Von Rohr, der spätestens als Jury-Mitglied der SRF-Sendung «MusicStar» Schweizerinnen und Schweizern aller Altersschichten mit flotten Sprüchen («Meh Dräck») und herzlichen Gefühlsausbrüchen bekannt geworden ist, äussert seit Jahren offen seine Sympathien für rechtsbürgerliche Politik. Er engagiert sich aktiv gegen Bildungsbürokratie, ist gegen den schleichenden EU-Beitritt und pflegt Kontakte zu Christoph Blocher.

Als Andreas Thiel, ein liberaler Querkopf unter Kulturschaffenden, wegen seiner pointierten Islamkritik viele Auftritte gestrichen wurden, kritisierte von Rohr die für Thiel beruflich einschneidenden Sanktionen als «Säuberung im linksdominierten Kulturbetrieb». Schon vorher galt Chris von Rohr in gewissen Medien- und Kulturkreisen als «Persona non grata». Man versuchte den «Abweichler» mit weniger medialer Beachtung und Diffamierung zu bestrafen – ohne Erfolg. Über seine Kolumne in der «Schweizer Illustrierten» und in (seltener gewordenen Interviews) äussert von Rohr seine Meinung weiterhin unverblümt.

Mit ihrem Bekenntnis zu einer bürgerlichen, auf einem positiven Heimatbegriff fussenden Einstellung zur Schweiz – ohne ihren «Way of Life» in irgendeiner Form zu überdecken – stehen Gölä und Chris von Rohr längst nicht mehr alleine da. Vor 20 Jahren habe «die versammelte Schweizer Rockprominenz von Polo Hofer über Sens Unik bis Züri West gemeinsam gegen die Beschaffung eines neuen Armeeflugzeugs» gesungen, blickt der Musikjournalist Dominic Dillier auf «Radio SRF 3» wehmütig in die Vergangenheit zurück. Und: «Polo Hofer war ein kiffender Hippie, Stephan Eicher ein Punk. Züri West, Baby Jail und Patent Ochsner entstanden in muffigen Kellern von besetzten Häusern und fanden ihren Antrieb aus den Jugendunruhen.»

Wertewandel

Fast schon weinerlich beklagt Dominic Dillier, die heutigen Schweizer Musikgrössen sähen sich «mit ihren GmbH’s und AG’s» lieber als «kleine Unternehmer, die Steuern und Löhne zahlen.» Was Journalisten wie Dillier offenbar nicht wahrhaben wollen: Galt es vor vielleicht 20 Jahren als rebellisch, das Konservative und die vermeintlich rückständige «kleinbürgerliche Schweiz» zu verteufeln, zu kiffen und links zu sein – sind diese (Un-)Werte im Musikbusiness und in der Kulturszene längst Mainstream geworden. Heute dagegen erregt Aufsehen, wer zur Schweiz steht.

Wie zum Beispiel DJ Antoine, international erfolgreicher Star-DJ, der «offen mit der Blocher-Partei» sympathisiere (SRF 3). DJ Antoine gab seinem Freund und SVP-Nationalrat Thomas Matter die Zustimmung, seinen Hit «Welcome to Saint-Tropez» zur SVP-Wahlkampf-Hymne «Welcome to SVP» umzumodeln. Auch DJ Bobo, so schreiben Journalisten vorwurfsvoll, verfüge über «Beziehungen ins rechtsbürgerliche Lager», da sein langjähriger Geschäftspartner in seiner Firma Yes Music ein Luzerner SVP-Politiker sei. Was den Linken missfällt: DJ Bobo findet das politische Engagement seines Freundes «lobenswert», wenngleich er sich selber mit politischen Aussagen sehr zurückhält.

Der linke Medienmainstream scheint sich ob des sich abzeichnenden, durchwegs gesunden Wertewandels derart in der Defensive zu wähnen, dass anderen ihre Zurückhaltung gar zum Vorwurf gemacht wird. Davon kann der «Volksrapper» Bligg, der erfolgreich HipHop, Volksmusik und Swissness verbindet, ein Lied singen. Er weigerte sich, sich von der SVP-Durchsetzungsinitiative zur Ausschaffung krimineller Ausländer zu distanzieren. Damit und weil er in seinen Liedern gerne die Schönheit der Schweiz besingt, wird heute sogar er, der einst «Fuck Blocher» trällerte, in den Dunstkreis von Konservativen gerückt. «Wer nicht für uns ist, ist gegen uns…»

«Unbequeme» Österreicher

Auch in unserem Nachbarland Österreich machen zu ihrem Land stehende Prominente mit klaren Aussagen von sich reden. Einer, der nicht viel auf die Meinung anderer gibt, ist der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner, der im Jahr 2012 mit seinem spektakulären Fallschirmsprung aus der Stratosphäre mehrere Weltrekorde aufstellte und weltweit in den Schlagzeilen stand. Baumgartner sprach sich im Mai 2016 offen für die Wahl von Norbert Hofer (FPÖ) als Bundespräsident Österreichs aus – und zog damit prompt harsche Attacken des Medien- und Kultur-Establishments auf sich.

Schon im Januar 2016 ergoss sich auf Baumgartner ein hasserfüllter «Shitstorm», nachdem er über die sozialen Medien das Zitat verbreitete: «Ein Land, in dem Angeln ohne Angelschein rechtlich bestraft wird und Menschen ohne Pass die Grenze überqueren, können nur Idioten regieren!» Aufgrund seiner unmissverständlichen Positionsbezüge wird der in der Schweiz wohnhafte Baumgartner in Zukunft wohl keinen «Bambi»-Preis mehr gewinnen wie noch 2012.

Ebenfalls kein Blatt vor den Mund nimmt Andreas Gabalier – der aufstrebende, mittlerweile bei Konzerten ganze Stadien füllende «Volks-Rock’n‘Roller» aus der Steiermark. Gabalier weigerte sich, die 2012 gesetzlich festgelegte gender- gerecht abgeänderte Version der österreichischen Nationalhymne zu singen. In einem Interview sagte er: «Ich bin sehr für Frauenrechte. Aber dieser Gender-Wahnsinn, der in den letzten Jahren entstanden ist, muss wieder aufhören.» An einer Preisverleihung sagte Andreas Gabalier: «Es ist nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl heute noch auf ein Weiberl steht.»

Gölä, Chris von Rohr in der Schweiz – Felix Baumgartner und Andreas Gabalier in Österreich: Wer vom Meinungsmainstream, den einige wenige vordefinieren, abweicht, kriegt von seinen vermeintlichen «Kollegen» nichts als Haue – wie der Störenfried im Gottesdienst. Wie jedes System, dessen Deutungshoheit in Gefahr ist, reagiert auch die linke Kulturschickeria mit Abwehrreflexen und Unterdrückung. Noch haben die Gesinnungszensoren die Mittel, die überwiegende Solidarität in der Bevölkerung zu übertönen. Wie lange das noch so sein wird, haben wir in der Hand.


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