Endstation der Armut: Zeltstädte jetzt in mehr als 55 US-Metropolen
By Roman
Die Anzahl der Zeltstädte in den USA hat sich in den vergangenen drei Jahren konstant vergrößert. Heute existieren die letzten Rückzugsbastionen für obdachlose Amerikaner in mehr als 55 Metropolen im ganzen Lande. Diese repräsentieren die düstere Realität der amerikanischen Armutskrise. Unter Bezugnahme auf zuletzt publizierte Daten des Census Bureau leben heute 47 Millionen US-Bürger unterhalb der Armutsgrenze – das höchste Niveau innerhalb eines halben Jahrhunderts. Vor allem mehrere aufeinander folgenden Jahre einer hohen Arbeitslosigkeit und die anhaltend hohe Anzahl von Zwangsversteigerungen an den Häusermärkten trugen hauptsächlich zu dieser Situation bei.
Zeltstädte sind für obdachlose Amerikaner zum letzten Zufluchtsort vor der grassierenden Armut geworden
Eine der größten Zeltstädte in den USA befindet sich im Bundesstaat Florida, in der heute rund 300 Menschen Obdach gefunden haben. Andere große Zeltstädte sind unter anderem auch in New Jersey, Michigan, Kalifornien und der Stadt Portland entstanden. Die durch die Republikaner kontrollierte Staatsregierung des Bundesstaats Michigan fokussierte sich in den letzten Jahren auf die strikte Einhaltung eines verabschiedeten Programms, das signifikante Budgetkürzungen vorsieht, wodurch das enorme Haushaltsdefizit unter Kontrolle gebracht werden sollte. Die vorgenommenen Kürzungen haben sich hauptsächlich auf Sozialprogramme ausgewirkt, die in der Vergangenheit den ärmsten Einwohnern des Bundesstaats zugute kamen. Darüber hinaus liegt die lokale Wirtschaft Michigans auf dem Sterbebett, wodurch sich der Druck auf die Obdachlosen weiter verschärfte. Michigans Gouverneur Brian Calley wurde zuletzt danach gefragt, wie er persönlich dazu stehe, dass Regierungsbehörden seines Bundesstaats den Vorschlag unterbreiteten, alle Obdachlosen in Zeltstädte zu verfrachten. Dies sei nach Calleys Ansicht keineswegs tolerierbar, weshalb Maßnahmen und Strategien entwickelt werden müssten, um den betroffenen Bürgern die Fertigkeiten beizubringen, um wieder ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dies werde sich allerdings nicht von einem Tag auf den anderen verwirklichen lassen. Neueste Schätzungen gehen davon aus, dass in denen in ganz Amerika wie Pilze aus dem Boden sprießenden Camps heutzutage etwa 50.000 Menschen leben.
Ordentlich und sauber in Reihen aufgestellte Zelte beherbergen in Pinella´s Hope
im Bundesstaat Florida unzählige Amerikaner, die einmal zur Mittelklasse des
Landes gehörten
Das landesweit größte Zeltcamp namens Pinella’s Hope befindet sich im Zentrum Floridas – eine Region, die bislang besser bekannt gewesen ist für den Glamour von Disneyworld. Die hier in unzähligen Reihen aufgestellten Zelte erstrecken sich über eine Fläche von insgesamt 13 Acres (52.610 Quadratmeter). Die katholische Kirche, die diese Zeltstadt betreibt, hat dafür gesorgt, dass ein Wäschereiservice, Computer und Telefone zur Verfügung stehen. Die Strukturen der meisten Zeltstädte sind gut organisiert, was auch das Abhalten von regulär stattfindenden Treffen beinhaltet, um allgemeingültige Regeln für das Zusammenleben zu verabschieden. Für nicht wenige der Bewohner sind die Zeltstädte Amerikas zu permanenten Schutzeinrichtungen avanciert, die nur noch wenig – wenn nicht überhaupt keine – Aussicht auf einen Arbeitsplatz mehr haben. Die Vielzahl der heute existierenden Zeltstädte und das stetig wachsende Armutsniveau im Lande sind Eckpfeiler, die viele Amerikaner mit der Großen Depression in den 1930iger Jahren verknüpfen. Nach offiziellen Angaben sind heute mehr als 13 Millionen Amerikaner arbeitslos, was gegenüber dem Zeitpunkt als Barack Obama ins höchste Amt des Staates gewählt wurde, drei Millionen Menschen mehr entspricht. Kritiker werfen der US-Regierung vor, die Statistiken zur Arbeitslosenentwicklung zu schönen und wissentlich zu fälschen. So gehen zum Beispiel über 2 Millionen Personen, die ihr Bezugsrecht auf Arbeitslosenhilfe in den vergangenen Monaten verwirkt haben, nicht mehr in die Statistik ein. Schattenstatistiken sehen die reale Arbeitslosenquote in den USA eher bei 15% als den offiziell ausgewiesenen 8,3%. Realität ist auch, dass viele der in Zeltstädten Gestrandeten Menschen sind, die vor nicht allzu langer Zeit zur Mittelklasse des Landes zählten und ein recht komfortables Leben führten. Für die meisten der Betroffenen setzte der ökonomische Absturz zu schnell ein, was zur Folge hatte, dass nicht Wenige finanziell unter die Räder kamen und dazu gezwungen wurden, ihre Mittelklassehäuser zu verlassen, um Obdach in günstigen Motels, 1-Zimmer-Apartments oder – im schlimmsten Fall – Zeltstädten zu suchen.