Anschlagsort in Teheran (Foto: REUTERS)
Erneut iranischer Atomwissenschaftler bei Anschlag getötet

Bombenattentat in Teheran

Wieder ist ein iranischer Atomwissenschaftler bei einem Bombenanschlag getötet worden. Zwei Unbekannte brachten laut iranischen Medienberichten Sprengsätze an seinem Auto an. Der Anschlag ähnelte solchen in den vergangenen Jahren. Die USA widersprachen iranischen Vorwürfen, für das Attentat verantwortlich zu sein: Man habe damit "absolut nichts" zu tun, sagte ein Sprecher des Weißen Hauses.

Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Das iranische Fernsehen zeigt ausführlich Bilder vom Tatort: Ein Autowrack steht auf einem belebten Platz im Nordosten Teherans. Auf dem Straßenpflaster sind Blutflecken zu erkennen, überall liegen Scherben und Metallteile. Polizisten verdecken das Auto-Wrack mit einer blauen Plastikpläne. Um das Wrack herum stehen Hunderte Passanten.

Augenzeugen berichten, zwei Männer auf einem Motorrad hätten während der Fahrt die Bombe am Auto des Wissenschaftlers vermutlich mit einem Magneten befestigt. Kurz danach sei die Bombe explodiert. Der 32-jährige Atomwissenschaftler Mostafa Achmadi Raschan war sofort tot. Zwei weitere Personen wurden den Berichten zufolge verletzt.

Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Fars hatte der Getötete an einer Technischen Universität in Teheran gearbeitet und zudem eine Abteilung in der Atomanlage im zentraliranischen Natans geleitet. In dieser Anlage wird Uran angereichert, damit es als Brennstoff in Atomreaktoren verwendet werden kann. Angereichertes Uran kann jedoch auch zum Bau von Atomwaffen dienen.

Schon mehrere Atomwissenschaftler bei Attentaten getötet

Im November 2010 war schon einmal ein Atomwissenschaftler in Teheran bei einem ähnlich verlaufenen Anschlag getötet worden. Auch damals hatten unbekannte Täter von einem fahrenden Motorrad aus eine Bombe am Auto eines Professors befestigt und dann gezündet. Damals kam der 40-jährige Atomwissenschaftler Madschid Schahriari ums Leben, sein Kollege Fereidun Abbasi überlebte das Attentat und wurde danach zum Leiter der Iranischen Atomenergiebehörde ernannt.

Bei einem weiteren Bombenattentat in Teheran heute vor genau zwei Jahren war ebenfalls ein iranischer Wissenschaftler getötet worden, der angeblich für das Atomprogramm seines Landes gearbeitet hatte.

Iran verdächtigt USA und Israel

Die iranischen Behörden verdächtigen in all diesen Fällen den israelischen Geheimdienst Mossad und auch die USA, hinter den Anschlägen zu stecken. Bislang gibt es dazu jedoch keine Beweise. Die israelische Regierung äußert sich nicht zu den Vorwürfen.

Allerdings hatte Israel bereits mehrfach angekündigt, notfalls im Alleingang militärisch gegen das iranische Atomprogramm vorzugehen. Israel und auch die westlichen Länder verdächtigen den Iran, insgeheim Atomwaffen zu entwickeln. Der Iran beteuert zwar, sein Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken und solle der Energie-Erzeugung dienen. Jedoch fand die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) Hinweise darauf, dass der Iran doch auch an Atomwaffen arbeitet.


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