Overcast, zu Deutsch Bewölkt, ist ein Film von Matthias Hancke, einem Walliser Filmemacher und Historiker, welcher nach über 6 Jahren Entwicklung mit einem minimalen Budget und ohne Subventionen das erreichte, was man einen gelungen und interessanten Dokumentarfilm nennen kann. Thematisiert werden Chemtrails, durch Flugzeuge künstlich erstellte Kondensstreifen, die das Klima beeinflussen sollen. Chemtrails sind im Volksmund eine Verschwörungstheorie, nach dem 78 minütigen Film aber muss man sich eingestehen, dass dies nicht stimmen kann. Overcast ist von Qualität und Sachlichkeit her einer der besten Dokumentarfilme über eine Verschwörungstheorie, die ich persönlich jemals gesehen habe.
Mick West ist ein Blossteller. Der in Amerika lebende frühpensionierte Ex-Videospielprogrammierer hat es sich zum Hobby gemacht, Verschwörungstheorien zu widerlegen. So auch die Chemtrail Theorie. Denke ich an all die früheren Filme über Verschwörungstheorien, wurden dort die Gegenargumente niemals wiedergegeben. Overcast aber setzt dort an wo andere Filme aufhören, bei den Gegnern solcher Theorien. So erhält Mick West auch all die Zeit die er benötigt, seine Ansicht über das Thema preiszugeben. Er zeigt uns auf, dass es Kondensstreifen schon seit Jahrzehnten gibt, er zeigt uns Fotos von vor dreissig Jahren, Kondensstreifen waren bereits damals vorhanden. Ausserdem zeigt er uns Aussagen von Personen über Kondensstreifen, einer sagt, an jenem Tag sei der Himmel voll von Wolkenstreifen von Flugzeugen gewesen, ein anderer beneint dies, er habe niemals solche Streifen gesehen. Es sei also nicht die Frage seit wann es Kondensstreifen gebe, sondern ob man darauf achte oder nicht.
Die Hauptfrage im Film ist aber nicht ob die Verschwörungstheorie stimmt, sondern was denn genau bis heute untersucht wurde, oder was eben nicht. Man wendet sich ans Bundesamt für Umwelt. Die Pressesprecherin gibt uns zu erklären, dass es Chemtrails nicht gibt. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Aluminium und Barium in der oberen Atmosphäre vorhanden wäre, darum sei die Theorie haltlos. Als Grund Ihrer Aussage wird erklärt, dass es keinen Grund gebe, eine eigene Untersuchung zu machen. Ebenfalls gebe es dazu keine Studien, die Chemtrails widerlegen. Man stütze sich auf die deutschen Behörden, welche klar zum gleichen Schluss kamen wie die Schweizer. Tatsächlich wird das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt als Quelle genannt, eine Anfrage beim DLR zeigt jedoch die gleichen Anzeichen. Es gibt keinen Grund für solche Untersuchungen. Auch die Behörde in Grossbritannien, das Met Office, sieht kein Handlungsbedarf. Es kommt zum gleichen Schluss, auch die NASA bläst ins gleiche Horn.
Aber es sind nicht nur die Behörden, die sich auf den „Grundlagen“ von DLR, NASA und Met Office berufen, sondern auch namhafte NGOs wie Greenpeace. Man sehe keinen Grund eigene Untersuchungen zu führen. Weil nichts untersucht wurde, wurde auch nichts gefunden, darum bestehe auch kein Grund zur Besorgnis, so die Konklusion.
Bereits am Anfang des Films wird klar, dass Matthias Hancke, der als Protagonist im Film einen recht guten Eindruck macht, eigene Untersuchungen starten muss, um das Thema besser beleuchten zu können. Bereits in der ersten Szene des Films steht Hancke in sich fragender Pose auf einem Kleinflugplatz und schaut sich Chemtrails am Himmel an. Die Kamera steigt in verblüffend echt aussehender Manier Richtung Streifen und der Titel des Films erscheint. Man bekommt daher schon nach den ersten zwei Minuten des Films den Eindruck, hier ist ein Profi am Werk. Diesen Eindruck behält man den ganzen Film bei.
Mit einer PC6 einer privaten Fallschirmsprungfirma wird dann auch in die Wolken geflogen. Die Maschine ist ausgerüstet mit Messgeräten, welche den Barium- und Aluminiumgehalt der Luft in acht Kilometern Höhe messen sollen. Ein erster Flug bringt Gewissheit, es wurde ein 10 Mal höherer Bariumwert entdeckt als im Blindwert. Barium darf in dieser Höhe nicht vorkommen. Aluminium wurde jedoch nicht gefunden. Dieser finanziell aufwendige Flug wurde bisher noch nie durchgeführt und dokumentiert. Man bekommt hier also eine Weltneuheit zu sehen. Diese bringt das Thema Chemtrails von der Verschwörungstheorie weg zu einem ernstzunehmenden Thema, welches untersucht werden muss. Denn wie bereits gesagt, gibt es keine Studien dazu. Die einzige Schweizer Studie die es zu Barium in der Umwelt gibt, ist jene des Nationalen Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe (NABEL), welches in 10 Jahr-Abständen die Feinstoffbelastung in der Schweiz prüft, aber auf Bodenhöhe. Hier wurde Barium gefunden, mit einer Erhöhung in Agglomerationszentren, dies ist aber zum Beispiel auf den Abrieb von Bremsen zurückzuführen, so der Versuchsleiter. Wären es Chemtrails, gäbe es diese Unterschiede zwischen Stadt und Land nicht.
Basel, Hauptbahnhof, aus dem off kommt eine verzerrte Stimme. Es ist die eines Piloten, der Anonym bleiben will. Hancke trifft ihn in einem Hotel nahe des Flughafens. Der Pilot bestätigt, dass im grossen Rahmen gesprüht wird. Er und sein Co Pilot haben dies bereits beobachtet, man behalte das, was man während dem Flug sieht, aber für sich, dass sei ein Pilotencodex. Er und sein Co Pilot sind sich sicher, dass es sich bei Ihren Beobachtungen um militärische Experimente handelte.
Im Film Overcast wird eines klar. Es ist eine Tatsache, dass künstliche Bewölkung durch Flugzeuge existiert und diese auch Auswirkungen auf das Klima hat. Mal kühlen die Wolken, mal nicht. Bestrebt im Gedanken, das Klima effizienter zu kühlen, wird an Modellen gearbeitet, die an manchen Tagen und Orten Wolken entstehen lassen können. Dann wenn Kondensstreifen kühlen, sollen sie entstehen, dann wenn nicht, eben nicht. So kühlt man die Erde. Inhaltlich seien Kondensstreifen normale Abgasstreifen, ohne Aluminium oder Barium. Chemtrails werden von offizieller Seite her vehement bestritten, aufgrund der bestehenden „Grundlagen“ versteht sich.
Chemtrails sind chemische Kondensstreifen, welche durch Flugzeugtreibstoff oder durch separate Düsen verteilt werden. Chemtrails bestehen laut Theorie aus Plastikpartikeln, an denen Aluminium, Barium und Strontium haftet. Mache gehen davon aus, dass das Militär solche Sprühaktionen durchführt, andere wiederum können sich vorstellen, dass auch Private daran beteiligt werden. Mehrfach werden Ryanair und Air Berlin in Diskussionsrunden nach dem Film genannt. Im Film selbst geht man darauf aber nicht ein.
In Frankreich fand man Plastikfäden. Sie sehen aus wie kleine Spinnweben und fallen einfach so vom Himmel. Nachdem diese untersucht wurden fand man heraus, dass dies sogenannte „Phalate“ sind, welche bei der Herstellung von Plastikgegenständen gebraucht werden. Die Frage woher diese jedoch genau stammen, kann nicht beantwortet werden. „Phalate“ haben in der Umwelt nichts zu suchen.
Fazit: Ein Weltklasse Dokumentarfilm der seinesgleichen sucht. Noch nie hat ein Film die Chemtrailthematik so sachlich und fundiert wiedergegeben wie Overcast. Er vermag dem eingefleischten Verschwörungstheoretiker, wie auch dem mainstreamanhängenden Allesglauber zu gefallen. Mit dem Aufwand von Fr. 60‘000.- exkl. Produktion ist der Film mit sehr bescheidenen finanziellen Mitteln zustande gekommen. Man versuchte auf jeder Ebene zu sparen, doch nicht an der Qualität, und durch viel Fleissarbeit und Herzblut gelang schlussendlich ein grandioser Film über ein Umweltverbrechen, welches endlich besser beleuchtet werden muss. Ein Anfang in eine richtige Richtung.