Filme mit kleineren Werbebudgets sind auf Mundpropaganda angewiesen
Die Schließung von Piraterieseiten hilft großen Filmen, nimmt kleinen jedoch Mundpropaganda. Eine aktuelle deutsch-dänische Studie fand heraus, dass die Stilllegung von Seiten wie Megaupload den Filmproduktionen hilft, die ein größeres Werbebudget haben, dass solche Stilllegungen jedoch kleineren Produktionen etwas schaden, weil sie die Mundpropaganda verringern.
Die Stilllegung von Megaupload hat einer Studie zufolge Filmproduktionen mit kleinerem Budget getroffen. Während das Abschalten des Sharehosters großen Filmproduktionen geholfen haben mag, schadete es kleineren Produktionen an den Kinokassen, wie die aktuelle Studie besagt. Die beteiligten Wissenschaftler der Ludwig Maximilian Universität München und der Copenhagen Business School kamen zu diesem Ergebnis.
So dürfte die Stilllegung von Kim Dotcoms Service einen geringfügigen positiven Effekt auf die Einnahmen an den Kinokassen gehabt haben, was große Filmproduktionen betrifft, ebenso dürfte diese jedoch die Einnahmen für Filme mit mittlerem oder kleinerem Budget geschmälert haben. Dieser Zusammenhang weckt Zweifel an der Argumentation der Industrie, dass Online-Piraterie die Einnahmen von Filmstudios signifikant beeinträchtigt. Die Autoren der Studie waren sich nicht sicher, was zu diesem Befund geführt hat, sie vermuten jedoch unter anderem, dass die Mundpropaganda über soziale Netzwerke die Kartenverkäufe gefördert hat, indem Informationen über die betreffenden Filme verbreitet wurden.
Megaupload, die Cyberlocker-Seite mit Sitz in Hongkong, wurde im Januar 2012 unvermittelt vom Justizministerium der USA stillgelegt, nachdem man vier Mitarbeiter des Dienstes festgenommen und der kriminellen Handlungen sowie der Copyright-Verletzung angeklagt hatte. Der Gründer des Dienstes, Kim Dotcom, sieht einer Auslieferung an die USA entgegen.
Die Autoren der Studie erklären, dass der Netzeffekt von Piraterie davon abhänge, wie wichtig Mundpropaganda-Marketing für einen beliebigen Film sei. Filme, denen große Budgets für Werbung zur Verfügung stehen, wie beispielsweise Harry Potter und der Halbblutprinz oder Marvels The Avengers haben wahrscheinlich von der Eindämmung der Piraterie profitiert, während andere Produktionen darunter leiden. Kleinere Produktionen haben für gewöhnlich kleinere Marketingkampagnen, so die Wissenschaftler, sodass Mundpropaganda eine wesentliche Rolle für den Erfolg spielt.
Im März hatte eine Studie mittels Auswertung der Daten zweier großer Studios festgestellt, dass die Schließung von Megaupload die Einnahmen der Studios hinsichtlich der digitalen Verkäufe erhöht hat. Die Autoren Brett Danaher (Wellesley College) und Michael D. Smith (Carnegie Mellon University) fanden heraus, dass in den viereinhalb Monaten nach der Stilllegung der Seite die Einnahmen der beiden Studios aus digitalem Vertrieb um sechs bis zehn Prozent höher waren als zuvor.
Danaher merkt an, dass die beiden Studien einander nicht widersprechen. Er meint, wenn Piraterieseiten geschlossen würden, sei es durchaus möglich, dass dies Konsumenten, die eine Raubkopie angesehen hätten, eher zum legalen Kauf oder zum Ausleihen von Filmen via Amazon oder iTunes bewegen könnte als zum Kinobesuch.
Originalquelle: blogs.wsj.comBild: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!