Kapitel 1
Der Beginn der Geschichte
Der wahre Beginn dieser Geschichte fiel auf irgendeinen Tag im Jahre 458 v. Chr., zu dem wir im sechsten Kapitel des vorliegenden Buchs vorstossen werden. An jenem Tage schuf ein kleiner palästinensischer Stamm namens Juda, der sich lange Zeit zuvor von den Israeliten abgesondert hatte, ein rassisch fundiertes Glaubensbekenntnis, das sich im folgenden auf die Geschicke des Menschengeschlechts womöglich verheerender ausgewirkt hat als Sprengstoffe und Seuchen. Es war dies der Tag, an dem die Theorie von der Herrenrasse zum „Gesetz“ erklärt wurde.
Zum damaligen Zeitpunkt war Juda nichts weiter als eines von vielen Untertanenvölkern des persischen Königs, und das, was man heute das „Abendland“ nennt, war noch gänzlich unbekannt. Mittlerweile ist die christliche Aera nahezu zweitausend Jahre alt, und die ihm entsprungene „abendländische Zivilisation“ lässt wachsende Anzeichen des Zerfalls erkennen.
Nach Ansicht des Verfassers ist dies in erster Linie eine Folge des vor rund 2500 Jahren in Juda entstandenen Glaubens. Dieser Prozess lässt sich von seinen Anfängen bis hin zu seinen gegenwärtigen Auswirkungen recht genau nachverfolgen, weil wir es hier mit überprüfbarer Geschichte zu tun haben.
Die Religion, die eine fanatische Sekte damals begründete, hat im Lauf dieser fünfundzwanzig Jahrhunderte zahllose Menschen zutiefst beeinflusst, was eine Erklärung für das Ausmass ihrer zerstörerischen Wirkung liefert. Warum sie zu jener bestimmten Zeit, oder überhaupt, entstanden ist, kann niemand erklären. Wir haben es hier mit einem der grössten Geheimnisse der Weltgeschichte zu tun, es sei denn, das Prinzip, wonach jede Aktion eine entsprechende Reaktion hervorruft, gelte auch auf religiösem Gebiet. Sollte dies zutreffen, so hat der Impuls, der in jener fernen Vergangenheit viele Menschen zur Suche nach einem universalen, liebenden Gott trieb, das düstere Gegenbild eines rachsüchtigen Stammesgottes erzeugt.
Der Judaismus war bereits im Jahre 458 v. Chr. eine rückschrittliche Religion, denn damals wandten sich die Menschen der kultivierten Welt von den Götzen und Stammesgöttern ab und suchten nach einem einzigen Gott aller Menschen, einen Gott der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe. Konfuzius und Buddha hatten bereits in dieser Richtung gewirkt, und unter den Nachbarvölkern Judas war der Monotheismus durchaus nicht unbekannt. Heutezutage wird oft behauptet, religiöse Menschen, seien sie nun Christen, Muselmanen oder Anhänger anderer Glaubensbekenntnisse, müssten dem Judaismus trotz seiner Irrtümer Achtung zollen, weil er unbestrittenermassen die erste Universalreligion gewesen sei und alle anderen Universalreligionen deshalb in gewissem Sinne von ihm abstammten. Dies wird jedem jüdischen Kind eingetrichtert. In Wahrheit war die Vorstellung von einem einzigen Gott aller Menschen schon lange vor dem Entstehen des Stammes Juda bekannt, und der Judaismus stellte ihre Verneinung dar.
Im ägyptischen Totenbuch findet sich folgende Stelle: „Du bist der eine, der Gott, vom Anfang der Zeit an, der Erbe der Unsterblichkeit, selbstgeschaffen und selbstgeboren, du schufst die Erde und machtest den Menschen.“ Manuskripte dieses Totenbuchs sind in Pharaonengräbern aus dem Jahre 2600 v. Chr. vorgefunden worden und folglich über zweitausend Jahre älter als das judäische „Gesetz“. Man vergleiche damit folgenden Satz aus dem Alten Testament: „HERR, wer ist dir gleich unter den Göttern?“ (2. Moses 15; 11.)
Die Sekte, die sich im Stamme Juda festsetzte und die Herrschaft über diesen errang, machte sich das aufstrebende Konzept eines Gottes aller Völker nur darum zu eigen, und integrierte es nur darum in seine Schrift, um einen Glauben zu begründen, der es verneinte. Gewiss, er verneinte es auf subtile Weise, begegnete ihm jedoch mit Verachtung, und da dieser Glaube auf der Theorie von der Herrenrasse beruhte, war eine solche Verneinung notwendig und unvermeidlich. Wenn es eine Herrenrasse gibt, so muss sie selbst Gott sein.
Dieser Glaube, der in Juda anno 458 v. Chr. zum Alltagsgesetz wurde, war weltweit einzigartig und ist es bis zum heutigen Tage. Er beruhte auf der Behauptung, der Stammesgott Jahwe habe „die Israeliten“ (richtig wäre: die Judäer) zu seinem „auserwählten Volk“ gemacht, und wenn sie sich an all seine Gebote hielten, werde er sie über alle anderen Nationen erheben und ihnen ein „gelobtes Land“ schenken. Dieser Theorie entsprangen, ob geplant oder aus unvorhergesehener Notwendigkeit, zwei Zwangsvorstellungen: Die von der „Gefangenschaft“ und die von der „Vernichtung“. Wenn Jahwe gemäss seinem Befehl an einem ganz bestimmten Ort in einem ganz bestimmten Land zu verehren war, mussten all seine Anhänger dort leben. Dies war jedoch nicht möglich, und jene, die – ob durch äusseren Zwang oder aus freiem Entscheid – anderswo lebten, wurden hierdurch automatisch „Gefangene“ bei „Fremden“, die „auszurotten“, „in den Staub zu werfen“ und zu „vernichten“ waren. Angesichts dieses Grundtenors des judäischen Glaubens machte es keinen Unterschied, ob diejenigen, die das auserwählte Volk „gefangen hielten“, Eroberer oder friedliche Gastvölker waren; das ihnen vorbestimmte Los war Vernichtung oder Versklavung.
Bevor sie vernichtet oder versklavt wurden, mussten sie die Judäer freilich eine Zeitlang „in der Gefangenschaft schmachten lassen“, nicht weil sie darauf ein natürliches Recht besessen hätten, sondern weil die Judäer sich nicht an die Gebote gehalten hatten und hierfür bestraft werden mussten. Einzig und allein auf diese Weise offenbarte sich Jahwe als der einzige Gott aller Völker; zwar hatte er nur ein einziges auserwählt, doch bediente er sich der Heiden, um sein auserwähltes Volk für seine Sünden zu züchtigen, ehe diese Heiden ihr vorbestimmtes Schicksal ereilte und sie der Vernichtung preisgegeben wurden.
Dies war das Vermächtnis, das den Judäern zufiel. Es war nicht einmal ihr eigenes, denn laut dem Alten Testament war der „Bund“ zwischen Jahwe und den „Kindern Israels“ geschlossen worden, und im Jahre 458 v. Chr. waren die Israeliten, die sich lange zuvor von den Judäern getrennt hatten, bereits in der Menschheit aufgegangen, in die sie auch die Vision eines universellen, liebenden Gottes einbrachten. Alles deutet darauf hin, dass die Israeliten jenen auf rassischer Grundlage beruhenden Glauben, der als „jüdische Religion“ oder „Judentum“ bekannt wurde, niemals gekannt haben. Dieser Glaube war einzig und allein eine Schöpfung der levitischen Judäer.
Was wir über die Geschehnisse vor dem Jahre 458 v. Chr. zu wissen glauben, besteht grösstenteils aus Sagen, Legenden und Mythologie, während sich die auf dieses Datum folgenden Ereignisse im grossen ganzen verifizieren lassen. Die ersten Dokumente erschienen in den beiden Jahrhunderten vor diesem Schlüsseldatum, als der Stamm Judah bereits von den Israeliten ausgestossen worden war, doch beruht unser Bild jener Zeit grösstenteils auf mündlichen Überlieferungen. Die Pervertierung der israelitischen Religion erfolgte damals, während der Periode, wo man begann, die mündliche Tradition schriftlich festzuhalten. Was von den Worten der früheren Israeliten überliefert ist, beweist, dass sie an einen universalen Gott und an ein friedliches Zusammenleben mit ihren Nachbarvölkern glaubten. Dies änderte sich unter dem Einfluss von Wanderpredigern, welche die Judäer von den Israeliten absonderten und den Kult Jahwes begründeten, eines Gottes, der für Rassismus, Hass und Rache stand.
Laut der alten Tradition war Mose ein grosser Stammesführer gewesen, der die Stimme des einzigen Gottes aus einem brennenden Dornbusch vernommen hatte und vom Berge niedergestiegen war, um dem Volk die Gebote dieses einzigen Gottes zu offenbaren. Als diese Tradition entstand, erlebte das religiöse Denken einen starken Aufschwung, und die Völker befruchteten sich gegenseitig mit ihren Überlieferungen und Gedanken.
Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass die Vorstellung von einem einzigen Gott in Ägypten schon sehr früh lebendig war, was freilich nicht ausschliesst, dass die Ägypter sie ihrerseits von anderen übernommen haben könnten. Die Gestalt Mose sowie seine Gebote waren einer bereits bestehenden Tradition entnommen. Die Geschichte von der Entdeckung des kleinen Mose in den Binsen ist offenkundig einer viel älteren Legende entlehnt, derjenigen vom babylonischen König Sargon dem Älteren, der ein- bis zweitausend Jahre zuvor gelebt hatte; die zehn Gebote weisen unverkennbare Aehnlichkeit mit älteren ägyptischen, babylonischen und assyrischen Gesetzen auf. Die Israeliten bauten also auf bereits vorhandenen Ideen auf und waren auf dem Weg zu einer Universalreligion dementsprechend schon weit fortgeschritten, als sie in der Menschheit aufgingen.
Doch dann kehrte Juda diesen Prozess um, so dass der Efffekt der eines rückwärts laufenden Films war. Als die Herren Judas, die Leviten, ihr Gesetz begründeten, übernahmen sie ebenfalls vieles vom Erbe anderer Völker und bauten es in ihr Gesetz ein. Sie gingen zunächst von einem Gott aller Völker aus, dessen Stimme kurz aus einem brennenden Dornbusch erklungen war (was der mündlichen Überlieferung entsprach), verwandelten diesen jedoch in ihren fünf Gesetzesbüchern in einen rassischen Stammesgott, mit dem sie schachern konnten und der ihnen Land, Schätze, Blut sowie die Macht über andere als Gegenleistung dafür versprach, dass sie in einem bestimmten Land an einem bestimmten Ort ein rituelles Opfer darbrachten.
Somit begründeten sie eine permanente Gegenbewegung gegen sämtliche Universalreligionen und sorgten dafür, dass der Name Juda zum Synonym für selbstgewählte Absonderung vom Rest der Menschheit, Rassenhass, Mord im Namen der Religion und Rache wurde.
Diese Pervertierung lässt sich im Alten Testament verfolgen, wo Moses zunächst als Verkünder moralischer Gebote und Verfechter der guten Nachbarschaft erscheint, sich dann aber zum Organisator rassistisch motivierter Massaker mausert, nachdem die moralischen Gebote zwischen dem zweiten und dem vierten Mosesbuch in ihr Gegenteil verkehrt worden sind. Im Rahmen derselben Verwandlung befiehlt der Gott, der das Volk anfänglich ermahnt hat, das Gut und die Frauen seines Nachbarn nicht zu begehren, den Massenmord an einem Nachbarvolk, bei dem nur die Jungfrauen verschont bleiben sollen!
Somit erreichten die Wanderprediger, die sich den Stamm Juda lange zuvor untertan gemacht hatten, dass ein kleines, unfreies Volk sich von der anderswo erstarkenden Idee eines Gottes aller Menschen abwandte und stattdessen einen blutrünstigen Stammesgott auf den Thron hob und ein rassistisches Gesetz begründete. Die Anhänger dieses Glaubens sollten fortan durch all die Jahrhunderte hindurch eine zerstörerische Mission erfüllen.
Dieser als göttliche Offenbarung dargestellter Glaube beruhte auf einer ganz bestimmten Version der Geschichte, bei der jedes Ereignis in Übereinklang mit dem Dogma stehen und dieses bestätigen musste.
Es war eine Geschichtsversion, die bis zur Schöpfung zurückreichte, deren genauen Zeitpunkt die Priester zu kennen vorgaben, genau wie sie behaupteten, Bescheid über die Zukunft zu wissen und somit die ganze Geschichte des Universums von ihrem Anfang bis zu ihrem Endpunkt zu kennen. Der Endpunkt würde der totale Triumph in Jerusalem sein, nachdem die Judäer die Weltherrschaft angetreten hatten und die Heiden mitsamt ihren Königtümern der Vernichtung anheimgefallen waren.
Das Thema der Gefangenschaft des gesamten Volkes, die mit der Rache Jahwes an dessen Unterdrückern endet (alle Erstgeborenen Ägyptens müssen sterben), erscheint in dieser Version erstmals zum Zeitpunkt, wo das Volk Israel im Ägyptenlande schmachtet, dieses jedoch verlässt und zur Eroberung des Gelobten Landes aufbricht. Diese Episode war notwendig, um die Judäer zur zersetzenden Kraft innerhalb fremder Nationen zu machen, und wurde ganz offensichtlich zu diesem Zwecke erfunden. Die Spezialisten auf dem Gebiet der der jüdischen Geschichte sind sich einig, dass sich die im Zweiten Buch Mose erzählten Dinge in Wahrheit niemals zugetragen haben.
Ob Mose überhaupt gelebt hat, ist umstritten. Rabbi Emil Hirsch schrieb: „Sie sagen euch, Mose habe niemals gelebt. Ich stimme dem zu. Wenn sie mir sagen, dass die Geschichte, wonach sie von Ägypten kamen, Mythologie sei, werde ich nicht protestieren. Sie sagen mir, dass das Buch Jesaja in der Form, in der es uns heute vorliegt, aus Schriften bestehe, die zu wenigstens drei, wenn nicht gar vier verschiedenen Epochen stammten; ich wusste dies, bevor sie mir dies sagten; schon bevor sie es wussten, war dies meine Überzeugung.“
Mag Mose nun eine geschichtliche Gestalt sein oder nicht, einen Massenauszug aus dem Ägyptenlande nach Kanaan (Palästina) kann er unter keinen Umständen angeführt haben. Wie Rabbi Elmer Berger bestätigt, gab es zu einer Zeit, wo ein Mann namens Mose irgendwelche kleine Menschengruppen aus der ägyptischen Sklaverei geführt haben könnte, keine klar definierten israelitischen Stämme. Die Habiru (Hebräer) waren damals bereits in Kanaan ansässig, in das sie schon lange Zeit zuvor aus Babylonien gekommen waren. Der Name Habiru bezeichnete keine rassische und stammesmässige Identität, sondern hiess ganz einfach „Nomaden“. Schon lange bevor irgendwelche von einem Moses geführten Einwanderergruppen nach Kanaan eingedrungen sein könnten, hatten die Habiru grosse Teile dieses Landes in Besitz genommen, und der Statthalter von Jerusalem meldete dem Pharao: „Der König besitzt kein Territorium mehr, die Habiru haben das gesamte Gebiet des Königs verwüstet.“
Ein stramm zionistischer Historiker, Dr. Josef Kastein, äussert sich hierzu völlig unmissverständlich. Wir werden sein Buch History and Destiny of the Jews (Geschichte und Schicksal der Juden) in folgenden immer wieder zitieren, denn wie unser eigenes umfasst es die gesamte Zeit, während der sich der Streit um Zion abspielte (mit Ausnahme der letzten zweiundzwanzig Jahre; es erschien anno 1933). „Zahlreiche andere semitische und hebräische Stämme wohnten bereits in dem Gelobten Land, das, wie Mose zu seinen Gefolgsleuten sagte, ihnen durch Erbrecht gehörte, mochten die tatsächlichen Verhältnisse in Kanaan dieses Recht auch längst hinfällig und illusorisch gemacht haben“, hält Dr. Kastein fest.
Als Zionist von echtem Schrot und Korn beharrt Dr. Kastein zwar darauf, dass das im Alten Testament festgelegte Gesetz buchstäblich erfüllt werden muss, macht jedoch kein Hehl daraus, dass er der Geschichtsversion, auf der dieses Gesetz fusst, keinen Glauben schenkt. In dieser Hinsicht unterscheidet er sich von jenen christlichen Fundamentalisten, für die „jedes Wort wahr“ ist. Dr. Kastein räumt ein, dass das Alte Testament de facto ein politisches Programm ist, das entworfen wurde, um den Bedürfnissen einer ganz bestimmten Zeit gerecht zu werden, und immer wieder überarbeitet wurde, um dem Wandel der Umstände Rechnung zu tragen.
Historisch gesehen sind die Gefangenschaft im Aegyptenlande, die Tötung „aller Erstgeborenen“, der Auszug der Kinder Israels und die Eroberung des Gelobten Landes Mythen. Doch mochte die Geschichte selbst auch erfunden sein: Ihre Lehre, die Lehre von der Rache an den Heiden, wurde den Anhängern dieser Religion hartnäckig eingeimpft, mit tiefgreifenden Folgen bis in unsere Zeit hinein.
Diese – zu historischen Wahrheiten verklärten – Erdichtungen verfolgten offensichtlich das Ziel, die Judäer ihrer alten Überlieferung vom Gott, der, aus einem brennenden Dornbusch sprechend, in einem einfachen Gesetz die Regeln des moralischen Verhaltens und der guten Nachbarschaft festgelegt hatte, abspenstig zu machen, diese Überlieferung in ihr Gegenteil zu verkehren und ein Gesetz zu begründen, das auf Ausgrenzung, Hass und Rache beruhte. Mit dieser durch imaginäre historische Ereignisse legitimierten Religion ausgestattet, wurde eine kleine Gruppe von Menschen auf die Reise in die Zukunft geschickt.
Dies geschah im Jahre 458 v. Chr. In den vielen Jahrhunderten, die seit der Zeit, in der ein Moses gelebt haben mochte, verflossen waren, hatten sich in Kanaan tiefgreifende Umwälzungen zugetragen. Aus den nomadischen Habiru, welche die alteingesessenen Kanaaniten durch fortgesetzte Einwanderung, Mischehen, Besiedlung oder Eroberung allmählich verdrängt hatten, war ein Stamm hervorgegangen, der sich Ben Yisrael, „Kind Israels“, nannte. Dieser Stamm war seinerseits in eine Reihe kleinerer Stämme zerfallen, die eine lose Föderation bildeten und sich oft befehdeten. Die meisten dieser Stämme, die Israeliten, waren im Norden Kanaans ansässig, während sich im Süden ein isolierter, von alteingesessenen Kanaaniten umgebener Stamm namens Juda herausbildete, der später das rassisch fundierte Glaubensbekenntnis hervorbringen sollte und von dessen Namen die Wörter „Jude“ und „Judentum“ abgeleitet sind.
Vom Augenblick an, wo sein Name zum ersten Mal in den Annalen der Geschichte erscheint, hinterlässt dieser Stamm Juda einen höchst merkwürdigen Eindruck. Er lebte abgesondert von seinen Nachbarn und stand ständig auf gespanntem Fuss mit ihnen. Sein ominös klingender Name scheint darauf hinzudeuten, dass er von Anfang an eher ausgegrenzt als „auserkoren“ war. Laut den levitischen Schriften war er einer der Stämme Israels, und da die anderen Stämme in der Menschheit aufgegangen sind, macht es auf den ersten Blick den Anschein, als könne Juda als rechtmässiger Erbe Anspruch auf all die herrlichen Dinge erheben, die Jahwe seinem „auserwählten Volk“ verheissen hat. Doch düfte dieser Anspruch auf schwachen Füssen stehen, denn die Jewish Encyclopedia hält fest, dass Juda „aller Wahrscheinlichkeit nach ein nichtisraelitischer Stamm“ war.
Dieser sonderbare Stamm war es also, der, mit der von den Leviten ersonnenen Lehre als Reisegepäck, den Weg in die Zukunft beschritt. Er war Jahwes „auserwähltes Volk“, und wenn er sich streng an all dessen „Gebote“ hielt, würde ihm dereinst ein gelobtes Land zuteil werden, und er würde über alle anderen Völker herrschen.
Zu den „Geboten“, die der Stamm Juda zu befolgen hatte, gehörte in der von den Leviten fabrizierten endgültigen Version auch der oft wiederholte Befehl, andere Nationen „vollständig zu vernichten“, „in den Staub zu werfen“ und „auszurotten“. Juda war dazu vorausbestimmt, eine Nation hervorzubringen, deren Mission die Zerstörung war.