Kapitel 44
Das Weltinstrument
Neben der Förderung der Revolution sowie der gewaltsamen Errichtung des zionistischen Staates hatte der Zweite Weltkrieg noch ein drittes bahnbrechendes Ereignis zur Folge. Zum zweiten Mal wurde versucht, eine „Weltregierung“ zu begründen, auf deren Altar die westlichen Nationalstaaten geopfert werden sollten. Dies wäre in der Tat die letzte Konsequenz einer Entwicklung, auf welche die in strammem Gleichschritt marschierenden Zwillingsbrüder Kommunismus und Zionismus hinarbeiten. Die Idee einer Weltregierung tauchte erstmals in den Weishaupt-Papieren auf, gewann im 19. Jahrhundert an Konturen und wurde 1905 in den Protokollen der Weisen von Zion ausführlich dargelegt. Während des Ersten Weltkriegs war sie die weitaus wichtigste aller Ideen, die Oberst House und seine Gefährten Präsident Wilson schmackhaft machten. Konkrete Gestalt nahm sie mit der geplanten „Liga zur Erzwingung des Friedens“ sowie vor allem mit dem nach dem Krieg gegründeten Völkerbund an.
Wie alle anderen ihm untergeordneten Ideen wurde der Plan zur Schaffung einer Weltregierung also während einer chaotischen Epoche – der Endphase eines großen Krieges sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit – zumindest ansatzweise verwirklicht. Vor dem Krieg war er den Völkern niemals unterbreitet worden, sondern erst in dessen Schlussperiode sowie in den ersten Nachkriegsjahren, als die intensive Gehirnwäsche ihre Früchte getragen hatte; über den Charakter und die Aufgaben der angestrebten Weltregierung wurden die Völker, deren Zustimmung die „diktatorisch regierenden Premierminister“ zur Zeit des Ausnahmezustandes ohnehin als selbstverständlich voraussetzten, nicht aufgeklärt. Nur eine einzige Nation konnte zumindest mittelbar bekunden, was sie von diesem Plan hielt – die Vereinigten Staaten von Amerika, deren Kongress schon bald nach dem Ende des Völkerringens unmissverständlich erklärte, er wolle damit nichts zu tun haben.
Die zwei Jahrzehnte zwischen den beiden Weltkriegen lieferten den Beweis dafür, dass der Völkerbund unfähig war, den Frieden zu bewahren oder zu erzwingen, und dass die Nationen nicht bereit sein würden, ihm ihre Souveränität abzutreten. Doch als die Wolken des nahenden Zweiten Weltkriegs den Horizont verdüsterten, versuchten jene Männer, denen die Durchsetzung des Plans oblag, abermals verbissen, irgendeine „supranationale Autorität“ zu begründen; über deren konkrete Gestalt gingen ihre Meinungen weit auseinander, aber in einem waren sie sich alle einig – darin, dass die Nationen ihre Souveränität aufgeben müssten. Wie der Baruch-Biograph Morris V. Rosenbloom in seinem 1953 erschienenen Buch Peace through Strength. Bernard Baruch and a Blueprint for Security mitteilt, nutzte Franklin D. Roosevelt nach seinem Schlaganfall im Jahre 1923 die Zeit, die er im Krankenbett verbringen musste, zum Entwurf eines „Plans zur Wahrung des Friedens“, den er später als Präsident überarbeite und in „Die Vereinten Nationen“ umtaufte.
Ganz ähnlich verlief die Entwicklung in Großbritannien. Winston Churchill, der vorgeblich fanatische Verteidiger der britischen Nation und ihrer Souveränität, wurde 1936 Präsident der britischen Sektion einer internationalen Vereinigung namens The New Commonwealth Society, welche die Schaffung einer „internationalen Polizei zur Erhaltung des Friedens“ befürwortete und am 26. November jenes Jahres öffentlich erklärte, im Gegensatz zu anderen „Friedensvereinigungen“ billige sie „den Einsatz von Gewalt gegen einen Aggressor, um dem Gesetz Nachdruck zu verschaffen“. Was für einem Gesetz, oder wessen Gesetz, da Nachdruck verschafft werden sollte, verriet Churchill nicht, doch jedenfalls propagierte er „Gewalt“ als Pfad zum „Frieden“.
Unter diesen Umständen war es nur logisch, dass Churchill dem amerikanischen Präsidenten bei ihrer Begegnung im August 1941, als die von wohlklingenden Phrasen wimmelnde „Atlantikcharta“ entstand, nahelegte, die „öffentliche Meinung in England“ werde sehr enttäuscht sein, wenn die beiden Staatsmänner nicht ihre Absicht kundtäten, „nach dem Krieg eine internationale Organisation zur Bewahrung des Friedens“ zu begründen (so Churchills eigene Darstellung). Ich hielt mich zum damaligen Zeitpunkt in England auf und empfand Befremden darüber, dass sich Churchill auf die „öffentliche Meinung“ in Großbritannien berief; eine solche gab es in unserem Land nämlich kaum. In Wirklichkeit hatte der britische Premierminister genau wie Roosevelt bloß seine eigene Meinung bekundet; dies geht schon aus seinen eigenen Worten hervor: „Roosevelt sprach und handelte in allen Fragen mit völliger Freiheit und auf eigene Verantwortung… Ich vertrat Großbritannien mit fast ebenso grossem Handlungsspielraum. So erreichten wir ein sehr hohes Maß an Übereinstimmung; sowohl der hierdurch erzielte Zeitgewinn als auch die Tatsache, dass wir die Anzahl der Eingeweihten so auf ein Mindestmaß begrenzen konnten, erwiesen sich als unschätzbar.“ Die wichtigsten Verhandlungen zwischen den beiden Staaten seien, so Churchill, „fast gänzlich auf dem Wege des persönlichen Meinungsaustausches“ zwischen ihm und dem US-Präsidenten erfolgt, wobei er und Roosevelt sich „perfekt verstanden“ hätten.
Unter diesen Umständen wurden die privaten Unterredungen zwischen Churchill, Roosevelt, dem südafrikanischen Regierungschef General Smuts sowie den Premierministern der anderen britischen Überseeterritorien in der Endphase des Zweiten Weltkriegs von den „Fragen der Weltorganisation“ (Churchill) dominiert, ohne dass die Interessen der kämpfenden Massen auch nur zur Sprache gekommen wären. Ab 1944 benutzte Churchill, der früher von der Herrschaft des „Gesetzes“ gesprochen hatte, ohne klarzustellen, wessen Gesetz er meinte, den Ausdruck „Weltinstrument“. Abermals drängte sich die Frage auf, in wessen Händen dieses Instrument liegen sollte. In der politischen Phraseologie jener Zeit wurde das Schlagwort von der „Verhütung künftiger Aggressionen“ geradezu inflationär verwendet. Wie schwer es bisweilen fällt, zu bestimmen, wer der Aggressor ist, hatte sich anhand des Zwischenfalls im Hafen von Havana Anno 1898 sowie beim japanischen Angriff auf Pearl Harbour im Jahre 1941 gezeigt, ganz abgesehen davon, dass der Mit-Aggressor von 1939, die UdSSR, zum hauptsächlichsten Sieger und Profiteur des Zweiten Weltkriegs werden sollte. Angesichts dieser nackten Tatsachen kann die Phrase von der „Verhütung künftiger Aggressionen“ unmöglich ernst gemeint gewesen sein. Sie war ganz offensichtlich ein bloßer Rauchvorhang, ein Vorwand zur Gründung eines „Weltinstruments“; wer über dieses verfügte, würde redlich Gebrauch davon machen.
Gegen wen würde sich ein solches Instrument richten? Die Antwort liefern die Propagandisten dieser Idee selbst: Das einzige, was sie alle angreifen, ist die Souveränität der Nationen, was bedeutet, dass das „Weltinstrument“ (freilich nur im Westen) zu deren Abschaffung eingesetzt werden soll. Von wem? Der Ausgang der beiden großen Kriege der ersten Jahrhunderthälfte ermöglicht es uns, diese Frage verbindlich zu beantworten.
Die Gründung der Vereinten Nationen im Jahre 1945 ist vor dem Hintergrund all dieser Bestrebungen zur Schaffung eines „Weltinstruments“ zu sehen. Schon zwei Jahre später, als sich die Welt noch längst nicht von den Kriegsfolgen erholt hatte, wurde die wahre Natur der geplanten „Weltregierung“ sowie des „Weltinstruments“ für einen kurzen Augenblick sichtbar. Zum ersten Mal konnten die Völker einen Einblick in das Schicksal gewinnen, das ihnen nach der vollständigen Verwirklichung des Projekts zugedacht ist. Die allermeisten begriffen nicht, was sie da sahen, und vergaßen es alsbald, doch die schicksalsträchtige Episode ist wohldokumentiert; solange die – in den Protokollen von 1905 in aller Schärfe formulierte – Idee von der Weltregierung von einflussreichen Gestalten, die hinter den Kulissen ihr Unwesen treiben, propagiert wird, ist die Kenntnis dieses scheinbar unbedeutenden Zwischenfalls für den Historiker von allergrößtem Wert.
Damals trat die Figur Bernard Baruchs, der bis dahin eine Schattenexistenz als „Berater“ geführt hatte, erstmals ins Rampenlicht, was Rückschlüsse auf die Rolle ermöglicht, die er früher bei der Gestaltung der Geschichte unseres Jahrhunderts gespielt hatte.
Nachdem Baruch (laut Chaim Weizmann) lange Zeit eine ablehnende Haltung gegenüber dem Zionismus eingenommen hatte, vollzog er 1947 einen radikalen Kurswechsel. Er setzte sich jetzt mit aller Entschiedenheit für die Gründung eines zionistischen Staates ein und wies Marineminister James Forrestal an, seinen Widerstand gegen einen solchen Staat aufzugeben. Hiermit trat Baruchs erheblicher Einfluss auf die amerikanische Politik zum ersten Mal grell zutage. Für jene, die gehofft hatten, die Juden würden „in der Menschheit aufgehen“, muss dies ein schwerer Schlag gewesen sein, denn bisher hatte Baruch (vermutlich absichtlich) den Eindruck eines voll integrierten amerikanischen Staatsbürgers jüdischer Herkunft hinterlassen. Dieser großgewachsene, gutaussehende, imposante und bei all seinen Unternehmungen ungemein erfolgreiche Mann schien ein lebendiges Beispiel für den Erfolg der jüdischen Emanzipation darzustellen.
Ob Baruch seine Einstellung zum Zionismus wirklich über Nacht gewandelt hat, wie Chaim Weizmann behauptet, sei dahingestellt; jedenfalls hatte er sich zum radikalen, ja gewalttätigen Zionisten gemausert. Dies geht aus einem Zwischenfall hervor, der sich ebenfalls zu jener Zeit abspielte.
Zu den extremsten zionistischen Chauvinisten in Amerika gehörte damals der Filmregisseur und Drehbuchautor Ben Hecht, von dem folgender Ausspruch stammt:
„Zu den besten Dingen, die der Mob je getan hat, gehörte die Kreuzigung Christi. Intellektuell war dies eine wundervolle Tat. Doch beim Mob kann man sich darauf verlassen, dass er gewaltige Böcke schießt. Wäre ich für die Hinrichtung Christi zuständig gewesen, so hätte ich die Sache ganz anders angepackt. Ich hätte ihn nach Rom verschiffen und dort den Löwen zum Fraß vorwerfen lassen. Aus Hackfleisch hätte man ganz unmöglich einen Erlöser machen können.“
Auf dem Höhepunkt des jüdischen Terrorismus in Palästina, der mit dem Massaker im Araberdorf Deir Yassin einen grausigen Höhepunkt erreichte, ließ Herr Hecht in vielen führenden amerikanischen Zeitungen ein ganzseitiges Inserat erscheinen. Es trug die Überschrift „An die Terroristen in Palästina“ und enthielt u. a. folgende Passage:
„Die Juden Amerikas stehen hinter euch. Ihr seid ihre Helden… Immer, wenn ihr ein britisches Waffenlager in die Luft jagt, oder einen britischen Zug sprengt, oder eine britische Bank ausraubt, oder den britischen Verrätern und Eindringlingen mit euren Gewehren und Bomben eine Lektion erteilt, feiern die amerikanischen Juden in ihrem Herzen ein kleines Fest.“
In seiner Autobiographie A Jew in Love schreibt Hecht, Baruch habe ihm seine Aufwartung gemacht, um ihn seine Zustimmung und Unterstützung zu versichern:
„Eines Tages öffnete sich die Tür meines Zimmers, und herein trat ein großgewachsener, weißhaariger Mann. Es war Bernard Baruch, mein erster jüdischer Besucher, der in einer Privatangelegenheit gekommen war. Er nahm Platz, sah mich einen Augenblick an und begann dann zu sprechen. ‚Ich bin auf eurer Seite', sagte Baruch. ‚Der einzige Weg, auf dem die Juden je irgendetwas erreichen werden, besteht darin, dafür zu kämpfen. Ich möchte, dass Sie sich mich als einen Ihrer jüdischen Kämpfer vorstellen, die mit einem langen Gewehr im hohen Gras lauern. Ich habe meine beste Arbeit immer geleistet, wenn ich unsichtbar blieb.“
Diese Schilderung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Gemeinsam mit der Tatsache, dass Baruch Marineminister Forrestal zu einem Kurswechsel in der Palästinafrage zu zwingen vermochte, vermittelt sie dem Historiker Einblick in Baruchs Persönlichkeit. Falls er während seiner fünfunddreißigjährigen Wirkung als „Berater“ von sechs amerikanischen Präsidenten tatsächlich immer dann seine beste Arbeit geleistet hat, wenn er unsichtbar blieb („ein jüdischer Kämpfer, der mit einem langen Gewehr im hohen Gras lauert“), so liefert dies eine überraschende Erklärung für die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts – nicht nur in den USA, sondern weltweit. Der Leser möge die Aussagen von Ben Hecht bitte ernst nehmen und daraus seine Schlussfolgerungen bezüglich Baruchs politischen Einflusses innerhalb und außerhalb Amerikas ziehen.
Diese Fakten sind von größter Bedeutung, wenn man sich vor Augen hält, dass Baruch nur ein einziges Mal (ungefähr zum Zeitpunkt seines Besuchs bei Ben Hecht) spektakulär an die Öffentlichkeit getreten ist, und zwar mit dem sogenannten Baruch-Plan. Dieser lief auf die Schaffung einer despotischen Weltregierung hinaus; das eben angeführte Zitat Baruchs lässt erahnen, zu welchen Zwecken dieses „Weltinstrument“ genutzt werden soll. Der Baruch-Plan ist für unser Thema von dermaßen kardinaler Bedeutung, dass wir es für geboten halten, hier innezuhalten und ein wenig beim persönlichen Hintergrund dieses Mannes zu verweilen.
Früher galt als ausgemacht, dass Bernhard Baruch, der den aristokratischen Typ innerhalb des Judentums verkörpert, sephardischer Herkunft ist (d. h. von spanischen oder portugiesischen Juden abstammt und seinen Ursprung somit letzten Endes auf Palästina zurückführen kann). Doch am 7. Februar 1947 sagte er ausdrücklich, sein Vater sei ein polnischer Jude gewesen, der „vor hundert Jahren in dieses Land kam“. Somit gehört er zu den Aschkenasen, die (laut den jüdischen Bevölkerungsstatistiken) heutzutage die überwältigende Mehrheit der Juden ausmachen.
Bernard Baruch wurde 1870 in Camden, South Carolina, geboren*. Seine Familie scheint sich den Südstaaten gegenüber loyal verhalten zu haben, denn sein Vater diente als Feldarzt in der konföderierten Armee, und Baruch selbst kam während der unruhigen Tage der „Reconstruction“ zur Welt. Als Kind sah er, wie die Neger, von liberalen Agitatoren aufgehetzt und aufgeputscht von den starken Getränken, die ihnen die Schnapshändler verkauften, marodierend durch die schläfrigen Strassen dieser inmitten von Plantagen liegenden Kleinstadt zogen. Seine älteren Brüder standen mit geschultertem Gewehr auf der Treppe vor dem Familienhaus Wache; sein Vater trug die Kapuze und das weiße Gewand des Ku Klux Klan.
Somit sah Bernard Baruch in seiner Kindheit die zerstörerischen Auswirkungen der Revolution mit eigenen Augen (Agenten der Revolution mischten in der Schlussphase des Bürgerkrieges sowie in den ersten Nachkriegsjahren kräftig mit, und die „Reconstruction“ war ihr Werk). Später konnte er sich dann von den dauerhaften Werten einer freien Gesellschaft überzeugen. Allzu feste Bindungen an die Südstaaten besaß seine Familie offenbar nicht, erlag sie doch der Versuchung, nach New York überzusiedeln. Schon vor der Vollendung seines dreißigsten Altersjahres war Bernard Baruch ein wohlhabender Mann, dem die schönsten Aussichten auf eine steile Karriere winkten, und bevor er vierzig wurde, war er eine – freilich unsichtbare - politische Größe. Aller Wahrscheinlichkeit stand er Pate für die Figur des Finanzgenies „Thor“ in Oberst Houses Roman. House war es auch, der Baruch – gegen erheblichen Widerstand – zum Mitglied der Gruppe um Präsident Wilson machte.
Zum damaligen Zeitpunkt hatte er schon gar manchen finanziellen Coup gelandet: Er hatte „von Katastrophen profitiert“, „die Preise herabgedrückt“ und dergleichen. Gold, Gummi, Kupfer, Schwefel – alles wurde in seinen Händen zu Bargeld. Nachdem die Verbreitung von „Friedensberichten“ 1916 zu heftigen Schwankungen an der Börse geführt hatte, wurde im folgenden Jahr hierzu eine Ermittlung angeordnet, bei der Baruch das betreffende Kongresskomitee darüber informierte, dass er „an einem einzigen Tag durch Schnellverkäufe eine halbe Million Dollar“ verdient hatte. Er sagte aus, seine Unterstützung für Präsident Wilson (dem er bei seinen Wahlkämpfen durch großzügige Spenden unter die Arme gegriffen hatte) sei anfänglich durch Wilsons Angriffe auf exklusive „Brüderschaften“ an der Universität von Princetown motiviert gewesen; hierdurch gab er zu erkennen, dass er zu jenen gehörte, die jegliche „Diskriminierung aufgrund von Rasse, Klasse oder Religion“ verabscheuten, obwohl kaum jemand weniger unter „Diskriminierung“ gelitten haben dürfte als er.
Die grauen Eminenzen der Wall Street sahen den jungen Emporkömmling scheel an, hielten sie ihn doch für einen „Spieler“ (ein Vorwurf, den anscheinend J. Pierpont Morgan als erster geäußert hat). Baruch, der sich selbst als „Spekulanten“ bezeichnete, ließ sich durch solche Kritik nicht ins Bockshorn jagen. Während des Ersten Weltkriegs ernannte Präsident Wilson ihn zum Vorsitzenden des Komitees für Kriegsindustrie, nachdem Baruch mehrfach darauf bestanden hatte, an der Spitze dieses mit diktatorischen Vollmachten ausgerüsteten Komitees müsse „ ein Mann“ stehen. Später behauptete Baruch, in dieser Eigenschaft „der mächtigste Mann der Welt“ gewesen zu sein. Als Wilson mehr tot als lebendig von der Versailler Konferenz zurückkehrte, wurde Baruch seinen eigenen Darlegungen zufolge zum „Angehörigen der ‚Regentenrat' genannten Gruppe, die während der Krankheit des Präsidenten Entscheidungen traf“. Sein Einfluss auf den siechen Wilson war so groß, dass dieser vom Krankenbett aus seinen Außenminister Robert Lansing feuerte, weil er verlangt hatte, nicht der „Regentenrat“, sondern das Kabinett habe über die einschlägigen Fragen zu entscheiden.
Seinem Biographen Morris Rosenbloom zufolge war Baruch nach Wilsons Tod „Berater“ der drei republikanischen Präsidenten Warren Gamaliel Harding (1921-1923), Calvin Coolidge (1923-1929) und Herbert Hoover (1929-1933). Eleanor Roosevelt gab an, Baruch habe sowohl vor als auch während der zwölfjährigen Präsidentschaft ihres Gatten (1933-1945) als dessen Berater gewaltet. Im März 1939 war Winston Churchill in Baruchs Villa in South Carolina zu Gast und sagte bei diesem Anlass: „Es gibt demnächst Krieg… Sie werden hier den Laden schmeißen.“
Zum damaligen Zeitpunkt hatte Baruch fast dreißig Jahre lang amerikanische Präsidenten – Demokraten ebenso wie Republikaner – „beraten“, doch für den Historiker ist es dennoch sehr schwierig, herauszufinden, was seine wirklichen Beweggründe waren, was für „Ratschläge“ er den diversen Präsidenten erteilte und in welchem Umfang er die amerikanische – und damit auch die internationale – Politik prägte. Bedenkt man, dass sich Baruch selbst mit einem Soldaten verglichen hatte, der sich im hohen Gras verbirgt, so ist dies nicht weiter erstaunlich. Er wurde nie in irgendein Amt gewählt und bekleidete bis 1947 niemals eine offizielle politische Position, so dass er ganz im Stillen wirken konnte. Bernard Baruch war der erste „Berater“, ein Machthaber jenes Typs, den die Verfasser der vielgeschmähten Protokolle der Weisen von Zion zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorausgesehen hatten.
Um die eben gestellten Fragen zu beantworten, muss man sich mit Schlussfolgerungen und Hypothesen behelfen, mit Bruchstücken, die man zu einem halbwegs zusammenhängenden Ganzen zusammenkitten kann. Baruchs bekannt gewordene Ratschläge standen stets mit irgendwelchen „Kontrollmaßnahmen“ im Zusammenhang. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg waren die Wundermittel, die er empfahl, unweigerlich „Kontrolle“, „Disziplin“ usw. Seine Forderungen liefen regelmäßig darauf hinaus, Macht über Menschen zu gewinnen und sämtliche Entscheidungsbefugnisse in einer einzigen Hand zu konzentrieren. Lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhob er diese Forderung ein weiteres Mal: „Ehe die Kugeln zu fliegen beginnen […] muss das Land disziplinarische Maßnahmen wie Rationierung und Preiskontrolle akzeptieren“ (so Bernard Baruch am 28. Mai 1952 vor einem Senatskomitee).
Immer, wenn Baruch dieses Patentrezept verschrieb, begründete er es mit der Notwendigkeit, einen Despoten Mores zu lehren („Der Kaiser“, „Hitler“, „Stalin“). Die kontrollierte, disziplinierte Welt, die ihm vorschwebte, schilderte Baruch 1935 vor einem Kongresskomitee wie folgt: „Hätte der Erste Weltkrieg noch ein Jahr länger gedauert, so hätte unsere ganze Bevölkerung billige, aber praktische Uniformen getragen… Die Anzahl der Schuhtypen wäre auf zwei oder drei reduziert worden.“
Diese Bemerkung rief verärgerte Proteste hervor, denn die Amerikaner, die entscheidend dazu beigetragen hatten, die „vom preußischen Kasernengeist geprägten“ Deutschen zu besiegen, schauderten bei der Vorstellung, sie hätten selbst wie in einer preußischen Kaserne leben müssen, hätte der Krieg noch ein Jahr länger gedauert. Baruch bestritt zwar, dass es seine Absicht war, „die Nation gleichzuschalten“, aber sein Biograph Rosenbloom schreibt, während des Zweiten Weltkriegs habe er „seine Vorschläge zur Einführung einer freudlosen Einheitskleidung“ wiederholt. Solche Vorstellungen rufen vor unserem geistigen Auge unwillkürlich Bilder einer grauen Masse von Sklaven wach, die in irgendeiner „schönen neuen Welt“ ein erbärmliches Dasein fristet. Die Protokolle der Weisen von Zion lassen grüssen!
Auch andere Fragmente aus Baruchs Reden lassen erkennen, dass er eine kontrollierte und disziplinierte Welt anstrebte. Jener Größenwahn, den Wilson, Lloyd George, die Roosevelts, Churchill und Konsorten bei Kaiser Wilhelm II. sowie bei Adolf Hitler orteten, war sein hervorstechendster Charakterzug. „Natürlich können wir die Welt in Ordnung bringen“,pflegte er laut seinem Biographen Rosenbloom häufig zu sagen. An anderer Stelle schreibt Rosenbloom: „Baruch war sich mit Roosevelt und anderen führenden Politikern darüber einig, dass auf dem Höhepunkt der Einigkeit unter den Alliierten eine Weltorganisation geschaffen werden sollte.“
Die Wörter „auf dem Höhepunkt der Einigkeit unter den Alliierten“ sind von grösster Bedeutung. Sie beziehen sich auf das während eines großen Krieges stets herrschende Chaos, in dem die „Berater“ ihre Pläne vorlegen, die „diktatorisch regierenden Premierminister“ letztere unterzeichnen (und später nicht begreifen, wie sie ihre Unterschrift unter so ein Dokument setzen konnten) und die folgenschweren Entscheidungen fallen.
Gewiss, bei all dem handelt es sich um bloße Fragmente, wenn auch um sehr wichtige. Doch schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg trat Baruch als Urheber eines Plans zur Errichtung einer auf Terror basierenden Weltdiktatur erstmals ins Rampenlicht. Zum allerersten Mal bot sich der breiten Öffentlichkeit die Chance, etwas über das Denken und Wirken dieses Mannes zu erfahren. Im Zusammenhang mit diesem Plan sind die Worte, die er bei seiner Begegnung mit Ben Hecht fallen sind, meiner Ansicht nach von geradezu überwältigender Bedeutung.
Wie Rosenbloom schreibt, war Baruch 74 Jahre alt, „als er begann, sich auf das Unternehmen vorzubereiten, das er für das bedeutsamste seines Lebens hielt..., nämlich einen realistischen Plan für die internationale Kontrolle der Atomenergie auszuarbeiten, dessen Annahme die amerikanischen Vertreter bei der internationalen Atomenergiekommission dann durchsetzen sollten“. Da Baruch 1870 geboren wurde, hieße dies, dass er sich im Jahre 1944 „auf dieses Unternehmen vorzubereiten begann“, also ein Jahr vor dem Einsatz der ersten Atombombe und knapp zwei Jahre vor der Gründung der internationalen Atomenergiekommission.
Sofern Rosenblooms Angaben der Wahrheit entsprechen, bedeutet dies, dass Baruch den Ablauf der Ereignisse zwei Jahre im voraus kannte. Der von ihm erwähnte „realistische Plan für die internationale Kontrolle der Atomkommission“ wurde Präsident Truman nämlich erst im März 1946 unterbreitet, und zwar von Außenminister Byrnes, der sich vorher mit Baruch getroffen hatte. Truman ernannte Baruch pflichtgemäß zum Vertreter der USA bei der Atomenergiekommission der UNO, so dass dieser mit 76 Jahren glücklich zum ersten Mal ein offizielles Amt bekleidete. Nun war die Zeit reif für den „Baruch-Plan“.
Das Gesetz über die amerikanische Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen verpflichtet alle US-Vertreter bei dieser Organisation, die vom Präsidenten ihres Landes verfolgte und ihnen über den Aussenminister vermittelte Politik zu vertreten. Schenken wir seinem Biographen Rosenbloom Glauben, so hat sich Baruch – vielleicht nur der Form halber – erkundigt, wie denn die Richtlinien der Politik aussähen, deren schriftlicher Formulierung ihm oblag. Nichtsdestoweniger war der „Baruch-Plan“ sein eigenes Werk (immer vorausgesetzt, Roosenblooms Angaben stimmen, wovon man ausgehen darf, da er sein Buch mit Baruchs Zustimmung schrieb).
Ausgebrütet wurde dieser Plan auf einer Bank im New Yorker Central Park, in Absprache mit einem gewissen Ferdinand Eberstadt, der 1919 in Versailles Baruchs Assistent gewesen war und diesem während des Zweiten Weltkriegs als „aktiver Jünger“ zur Seite stand. Das Ganze ist symbolträchtig, zeigt es doch, unter welchen Umständen im 20. Jahrhundert oft hohe Politik gemacht wird. Baruchs Spitzname „Der Parkbankstaatsmann“ hat hier seinen Ursprung.
Am 14. Juni 1946 präsentierte Bernard Baruch seinen Plan anlässlich der Eröffnungssitzung der Atomenergiekommission der Vereinten Nationen. Er sprach im Tone des alttestamentarischen Jahwe, der sein Volk vor die Wahl zwischen „Segenssprüchen“ und „Flüchen“ stellt. Die Atombombe bezeichnete er als die „absolute Waffe“ (einige Jahre später erfuhr die Welt von einer noch viel „absoluteren“ Waffe, der Wasserstoffbombe) und bediente sich der klassischen Taktik falscher Propheten, indem er der Welt für den Fall, dass sie seine Ratschläge befolgte, „Frieden“ und für den Fall, dass sie sie in den Wind schlug, „Zerstörung“ in Aussicht stellte. Sein Vorschlag lief im Klartext auf die Schaffung einer weltweiten Diktatur hinaus, die durch globalen Terror aufrechterhalten werden sollte. Der Leser möge selbst urteilen; hier einige Auszüge aus Baruchs Darlegungen:
„Wir haben die Wahl zwischen weltweitem Frieden und der Zerstörung der Welt… Wir müssen einen Mechanismus schaffen, der garantiert, dass die Atomenergie für friedliche Zwecke, unter keinen Umständen aber für kriegerische Ziele genutzt wird. Um dies zu erreichen, müssen wir dafür sorgen, dass jene, welche die von den Nationen erzielten Vereinbarungen verletzen, unmittelbar und unfehlbar bestraft werden. Solche Strafmaßnahmen sind unabdingbar, wenn der Friede mehr sein soll als ein unruhiges Zwischenspiel zwischen Kriegen. Die Vereinten Nationen haben die Möglichkeit, die Fehlbaren persönlich verantwortlich zu machen und in Übereinstimmung mit den Prinzipien zu bestrafen, die in Nürnberg von der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und den Vereinigten Staaten angewandt werden – eine Formel, die mit Sicherheit segensreich für die Zukunft der Welt sein wird. In dieser Krise vertreten wir nicht nur unsere Regierungen, sondern in weiterem Sinne auch die Völker der Welt…Die hier versammelten Völker dieser Demokratien fürchten sich nicht vor einem Internationalismus, der sie schützt; sie sind nicht gewillt, sich mit Phrasen über eine engstirnig interpretierte Souveränität abspeisen zu lassen, die das heutige Modewort für das ist, was gestern noch Isolationismus hieß.“
Somit trat Baruch nicht bloß als Repräsentant der USA, sondern darüber hinaus als selbsternannter Vertreter der „Völker der Welt“ auf und propagierte in dieser Eigenschaft ein permanentes Nürnberger Tribunal, das „mit Sicherheit segensreich für die Zukunft der Welt“ sein werde.
Des weiteren forderte Baruch, sämtliche mit der Atomenergie in Verbindung stehenden Aktivitäten, die potentiell gefährlich für die Sicherheit der Welt seien, müssten „von Managern kontrolliert werden“, denen das Recht zusteht, auch alle anderen nuklearen Installationen zu kontrollieren, zu inspizieren und mit einer Lizenz auszustatten. Für den Fall einer „Verletzung dieser Bestimmungen“ schlug er vor, der „illegale Besitz oder Einsatz einer Atombombe oder nuklearen Materials sowie mutwillige Sabotage der Aktivitäten der Behörde“ müsse „möglichst rasche und unfehlbare Strafmassnahmen“ zur Folge haben. Er wiederholte seine Forderung nach einer „Bestrafung“ Unbotmässiger mit folgenden Worten:
„Das Prinzip der Strafe bildet den Eckstein des gegenwärtigen Sicherheitssystems… Die Charta erlaubt Strafmaßnahmen nur mit einmütiger Zustimmung aller fünf Großmächte… Es darf kein Vetorecht zum Schutze jener geben, welche die feierlich besiegelten Abkommen verletzen… Die Bombe duldet keine Verzögerung. Eine Verzögerung kann allzu leicht tödliche Folgen haben. Der Zeitraum zwischen der Verletzung des Abkommens und präventiven Schlägen oder Strafmaßnahmen wäre allzu kurz, als dass lange Diskussionen über den einzuschlagenden Weg statthaft wären…. Die Lösung wird scheinbar Opfer erheischen, man wird seinen Stolz herunterschlucken und eine Beeinträchtigung seiner Position in Kauf nehmen müssen, doch ist es besser, um des Friedens willen Schmerzen zu leiden, als einen Krieg und damit seinen Tod zu riskieren.“
Baruch machte geltend, die Welt könne ihrer „Zerstörung“ nur dann entrinnen, wenn sie den Einsatz der Atomenergie zu kriegerischen Zwecken verhindere; er regte die Gründung einer Instanz an, der das Monopol über die Atomenergie zustehen solle und die ohne jede Kontrolle durch Außenstehende Atomwaffen gegen all jene einsetzen dürfe, die ihrer Ansicht nach bestraft gehörten.
Auf diese Passage spielte ich an, als ich bemerkte, zum ersten Mal hätten die Völker damals einen Einblick in das gewinnen können, was die Errichtung einer „Weltregierung“ für sie bedeuten würde. Rosenbloom schreibt, Präsident Truman habe Baruchs Plan „unterstützt“, und schildert anschließend Baruchs Bemühungen, bei der Kommission Stimmen dafür zu gewinnen. Nach sechs Monaten (am 5. Dezember 1946) ging ihm die Geduld aus, und er flehte die Kommission förmlich an, nicht zu vergessen, dass eine Verzögerung des Abkommens nur allzu leicht Tod und Verderben heraufbeschwören könnte. Doch mittlerweile hatte sich der Pulverdampf des Zweiten Weltkriegs bereits verzogen; viele Menschen sahen wieder klarer, und nicht einmal eine Kommission der Vereinten Nationen ließ sich dazu herab, diesem Plan ihren Segen zu erteilen. Am 31. Dezember 1946 trat Baruch von seinem Posten zurück; sein Plan wurde auf Eis gelegt, und die Behandlung der Frage wurde an die Abrüstungskommission der UNO verwiesen.
Im Januar 1947 verkündete Baruch seinen Rückzug aus dem öffentlichen Leben (in dem er ohnehin nur während dieses sechsmonatigen Zeitraums eine Rolle gespielt hatte). Sein Biograph kommentiert diesen Schritt wie folgt:
„Interessierte Beobachter waren nicht übermäßig besorgt; man war allgemein der Meinung, Baruch werde noch vor Monatsende ins Weiße Haus und ins Capitol zurückkehren, und genau so kam es auch.“
Etwas später, aber immer noch im Jahre 1947, zwang er, von der Öffentlichkeit unbemerkt, Marineminister Forrestal durch seine „entscheidende“ Intervention zum Einschwenken auf einen prozionistischen Kurs. In denselben Zeitraum fiel auch seine bereits erwähnte Begegnung mit Ben Hecht. Sechs Jahre darauf resümierte Rosenbloom (der offenbar bereits wusste, dass der nächste US-Präsident Eisenhower heißen würde) die Empfehlungen, die der permanente „Berater“ der amerikanischen Staatsoberhäupter dem künftigen Mann im Weißen Haus erteilen würde. Sie gehörten alle zum Themenkreis „Kriegsvorbereitungen“: „Kontrollen“, „globale Strategie“ etc.
Baruch ließ mittlerweile keinen Zweifel mehr daran aufkommen, gegen wessen „Aggression“ sich diese Kriegsvorbereitungen richteten. 1952 hatte er vor einem Senatskomitee den Standpunkt vertreten, “zur Verhütung einer sowjetischen Aggression“ müsse der Präsident sämtliche Vollmachten erhalten, die er „zur Verwirklichung eines Rüstungs- und Mobilisierungsprogramms“ benötige; hierzu gehörten auch „Preiskontrollen und die Festsetzung von Prioritäten“. Das von Baruch während beider Weltkriege so lautstark propagierte Programm zur Unterstellung des Staates unter die Herrschaft eines Mannes feierte somit eine fröhliche Wiederkehr. Privat scheint er vor der Macht, die er öffentlich als potentiellen Aggressor geißelte, freilich weder Furcht noch Abneigung empfunden zu haben, denn am 9. Januar 1956 veröffentlichte der Daily Telegraph ein Interview mit ihm, in dem er u. a. folgendes ausführte:
„Vor ein paar Jahren traf ich Wischynski bei einer Party und sagte ihm: ‚Sie sind ein Narr, und ich bin ein Narr. Sie haben die Bombe, und wir haben die Bombe… Sorgen wir dafür, dass wir die Dinge unter Kontrolle bekommen, solange wir noch können, denn während wir hier quasseln, werden alle Nationen früher oder später die Bombe erwerben.'“
Auch das Sowjetregime legte Baruch gegenüber durchaus keine Feindseligkeit an den Tag. Wie er 1951 bestätigte, war er drei Jahre zuvor zu Gesprächen mit der sowjetischen Führungsspitze nach Moskau eingeladen worden. Er trat die Reise auch tatsächlich an, doch aufgrund einer „ plötzlichen Erkrankung in Paris“ fiel sein Besuch im Kreml ins Wasser.
Sein 1946 publik gewordener Plan, die Welt „in Ordnung zu bringen“, war für alle hellsichtigen Beobachter ein Zeichen an der Wand. Sie wussten nun, was der Menschheit in der Endphase eines dritten Weltkriegs sowie in der Zeit danach blühen würde. An der Stossrichtung des „globalen Plans“ waren fortan keine Zweifel mehr statthaft. 1947 sagte Baruch, sein Vater sei vor hundert Jahren nach Amerika gekommen. Anschaulicher als jeder andere zeigt der Fall Baruch, welche Auswirkungen die jüdische Masseneinwanderung des 19. Jahrhunderts auf die Vereinigten Staaten von Amerika – und damit auf die weltpolitischen Entwicklungen – hatte. Ein Jahrhundert nachdem sein Vater amerikanischen Boden betreten hatte, gehörte sein Sohn schon seit vierzig Jahren zu den mächtigsten Männern des Erdballs, obwohl er seine Tätigkeit unbemerkt „im hohen Gras“ betrieb, und es sollte noch über ein Jahrzehnt vergehen, ehe er seine politischen Aktivitäten in hohem Greisenalter beendete.
* Baruch starb 1965. Der Übersetzer. (Zurück)