Pharma-Industrie

Deutscher Grippe-Impfstoff unter Krebs-Verdacht

In diesen Tagen wird in Deutschland möglicherweise ein Impfstoff gegen Grippe eingesetzt, der offenbar Krebs auslösen kann. Das Präparat wird in speziell präparierten Tumorzellen von Hunden gezüchtet. In den USA ist der Impfstoff nicht zugelassen.

Den Krebs-Verdacht äußerte der Berliner Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser dieser Tage gegenüber mehreren Medien, unter anderem dem „Spiegel“ und dem „Berliner Kurier“. Obwohl das Thema das Potenzial eines ausgewachsenen Skandals hat, verschwand das Thema in den Randspalten der Zeitungen. Grund genug also, es hier noch einmal aufzugreifen, zumal der Impfstoff in den USA nicht zugelassen ist.

Becker-Brüsers Kritik Warnung bezieht sich auf den Impfstoff, der unter dem Namen „Optaflu“ vertrieben wird. „Optaflu“ wurde 2007 erstmals von der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA zugelassen. In Deutschland gab ihn das Paul-Ehrlich-Institut frei. Anders als gängige Impfstoffe, wird „Optaflu“ nicht in Hühnereiern gezüchtet, sondern in speziell präparierten Tumorzellen von Hunden. Diese sogenannten MDCK-Zellen können bei Mäusen mit abgeschwächter Immunreaktion Tumore an der Stelle erzeugen, an der diese Zellen injiziert wurden, sagen Experten. „In den Zellen sind noch Genbruchstücke enthalten, die immer noch Krebsinformationen enthalten können“, sagt Becker-Brüser, der auch Chefredakteur des pharmakritischen „Arznei-Telegramm“ ist.

Dem hält das Paul-Ehrlich-Institut entgegen, weltweit seien bereits über 100.000 Menschen mit „Optaflu“ geimpft worden, „ohne dass über eine durch den Impfstoff verursachte lokale oder systemische Tumorentstehung berichtet wurde“. Um den Verdacht ein für alle male auszuräumen, wurden 4000 Geimpfte untersucht. Dies sein allerdings bereits ein halbes Jahr nach ihre Impfung geschehen, sagte Becker-Brüser., dem „Spiegel“. „Will man eine mögliche Krebsgefahr ausschließen, muss man die Versuchspersonen viel länger beobachten.“

Anlass für das Einschreiten des Berliner Arztes und Apothekers ist das Vorgehen des Pharma-Unternehmens Novartis. Weil Novartis offenbar Lieferschwierigkeiten bei dem klassischen Impfstoff Begripal nicht lösen könne, wolle es „Otaflu“ „mit einem Trick“ auf dem deutschen Markt durchsetzen, so der „Spiegel“. Das Unternehmen habe mit den Krankenkassen einen Exklusivvertrag für Hamburg und Schleswig-Holstein geschlossen. Die Kassen benötigten 700.000 Dosen, die Novartis aber nicht liefern könne. Als Ersatz habe es „Optaflu“ angeboten.

Entwickelt wurde der Impfstoff in Marburg von Novartis Behring, dem deutschen Impfstoffstandort von Novartis Vaccines and Diagnostics. Dort stehe auch die weltweit erste Anlage, die Zellkultur-Grippeimpfstoff im industriellen Maßstab für den Markt produziert. Erstmals zur Saison 2007/2008 sollen der deutsche und österreichische Markt beliefert werden, berichte die „Pahrmazeutische Zeitung Online“.

Neben Hamburg und Schleswig-Holstein soll auch Bayern von den Lieferschwierigkeiten der Firma Novartis betroffen sein. Angeblich liegt dies an dem neuartigen Bestellverfahren, bei dem die Krankenkassen direkt mit der Pharmaindustrie über das exklusive Bereitstellen eines Grippeimpfstoffes verhandeln. Allerdings wird dieses Verfahren nicht in allen Bundesländern praktiziert. In Hessen etwa bestellen die Ärzte und Apotheker ihre Impfstoffe noch selbst bei den Lieferanten und Herstellern.

Ein guter Rat zum Schluss: Wer also dieser Tage zum Arzt geht, um sich gegen Grippe impfen zu lassen, der sollte unbedingt nachfragen, welches Präparat der Arzt ihm spritzen will!


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