Kapitel 41

Die Revolution breitet sich aus

Noch wesentlich klarer als der Erste Weltkrieg verlief der Zweite nach dem in den Protokollen von 1905 festgelegten Kurs. Die betrogenen Massen der kriegführenden Nationen überzogen einander mit Zerstörung und Blutvergießen – nicht zu ihrem eigenen Wohl, sondern zur Förderung eines Plans, der ihre eigene Versklavung unter einer despotischen Weltregierung vorsah. Die anfänglich proklamierten Ziele („Befreiung“, „Freiheit“ sowie die Vernichtung von „Militarismus“, „Nazismus“, „Faschismus“, „totalitärer Diktatur“ etc.) wurden keineswegs verwirklicht, im Gegenteil: Als Ergebnis dieses Krieges unterstand fortan ein weit größerer Teil des Erdballs einer totalitären Diktatur als je zuvor.

In seinen Gesammelten Werken schrieb Lenin: „ Der [Erste] Weltkrieg wird die Errichtung des Kommunismus in Russland zur Folge haben; ein zweiter Weltkrieg wird seine Herrschaft auf Europa ausdehnen, und ein dritter Weltkrieg wird ihn zwangsläufig zum Herrn der Welt machen.“ Der zweite Teil dieser Prophezeiung wurde durch den Ausgang des Zweiten Weltkriegs weitgehend bestätigt. Die Revolution dehnte ihre Grenzen bis ins Zentrum Europas aus und war fortan in der Lage, sich militärisch ganz Europa untertan zu machen, zumindest in der Anfangsphase eines möglichen dritten Weltkriegs. 1956 äußerte sich der „Oberste Alliierte Kommandant“, der amerikanische General Gruenther, gegenüber einer westdeutschen Zeitung wie folgt: „ Falls es überhaupt zu einem Bodenkrieg kommt, werden wir natürlich nicht stark genug sein, um die gegenwärtige Front in Europa zu halten.“ Dass es noch elf Jahre nach Kriegsende einen „Obersten Alliierten Kommandanten“ gab, dürfte übrigens auf einen entsprechenden, noch während des Krieges gefällten Entscheid der „diktatorisch regierenden Premierminister“ zurückzuführen sein.

Als das Jahr 1956 anbrach, hatten die Völker des Abendlandes von ihren Führern fast täglich zu hören bekommen, dass ein Krieg mit „Russland“ früher oder später unvermeidlich war. Dies war die Folge des Ergebnisses des Zweiten Weltkriegs, und dieses Ergebnis war seinerseits die Konsequenz einer Strategie, die darauf abzielte, Staatsmacht und Armee zu Werkzeugen der Zerstörung von Nationalstaaten sowie der Unterjochung von Völkern zu machen. Diese Strategie ging ihrerseits unmittelbar auf die im vorhergehenden Kapitel geschilderte „Invasion Amerikas“ zurück. Die Stärke und der Reichtum der USA erwies sich im Zweiten Weltkrieg als das Zünglein an der Waage, und sie wurden dazu missbraucht, eine Entwicklung einzuleiten, die dazu führte, dass die Gefahr eines dritten weltweiten Waffengangs heute wie ein Damoklesschwert über der Menschheit schwebt.

Die Geschichte der Verwicklung Amerikas in den Zweiten Weltkrieg bewies anschaulich, wie mächtig die „fremde Gruppe“, die in Washington die Zügel an sich gerissen hatte, mittlerweile geworden war. Sie bestätigte, wie recht George Washington gehabt hatte, als er das amerikanische Volk in seiner Abschiedsrede eindringlich warnte:

„Angesichts der tückischen Ränke des fremden Einflusses beschwöre ich euch, meine Landsleute, mir zu glauben: Ein freies Volk muss stets auf der Hut sein, denn Geschichte und Erfahrung belegen, dass fremder Einfluss zu den gefährlichsten Feinden der republikanischen Regierungsform gehört.“

Diesen prophetischen Ausspruch tat George Washington im Jahre 1796, als die Terrorherrschaft in Frankreich den wahren Charakter der französischen Revolution enthüllt hatte und die ersten Beweise dafür ans Licht kamen, dass die Agenten der Revolution auch auf amerikanischem Boden ihr Unwesen trieben.

Die bisher freigegebenen Dokumente über den Zweiten Weltkrieg zeigen, dass die Verschwörung mächtig genug geworden war, um den Kurs der amerikanischen Regierungspolitik, den Ablauf der militärischen Operationen sowie den Einsatz von Waffen, Munition, Nachschub und Finanzmitteln zumindest in großen Zügen zu diktieren. Ihre bewussten Agenten waren Legion und besetzten eine erhebliche Anzahl von Schlüsselpositionen. Von den Spitzenpolitikern, welche die Verschwörung unterstützen oder ihr zumindest keinen Widerstand leisteten, waren sich viele wohl gar nicht bewusst, welche Folgen ihr Verhalten zwangsläufig heraufbeschwören würde.

Dieses Kapitel in der Geschichte der amerikanischen Republik umfasst einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren – von Pearl Harbour bis Jalta. Die Umstände, unter denen die USA 1898 und 1941 jeweils in einen Krieg eintraten, ähneln sich ganz auffallend. In beiden Fällen wurde eine Provokation inszeniert, die unabdingbar war, um die Massen gegen den Feind aufzuputschen. 1898 wurde die Maine im Hafen von Havanna „durch eine spanische Mine versenkt“, was den unmittelbaren Ausbruch eines Krieges zwischen Vereinigten Staaten und Spanien zur Folge hatte; als die Maine viele Jahre später vom Meeresgrund geborgen wurde, stellte sich heraus, dass ihr Rumpf durch eine Explosion in ihrem Inneren aufgerissen worden war. 1941 erlaubte der japanische Angriff auf Pearl Harbour „an einem Tag, der als Sinnbild der Niedertracht in die Geschichte eingehen wird“, dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt, seinem Volk weiszumachen, es sei Opfer eines „völlig unerwarteten Überfalls“ geworden und befinde sich deshalb im Kriegszustand. Spätere Recherchen bewiesen allerdings, dass die Regierung in Washington schon lange vorher von dem bevorstehenden Angriff gewarnt worden war, es jedoch unterlassen hatte, die Verteidiger von Pearl Harbour hierüber ins Bild zu setzen. In beiden Fällen reagierten die Massen apathisch auf diese Enthüllungen. (Die Fälle Maine und Pearl Harbor sind heute, im Jahre 1956, von unverminderter Bedeutung, denn inzwischen hat ein weiterer US-Präsident feierlich geschworen, er werde niemals „Schuld auf sich laden“, indem er „ohne Zustimmung des Kongresses“ amerikanische Truppen in den Krieg schicke; freilich fügte er einschränkend hinzu, amerikanische Soldaten könnten sich unter Umständen gezwungen sehen, ohne Genehmigung seitens des Kongresses „zur Selbstverteidigung örtlich begrenzte kriegsähnliche Handlungen durchzuführen“.)

Nachdem Präsident Woodrow Wilson während des Ersten Weltkriegs wiedergewählt worden war, weil er versprochen hatte, sein Land aus dem Krieg herauszuhalten, erklärte er schon bald nach Beginn seiner zweiten Amtszeit, die Vereinigten Staaten befänden sich faktisch im Kriegszustand. Präsident Roosevelt wurde 1940 wiedergewählt, weil er wiederholt feierlich gelobt hatte, die jungen amerikanischen Männer würden „nicht in irgendwelche fremden Kriege geschickt“. Immerhin enthielt sein Wahlprogramm eine Klausel folgenden Wortlauts: „Wir werden unsere Armeen, unsere Flotte und unsere Luftwaffe nicht zum Kämpfen in Länder außerhalb der amerikanischen Hemisphäre entsenden, außer im Falle eines Angriffs.“ Laut einem der autorisierten Biographen Bernard Baruchs, Mr. Roosenbloom, wurden diese fünf Wörter „ von Senator James F. Byrnes hinzugefügt, der Baruch dermaßen nahe stand, dass es manchmal unmöglich war zu unterscheiden, auf wen von den beiden eine bestimmte Äußerung zurückging.“

Wie entscheidend diese Klausel war, erwies sich am 7. Dezember 1941, als die Japaner in Pearl Harbour zuschlugen. Zwölf Tage früher hatte Kriegsminister Henry L. Stimson seinem Tagebuch nach einer Kabinettssitzung folgendes anvertraut: „Die Frage war, wie wir sie [die Japaner] dazu bringen können, den ersten Schuss abzufeuern, ohne dass wir dadurch in eine allzu gefährliche Lage geraten; es war eine heikle Situation.“

Lassen wir die Ereignisse vor dem Angriff auf Pearl Harbour kurz Revue passieren:

Zehn Monate zuvor, am 27. Januar 1941, hatte der US-Botschafter in Tokio seine Regierung darüber in Kenntnis gesetzt, dass „die Japaner im Falle einer schweren Krise in den amerikanisch-japanischen Beziehungen einen Überraschungsangriff auf Pearl Harbour planen“. Im Oktober 1941 verfasste Moskaus Mann in Tokio, Dr. Richard Sorge, eine Botschaft an die Sowjetregierung, wonach die Japaner entschlossen seien, „Pearl Harbour innerhalb von sechzig Tagen anzugreifen“; wie Sorge später in seinem Geständnis darlegte, bestätigten die Sowjets, dass sie seine Warnung an Präsident Roosevelt weitergeleitet hatten. (New York Daily News, 17. Mai 1951). Am 26. November stellte die Roosevelt-Regierung Tokio ein regelrechtes Ultimatum. Von September 1941 bis unmittelbar vor dem Schlag gegen Pearl Harbour vermittelten japanische Funksprüche, die von amerikanischen Abhörspezialisten abgefangen und dechiffriert wurden, unmissverständlich Aufschluss darüber, dass ein solcher Angriff in naher Zukunft bevorstand, aber Washington hielt es nicht für nötig, die Befehlshaber der US-Truppen in Pearl Harbour zu warnen. Am 1. Dezember entwarf der Chef der Fernostsektion des Flotten-Nachrichtendienstes den Text einer Meldung an den Oberkommandierenden der Pazifikflotte, in dem er einen Krieg zwischen Japan und den USA als „unmittelbar bevorstehend“ bezeichnete; auf Anweisung von oben wurde die Meldung unterdrückt. Am 5. Dezember verfasste Oberst Sadtler vom U.S.- Signalkorps anhand ihm zugegangener Informationen einen Bericht zu Händen hoher Offiziere, in dem es hieß: „Ein Krieg mit Japan steht in unmittelbarer Zukunft bevor; sorgen Sie dafür, dass es kein zweites Port Arthur gibt.“ (Dies war eine Anspielung auf den japanischen Überfall auf die russische Flotte in Port Arthur, die 1904 den Auftakt zum japanisch-russischen Krieg gebildet hatte.) Auch dieseWarnung wurde unter den Teppich gekehrt. Am 6. Dezember traf in Washington eine japanische Antwort auf Roosevelts Ultimatum ein, die unverhüllt auf eine Kriegserklärung hinauslief, doch die Verteidiger von Pearl Harbor erfuhren nichts davon. Am Nachmittag des 7. Dezember wurde den Kommandanten der Truppen in Pearl Harbour zu guter Letzt doch noch eine Botschaft zugestellt, in der es hieß: „Die Japaner haben heute um ein Uhr östlicher Zeit eine Erklärung eingereicht, die faktisch einem Ultimatum gleichkommt… seien Sie auf der Hut.“ Die Warnung erreichte ihre Adressaten zwischen sechs und acht Stunden nach dem japanischen Angriff!

Die heutzutage verfügbaren dokumentarischen Unterlagen weisen darauf hin, dass von allen amerikanischen Truppen einzig und allein den auf Hawaii stationierten jegliche Informationen über den bevorstehenden Angriff vorenthalten wurden. Als Ergebnis verlor die US-Flotte zwei Schlachtschiffe und zwei Zerstörer; zahlreiche weitere Schiffe wurden schwer beschädigt. 177 amerikanische Flugzeuge wurden vernichtet; die Gesamtzahl der Toten, Verwundeten und Verschollenen belief sich auf 4.575 Mann. Eine unmittelbare Folge von Pearl Harbour war auch die Versenkung der britischen Schlachtschiffe Prince of Wales und Repulse vor der Küste Malayas. Für die Royal Navy war dies ein schmerzlicher Verlust.

Politische Führer, die den Kriegseintritt ihres Landes provozieren, indem sie einen feindlichen Angriff bewusst begünstigen, handeln nicht im nationalen Interesse ihres Staates. Das amerikanische Volk als ganzes kennt die Hintergründe des Desasters von Perl Harbour bis zum heutigen Tage nicht und weiß nichts von den trüben Machenschaften, die der Katastrophe vorausgingen.

Insgesamt wurden acht Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt. Für die ersten sieben, die noch während des Krieges stattfanden, waren Offiziere der Flotte und Armee verantwortlich, für die achte, die um Kriegsende herum über die Bühne ging, der Kongress. Dementsprechend liefen alle unter einem Schleier militärischer Geheimhaltung ab; keine davon fand im Rampenlicht der Öffentlichkeit statt, und keine erbrachte befriedigende Ergebnisse. Dazu kam, dass ausnahmslos alle unter der Ägide einer politischen Partei stattfanden, deren Chef zum Zeitpunkt des Angriffs auf Pearl Harbour Präsident gewesen war. Absolut zentrale Tatsachen wie die, dass das Staatsoberhaupt spätestens acht Wochen vor dem japanischen Angriff dank einer abgefangenen Funkmeldung erfahren hatte, was sich zusammenbraute, die für die Verteidigung des Flottenstützpunktes verantwortlichen Offizieren hierüber jedoch in Unwissenheit hielt, wurden schlicht und einfach totgeschwiegen.

Das Tagebuch von Verteidigungsminister Stimson, das den zuvor zitierten ominösen Eintrag enthielt, wurde nicht als Beweisstück vorgelegt, und Stimson selbst wurde wegen seines schlechten Gesundheitszustandes nicht in den Zeugenstand gerufen. Eine rigorose Pressezensur sorgte dafür, dass der Öffentlichkeit nur sorgfältig gefilterte Informationen über die sechs Monate andauernden Ermittlungen aufgetischt wurden.

Allerdings haben die drei am unmittelbarsten betroffenen Flottenkommandanten die Geschehnisse von ihrem eigenen Standpunkt aus dargestellt. Konteradmiral Kimmel, damaliger Oberbefehlshaber der Pazifischen Flotte, zitierte einen anderen Admiral mit folgendem Ausspruch: „Präsident Roosevelts Plan sah vor, dass jegliche Warnungen an die Flotte in Hawaii zu unterlassen waren… Für die hochplazierten Figuren, die es wissentlich versäumten, unsere Streitkräfte in Pearl Harbour zu warnen, kann es keine Entschuldigung geben. Die Befehlshaber in Pearl Harbor wurden niemals darüber unterrichtet, dass die USA dem japanischen Botschafter am 26. November 1941 eine Note überreicht hatten, die de facto jedwede weitere Verhandlungen verunmöglichte und einen Krieg im Pazifik somit unvermeidlich machte… Die Flotten- und Armeekommandanten in der Zone um Hawaii erhielten nicht den geringsten Hinweis auf die abgefangenen, entzifferten und den verantwortlichen Beamten in Washington am 6. und 7. Dezember 1941 zugestellten Funksprüche.“

Flottenadmiral Halsey, zum damaligen Zeitpunkt einer von drei Vorgesetzten Konteradmiral Kimmels, hielt fest: „Die uns zugegangenen Berichte deuteten durchwegs darauf hin, dass die Japaner gegen die Philippinen oder weiter im Süden gegen Malaya oder Niederländisch-Ostindien zuschlagen würden. Ein Angriff auf Pearl Harbour wurde zwar in Erwägung gezogen und nicht ausgeschlossen, doch die große Mehrzahl der uns vorliegenden Unterlagen wiesen in eine andere Richtung. Hätten wir gewusst, dass die Japaner die Position und Bewegung unserer Schiffe in Pearl Harbour pausenlos argwöhnisch beobachteten“ [eine Tatsache, die aus einer der unterschlagenen Meldungen hervorging], so hätten wir uns logischerweise darauf konzentriert, uns auf den praktisch sicheren Angriff auf Pearl Harbour vorzubereiten.“

Konteradmiral Theobald, der die Zerstörer der Flotte in Pearl Harbour kommandierte, schrieb 1954: „Patriotische Sachzwänge, die bezüglich staatspolitischer Fragen Geheimhaltung notwendig machen, liegen in diesem Fall nicht vor, denn heute, im atomaren Zeitalter, ist ein Vorgehen, das einen feindlichen Überraschungsangriff erleichtert, geradezu undenkbar.“

Vermutlich verlieh der Admiral mit diesen Worten seiner frommen Hoffnung Ausdruck, eine Wiederholung der Vorgänge vor Pearl Harbour sei „undenkbar“. Er fuhr fort: „Die wahre Geschichte von Pearl Harbour dreht sich um die Tatsache, dass man Admiral Kimmel und General Short [den beiden zu Sündenböcken abgestempelten Kommandanten] vitale Informationen bewusst vorenthalten hat. Nie zuvor in der Geschichte ist einem Kommandanten die Nachricht unterschlagen worden, dass sich sein Land innerhalb von Stunden im Kriegszustand befinden würde – und alles wies darauf hin, dass seine Truppen kurz nach Sonnenaufgang angegriffen würden.“ Admiral Theobald wies darauf hin, dass diese Strategie laut Admiral Stark (der im Dezember 1941 Chef der Flottenoperationen in Washington war und es unterließ, Admiral Kimmel über die praktisch einer Kriegserklärung gleichkommende japanische Botschaft zu unterrichten) auf Befehl einer höheren Autorität verfolgt worden war. Mit letzterer, schloss Theobald, könne “nur Präsident Roosevelt gemeint sein kann. Der schwerwiegendste Schritt, den er während jener Zeit unternahm, bestand darin, Admiral Kimmel Informationen vorzuenthalten.“

Flottenadmiral Lansey bezeichnete Admiral Kimmel und General Short 1953 als „hervorragende Offiziere und Märtyrer“. Sie wurden kaltgestellt, weil es ihnen sonst womöglich gelungen wäre, die Öffentlichkeit ungeachtet der im Krieg herrschenden Verwirrung und Geheimhaltung über die wahren Verantwortlichen für die Katastrophe von Pearl Harbour aufzuklären.

Kimmel und Short waren die ersten in einer mittlerweile langen Reihe amerikanischer Flotten- und Heereskommandanten, die Bekanntschaft mit einem in der Geschichte ihres Berufsstandes und ihrer Nation zuvor unbekannten Phänomen schließen mussten. Sie mussten erfahren, dass ihnen Entlassung oder Degradierung drohten, wenn sie einen militärischen Sieg mit den wirksamsten verfügbaren Mitteln anstrebten oder sich einer von oben diktierten Strategie widersetzten, die von militärischem Standpunkt aus offensichtlich kontraproduktiv war. Ihre Operationen mussten einem höheren Plan angepasst werden, dessen Natur sie nicht zu begreifen vermochten, der aber augenscheinlich im Widerspruch zu dem stand, was ihnen seit ihrer Jugend als oberste Rechtfertigung des Soldatendaseins dargestellt worden war: Ein militärischer Sieg im nationalen Interesse.

Was war nun dieser höhere Plan, dem die gesamte militärische Strategie der Vereinigten Staaten von Pearl Harbour über Jalta bis hin in die Nachkriegszeit unterordnet wurde? Die Antwort liegt auf der Hand: Die von Lenin geforderte „Ausdehnung der Revolution“! Nur in diesem Licht wird die Geschichte jener dreieinhalb Jahre erklärbar.

1917 traten die USA praktisch zum selben Zeitpunkt in den Ersten Weltkrieg ein, zu dem in Russland die Revolution ausbrach, und Oberst House wies Präsident Wilson sogleich an, der „neuen Demokratie“ auf jede erdenkliche Weise „finanzielle, industrielle und moralische Unterstützung“ zu gewähren. Im Zweiten Weltkrieg erfolgte Hitlers Angriff auf die bis dahin mit ihm verbündete Sowjetunion schon bald nach dem Beginn von Roosevelts zweiter Amtszeit, und bereits vor Pearl Harbour trat Amerika de facto in den Krieg ein, indem es sich anschickte, der „neuen Demokratie“ mittels des Leih- und Pachtabkommens „finanzielle, industrielle und moralische Unterstützung“ in zuvor ungeahnten Ausmaß zu verleihen. [28]

Kehren wir nach diesem Exkurs wieder zu den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs zurück. Im Juni 1942 versprach Harry Hopkins, ein enger Vertrauter Präsident Roosevelts, dem kommunistischen Staat anlässlich einer Massenkundgebung auf dem Madison Square feierlich, die USA würden mit ihm durch dick und dünn gehen: „Wir werden uns unter keinen Umständen davon abbringen lassen, alles, was wir haben und sind, mit euch zu teilen.“ Diese Worte spiegelten einen am 7. März desselben Jahres ergangenen, jedoch erst viel später publik gemachten Befehl Roosevelts an die zuständigen militärischen Stellen wider, den Munitionslieferungen an die Sowjetunion Vorrang vor jenen an alle anderen Verbündeten, ja an die bewaffneten Streitkräfte der Vereinigten Staaten selbst einzuräumen! Der Chef der amerikanischen Militärmission im Moskau, Generalmajor John R. Deane, schilderte 1947 in einem Buch seine vergeblichen Bemühungen, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, und fügte hinzu, der betreffende Roosevelt-Befehl habe den Auftakt zu einer „Beschwichtigungspolitik gegen Russland“ gebildet, von der sich die USA nie erholt hätten und an deren Folgen sie immer noch laborierten.

Das Wort „Beschwichtigungspolitik“ war allerdings eine Untertreibung, ging die amerikanische Strategie doch weit über eine solche hinaus; sie zielte eindeutig darauf ab, die militärische und industrielle Macht des revolutionären Staates nach dem Krieg zu erhöhen.

Das eben angeführte Zitat belegt klipp und klar, dass Roosevelt der UdSSR mehr Unterstützung zu gewähren gedachte als allen anderen Alliierten, mochten diese nun frei oder von den Achsenmächten besetzt sein. Dass der amerikanische Präsident einen Staat, der sich an der Aufteilung Polens beteiligt hatte, so vorbehaltlos unterstützte, zeigte, dass er sich keinen Deut um die „Befreiung“ geknechteter Länder scherte. Die hehren Ideale, die den Bevölkerungsmassen der westlichen Staaten so lange vorgegaukelt wurden, bis diese Feuer und Flamme für den Krieg waren, waren in Wirklichkeit längst verraten worden; an ihre Stelle war ein supranationales Projekt zur Verbreitung der Revolution, zur Zerstörung der Nationalstaaten und zur Vorbereitung der Errichtung einer Weltregierung getreten. (1942 begann ich diese These in meinen Schriften zu vertreten, mit dem Ergebnis, dass meine Karriere als Journalist im Eimer war; bis zum damaligen Zeitpunkt war ich einer der renommiertesten Reporter meines Landes gewesen.)

Die Politik zur Unterstützung des Sowjetstaates zeitigte 1941 viel weitreichendere Auswirkungen als 1917. Damals hatten die USA die Errichtung eines kommunistischen Regimes in Russland gefördert. 24 Jahre später war die Situation grundlegend anders: Der Kommunismus hatte längst feste Wurzeln geschlagen, und wenn man ihm jene unbegrenzte Unterstützung angedeihen liess, die ihm Harry Hopkins in Aussicht stellte, musste er sich zwangsläufig verbreiten, wie Lenin weiland vorausgesagt hatte. In der Tat erhielt Moskau von den Vereinigten Staaten dermassen umfangreiche Hilfe, dass es sein System auf ein riesiges Gebiet ausdehnen und sich zugleich auf einen neuen Krieg vorbereiten konnte. Dass sich fast unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bereits die Gefahr eines dritten am Horizont abzeichnete, wurde den Massen im Westen als Folge der sowjetischen Perfidie dargestellt.

Das Ausmaß der amerikanischen Finanzhilfe für den revolutionären Staat überstieg die menschliche Vorstellungskraft. Franklin D. Roosevelt, der 1932 nicht zuletzt darum zum Präsidenten gewählt worden war, weil er versprochen hatte, „Defizite“ abzuschaffen, gab innerhalb von zwölf Jahren mehr Geld aus als alle anderen amerikanischen Präsidenten vor ihm.

Seine Verantwortungslosigkeit ging auf keine Kuhhaut. Heute, elf Jahre nach seinem Tod, haben die Staatsausgaben der USA eine schier unvorstellbare Höhe erreicht; die Nullen lassen sich kaum noch zählen. Im Vergleich zur Gesamthöhe der Staatsausgaben mögen die 9,5 Milliarden Dollar, die Washington den Sowjets via Leih- und Pachtabkommen zukommen ließ, zwar relativ unbedeutend erscheinen, doch Tatsache ist, dass der Wert der gelieferten Waffen und Waren eben dieser Summe entsprach, ohne dass die UdSSR hierfür irgendwelche Gegenleistungen zu erbringen hatte, auch wenn der Wortlaut des Abkommens solche theoretisch vorsah. Noch vor einigen Jahrzehnten hätte dieser Betrag ausgereicht, um mehrere neue Staaten für lange Zeit sämtlicher Budgetprobleme zu entheben.

Dieser stete Geldstrom wurde von einem Mann dirigiert, den sein offizieller Biograph Robert E. Sherwood in seinem 1948 erschienenen Buch Roosevelt and Hopkins als „zweitwichtigsten in den Vereinigten Staaten“ charakterisiert hat. Wie Bernard Baruch Anno 1917 fiel jetzt Harry Hopkins die Rolle zu, die Verteilung des Kriegsmaterials an seine Empfänger zu organisieren. Die Idee zur Schaffung eines solchen Postens war Baruch im Jahre 1916 gekommen: Damals hatte er gebieterisch verlangt, „ein Mann“ müsse zum „Administrator“ des allmächtigen Komitees für Kriegsindustrie ernannt werden. Letzteres war nach dem Kriegseintritt der USA aus der „Beraterkommission“ hervorgegangen, die dem „Verteidigungsrat“ des Kabinetts angegliedert gewesen war.

Die Vorgeschichte der Ernennung von Harry Hopkins ist von höchstem Interesse, veranschaulicht sie doch, wie die Gruppe, die den jeweiligen amerikanischen Präsidenten während der beiden Weltkriege umgab, kontinuerlich an Einfluss gewann und welcher Methoden sie sich bediente. 1919 kam ein Untersuchungskomitee des Kongresses unter der Leitung von William J. Graham zum Schluss, die „Beraterkommission“, aus welcher 1918 das Komitee für Kriegsindustrie hervorging, habe faktisch als „Geheimregierung der Vereinigten Staaten“ gewaltet: „Eine Kommission aus sieben vom Präsidenten gewählten Männern hat anscheinend das gesamte System des Kaufs von Kriegsmaterial entworfen, ein System der Lebensmittelkontrolle entwickelt… in anderen Worten, sie hat praktisch jeden einzelnen Schritt der Kriegsführung, den der Kongress später absegnete, beschlossen und all dies hinter geschlossenen Türen getan - Wochen, ja Monate, bevor der Kongress der Vereinigten Staaten Deutschland den Krieg erklärte… Es gab keinen einzigen nachträglich gebilligten Punkt der sogenannten Kriegslegalisierung, der nicht vor der Kriegserklärung von dieser Beraterkommission erörtert und gutgeheißen worden wäre.“

Bernard Baruch selbst sagte vor einem Kongresskomitee, dem die Aufgabe zufiel, die von ihm selbst errichtete „Einmann-Herrschaft“ während des Krieges zu untersuchen: „Mir oblag der endgültige Entscheid darüber, ob die Armee oder die Flotte diese oder jene Ausrüstungsgegenstände erhielt… oder die Eisenbahnverwaltung… oder die Alliierten, ob General Allenby Lokomotiven bekommen sollte oder ob diese an Russland oder Frankreich abgetreten werden sollten… Ich besaß wahrscheinlich mehr Macht als jeder andere…“ So sahen die Dinge also während des Ersten Weltkriegs aus. 1939 sagte Winston Churchill zu Bernard Baruch: „Der Krieg naht… Sie werden dort drüben den Laden schmeißen.“

Wie mächtig Bernard Baruch war, erwies sich im Jahre 1919. Nachdem Woodrow Wilson sterbenskrank aus Europa zurückgekehrt war, gehörte Baruch der Gruppe an, „die während der Krankheit des Präsidenten die Entscheidungen traf“ (so der Baruch-Biograph Rosenbloom).

Diese Gruppe wurde unter dem Namen „Regentenrat“ bekannt, und als sich der höchste Kabinettsminister des siechen Präsidenten, Außenminister Robert Lansing, erfrechte, auf eigene Faust Kabinettssitzungen einzuberufen, gab ihm Wilson von seinem Krankenbett aus den Laufpass. Gefeuert wurden auch andere Spitzenpersönlichkeiten und ehemalige Vertraute des Präsidenten wie Oberst House. Von nun an verließ sich Wilson voll und ganz auf Baruch.

1940 folgte Roosevelt Wilsons Beispiel und erteilte sich selbst die Befugnis zur Gründung eines „Verteidigungsrates“ mit einer „Beraterkommission“. 1942 wurde letztere zu einem „Komitee für Kriegsproduktion“ erweitert, einem Pendant zu dem 1918 aus der Taufe gehobenen „Komitee für Kriegsindustrie“. Diesmal war Baruch nicht der „eine Mann“, der dieses mächtige Komitee dirigierte, waltete jedoch immerhin als dessen Berater. Seinem Biographen zufolge war Baruch von den Leistungen von Harry Hopkins „enttäuscht“, aber ob dies wirklich stimmt, ist eine andere Frage.

Die wenigen Passagen dieses Buchs, die Bernard Baruch gewidmet sind, vermitteln nur eine sehr unvollkommene Vorstellung von seinem Einfluss. Die bestinformierten Beobachter, die ich kenne, vertreten durchwegs die Auffassung, er sei die mächtigste graue Eminenz hinter einem amerikanischen Präsidenten während der vergangenen vierzig Jahre gewesen und sei es heute noch. Sein Biograph Morris Rosenbloom schrieb 1952 in seinem Buch Peace through Strength. Bernard Baruch and a Blueprint for Security, Baruch sei der Berater sämtlicher US-Präsidenten seit Wilson einschließlich der in den zwanziger Jahren gewählten Republikaner Harding, Coolidge und Hoover gewesen und werde auch den künftigen Präsidenten Eisenhower „beraten“. Rosenbloom sagte sogar in großen Zügen voraus, was für „Ratschläge“ Baruch dem Staatsoberhaupt erteilen werde. Wir werden später darlegen, unter welchen Umständen Baruch seinen wichtigsten öffentlichen Auftritt hatte, und bei diesem Anlass näher auf seine Rolle in der amerikanischen Politik des 20. Jahrhunderts eingehen.

Obwohl Baruch mit Fug und Recht behaupten durfte, in den Jahren 1917 und 1918 der mächtigste Mann der Welt gewesen zu sein, waren seine damaligen Möglichkeiten, den Gang der Ereignisse zu bestimmen und die Welt zu verändern, erheblich geringer als diejenigen jenes Mannes, der während des Zweiten Weltkriegs dieselbe Position innehatte wie er selbst während des Ersten. Der Grund hierfür war natürlich, dass Harry Hopkins, der wie weiland Baruch darüber entschied, ein wie großer Teil der amerikanischen Kriegsproduktion an wen ging, die Freiheit besaß, einen unverhältnismäßig großen Anteil der verfügbaren Mittel einem revolutionären Regime zukommen zu lassen, das längst fest im Sattel saß, über furchterregende militärische Macht verfügte und nur notdürftig verbrämte riesige territoriale Ambitionen hegte. Die neu geschaffene Behörde zur Realisierung des Leih- und Pachtabkommens, zu deren Vorsitzendem Hopkins ernannt wurde, war schon bald mächtiger als das Komitee für Kriegsproduktion. Zugleich amtete Hopkins als Vorsitzender des von Roosevelt gegründeten „Soviet Protocol Committee“, das befugt war, über das Ausmaß der Lieferungen an die UdSSR zu entscheiden. Von jenem Augenblick an lag das Schicksal des Abendlandes in den Händen eines Mannes, der in weiten Kreisen unter dem Spitznamen „Harry der Hupffrosch“ bekannt war.

Erst im zwanzigsten Jahrhundert wurde es möglich, dass eine Person wie Harry Hopkins einen dermaßen wichtigen Rang bekleiden konnte. Wäre die Öffentlichkeit von einer freien und unparteiischen Presse objektiv informiert worden, hätte sie seinem Aufstieg einen Riegel vorgeschoben, brachte er doch nicht die geringsten Voraussetzung für dermaßen verantwortungsvolle Positionen mit, schon gar nicht auf dem Gebiet der Außenpolitik. Selbst sein ihm durchaus wohlgesonnener Biograph Robert E. Sherwood wundert sich darüber, dass „ein Mann von so bescheidener Herkunft, der in keiner Hinsicht auf solcherlei Aufgaben vorbereitet war“, zum „Sonderberater“ des Präsidenten aufsteigen konnte.

Wer Harry Hopkins für seine Rolle auserkoren hat, liegt im Dunkeln, doch weshalb die Wahl der im Hintergrund operierenden Drahtzieher ausgerechnet auf ihn fiel, lässt sich sehr wohl erklären. In seiner Jugend hatte sich Hopkins denselben Ideen verschrieben wie Louis Blanc und die Revolutionäre von 1848 oder Oberst House in seiner Kindheit in Texas. Einer seiner Ziehväter war ein fabianischer Sozialist aus London gewesen, der sich zur Auffassung bekannte, die Nationalstaaten müssten den „Vereinigten Staaten der Welt“ weichen. Zu Hopkins' Mentoren gehörte auch ein jüdischer Lehrer böhmisch-russischer Herkunft, der seinerseits ein Jünger des von den Bolschewisten hoch geschätzten Leo Tolstoi gewesen war. Dass Hopkins die Lehren dieser Männer verinnerlicht hatte, war vermutlich der Grund dafür, dass er, um Sherwoods Formulierung zu übernehmen, „naturgemäß zum Liebling Roosevelts avancierte“. Zuvor hatte er sich einen Namen als „Troubleshooter“, emsiger Spendeneintreiber und „kleiner Bruder der Reichen“ gemacht. Die Universität Oxford verlieh ihm einen ganz und gar unverdienten Doktortitel, und Churchill bedachte ihn in seinen Erinnerungen mit bizarren Lobeshymnen.

Als Hopkins seinen Posten als Präsident von Roosevelts „Soviet Protocol Committee“ antrat, musste er zur Kenntnis nehmen, dass sich unter den Mitgliedern dieser Organisation etliche Männer befanden, die der Politik der bedingungslosen Unterstützung des Sowjetstaates mit größtem Misstrauen begegneten. Um ihnen die Flausen auszutreiben, legte er ihnen 1942 eine unmissverständliche Direktive vor, in der er festhielt, dass die Vereinigten Staaten für die Sowjets Dinge täten, die sie für andere Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen nicht tun würden, ohne von diesen vollumfänglich informiert zu werden. Der Entscheid, die UdSSR ohne eine solche vollständige Information uneingeschränkt zu unterstützen, sei nach sorgfältiger Prüfung ergangen. Zum damaligen Zeitpunkt seien keine Einwände gegen diese Politik laut geworden, doch später hätten verschiedene Personen immer wieder eine Diskussion darüber gefordert. Er, Hopkins, sei der Ansicht, dass solche Forderungen nach einer erneuten Diskussion resolut abzublocken seien.

Dies war ein handfester Beweis dafür, dass Roosevelt den revolutionären Staat bedingungslos zu unterstützen gedachte und Hopkins dementsprechend instruiert hatte. Wir stoßen hier abermals auf eine mysteriöse Erscheinung, auf die ich schon im Zusammenhang mit den britischen Ministern aufmerksam gemacht habe, die dem Zionismus skeptisch gegenüberstanden: Die Regierungspolitik war bereits endgültig festgelegt worden und durfte nicht mehr korrigiert werden. Wer diese Politik festgelegt und für definitiv verbindlich erklärt hatte, war Hopkins' Geheimnis; die umgarnten Massen bekamen von alle dem nichts mit.

Nachdem der Führer der Republikanischen Partei, Senator Robert E. Taft, erfahren hatte, wie der Hase lief, protestierte er vergeblich gegen diese Politik: „Wie kann irgendjemand die Vorstellung schlucken, Russland kämpfe für demokratische Prinzipien? Um die Freiheit weltweit zu fördern, werden wir dem kommunistischen Russland Flugzeuge und Panzer liefern. Aber kein Land hat ein höheres Maß an Verantwortung für den gegenwärtigen Krieg und die deutsche Aggression auf sich geladen.“ Sofort schoss die Presse aus allen Rohren auf Senator Taft; die Kampagne gegen ihn dauerte bis zu seinem Tod an. Der seitherige Verlauf der Dinge hat seine Warnungen bestätigt; es reicht, die eben zitierte Direktive von Harry Hopkins zu lesen, um zu erkennen, dass der Ausgang des Krieges von den geheimen Entscheidungen bestimmt wurde, die 1942 in den USA gefällt worden waren.

Wie Senator Taft festgehalten hatte, lieferten die Vereinigten Staaten von Amerika „Flugzeuge und Panzer“ an die UdSSR. Hier die Zahlen: 15.000 Flugzeuge und 7.000 Panzer bekamen die Sowjets ohne jede Gegenleistung geschenkt. Ferner erhielten sie eine Flotte von 581 Schiffen, von denen sie während eines mehrjährigen Zeitraums 127 zurückgaben; weitere 31 wollten sie bezahlen, und die restlichen mehr als 300 erklärten sie für verloren, versenkt oder seeuntüchtig. Zu guter Letzt bekam das Sowjetregime von den USA auch noch eine Handelsflotte auf dem Silbertablett präsentiert.

Dies war jedoch nur ein Teil der Ausrüstung, welche der UdSSR von den Vereinigten Staaten zur Verfügung gestellt wurde, und noch nicht einmal der Hauptteil. Der Gesamtumfang der materiellen Hilfe an Moskau ist von der US-Regierung niemals publik gemacht worden. Wenn dennoch bekannt ist, dass der Hauptteil davon eindeutig darauf abzielte, die industrielle und militärische Kapazität des revolutionären Staates nach Kriegsende weiter zu stärken, so geht dies auf einen jener schicksalhaften Zufälle zurück, die dem Historiker eine Rekonstruktion der Ereignisse ermöglichen, der Öffentlichkeit jedoch aufgrund der heute herrschenden Pressezensur nicht bekannt werden und folglich auch keine Kurskorrektur zur Folge haben.

Im Mai 1942 trat ein Hauptmann namens George Racey Jordan auf dem großen Flughafen von Newark in New Jersey seinen Dienst an. Jordan hatte bereits im Ersten Weltkrieg bei den amerikanischen Streitkräften gedient und folgenden Rat, den ihm ein Feldwebel 1917 in Texas erteilt hatte, niemals vergessen: „ Halte deine Augen und Ohren offen, halte deinen großen Mund und bewahre von allem und jedem eine Kopie auf!“ Dass Jordan auch den letzten Teil dieses weisen Ratschlags beherzigte, gab den Anstoß zu dem meiner Meinung nach erstaunlichsten Buch über den Zweiten Weltkrieg.

Hauptmann Jordan erhielt den Befehl, sich auf dem Flughafen beim „Depot Nr. 8 der Vereinte Nationen“ zu melden und dort weitere Instruktionen in Empfang zu nehmen. Da die als „Vereinten Nationen“ bekannte Organisation erst drei Jahre später gegründet wurde, beweist dies, dass die Männer um den Präsidenten sehr langfristig planten. Zu Beginn seines Einsatzes als Verbindungsoffizier hatte Jordan keine blasse Ahnung von der Macht der Sowjets in den USA, doch drei aufeinanderfolgende Episoden öffneten ihm rasch die Augen.

Nachdem ein Passagierflugzeug von American Airlines auf dem Vorfeld des Flughafens von Newark das Motorengehäuse eines mittelschweren Bombers gestreift hatte, der im Rahmen des Leih- und Pachtabkommens an die UdSSR geliefert werden sollte, verlangte ein aufgebrachter sowjetischer Offizier, American Airlines von diesem Flughafen zu verbannen. Als sein Ansinnen abgelehnt wurde, kündete der Offizier an, er werde „Herrn Hopkins anrufen“. Tatsächlich fasste die Dachorganisation der amerikanischen Fluggesellschaften schon nach wenigen Tagen den Beschluss, sämtlichen zivilen Fluggesellschaften die Benutzung des Flughafens von Newark zu untersagen.

Von diesem Zeitpunkt an führte Hauptmann Jordan ein penibles Tagebuch, das zehn Jahre später, Anno 1952, unter dem Titel From Major Jordan's Diaries erschien. Darin erbrachte er, nachdem er – und die Weltöffentlichkeit – erstmals von der Existenz von „Atombomben“ erfahren hatten, den Nachweis, dass vom Flughafen Newark aus Graphit, Aluminiumröhren, Kadmium und Thorium (lauter zur Fertigung eines Atomreaktors unabdingbares Material) an die UdSSR geliefert wurde, obwohl das „Manhattan Projekt“ (der Plan zur Herstellung der ersten Atombombe) zu jenem Zeitpunkt angeblich so streng geheim war, dass der Projektleiter, Generalmajor Leslie R. Groves, später aussagte, ohne seine ausdrückliche Einwilligung hätte sein Amt nicht einmal Präsident Roosevelt Einsicht in seine Akten gewährt. Als Hauptmann Jordan im Frühjahr 1942 die ersten Einträge in seinem Tagebuch vornahm, hatte er noch nichts von einem „Manhattan Project“ gehört und konnte selbstverständlich noch nicht wissen, wozu die Sowjets dieses Material benötigten.

Der nächste Zwischenfall, der Jordan die Macht der sowjetischen Offiziere anschaulich vor Augen führte, ereignete sich, als einer von ihnen Anstoß an einem roten Stern nahm, der ein Flugzeug der Texaco Oil Company zierte, und drohte, „Washington anzurufen“, falls der Stern nicht entfernt werde. Hauptmann Jordan vermochte den Mann mit Mühe und Not davon zu überzeugen, dass die Texaco Oil Company das Emblem ihres Heimatstaates Texas, den „einsamen Stern“, schon viele Jahre vor der Oktoberrevolution zu ihrem Wahrzeichen erkoren hatte.

Zu diesem Zeitpunkt schwante es Oberst Jordan, dass die ungeheuer umfangreichen Lieferungen von Kriegsmaterial an den kommunistischen Staat nur teilweise durch das Leih- und Pachtabkommen gedeckt wurden. Laut diesem verpflichtete sich die Regierung der USA nämlich, „der Sowjetunion auch weiterhin zur Verteidigung erforderliche Ausrüstungsgegenstände, Dienstleistungen und Informationen zur Verfügung zu stellensofern der Präsident deren Lieferung bzw. Gewährung genehmigt“, doch unter dem Material, das den Flughafen von Newark in Richtung Russland verließ, gab es vieles, die keinesfalls der „Verteidigung“, sondern der Stärkung der sowjetischen Militärmacht nach dem Krieg dienten. Hierzu gehörten u. a. „Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen, Fabrikanlagen zur Herstellung von Aluminium, Eisenbahnwagen und Stahlwerken“ und dergleichen mehr. Diese Lieferungen (von denen ein Dolmetscher enthusiastisch vermerkte, sie würden zur „Fordisierung“ der UdSSR beitragen) sind in der einzigen Statistik erfasst, welche die amerikanische Regierung zu diesem Thema veröffentlicht hat. Präsident Trumans „Einundzwanzigster Bericht an den Kongress zum Thema der Leih- und Pacht-Operationen“ vermittelt Aufschluss darüber, dass unter der Rubrik „Nicht-Munition“ „ landwirtschaftliche Produkte“ im Wert von sage und schreibe 1.674.586.000 Dollar sowie „Industriematerialien und –produkte“ im Wert von 3.040.423.000 Dollar an die Sowjetunion geliefert worden sind.

Nachdem die deutschen U-Boote die nach Russland abgehenden Konvois arg dezimiert hatten, wurden die Hilfsgüter 1943 in weit größerem Umfang als zuvor auf dem Luftwege geliefert. Zu diesem Zweck wurde bei Great Falls im Staate Montana ein Flughafen gebaut, auf dem Hauptmann Jordan als „Leih- und Pachtspediteur“ Dienst tat. Obwohl es auch weiterhin keine Organisation mit dem Namen „Vereinte Nationen“ gab, wurde er von der US Air Force zum „Vertreter der Vereinten Nationen“ ernannt. Nach seiner Ankunft in Great Falls fand er eine vom Präsidenten höchst persönlich stammende Direktive mit dem Titel „Lieferung von Flugzeugen für Russland“ vor, in der es unter anderem hieß: „Der Modifizierung, Ausrüstung und Lieferung von Flugzeugen für Russland wurde oberste Priorität zuerkannt, selbst gegenüber Flugzeugen für die Luftwaffe der USA.“ In Montana ereignete sich eine weitere Episode, welche die Macht der Sowjets unter Beweis stellte: Der Offizier, mit dem Jordan zusammenarbeitete, befand, der Grad eines Hauptmanns sei für diesen zu niedrig, und verlangte seine Beförderung zum Major. Das goldene Laub traf prompt ein und wurde Jordan von Oberst Kotikov persönlich an die Schultern geheftet – ein Vorfall, zu dem es in der amerikanischen Militärgeschichte vermutlich keine Parallele gab.

Hauptmann – pardon, Major - Jordan bemerkte, dass eine auffallend große Zahl verschnürter und versiegelter schwarzer Koffer durch seine „Pipeline nach Moskau“ geschleust wurde. Die einzige Vollmacht, die er noch besaß, bestand darin, den von amerikanischen Piloten geflogenen Flugzeugen, welche das für Russland bestimmte Material zunächst nach Fairbanks in Alaska brachten, die Starterlaubnis zu erteilen bzw. zu verweigern. Als sich ihm eine günstige Gelegenheit bot, packte er sie beim Schopf, schritt an mehreren bewaffneten Mitgliedern der sowjetischen Geheimpolizei ins Innere eines Flugzeugs und öffnet ca. achtzehn der rund fünfzig darin befindlichen Koffer, wonach er in groben Zügen notierte, was sie enthielten.

Unter den Stößen von Papieren, Plänen, Briefen und Skizzen, die er vorfand, entdeckte Jordan zwei Dinge, die später, als die diversen Enthüllungen der Jahre1948 bis 1956 ein grelles Licht auf das Ausmaß der kommunistischen Spionage und Intrigen in den USA warfen, das verheerende Bild abrundeten.

Beim ersten dieser Funde handelte es sich um ein Bündel von Dossiers des Außenministeriums; jedes davon war mit einer Etikette versehen; eine davon trug die Aufschrift „Von Hiss“, eine andere die Aufschrift „Von Sayre“. Jahre später sollte Jordan erfahren, dass Alger Hiss einer der führenden Sowjetspione im Außendepartement und Sayre ebenfalls ein Agent Moskaus war. Die Dossiers enthielten Kopien geheimer Botschaften amerikanischer Attachés in Moskau, die per Diplomatenpost nach Washington abgegangen waren und nun in Form von Kopien in die sowjetische Hauptstadt zurückwanderten, wo sie höchst aufmerksame Leser finden würden.

Noch wichtiger als dieses Aktenbündel war ein an den sowjetischen Außenhandelsminister Anastas Mikojan adressierter Brief, der bis zum heutigen Tage weitreichende Konsequenzen für die Völker des Westens hat. Major Jordan notierte sich einen Auszug daraus: „Es bereitete mir eine Heidenmühe, die Dinger wegzuschaffen, ohne dass Groves es merkte.“ (Groves war der Leiter des Atombombenprojekts.) Unterzeichnet war das Schreiben mit H. H. Dem Brief beigefügt waren eine Karte der Atomforschungsanlage Oak Ridge in Tennessee sowie die mittels Kohlenpapier angefertigte Kopie eines Berichts mit dem Stempel „Harry Hopkins“, der eine Reihe so seltsamer Bezeichnungen enthielt, dass Major Jordan der Versuchung nicht widerstehen konnte, sie zu notieren, um später ihre Bedeutung in Erfahrung bringen zu können. Darunter befanden sich Wörter wie „Cyclotron“, „Proton“ und „Deuteron“ sowie Sätze wie „durch Spaltung erzeugte Energie“ und „fünf Fuß dicke Wände aus Blei und Wasser zur Kontrolle fliegender Neutronen“. Wie wir im Vorhergehenden dargelegt haben, war Harry Hopkins der „naturgemäß zum Liebling Roosevelts avancierte“ Sonderberater des Präsidenten sowie der „zweitwichtigste Mann in den Vereinigten Staaten“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg redeten die Führer Amerikas und Großbritanniens ihrer Bevölkerung jahrelang ein, der beste Schutz gegen einen neuen Krieg und die wirksamste Abschreckung einer „sowjetischen Aggression“ sei das westliche Kernwaffenmonopol. Diese Illusion platzte am 23. September 1949: An jenem Tage ließ die Sowjetunion eine Atombombe detonieren, was für aufmerksame Beobachter der Geschehnisse ganz und gar nicht überraschend kam. Jetzt beschloss Jordan, sein Schweigen zu brechen; er nahm Verbindung mit einem Senator auf, den das, was ihm der Major berichtete, so aus dem Häuschen brachte, dass er einen führenden Radiokommentator, Fulton Lewis, kontaktierte, um die Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu bringen. Auf diesem Wege (sowie später durch Jordans Buch) wurde der Skandal publik. Er gab den Anstoß zu zwei Anhörungen im Kongress, die im Dezember 1949 bzw. im März 1950 stattfanden. Die Presse spielte die Ernsthaftigkeit der Situation unisono herunter; wie immer in solchen Situationen erfolgte keine wirkliche Kurskorrektur, und es wurden keinerlei Schritte in die Wege geleitet, um eine Wiederholung solch verräterischer Handlungen zu verhindern.

1944 nahm Major Jordans Besorgnis derartige Ausmaße an, dass er versuchte, sich mit dem für die Verwirklichung des Leih- und Pachtabkommens zuständigen Verbindungsoffizier im Außenminister zu treffen, doch die Begegnung wurde von einem tiefrangigeren Beamten vereitelt, der Jordan warnte: „Offiziere, die glauben, ihre Nase in alles und jedes stecken zu müssen, landen nur allzu leicht auf irgendeinem Eiland in der Südsee.“ Bald darauf wurde Jordan aus Great Falls abberufen. Sein Buch enthält ein vollständiges Verzeichnis sämtlicher im Rahmen des Leih- und Pachtabkommen an die Sowjets gelieferten Ausrüstungsgegenstände, die er als Verbindungsoffizier zu Augen bekommen hatte. Auf dieser Liste figurieren alle zur Herstellung eines Atomreaktors – und teilweise auch einer Wasserstoffbombe - erforderlichen Chemikalien, Metalle und Mineralien, die an die Sowjets geliefert worden waren, darunter Beryllium, Cadmium, Kobalterz und –konzentrat (33.600 Pfund), Kobaltmetall und kobalthaltiger Schrott (806.941 Pfund), Uraniummetall (2,2 Pfund), Aluminiumröhren (12.766.472 Pfund), Graphit (7.384.482 Pfund), Thorium, Uraniumnitrat und -oxid sowie urano-uranisches Oxid, Aluminium und Aluminiumlegate (366.738.204 Pfund), Aluminiumruten (13.44.709 Pfund), Aluminiumplatten (124.052.618 Pfund), Messing- und Bronzebarren (76.545.000 Pfund), Messing- oder Bronzedraht (16.139.702 Pfund), Messing- und Bronzeplatten (536.632.390 Pfund), isolierter Kupferdraht (399.556.720 Pfund) usw.

Diese Listen umfassten auch die „ausschließlich für die Nachkriegszeit gedachten Lieferungen an Russland“ (General Groves). Hierzu gehörten eine Ölraffinerieanlage, Prägstöcke und Teile davon (im Wert von 53.856.017 Dollar), Drehbänke, Präzisionsbohrmaschinen, Maschinerie zur Konservenherstellung, kommerzielle Melkapparaturen, Sägemühlenmaschinerie, Textilmaschinerie, Generatoren (im Wert von 60.313.833 Dollar), Schmelzapparaturen, Ausrüstungsgegenstände für Kraftwerke, Telefonapparate samt Zubehör (im Wert von 32.000.000 Dollar), Generatoren (im Wert von 222.020.760 Dollar), Filmapparaturen, Rundfunkgeräte samt Zubehör (im Wert von 52.072.760 Dollar), 9.594 Güterwaggons, 1.168 Dampflokomotiven (im Wert von 101.075.116 Dollar), Handelsschiffe (im Wert von 123.803.879 Dollar), Lastwagen (im Wert von 508.367.622 Dollar) und so weiter und so fort.

Zu den wichtigsten Spenden, die ganz offenkundig dazu dienten, die sowjetische Industrie nach dem Krieg zu stärken, gehörten laut den Unterlagen Major Jordans eine Reparaturanlage für Präzisionsinstrumente (im Wert von 550.000 Dollar), zwei Fabriken zur Lebensmittelproduktion (im Wert von 6.924.000 Dollar), drei Gaserzeugungseinheiten (im Wert von 21.390.000 Dollar), eine Erdölraffinerie mit Maschinerie und Ausrüstung (im Wert von 29.050.000 Dollar), 17 stationäre Dampf- und drei hydroelektrische Anlagen (im Wert von 273.289.000 Dollar). Aus den sowjetischen Listen geht hervor, dass Harry Hopkins und seine Mitarbeiter geradezu frenetisch bemüht waren, den Sowjets jeden Wunsch von den Augen abzulesen, figurieren darauf doch auch Gegenstände, deren Lieferung sich nicht rational erklären lässt, beispielsweise Brillen (im Wert von 169.806 Dollar), künstliche Gebisse (im Wert von 956 Dollar), 9.126 mit Juwelen verzierte Uhren (im Wert von 143.922 Dollar), 6.222 Pfund Toilettenseife, Lippenstift im Wert von 400 Dollar, 373 Gallonen Schnaps, Fischereiausrüstung im Wert von 57.444 Dollar, magische Laternen im Wert von 161.046 Dollar, „Scherzartikel“ im Wert von 4.352 Dollar, 13.256 Pfund Kohlenpapier, zwei neue Klaviere, Musikinstrumente im Wert von 60.000 Dollar sowie schließlich eine Pfeife, deren Wert auf zehn Dollar veranschlagt wurde und die Bilder des „geliebten Führers“ wachruft, den Roosevelt und Churchill liebevoll „Uncle Joe“ nannten.

Harry Hopkins' Vergangenheit als Spendeneintreiber und Funktionär der staatlichen Wohlfahrtsbehörde zeigte sich darin, dass die UdSSR während eines vierjährigen Zeitraums Gelder in Höhe von 88.701.103 Dollar „für wohltätige Zwecke“ erhielt. Wer die Sowjetunion aus eigener Anschauung kennt, kann sich nur ausgesprochen schwer vorstellen, dass die Kommissare diesen Geldsegen an die Notleidenden verteilt haben!

Fassen wir zusammen: Vier oder fünf Jahre lang lieferten die USA dem revolutionären Staat nicht nur militärische Ausrüstung für den Kampf gegen die Achsenmächte, sondern auch Material zur Entwicklung seiner Industrie in der Nachkriegszeit. Eine „kritische Überdenkung“ dieser Politik war von höchster Stelle untersagt worden. Doch nicht genug damit: Ganz von oben war der Befehl ergangen, den Lieferungen an die UdSSR Priorität vor den Bedürfnissen der amerikanischen Streitkräfte oder jener ihrer Verbündeten einzuräumen.

Die Unterstützung des revolutionären Staates beschränkte sich durchaus nicht auf die Lieferung von Material für militärische und nichtmilitärische Zwecke, sondern erfolgte auch auf zwei weiteren Wegen:
  1. Bei der Planung der militärischen Operationen wurde in erster Linie auf die sowjetischen Interessen Rücksicht genommen.
  2. Ausgehend von diesen Operationen wurde der Kurs der amerikanischen Außenpolitik bei hochrangigen internationalen Konferenzen festgelegt.
Da die Lieferungen von Waffen und sonstigem Material an die UdSSR mit fast schon fanatischer Konsequenz betrieben wurden, ist die Annahme nur logisch, dass die sowjetischen Interessen auch bei der Planung der militärischen Aktionen sowie bei der Festlegung der US-Außenpolitik oberste Priorität hatten. Genau dies war auch der Fall, wie klarsichtige Beobachter schon früh erkannten und wie sich seither mit voller Deutlichkeit gezeigt hat. Auch dies war die unvermeidliche Konsequenz des im vorhergehenden Kapitel geschilderten kalten Staatsstreichs, durch den die Hintergrundmächte in den Vereinigten Staaten von Amerika praktisch die unumschränkte Macht an sich gerissen hatten.

Die Bestrebungen, sämtliche militärischen Operationen so zu planen, dass dem revolutionären Staat (der in Komplizenschaft mit Hitler durch den gemeinsamen Angriff auf Polen den Krieg begonnen hatte) daraus optimaler Nutzen erwuchs, begannen schon bald nach Pearl Harbour. Zunächst scheiterten sie, doch in den späteren Phasen des Krieges triumphierten sie auf der ganzen Linie, wie der Ausgang des Krieges bewiesen hat. Die Schlüsselrolle spielte dabei die rätselhafteste Gestalt des Zweiten Weltkriegs, General George C. Marshall, Stabschef der amerikanischen Armee. Gegen ihn hat Senator Joseph McCarthy in seiner Ansprache vor dem Senat am 14. Juni 1951 den wohlbegründeten Vorwurf erhoben, er habe „den Sieg vor Kriegsende vorsätzlich und systematisch aus der Hand gegeben“ und sei verantwortlich dafür, dass die USA, die mächtig genug waren, um das Zünglein an der Waage zu spielen, „bei Meinungsunterschieden zwischen Stalin und Roosevelt so gut wie immer auf die sowjetische Linie einschwenkten“.

Angesichts der geradezu ungeheuerlichen Folgen, die General Marshalls Strategie heraufbeschwor, ist die Frage, unter welchen Umständen er eigentlich zum Stabschef der amerikanischen Streitkräfte wurde, von großem Interesse. Seine Ernennung erfolgte im Jahre 1939, als ihm Präsident Roosevelt den Vorzug vor zwanzig Generälen der höchsten Ränge sowie vor sechs Brigadegenerälen gab. Sechs Jahre zuvor hatte der damalige Stabschef, General Douglas McArthur, ein Veto gegen Marshalls Ernennung zum General eingelegt, nachdem der Generalinspektor sich skeptisch über letzteren geäußert hatte.

Eine der ersten Amtshandlungen Marshalls bestand darin, Senator James F. Byrnes, einen Baruch-Intimus, um die Einreichung eines Gesetzesvorschlags zu ersuchen, der den Stabschef ermächtigte, jüngeren Offizieren ohne Rücksicht auf ihren Grad den Vorzug vor höherrangigen einzuräumen, sofern er, Marshall, sie für „ungewöhnlich tüchtig“ hielt. Der von Senator Byrnes eingereichte und vom Senat gutgeheißene Gesetzesvorschlag sah vor, dass „im Krieg oder während eines nationalen Notstands… jedem Offizier der regulären Armee temporär ein höherer Rang verliehen werden kann“. Gestützt auf dieses neue Gesetz nahm Marshall im Verlaufe des Jahres 1940 nicht weniger als 4.088 Beförderungen vor. Zu den Beförderten gehörte auch der damals fünfzigjähriger Oberst Dwight Eisenhower, der damals noch keine Kampferfahrung besaß, jedoch innerhalb von nur drei Jahren zum Obersten Kommandaten der alliierten Streitkräfte aufstieg. Das Zusammenspiel zwischen Marshall und Eisenhower trug entscheidend zur Neugestaltung der politischen Landkarte Europas im Jahre 1945 bei.

Sofort nach Pearl Harbour und dem amerikanischen Kriegseintritt Anfang Dezember 1941 riefen die sowjetischen Propagandisten in Moskau und im Westen lautstark nach einer Invasion Europas durch ihre anglo-amerikanischen Verbündeten. Churchill, der Roosevelt bereits Ende Dezember einen Besuch abstattete, war sich mit seinen Generälen und Beratern darin einig, dass eine solche Invasion allerfrühestens 1943 im Bereich des Möglichen liegen werde. Doch schon im April 1942 hatte Eisenhower auf Marschalls Anweisung einen Plan für eine Invasion noch im selben Jahr ausgearbeitet, und Roosevelt hatte sich dazu überreden lassen, Churchill ein dementsprechendes Telegramm zu schicken. (In The Hinge of Fate hat Churchill selbst hierüber berichtet.) Gemeinsam mit Harry Hopkins begab sich Marshall nach London, wo ihm Churchill ins Gesicht sagte, eine überhastete und verpfuschte Invasion, die ein Desaster an der französischen Küste zur Folge haben werde, sei „der einzige Weg, auf dem wir den Krieg möglicherweise verlieren könnten“.

Angesichts des Ranges, den er bekleidete, müsste man eigentlich annehmen, General Marshall sei damals der fähigste militärische Denker Amerikas gewesen. Sein Vorschlag lief darauf hinaus, dass Großbritannien wissentlich eine Niederlage in Kauf nehmen und hierdurch praktisch Selbstmord begehen solle. Churchill warnte, ein solcher Schritt würde den Ärmelkanal in einen „Strom alliierten Bluts“ verwandeln. Drei Viertel dieses Blutes wäre übrigens britisches Blut gewesen; als man den Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte auf britischem Boden später fragte, wieviele Soldaten er zu einer Invasion würde beitragen können, wies er darauf hin, dass er zu einem solchen Unternehmen lediglich die in Irland stationierte 34. Division bereitstellen konnte. General Clark fügte hinzu, dass es dieser einen Division an Fliegerabwehrgeschützen und Panzern mangelte und dass sie ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatten. In der Tat erwies es sich im November 1942, als die ersten amerikanischen Bodentruppen in Nordafrika Kampferfahrung sammelten, dass sie nur ungenügend auf den Ernstfall vorbereitet waren. Der führende amerikanische Militärjournalist Hanson W. Baldwin schrieb später: „Im Rückblick ist es heute offensichtlich, dass unsere Pläne für eine Invasion Westeuropas im Jahre 1942 ein Hirngespinst waren.“

Nichtsdestoweniger schlug Marshall seinem Präsidenten nach seiner Rückkehr nach Washington vor, die USA sollten aus dem Krieg in Europa ausscheiden, falls die Briten seinen Plan nicht akzeptierten (so der amerikanische Kriegsminister Stimson). Marshall wurde abermals nach England geschickt, wo er sich wiederum mit Churchill traf (er lehnte es brüsk ab, in Churchills Privatresidenz in Chequers zu übernachten). Sein Plan wurde endgültig begraben, als General Mark Clarke seinen bereits erwähnten Bericht aus Irland absandte, dem zufolge er nur eine einzige Division für eine Invasion bereitstellen konnte, die zu allem Überfluss noch ungenügend ausgebildet und mangelhaft ausgerüstet war. Doch die Katze war aus dem Sack, und die Drohung, die USA würden ihren britischen Verbündeten im Stich lassen, wenn dieser nicht auf die amerikanische Linie einschwenke, stand in der Luft.

Der spätere Verlauf des Krieges wird nur begreiflich, wenn man diesem Verhalten des höchsten amerikanischen Offiziers Rechnung trägt.

Im Sommer 1942 hatten die Deutschen immer noch 1,3 Millionen Mann in Frankreich, Belgien und den Niederlanden stationiert, denen die Westalliierten nichts Vergleichbares entgegenzustellen hatten. Somit wäre eine Invasion damals selbst dann chancenlos gewesen, wenn die Anglo-Amerikaner die Luftherrschaft sowie eine ausreichende Zahl von Landungsbooten und amphibischen Fahrzeugen besessen hätten und ihre Truppen ausreichend für eine Invasion geschult gewesen wären. Unter diesen Umständen blieb Roosevelt keine andere Wahl, als Marshalls wahnwitzigen Invasionsplänen eine Absage zu erteilen, und England überstand zum dritten Mal in diesem Krieg eine tödliche Gefahr. Nachdem die anglo-amerikanischen Landstreitkräfte die Deutschen im Frühling 1943 aus Nordafrika vertrieben hatten, standen Washington und London am Scheideweg. Ihre Truppen waren bereit, auf dem europäischen Kontinent zuzuschlagen – wo und unter welchen Umständen würden sie dies tun? Zu diesem Zeitpunkt erhob General Marshall gegenüber seinen britischen Verbündeten zum zweiten Mal eine Forderung, der letztere diesmal stattgeben mussten, was schicksalhafte Folgen für die Zukunft Europas nach sich zog.

Winston Churchills eigene Darstellung der Geschehnisse, aber auch die Schilderungen anderer hochrangiger Entscheidungsträger, belegen, dass er in dieser entscheidenden Frage von Anfang an eine konsequente Politik betrieb. Als einziger unter den westlichen Führern verfügte er über beträchtliche militärische und politische Erfahrung, und er erkannte mit aller Klarheit, dass der Krieg weder mit einem echten Sieg der Westmächte enden noch einen wirklichen Frieden bringen werde, wenn der revolutionäre Staat die Möglichkeit erhielt, bis ins Herz Europas vorzudringen. Deshalb wollte er die militärischen Operationen so planen und durchführen, dass die Sowjetunion ihre Macht nicht oder nur in geringem Umfang über ihre ursprünglichen Grenzen ausdehnen konnte.

Als Churchills großer Gegenspieler erwies sich General Marshall (und nicht etwa Roosevelt, dessen immer prekärerer Gesundheitszustand sein Urteilsvermögen im letzten Kriegsjahr zunehmend trübte – falls er mittlerweile nicht schon zum hilflosen Gefangenen seiner „Berater“ geworden war). Churchill wollte sowohl aus dem Süden als auch aus dem Norden gegen die Achsenmächte zuschlagen und den Balkan sowie Mitteleuropa besetzen, um zu verhindern, dass diese Länder vom Regen in die Traufe gerieten und statt wie bisher von Hitler künftig von den Sowjets unterdrückt wurden. Hätte er diesen Plan verwirklichen können, so wäre dem Westen ein Sieg beschieden gewesen, der diesen Namen verdient hätte; die Welt hätte dann für den Rest des 20. Jahrhunderts die Aussicht auf wirklichen Frieden besessen, und die ursprünglichen britischen Kriegsziele, zu denen vorrangig die „Befreiung“ Europas gehörte, wären verwirklicht worden. In schroffem Gegensatz hierzu war General Marshall entschlossen, sich auf die Invasion Frankreichs zu konzentrieren und der Roten Armee ganz Ost- und Mitteleuropa sowie den Balkan auf dem Silbertablett zu servieren; Präsident Roosevelt – von dem wir nicht wissen, ob er noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war – unterstützte diese Politik bis zum bitteren Ende, d. h. bis zur Konferenz von Jalta, als die Westmächte den Sieg endgültig aus der Hand gaben.

Die spätere Entwicklung hat den Beweis dafür geliefert, dass die Würfel spätestens nach der ersten Quebec-Konferenz vom August 1943 gefallen waren. Zu jenem Zeitpunkt drängten die anglo-amerikanischen Heere die Deutschen immer weiter gegen Norden der italienischen Halbinsel ab. Auf General Marshalls Drängen wurde in Quebec der Entscheid gefällt, einen Teil der in Italien stehenden Truppen für eine Invasion Südfrankreichs einzusetzen, die kurz nach der geplanten Landung in der Normandie erfolgen sollte. Dies bedeutete, dass Feldmarschall Alexanders Streitkräfte in Italien, die laut dem Urteil General Clarks nach der Einnahme Roms zu einer „gewaltigen Kriegsmaschinerie… mit unbegrenzten Möglichkeiten“ geworden waren, ihren Vormarsch nach Norden massiv verlangsamen und vor allem den Plan einer Überquerung der Adria über Bord werfen mussten, der die westalliierten Heere in Reichweite von Wien, Budapest und Prag gebracht hätte. Ein solcher Schritt hätte die politische Landkarte Europas nach dem Krieg zu Gunsten der Westmächte sowie des Friedens verändert, wie schon ein flüchtiger Blick auf die Karte zeigt. Damals war ein echter Sieg in greifbare Nähe gerückt, doch die Chance wurde für immer vertan. Stattdessen erfolgte eine Invasion Südfrankreichs – ein ganz unnützer militärischer Kraftakt, der noch fatalere Folgen zeitigen sollte als die Entsendung britischer Truppen nach Palästina während des Ersten Weltkriegs.

Die Landung in Südfrankreich bot keine nennenswerten politischen Vorteile, so dass dem Entscheid, der ihr vorausging, offenkundig politische Erwägungen zugrunde lagen. Dies lässt sich nicht zuletzt dem Dokument entnehmen, mit dem Marshall seinen Standpunkt bei der Konferenz von Quebec begründete. Dieses Dokument trug die Bezeichnung „Russlands Position“ und spiegelte laut Sherwood die Ansicht „außerordentlich hochrangiger militärischer Kreise wider. Der Verfasser war vermutlich Marshall selbst. Darin hieß es unter anderem: „Russlands Position in Europa nach dem Krieg wird eine dominierende sein… Da Russland im Krieg der entscheidende Faktor ist, verdient es jedwede Unterstützung, und wir dürfen keine Mühe scheuen, um seine Freundschaft zu gewinnen. Da außerdem kein Zweifel daran besteht, dass es Europa nach der Niederlage der Achse dominieren wird, ist es umso wichtiger, möglichst freundschaftliche Beziehungen zu Russland zu entwickeln und zu wahren.“

Wir haben gesehen, dass der UdSSR laut den Bestimmungen des Leih- und Pachtabkommens eine prioritäre Stellung eingeräumt worden war. Dieselbe Vorzugsbehandlung wurde ihr auch bei der Planung der militärischen Operationen eingeräumt, die voll und ganz den sowjetischen Zielen und Interessen untergeordnet wurde. Stalin hatte sich entschieden gegen einen anglo-amerikanischen Vorstoss durch den Balkan gewandt und beteuert, der einzige Weg, um Deutschland ins Herz zu treffen, führe durch Frankreich. Die „außerordentlich hochrangigen militärischen Kreise“, die sich in Quebec durchgesetzt hatten, erfüllten Stalin diesen Wunsch. Das von ihnen vorgelegte Dokument betonte gleich zweimal, die Sowjetunion werde nach dem Krieg eine dominierende Rolle in Europa spielen, und erhob damit eine Hypothese zur Gewissheit. Im August 1943 war die Frage, ob dies tatsächlich der Fall sein werde, noch nicht beantwortet; der Krieg ging noch fast zwei Jahre lang weiter, und Churchill bemühte sich nach Kräften, die von Marshall als unvermeidbar bezeichnete sowjetische Vorherrschaft in Europa zu verhindern. Er war zwar damit einverstanden, dass die UdSSR zu den Siegermächten gehörte, wollte aber nicht, dass sie sich zur Führungsmacht auf dem europäischen Kontinent entwickelte. Doch Churchill wurde überstimmt, und von diesem Augenblick an hatte der Westen den Zweiten Weltkrieg als Folge der insgeheim getroffenen Entschlüsse politisch verloren.

General Marshall setzte sich in Quebec auf der ganzen Linie durch. Churchill ging zwar nie so weit, ihn offen zu kritisieren, doch in seinen Kriegserinnerungen finden sich einige kryptische Bemerkungen über ihn, und in Triumph and Tragedy trauert er den versäumten Chancen nach. General Mark Clark, der 1943 die amerikanischen Streitkräfte in Italien kommandierte, schrieb im Jahre 1950: „Wenn wir von Italien aus gegen Frankreich vorstießen, war dies ein offensichtlicher Wink an Stalin… dass wir uns von Mitteleuropa abwenden würden. Die Operation Amboss [die Invasion Südfrankreich] führte in eine Sackgasse. Die Gründe dafür, dass Stalin die Operation Amboss bevorzugte, lagen klar auf der Hand… Nach dem Fall Roms hätten wir Kesselrings Armee zerschlagen können, wenn wir mit vollem Einsatz eine letzte Offensive gegen sie vorgetragen hätten. Jenseits des Atlantik lag Jugoslawien… und nördlich von Jugoslawien befanden sich Wien, Budapest und Prag… Nach dem Fall Roms verfolgten wir ein falsches Ziel, sowohl vom politischen als auch vom militärischen Standpunkt aus. Hätten wir nicht auf höchster Ebene einen Schnitzer begangen, der dazu führte, dass wir uns von den Balkanstaaten abwandten und zuließen, dass sie unter die Kontrolle der Roten Armee gerieten, hätte der Feldzug im Mittelmeer die Nachkriegsgeschichte entscheidend beeinflussen können…Ein Feldzug, der die ganze Geschichte der Beziehungen zwischen der westlichen Welt und Sowjetrussland hätte verändern können, verpuffte ins Leere… Die Schwächung der Offensive in Italien… war einer der schwerwiegendsten Fehler des Krieges.“

General Mark Clark, ein brillanter amerikanischer Soldat, spricht von einem „Schnitzer“ und einem „Fehler“, doch das oben zitierte Dokument sowie viele andere Quellen beweisen, dass die Verantwortlichen weder einen „Schnitzer“ noch einen „Fehler“ begangen hatten, wenn man diese Ausdrücke im traditionellen Sinn von „Fehlkalkulation“ verwendet. Die Konsequenzen, welche dieser Entscheid haben musste, waren ihnen nicht nur bewusst, sondern wurden von ihnen ausdrücklich angestrebt. Ihrem Entschluss lagen keine militärischen, sondern rein politische Überlegungen zugrunde. Bei diesen Verantwortlichen handelte es sich um jene Männer, die den Kreis um den Präsidenten bildeten. Ihre Politik verfolgte auf militärischem Gebiet genau dasselbe Ziel wie das Leih- und Pachtabkommen auf wirtschaftlichem: Die bedingungslose Unterordnung aller anderen Erwägungen unter die Interessen des revolutionären Staates.

Hätten die Westmächte ihre eigenen Interessen verfolgt und nicht die sowjetischen, so wäre der Krieg vermutlich schon 1944 zu Ende gewesen. Die zuvor von Hitler überrannten Länder wären befreit worden, und die UdSSR hätte ihre Grenzen entweder gar nicht oder nur in geringfügigem Ausmaß ausdehnen können. Doch als Folge des in Quebec gefällten Entscheids dauerte das Blutvergießen bis tief ins Jahr 1945 hinein an; die deutschen Heere in Italien erhielten eine Atempause, und die aufwendige Invasion Südfrankreichs verlieh der Hauptinvasion in Nordfrankreich keine nennenswerten Impulse.

Somit wurde der Verlauf, den der Zweite Weltkrieg in seinen letzten zehn Monaten nahm, von der Sowjetunion diktiert und den westlichen Militärstrategen durch deren Agenten in der US-Regierung aufgezwungen. Der Mann hieß Harry Dexter White. Er ist inzwischen tot und kann sich nicht mehr zu den Geschehnissen äußern, doch die besten mir bekannten Spezialisten halten ihn für den wahren Urheber des Plans zur Zerstörung Deutschlands sowie zur Auslieferung halb Europas an die sowjetische Tyrannei. Dieser Plan ging als „Morgenthau-Plan“ in die Geschichte ein.

Wie wir sehen werden, hat der „Morgenthau-Plan“ die Strategie der westlichen Armeen, deren Vormarsch durch Deutschland ungemein mühsam verlief, entscheidend geprägt. Bis zum letzten Augenblick versuchte Churchill, der sich mit seinem Vorschlag, durch den Balkan, den „weichen Unterleib“ des Feindes, vorzudringen, nicht gegen General Marshall hatte durchsetzen können, zu erreichen, dass die Westallierten in letzter Minute eine wuchtige Offensive in Richtung Berlin – und darüber hinaus – vortrugen und so wenigstens einen Teil des zuvor Versäumten nachholten. Dies haben sowohl Churchill selbst als auch Eisenhower in ihren Memoiren bestätigt.

In seinen Erinnerungen schildert Eisenhower, wie er den ihm gegen Ende 1944 von Feldmarschall Montgomery unterbreiteten Vorschlag ablehnte, mit allen verfügbaren Truppen schnurstracks auf Berlin zu marschieren. Er hielt diese Idee angeblich für allzu riskant, ja verantwortungslos - was nicht der Ironie entbehrt, hatte er Montgomery in demselben Buch zuvor doch als allzu vorsichtig kritisiert. Er sorgte dafür, dass der Vormarsch der Westalliierten auch in den folgenden Monaten nur sehr schleppend verlief, wodurch die Rote Armee genügend Zeit für ihren Vorstoß ins Herz Europas gewann. Im März 1945, als die Konferenz von Jalta bereits vorbei war, die Sowjetregierung kein Hehl mehr aus ihren Absichten zur dauerhaften Besetzung Rumäniens und Polens machte und Roosevelt auf telegraphischem Wege formellen Protest bei Stalin einlegte, sandte Eisenhower dem sowjetischen Diktator eigenmächtig und ohne vorherige Genehmigung durch die alliierten Stabschefs ein Telegramm mit der Bezeichnung „Persönlich an Marschall Stalin“. Dies bewog Churchill, der sich bis zuletzt bemühte, zu retten, was noch zu retten war, und darauf bestand, die Anglo-Amerikaner sollten zumindest Wien, Prag und Berlin einnehmen, zu einem wütenden Protest.

Doch Churchill biss auf Granit. Von Washington aus ließ General Marshall London wissen, dass er voll und ganz hinter Eisenhowers „strategischem Konzept“ und seinem „Vorgehen in Übereinstimmung mit den Russen“ stand. Von nun an entschied Moskau darüber, wie rasch und in welcher Richtung die anglo-amerikanischen Truppen vormarschieren durften, und die britischen Ratschläge stießen auf taube Ohren. Am 28. März 1945 teilte Eisenhower Stalin direkt mit, seine Truppen würden vor Wien Halt machen. Am 14. April informierte er die Stabschefs, er werde seinen Streitkräften den Befehl erteilen, 70 Meilen vor Berlin an der Elbe-Linie Halt zu machen, und fügte hinzu: „Falls Sie einverstanden sind, schlage ich vor, Marschall Stalin ins Bild zu setzen.“ Da er die britischen Einwände schon vorher zurückgewiesen hatte, hätte er sich die ersten drei Wörter eigentlich sparen können…

In Bezug auf Prag schien noch kein Entscheid gefallen zu sein. General Eisenhower ließ Stalin wissen, dass seine Heere auf Prag vorrücken würden, „falls die Lage dies erforderlich macht“. Damals standen starke amerikanische Verbände untätig an der tschechischen Grenze. Stalin antwortete am 9. Mai; er forderte Eisenhower auf, einen Vorstoß der Westalliierten über die Linie Karlsbad-Pilsen-Budweis hinaus zu verhindern, worauf Eisenhower seinem General Patton sofort eine diesbezügliche Weisung erteilte.

Somit war die „abscheuliche Teilung Europas“ (Churchill), die – so der fromme Wunsch des britischen Premierministers – „ nicht Bestand haben darf“, bittere Wirklichkeit geworden. Fünf Jahre später behauptete Eisenhower, die alleinige Verantwortung für die drei fatalen Entscheidungen bezüglich Berlins, Wiens und Prags getragen zu haben. Am 3. März 1949 wurde er bei einem vom New Yorker Anwaltsverband organisierten Abendessen mit folgender Frage konfrontiert:

„Es herrscht allgemein die Ansicht vor, wenn unsere Armee in Berlin… und in Prag einmarschiert wäre, böte sich das politische Bild der Nachkriegszeit anders dar. Glauben Sie nicht, dass die politische Landkarte der Nachkriegszeit anders aussähe, wenn unsere politischen Führer… darauf verzichtet hätten, sich in Ihre Entscheidungen einzumischen, indem sie unsere Truppen daran hinderten, so viel zu erobern, wie sie konnten?“

Eisenhower antwortete:

„Eines muss ich klarstellen. Ihre Frage scheint zu unterstellen, dass der Entscheid, nicht bis nach Berlin zu marschieren, politischer Natur war. In Wirklichkeit gab es nur eine einzige Person, die für diesen Entscheid verantwortlich war. Das war ich. Kein anderer hat sich auch nur im Geringsten eingemischt.“

Eisenhowers Behauptung konnte nicht stimmen, auch wenn er dies womöglich selbst glaubte. Der Befehl, den Vormarsch der anglo-amerikanischen Heere so lange zu verzögern, bis die Rote Armee in Mitteleuropa stand und dessen drei wichtigste Städte erobert hatte, folgte ganz offensichtlich jener Politik, die bereits bei der Formulierung des Leih- und Pachtabkommens Pate gestanden und zu dem Entscheid geführt hatte, den Interessen der UdSSR Priorität vor denjenigen aller anderen Staaten einschließlich der USA selbst einzuräumen. Eisenhowers eigener Flottenbeauftragter und Biograph, Hauptmann Harry C. Butcher, hat übrigens ausdrücklich auf folgenden Tatbestand hingewiesen: Als der General (gegen den Protest Churchills) eigenmächtig mit Moskau über die Linie verhandelte, an der die westalliierten Streitkräfte Halt machen sollten, wurde die Diskussion über „die zu besetzenden Grenzen und Gebiete über die Köpfe der militärischen Kommandanten hinweg geführt“. Eisenhower handelte augenscheinlich nach einem vorgegebenen politischen Plan, der auf allerhöchster Ebene abgestimmt worden war und dessen Folgen nur allzu klar waren, als Eisenhower selbst Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde.

Am 11. Mai 1953 fasste Churchill die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs, mit denen die formell zu den Siegern gehörenden Westmächte ebensowenig zufrieden sein konnten wie mit denjenigen des Ersten, nüchtern zusammen: „Hätten die USA nach dem Waffenstillstand in Deutschland unseren Rat befolgt, so hätten sich die Westallierten erst nach dem Abschluss einer Vereinbarung mit Sowjetrussland, mittels deren die vielen Meinungsunterschiede bezüglich der Besetzung feindlichen Territoriums beigelegt worden wären, von der Frontlinie, die ihre Truppen erreicht hatten, auf die vereinbarten Grenzen der jeweiligen Besatzungszonen zurückgezogen, von denen die deutsche Zone natürlich lediglich eine unter mehreren war. Unser Standpunkt wurde nicht akzeptiert, und ein großer Teil Deutschlands wurde der sowjetischen Besatzung überantwortet, ohne dass zuvor eine allgemeine Übereinkunft zwischen den Siegermächten erreicht worden wäre.“

Dies bedeutet, dass die Politik, die mit der Lieferung von Waffen, Ausrüstungsgegenständen und Waren an die UdSSR begonnen hatte, in der Führung der militärischen Operationen während des Zweiten Weltkriegs ihre Fortsetzung fand und weiterhin der Ausdehnung der Revolution diente. Die Förderung der Revolution erfolgte jedoch noch auf einem dritten Wege – durch die Kapitulation der westlichen Spitzenpolitiker bei den Verhandlungen und Konferenzen, die parallel zu den Ereignissen auf den Schlachtfeldern stattfanden.

Wir verzichten darauf, unsere Leser unnötig zu strapazieren, indem wir die Geschichte all dieser Gipfeltreffen (der Atlantikkonferenz sowie der Konferenzen von Kairo, Casablanca, Teheran und Jalta) in allen Einzelheiten darlegen. Der Kontrast zwischen den anfänglichen, in hochtrabendem Ton verkündeten hehren Idealen und der Totalkapitulation vor der sowjetischen Despotie, den die Westmächte später vollzogen, ist allzu niederschmetternd, wie ein Vergleich zwischen der ersten und der letzten dieser fünf Konferenzen beweist. Wir begnügen uns deshalb damit, den Verlauf der Atlantik-Konferenz vom August 1941 sowie der Konferez von Jalta vom Februar 1945 kurz zu umreißen.

Den Anstoß zur Verabschiedung der sogenannten Atlantik-Charta gab Roosevelt am 6. Januar 1941, als er der Bevölkerung der damals noch neutralen Vereinigten Staaten in seiner dritten Ansprache nach seiner Wiederwahl mitteilte, er freue sich „auf eine Welt, die auf vier grundlegenden Freiheiten beruht: Der Redefreiheit, der Glaubensfreiheit, der Freiheit von Not und der Freiheit von Furcht“. Die acht Monate später, am 14. August 1941, von Roosevelt und Churchill gemeinsam verabschiedete Atlantik-Charta bediente sich einer Phraseologie, die Kennern der Zionistischen Protokolle von 1905 seit langem bekannt war (ob die „diktatorisch regierenden Premierminister“ die Protokolle wohl je gelesen haben?). In der Charta hieß es, der Politik Amerikas und Großbritanniens lägen „gewisse grundlegende Prinzipien“ zugrunde, auf denen die beiden Signaturmächte „ihre Hoffnungen auf eine bessere Zukunft der Welt“ gründeten. Das erste dieser Prinzipien laute: „Keine territoriale oder sonstige Expansion“, das zweite: „Keine territorialen Veränderungen, die nicht in Übereinstimmung mit den frei bekundeten Wünschen der betreffenden Völker stehen“. Das dritte Prinzip war „das Recht aller Völker, die Regierungsform zu wählen, unter der sie leben wollen, sowie der Wunsch, souveräne Rechte und Selbstbestimmung möchten all jenen zurückerstattet werden, denen sie gewaltsam geraubt worden sind“.

Bei den Konferenzen von Casablanca und Teheran im Jahre 1943 wurden diese erhabenen Grundsätze mit Füßen getreten. (In Teheran war Stalin persönlich zugegen und unterzeichnete eine gemeinsame Erklärung mit Roosevelt und Churchill, in der unter anderem „die Abschaffung von Tyrannei und Sklaverei, Unterdrückung und Intoleranz“ gefordert wurde…) Ihre unrühmliche Krönung fand die westliche Kapitulationspolitik dreieinhalb Jahre nach der Verabschiedung der Atlantik-Charta beim Gipfeltreffen in Jalta.

Zum damaligen Zeitpunkt wurde der Vormarsch der anglo-amerikanischen Heere in Europa gezielt verlangsamt, so dass die Rote Armee bis tief ins Herz des alten Kontinentes vordringen konnte. Wie schmählich die westliche Diplomatie ihre lautstark proklamierten Ideale verraten hatte, offenbarte sich in Jalta mit brutaler Deutlichkeit. Wer sich das Konferenzprotokoll zu Gemüte führt, empfindet unwillkürlich Sehnsucht nach der guten alten Zeit, wo tadellos gekleidete, sich ihrer Verantwortung voll und ganz bewusste Sonderbevollmächtigte und Botschafter nach einem Krieg in würdevoller Form zu konferieren pflegten, um die Konflikte zwischen ihren jeweiligen Nationen beizulegen. Verglichen mit dem Wiener oder dem Berliner Kongress wirkte das Gipfeltreffen von Jalta wie eine überbordende Fete in einer Kaschemme.

Da der sowjetische Diktator nicht gewillt war, sein Land zu verlassen, machten ihm die Führer der westlichen Welt auf der Krim ihre Aufwartung. Bei Verhandlungen mit Asiaten kommt dies einem gleich zum Auftakt vollzogenen Unterwerfungsakt gleich. Der amerikanische Präsident sowie sein Intimus Harry Hopkins waren beide todkrank; wie es um Roosevelt stand, ließen allein schon die Filmaufnahmen erkennen, die in den damaligen Wochenschauen gezeigt wurden. Ich erinnere mich, wie schockiert das Publikum damals reagierte, als das vom Tod gezeichnete amerikanische Staatsoberhaupt auf der Leinwand erschien. Einige der führenden westlichen Delegierten wurden von ihren Angehörigen begleitet, so dass das Ganze bedenkliche Ähnlichkeit mit einem Familienausflug oder einem Urlaub aufwies, dessen Teilnehmer sich von den Strapazen des Krieges erholten. Besonders verhängnisvoll wirkte sich aus, dass die Besucher mit einem bewährten Trick umgarnt wurden, dessen sich gerissene Asiaten seit jeher beim Verhandlungen zu bedienen pflegen: Man pumpte sie mit starken Getränken voll. Ein hochrangiger Konferenzteilnehmer, Generalmajor Laurence S. Kuter, der als Repräsentant der amerikanischen Luftwaffe bei den Verhandlungen teilnahm, berichtete:

„Beim Frühstück wurde als erster Gang ein mittelgroßer Becher Krimbrandy serviert… Nach den ersten Toasts und dem Brandy wurden mehrmals Kaviar und Wodka aufgetischt… Dann gab es Platten mit kaltem Fleisch und dazu Weißwein… Als nächstes wurden kleine, harte Krimäpfel und bis an den Rand gefüllte Gläser süßen Krimchampagners aufgetragen… Der letzte Gang dieses Frühstücks bestand aus großen, dünnen Bechern siedend heißen Tees, zu dem Brandy in kleinen Gläschen serviert wurde. Und das war erst das Frühstück! Wie konnte jemand, der sich all diese Getränke hinter die Binde gegossen hatte, auch nur einen einzigen logischen, rationalen Entscheid fällen, der dem Wohl der Vereinigten Staaten förderlich war... Elliott Roosevelt der mit seinem Vater an dieser Konferenz teilnahm, sagte, fast jedermann sei betrunken gewesen.“ Charles E. Bohlen, der als Stellvertretender Außenminister sowie als Russisch-Dolmetscher Roosevelts zugegen war, berichtet, einmal habe Stalin persönlich ein Abendessen gegeben: „Die Atmosphäre… war außerordentlich herzlich, und es die Gläser wurden fünfundvierzigmal zum Trinkspruch erhoben.“

Um das Maß vollzumachen, waltete der sterbende Präsident Roosevelt in Jalta als Unterzeichner des „Morgenthau-Plans“, den ein sowjetischer Agent im amerikanischen Finanzministerium (Harry Dexter White) entworfen hatte. Begleitet wurde der Präsident auf dieser weltgeschichtlich entscheidenden Reise von seinem „Sonderberater für politische Angelegenheiten“, einem Funktionär des Außenministeriums namens Alger Hiss, der später ebenfalls als Sowjetagent entlarvt wurde. Dies führte de facto dazu, dass auf beiden Seiten des Verhandlungstisches Vertreter der sowjetischen Regierung saßen; das Resultat der Konferenz war das logische Ergebnis dieser Ausgangslage. Was Churchill betraf, so setzte dieser seine Bemühungen, zumindest einen Teil Zentraleuropas sowie des Balkans vor der kommunistischen Knechtschaft zu bewahren, bis zum Vorabend des Gipfeltreffens von Jalta fort. Vor seinem Eintreffen auf der Krim schaltete er einen Zwischenhalt in Malta ein, wo er sich mit Roosevelt traf und diesem ein weiteres Mal eine gemeinsame Operation im Mittelmeerraum vorschlug. General Marshall erstickte die Diskussion im Keim, indem er denselben rüden Ton anschlug wie 1942 und „erklärte, wenn der britische Plan gutgeheißen werde, werde er Eisenhower klarmachen, dass seine Tage als Oberkommandant der westalliierten Streitkräfte gezählt seien“ (R. Sherwood, Roosevelt and Hopkins).

Einen Monat vor der Konferenz von Jalta hatte Churchill dem amerikanischen Präsidenten ein Telegramm folgenden Inhalts zugestellt: „Gegenwärtig scheint mir, das Ergebnis dieses Krieges könnte noch enttäuschender ausfallen als dasjenige des letzten.“ 1940 hatte er noch von der „größten Stunde“ Englands geschwärmt und vor seinem Amtsantritt als Premierminister geschrieben: „Zur Zeit einer nationalen Krise, wenn man zu wissen glaubt, was für Befehle erteilt werden müssen, ist es ein Segen, Macht zu besitzen.“ Mittlerweile war sein Tonfall sehr viel nüchterner geworden. Er wusste inzwischen, über wie wenig Macht die „diktatorisch regierenden Premierminister“ in Wirklichkeit verfügen, und durfte bestenfalls hoffen, noch den einen oder anderen Brosamen zu ergattern; der Sieg wurde damals endgültig verschenkt, noch ehe er errungen war.

Was Churchill wusste, und was er Roosevelt mitteilte, war den betrogenen Massen unbekannt. Die lückenlose Kontrolle über die Presse, von der die Protokolle der Weisen von Zion prahlerisch sprechen, hinderte die Öffentlichkeit daran, die Wahrheit zu erfahren, und versetzte sie stattdessen in einen permanenten Rausch der Begeisterung über den angeblich unmittelbar bevorstehenden großen „Sieg“. An diesem Stand der Dinge vermochte Churchills „Macht“ herzlich wenig zu ändern. Einige Monate zuvor, am 23. August 1944, hatte er seinem Informationsminister folgende Frage gestellt: „Wird gezielt dafür gesorgt, dass die Öffentlichkeit nichts über den Todeskampf Warschaus erfährt, den die Zeitungen anscheinend praktisch totschweigen?“ (Triumph and Tragedy). Sofern die Frage ehrlich gemeint war (und man erhält durchaus den Eindruck, dass dies der Fall war), wusste Churchill tatsächlich nicht, was ihm jeder beliebige unabhängige Journalist hätte sagen können: Die Tatsachen wurden in der Tat „totgeschwiegen“! Was für eine Antwort er bekam (falls er überhaupt einer solchen gewürdigt wurde), teilt Churchill seinen Lesern nicht mit.

Mit dem „Todeskampf“, von dem der britische Premierminister sprach, war der heldenhafte Aufstand der von General Bor geleiteten polnischen Untergrundarmee gegen die Deutschen gemeint, der zu einem Zeitpunkt stattfand, wo die Rote Armee auf Warschau marschierte. Der sowjetische Vormarsch wurde auf Weisung aus Moskau sofort gestoppt, und Stalin verbot britischen und amerikanischen Flugzeugen die Nutzung sowjetischer Flugplätze zwecks Unterstützung der Polen. „Ich traute meinen Augen nicht, als ich diese grausame Antwort las“, schrieb Churchill später. Er bedrängte Roosevelt, die amerikanischen Flugzeuge ohne Genehmigung auf den betreffenden Flugplätzen landen zu lassen, da Stalin „es nie wagen würde, auf sie schießen zu lassen“. Der US-Präsident lehnte ab, und die Polen standen Hitlers SS-Truppen alleine gegenüber. Rund 200.000 von ihnen kamen bei den Kämpfen um; weitere 350.000 wurden aus der Stadt ausgesiedelt. Nach achtwöchigem Widerstand strahlte Radio Warschau folgende letzte Botschaft aus: „Die bittere Wahrheit ist folgende: Wir wurden schlechter behandelt als Hitlers Satelliten, schlimmer als Italien, schlimmer als Rumänien, schlimmer als Finnland… Gott ist gerecht, und in Seiner Allmacht wird Er alle jene strafen, die für dieses furchtbare Unrecht gegenüber der polnischen Nation verantwortlich sind.“ Fünfeinhalb Jahre zuvor, im März 1939, hatte es in einer tschechischen Rundfunksendung geheißen, das tschechische Volk vermache „seine Trauer dem Westen“, nachdem England und Frankreich keinen Finger gerührt hatten, um den deutschen Einmarsch in der Tschechei zu verhindern.

Im unterwanderten Westen war die Revolution inzwischen bereits derart mächtig geworden, dass Fakten wie die eben erwähnten während des Zweiten Weltkriegs unter den Teppich gekehrt wurden. So stieß Churchill mit seiner Anfrage bei seinem Informationsminister auf eisiges Schweigen. Der „Todeskampf Warschaus“ ereignete sich nur drei Jahre nach der Atlantik-Konferenz, bei der Roosevelt eine Erklärung unterzeichnet hatte, laut der „souveräne Rechte und Selbstbestimmung jenen zurückerstattet werden sollten, denen sie geraubt worden sind“.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Jalta-Konferenz zu sehen, bei der Roosevelt – ein Mann, der mit einem Fuß im Grabe stand – bei seinem ersten Gespräch mit Stalin erklärte, er sei „gegenüber den Deutschen blutrünstiger gesinnt als noch vor einem Jahr“ und hoffe, Stalin werde „abermals auf die Hinrichtung von 50.000 Offizieren der deutschen Armee anstossen“. Mit dem Wort „abermals“ spielte Roosevelt auf die Teheraner Konferenz von November/Dezember 1943 an, als Stalin einen solchen Trinkspruch ausgebracht hatte, worauf Churchill erbost protestierte und den Raum verliess. Roosevelt hatte darauf vorgeschlagen, lediglich 49.500 deutsche Offiziere zu erschiessen, und sein Sohn Elliott hatte hinzugefügt, er hoffe, „Hunderttausende“ würden in der Schlacht niedergemäht. „Onkel Joe“ hatte sich darauf freudestrahlend erhoben und den Präsidentensohn umarmt.

Dass Roosevelt Stalin in Jalta aufforderte, seinen Teheraner Trinkspruch zu wiederholen, war zweifellos als Nadelstich gegen Churchill gedacht, den der US-Präsident mittlerweile offenbar als Gegner betrachtete. Schon in Teheran hatte er sich im Gespräch mit seinem Sohn Elliott wie folgt geäußert: „Unglücklicherweise denkt der Premierminister zu viel an die Nachkriegszeit und die künftige Position Englands; er fürchtet sich davor, die Russen allzu stark werden zu lassen.“ Auch gegenüber Stalin hatte der amerikanische Präsident kein Hehl aus seiner Unzufriedenheit mit Churchill gemacht und ihm gegenüber einmal die Bemerkung fallen lassen, er werde ihm nun „etwas Vertrauliches“ mitteilen, was er „nicht in Gegenwart von Premierminister Churchill“ zu sagen wünsche. Zu den Dingen, die Roosevelt nicht in Churchills Gegenwart aussprechen mochte, gehörte folgendes: Die Distanz zwischen den amerikanischen und den sowjetischen Streitkräften sei inzwischen bereits so stark geschrumpft, dass sie unmittelbar Kontakt miteinander aufnehmen könnten; er, Roosevelt, hoffe, General Eisenhower werde fortan direkt und nicht, wie in der Vergangenheit, auf dem Umweg über die Stabschefs in London und Washington mit dem sowjetischen Stab kommunizieren können. (Diesen Wunsch äußerte Roosevelt am 4. Februar 1945.)

Dies liefert eine logische Erklärung dafür, dass es der Roten Armee erlaubt wurde, Wien, Berlin und Prag zu besetzen. Im März, April und Mai 1945 kommunizierte General Eisenhower in der Tat direkt mit Moskau, unterbreitete der Sowjetführung seine Pläne und erklärte sich bereit, die alliierten Heere westlich der erwähnten drei Städte Halt machen zu lassen. Churchills Proteste gegen dieses Vorgehen verhallten ungehört.

Stalin schlug kein zweites Mal vor, 50.000 deutsche Offiziere zu erschießen. Das Protokoll der Verhandlungen in Jalta liefert Aufschluss darüber, dass er den ihm von Roosevelt vertraulich unterbreiteten Anregungen recht reserviert begegnete (beispielsweise dem Vorschlag, die Briten sollten Hongkong aufgeben). Das Bild, das diese Dokumente von ihm vermitteln, ist das eines Mannes, der sich würdevoller verhielt und sich bei seinen Äußerungen mehr Zurückhaltung auferlegte als der amerikanische Präsident. Der Grund hierfür mag einerseits darin liegen, dass Roosevelts hartherzige und zynische Bemerkungen beim Leser starken Widerwillen hervorrufen; andererseits mag es Stalin schwer gefallen sein, zu glauben, dass das Staatsoberhaupt der USA die Erweiterung der sowjetischen Einflussphäre so vorbehaltlos begrüßte, und er mag dahinter eine Falle gewittert haben. Dies würde seine Zurückhaltung erklären. Jedenfalls erweckt der Mörder von Millionen Menschen bei der Lektüre dieser Seiten einen weniger abstoßenden Eindruck als sein Besucher.

Der Lackmustest dafür, ob die Westmächte noch ein Minimum an Ehrgefühl besaßen, war die Behandlung Polens. Immerhin hatte die gemeinschaftliche Invasion dieses Landes durch die Nationalsozialisten und die Sowjets den Anstoß zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gegeben, und als Roosevelt und Churchill im August 1941 feierlich beteuerten, die ihrer Souveränität und ihres Selbstbestimmungsrechts beraubten Länder müssten beides zurückerhalten, hatten sie sicherlich vor allem an Polen gedacht. Zum Zeitpunkt des Gipfeltreffens von Jalta, als das Kriegsende in greifbare Nähe gerückt war (tatsächlich sollten die Kämpfe nur noch zehn Wochen dauern), war Polen de facto bereits an die Revolution ausgeliefert worden; der Verrat an den Aufständischen von Warschau ließ keine andere Interpretation zu, und Roosevelts Anweisung an Eisenhower, seine Pläne im Voraus den Sowjets zu unterbreiten, war nur noch das Tüpfelchen auf dem i. Dies hieß, dass Polen, und mit ihm sämtliche europäischen Länder östlich und südöstlich von Berlin, dem Expansionsdrang der Sowjetunion und der Revolution preisgegeben wurden.

Obgleich Churchill immer noch vage hoffte, den totalen Triumph der UdSSR verhindern zu können, wurde spätestens bei der Konferenz von Jalta klar, dass ein solcher unmittelbar bevorstand. Dass auch Churchill diese Entwicklung schließlich akzeptierte, setzte der westlichen Kapitulationspolitik die Krone auf. Diese Tatsache ließ sich auch durch die Ausrede nicht aus der Welt schaffen, lediglich die Hälfte Polens würde den Sowjets preisgegeben; der polnische Staat würde durch die deutschen Ostgebiete entschädigt, und in dem neuen Polen würden schon bald „freie Wahlen“ stattfinden. Dies war reine Heuchelei, denn jedermann wusste, dass ganz Polen, einschließlich der ihm zugeschlagenen deutschen Gebiete, von dem nazistischen Regen in die kommunistische Traufe geraten würde und dass die Armeen der Westalliierten absichtlich zurückgehalten wurden, um diese Entwicklung abzusichern.

Als Roosevelt in Jalta um die Erlaubnis bat, „die polnische Frage aufs Tapet zu bringen“, hatte er die hehren Prinzipien der Atlantik-Charta längst über Bord geworfen. Er begann seine Ausführungen mit dem Hinweis darauf, dass es in den USA sechs oder sieben Millionen Polen gebe, wodurch er zu erkennen gab, dass seine einzige Sorge das Wahlverhalten der polnischstämmigen Amerikaner und nicht die Zukunft Polens war. Anschließend schlug er vor, die polnischen Territorien östlich der Curzon-Linie an die UdSSR anzugliedern, wobei er folgende, höchst befremdliche Bemerkung fallen ließ: „Die meisten Polen wollen ihr Gesicht wahren, wie die Chinesen.“ Viele Beobachter haben darauf hingewiesen, dass Roosevelts Erklärungen nicht immer logisch waren; er unterließ es denn auch wohlweislich zu erläutern, wie sich der Verlust polnischer Gebiete mit einer Politik vereinbaren ließ, die es den Polen erlaubte, „ihr Gesicht zu wahren“. Roosevelt war von seinen „Berater“ gründlich bearbeitet worden, ehe er diesen Vorschlag machte. Edward Stettinius, der von Ende 1944 bis Mitte 1945 US-Aussenminister war, aber allem Anschein nach kaum irgendeinen Einfluss auf die Politik des Präsidenten hatte, erinnerte sich, dass ihn Roosevelt gebeten hatte, einen Juristen herbeizurufen, der ihm bei der Formulierung seines Standpunkts bezüglich der polnischen Grenzen behilflich sein solle. „Ich ließ Alger Hiss kommen“, hielt Stettinius lapidar fest.

Churchill stand nun allein auf weiter Flur. Ein letztes Mal beschwor er die erhabenen Grundsätze und Ziele, um deren willen sein Land in den Zweiten Weltkrieg eingetreten sei: „Um eines freien und souveränen Polens willen sind wir in den Krieg gegen Deutschland eingetreten. Jeder der hier Anwesenden weiß, dass wir auf diesen Krieg nicht vorbereitet waren und dass er uns um ein Haar unsere Existenz als Nation gekostet hätte. Großbritannien hatte in Polen keine materiellen Interessen. Das einzige, was für Großbritannien auf dem Spiel steht, ist seine Ehre, weil wir das Schwert gezogen haben, um Polen gegen Hitlers brutalen Angriff beizustehen. Ich werde mich nie mit einer Lösung abfinden, die keinen freien und souveränen polnischen Staat vorsieht.“ Als der Druck, den Roosevelt und Stalin gemeinsam auf ihn ausübten, allzu stark wurde, warf Churchill jedoch das Handtuch: „Ich würde sagen, dass die britische Regierung in der Grenzfrage vollständig klein bei gegeben hatte; sie hatte den sowjetischen Standpunkt übernommen und sich zu seiner Fürsprecherin gemacht… Großbritannien würde sich der Anklage gegenübersehen, die polnische Sache verraten zu haben.“

Tatsache ist, dass Churchill zu guter Letzt mit Stalin und Roosevelt ein gemeinsames Protokoll unterzeichnete. Während in London eine pompöse „Siegesparade“ stattfand, blieben die polnischen Soldaten, die als erste gegen Hitler gekämpft hatten, trauernd in ihren Unterkünften zurück.

Somit war die böse Tat vollbracht. Anstatt in den Genuss von Redefreiheit und Glaubensfreiheit, Freiheit vor Not und Freiheit vor Furcht zu gelangen, wurden die Völker Osteuropas einem Regime unterworfen, dessen Markenzeichen Geheimpolizei und Konzentrationslager waren – Dinge, die Hitler in der Nacht des Reichstagsbrandes zuerst eingeführt hatte. Es mochte den Anschein machen, tiefer könnten die Westmächte moralisch nicht sinken, doch dies war ein Irrtum; sie sanken in der Tat noch tiefer. Nach den Bestimmungen des in Jalta unterzeichneten „Protokolls über deutsche Reparationen“ wurde das Grundprinzip des sowjetischen Terrorismus, die Sklavenarbeit, legitimiert und auf das deutsche Volk ausgedehnt, denn dieses Dokument ermächtigte „die drei Regierungen“ ausdrücklich, von Deutschland Reparationen in Form des Einsatzes deutscher Arbeitskraft zu fordern.

Einem Zusatzabkommen zufolge verpflichteten sich die Westalliierten, sämtliche in ihrem Einflussbereich befindlichen sowjetischen Soldaten als „Deserteure“ in die UdSSR abzuschieben. Wie dieses Abkommen in die Praxis umgesetzt wurde, ist akribisch dokumentiert worden. Welche Auswirkungen es für viele Menschen nach sich zog, hat ein englischer Armeegeistlicher, James B. Chuter, in seinem 1954 erschienenen Buch CaptivityCaptive eindrücklich geschildert. Zusammen mit 4.000 anderen Briten hatte Chuter in einem Kriegsgefangenenlager gesessen. Kurz vor Kriegsende setzten sich die deutschen Bewacher ab, so dass die Kriegsgefangenen das Lager verlassen und sich zu den vorrückenden alliierten Truppen durchschlagen konnten. Hier Chuters Bericht:

„Am östlichen Ufer der Mulde hatte eine riesige Menschenmenge Quartier bezogen… Für Zehntausende von Flüchtlingen, die an uns vorbeigezogen waren, war dies die Endstation. Die Amerikaner hatten mit den Russen vereinbart, dass sie an der Mulde Halt machen würden, während die Russen vormarschierten. Außer deutschem Militärpersonal und alliierten Kriegsgefangenen erlaubten die Amerikaner niemandem, den Fluss zu überqueren. Von Zeit zu Zeit stürzte sich ein Verzweifelter in die Fluten, in der vergeblichen Hoffnung, den gefürchteten Russen zu entkommen, deren Eintreffen unmittelbar bevorstand. Um solche Zwischenfälle zu vermeiden und zu verhindern, feuerten die Amerikaner am Westufer gelegentlich Maschinengewehrsalven ab. Es war dies eine unmissverständliche Warnung an all jene, die sich mit dem Gedanken trugen, den Fluss zu durchqueren.“

So also sah das Ergebnis des Zweiten Weltkriegs aus: Churchill und Roosevelt, die beiden Unterzeichner der Atlantik-Charta von 1941, setzten gemeinsam mit Stalin ihre Unterschrift unter ein Dokument, in dem es hieß: „Mit dieser Erklärung bekunden wir abermals unseren Glauben an die Prinzipien der Atlantik-Charta.“

Noch ein pikantes Detail zum Gipfeltreffen von Jalta: Am Abend vor seinem Abflug nach Saudiarabien, wo eine Begegnung mit König Ibn Saud auf dem Programm stand, traf sich Roosevelt ein letztes Mal unter vier Augen mit Stalin. Dabei eröffnete ihm der Sowjetdiktator, die Judenfrage sei „sehr schwierig“. Die Regierung der UdSSR habe versucht, in Birobidschan eine nationale Heimstatt für die Juden zu schaffen, doch diese seien nur zwei oder drei Jahre dort geblieben und seien dann in die Städte abgewandert. Im Stile eines Mannes, der Mitglied in einem exklusiven Klub ist und als selbstverständlich annimmt, dass sein Gastgeber diesem ebenfalls angehört, erwiderte Roosevelt, er sei ein Zionist, und fragte Stalin, ob er auch einer sei.

Der Wortwechsel zwischen Stalin und Roosevelt erweckt beim Leser den Eindruck, hier hätten zwei Männer nach langem gegenseitigem Abtasten endlich Tacheles geredet. Stalin erwiderte, im Prinzip sei er auch Zionist, doch seien hiermit viele Schwierigkeiten verbunden. Abermals gewinnt man hier den Eindruck, der georgische Bankräuber habe sich weit staatsmännischer verhalten und sich größere Zurückhaltung auferlegt als irgendwelche westlichen Politiker der letzten vierzig Jahre, denn von letzteren hat im Zusammenhang mit dem Zionismus keiner je von „Schwierigkeiten“ gesprochen. (Churchill pflegte jeden Hinweis auf die Schwierigkeiten, die der Zionismus heraufbeschwor, als „antijüdisch“ und „antisemitisch“ abzutun.) Damit war die Diskussion über das Thema noch nicht zu Ende, auch wenn ihre Fortsetzung im offiziellen Protokoll nicht verzeichnet ist. Stalin wollte von Roosevelt unter anderem wissen, ob er König Ibn Saud irgendwelche Konzessionen zu machen gedenke, worauf der amerikanische Präsident erwiderte, die einzige Konzession, zu der er möglicherweise bereit sei, bestehe darin, „Ibn Saud die sechs Millionen Juden zu schenken, die in den USA leben“. (Diese Antwort ist verbürgt, wurde jedoch aus dem offiziellen Konferenzprotokoll getilgt.)

Mit Ausnahme des eben angeführten sind all diese Zitate der offiziösen Publikation The Conferences at Malta and Yalta, 1945 entnommen, die das US-Außenministerium am 16. März 1955 publiziert hat. Am folgenden Tag prangten in den Zeitungen Schlagzeilen wie die folgende: „Entsetzen und Schock in den Hauptstädten der Welt über die Enthüllung der Geheimnisse von Jalta“ (Montreal Star). Dies war pure Augenwischerei, denn Anno 1955 interessierten sich die Massen keinen Deut mehr für solche Dinge. Die kontrollierte Presse hatte sie längst in einen Zustand der Hilflosigkeit und Verwirrung versetzt, genau wie es die Zionistischen Protokolle von 1905 prophezeit hatten.

Das zehn Jahre nach der Konferenz von Jalta veröffentlichte Protokoll enthält an sich schon genügend Ungeheuerlichkeiten, welche die damaligen westlichen Spitzenpolitiker aufs schwerste belasten, doch sind sie keineswegs vollständig. Sehr viele Passagen (vermutlich die genierlichsten) wurden getilgt; eine davon habe ich eben zitiert. Im Mai 1953 verpflichtete sich das US-Aussenministerium unter dem Druck des Senats, bis Juni 1956 die vollständigen und unzensierten Dokumente sämtlicher zwölf Konferenzen der Kriegszeit zu veröffentlichen, doch als der Mai 1956 hereinbrach, waren einzig und allein die Jalta-Protokolle publiziert, und erst noch in verstümmelter Form. Zwei Funktionäre des Außenministeriums namens Donald M. Dozer und Bryton Barron, die auf eine rasche und vollständige Veröffentlichung sämtlicher Akten beharrt hatten, wurden Anfang 1956 entlassen (Dozer) bzw. frühzeitig in den Ruhestand versetzt (Barron), obschon Präsident Eisenhower im April 1955 erklärt hatte: „Ich erachte es als töricht, irgendwelche Dokumente über den Krieg einschließlich jener, die meine eigenen Fehler belegen, hinter Verschluss zu halten. Alles, was der Öffentlichkeit der Vereinigten Staaten hilft, die Lehren aus den Irrtümern der Vergangenheit zu ziehen und die richtigen Entscheidungen für die Gegenwart zu treffen, sollte veröffentlicht werden.“

Vor seiner vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand wurde Bryton Barron auf massivste Weise unter Druck gesetzt, um seine Einwilligung zur Vernichtung wichtiger Dokumente zu erzwingen. Er teilte seinen Vorgesetzten mit, die in Vorbereitung befindlichen Publikationen vermittelten ein verzerrtes, unvollständiges Bild, das die frühere Regierung in unverdient gutem Licht erscheinen lasse und dem amerikanischen Volk völlig falsche Vorstellungen vermittle.

Die Geschichte des Konferenzprotokolls von Jalta beweist, dass die Macht zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin in den Händen jener „fremden Gruppe“ lag, die es während des Krieges fertig gebracht hatte, die Lieferung von Waffen und Ausrüstungsgegenständen, die militärischen Operationen sowie die Außenpolitik ihres Landes in den Dienst der Revolution zu stellen, um deren Ausdehnung zu fördern. Diese fremde Gruppe war auch weiterhin imstande, den Präsidenten an der Einlösung öffentlich gegebener Versprechen zu hindern und dem Willen des Kongresses ungestraft zu trotzen. Daran hat sich auch seither nichts geändert. Dies liefert den Beweis dafür, dass die Unterwanderung der amerikanischen Regierung sowie ihrer Ministerien durch die Agenten der Revolution, die mit Roosevelts erstem Amtsantritt im Jahre 1933 begann, auch 1955 ihren Fortgang nahm; die zahlreichen seither erfolgten Enthüllungen hatten keine Kurskorrektur zur Folge gehabt. Unter diesen Umständen ist zu befürchten, dass die Ressourcen Amerikas in einem künftigen dritten Krieg ebenfalls zur Verwirklichung eines langfristigen Plans zur Errichtung einer weltweiten kommunistischen Diktatur missbraucht werden könnten (wir erinnern daran, dass Lenin prophezeit hatte, ein dritter Weltkrieg werde dem Kommunismus global zum Durchbruch verhelfen). Nach einem neuen Pearl Harbour würde die betrogene Masse dann abermals Demagogen auf den Leim gehen und sich für „hohe Ideale“ ereifern, doch das Ergebnis des Krieges würde in direktem Gegensatz zu diesen Idealen stehen.

Die Unterwanderung des Westens beschränkte sich keinesfalls auf die Vereinigten Staaten von Amerika, sie machte vor keinem westlichen Staat halt. Wenn wir uns in diesem Kapitel auf die Analyse der Vorgänge in den USA konzentrieren, dann darum, weil Amerika dermaßen stark und reich ist, dass der Gebrauch – oder Missbrauch – seiner Stärke und seines Reichtums den Ausschlag geben wird. Doch in Großbritannien, dem Mutterland der englischsprachigen Nationen in Übersee, und in den beiden größten dieser Nationen – Kanada und Australien – verlief die Entwicklung ganz ähnlich.

Schon bald nach Kriegsende wurde das Ausmaß der kommunistischen Subversion in Kanada enthüllt. Die kanadische Regierung ordnete darauf umfangreiche Untersuchungen an, deren Ergebnisse der Öffentlichkeit in vollem Ausmaß bekannt gemacht wurden und den Anstoß zu Ermittlungen in Amerika, England und Australien gaben; freilich wurden letztere in diesen drei Ländern längst nicht so energisch geführt wie in Kanada, und die Bevölkerung wurde auch nicht so umfassend informiert. Unter Einsatz seines eigenen Lebens hatte ein Russe die kanadische Regierung darüber in Kenntnis gesetzt, dass ihre Ministerien und Büros von Agenten und Spionen infiltriert waren und dass sich das Zentrum dieses subversiven Netzwerks in der sowjetischen Botschaft in Ottawa befand. (Obgleich solche Enthüllungen in diesem und in anderen Fällen von Russen ausgingen, hetzten die Politiker und die Presse ihre Völker auch weiterhin gegen „die Russen“ auf – als ob das russische Volk nicht selbst zu den Opfern der revolutionären Verschwörung gehörte.)

Dass gerade in Kanada umfangreiche Ermittlungen angeordnet und deren Resultate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, lässt sich vermutlich damit erklären, dass der kanadische Premierminister Mackenzie King zwar ein gewiefter Politiker, doch zugleich ein einfacher Mann war, dessen Hauptinteresse der Kommunikation mit der Geisterwelt galt. Nachdem ihm Dokumente vorgelegt worden waren, welche belegten, dass der sowjetische Überläufer Igor Gusenko die Wahrheit gesagt hatte, war er davon überzeugt, dass sich Kanada in einer so ernsthaften Lage befand wie noch nie zuvor. Er setzte sich unverzüglich mit Roosevelts Nachfolger Harry Truman sowie Churchills Nachfolger Clement Attlee in Verbindung und wies sie warnend darauf hin, dass die Situation diesen Dokumenten zufolge in den USA und England noch bedrohlicher war als in Kanada.

Zum damaligen Zeitpunkt hatten die von Whittaker Chambers erbrachten dokumentarischen Beweise für die Existenz eines sowjetischen Netzwerks im US-Außenministerium, in dessen Zentrum Alger Hiss saß, zwei amerikanischen Präsidenten seit sechs Jahren vorgelegen, waren von ihnen jedoch ignoriert worden. Noch drei Jahre später bezeichnete Truman dergleichen Enthüllungen als „Ammenmärchen“. Die Entlarvung von Alger Hiss und seinen Kumpanen erfolgte bei einem Prozess, der nur darum zustande gekommen war, weil eine Handvoll Patrioten, darunter der spätere Vizepräsident Richard Nixon, ihre Regierung gezwungen hatten, mit der Wahrheit herauszurücken. Auf die Hiss-Affäre folgte eine Fülle weiterer Enthüllungen, und es kamen Beweise dafür ans Licht, dass es in den amerikanischen Ministerien auf allen Stufen nur so von sowjetischen Wühlmäusen wimmelte. Zu diesem Thema gibt es inzwischen so viele Bücher, dass wir sie unmöglich alle erwähnen und zusammenfassen können; sie sind im höchsten Maße beweiskräftig, und viele von ihnen stammen aus offiziellen Quellen, denn nach langem Sträuben sah sich die US-Regierung genötigt, zumindest einen Teil der Fakten publik zu machen.

In England blieb die Regierung ungeachtet der Warnungen des kanadischen Premierministers sechs Jahre lang untätig und leitete keinerlei Schritte ein, um die von einem so erfahrenen Staatsmann wie Mackenzie King enthüllte Gefahr zu bekämpfen. Dann, Anno 1951, geschah folgendes: Zwei Beamte des Außenministeriums – ein älterer, erfahrener, sowie ein junger, aber bereits in eine verantwortungsvolle Position aufgerückter Mann – „verschwanden“ plötzlich. Später wurde bekannt, dass sie sich nach Moskau abgesetzt hatten, weil sie fürchteten, entlarvt zu werden wie Alger Hiss in Amerika. Beide Männer waren als zwielichtige Charaktere bekannt; dass sie im Außenministerium Karriere gemacht hatten, war nur dadurch möglich geworden, dass irgendjemand seine schützende Hand über sie gehalten hatte. Während der folgenden vier Jahre weigerte sich die britischen Regierungen, die sozialistische ebenso wie die konservative, beharrlich, öffentliche Untersuchungen durchzuführen oder der Öffentlichkeit irgendwelche Einzelheiten über den Skandal bekanntzugeben; sie begnügten sich mit der dürren Erklärung, es werde „in allen Richtungen ermittelt“. 1955 gab das englische Außenministerium dann plötzlich bekannt, dass die beiden Männer schon seit 1949 (also zwei Jahre vor ihrer Flucht in die UdSSR!) im Verdacht gestanden hatten, Geheiminformationen an die Sowjets weiterzuleiten. Dieses Eingeständnis kam übrigens keineswegs spontan zustande, sondern erfolgte, nachdem Wladmir Petrow von der sowjetischen Botschaft in Canberra (also abermals ein Russe!) die Seiten gewechselt und enthüllt hatte, dass diese beiden Männer, Guy Burgess und Donald MacLean, bereits zwei Jahrzehnte zuvor, in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre, als Studenten an der Universität Cambridge von den Sowjets für Spionagedienste angeheuert worden waren. Die Umgarnung junger, unerfahrener und leicht verführbarer Männer wird schon in den Weishaupt-Dokumenten und später in den Protokollen der Weisen von Zion als erfolgversprechende Strategie empfohlen; der Fall Alger Hiss in den USA stellte eine exakte Parallele zu den Fällen Burgess und MacLean in Großbritannien dar. Unmittelbar nach dem verspäteten Eingeständnis des britischen Außenministeriums wurden die beiden Spione in Moskau bei einer internationalen Pressekonferenz stolz als Beamte des sowjetischen Außenministeriums vorgeführt (was die britische Regierung freilich nicht daran hinderte, die Kreml-Bosse Chruschtschow und Bulganin schon bald darauf nach London einzuladen).

Die Enthüllungen Petrows brachten eine Lawine ins Rollen. In Australien, dem vierten großen englischsprachigen Land, in dem die Agenten der Revolution ihre Tentakel ausgeworfen hatten, wurde eine aus drei Richtern bestehende Königliche Untersuchungskommission ins Leben gerufen. Die von ihr durchgeführten Ermittlungen waren und blieben die einzigen, die sich mit der neun Jahre zuvor in Kanada erfolgten vergleichen lassen, und fielen sie recht gründlich aus. In dem am 14. September 1955 erschienenen öffentlichen Bericht hieß es, die Sowjetbotschaft in Canberra habe ab 1943 „in Australien eine Spionageorganisation kontrolliert und geleitet“; sowjetische Spione seien auf australischem Boden weiterhin über Untergrundagenten tätig, die als Immigranten ins Land gelangt seien. Der australische Außenminister R. Casey hielt damals fest, im Beamtenapparat seines Landes gebe es „ein Nest von Verrätern“. Seine Worte bestätigten, was Mackenzie King ein Jahrzehnt zuvor gesagt hatte, und lieferten den Beweis dafür, dass während dieses Jahrzehnts in keinem der vier betroffenen Staaten irgendwelche ernstzunehmenden Maßnahmen erfolgt waren, um der tödlichen Gefahr Herr zu werden.

Einer der Hauptgründe hierfür lag darin, dass (mit einer Ausnahme) sämtliche von Regierungen, Parlamenten und Justizbehörden eingeleiteten Ermittlungskommissionen die Öffentlichkeit statt mit Informationen vorwiegend mit Desinformation belieferten, indem sie sich auf den – in Wahrheit nebensächlichen – Aspekt der Spionage konzentrierten. Dass Großmächte seit jeher versucht haben, mit Hilfe von Spionen und Agenten militärische und andere Geheimnisse in Erfahrung zu bringen, ist allgemein bekannt, so dass nicht einmal das bedrohliche Ausmaß der bekannt gewordenen sowjetischen Spionagetätigkeit die Massen sonderlich in Wallung zu versetzen vermochte. Man war allgemein der Ansicht, hierfür sei die Spionageabwehr zuständig.

Somit lenkten die Untersuchungskommissionen die Allgemeinheit von der wirklichen Gefahr ab. Diese bestand nicht im Diebstahl von Dokumenten, sondern darin, dass die Revolution durch ihre Agenten die Politik der westlichen Staaten auf höchster Ebene kontrollierte. Ansonsten wäre es nie möglich geworden, dass die UdSSR nicht nur ungeheuer umfangreiche Lieferungen von Waffen und Ausrüstungsgegenstände sowie massive Finanzhilfe erhielt, sondern dass darüber hinaus die Planung militärischer Operationen sowjetischen Interessen untergeordnet wurde und westliche Spitzenpolitiker dem revolutionären Staat bei Gipfeltreffen Zugeständnisse machten, die seine maximale territoriale Ausdehnung und militärische Stärkung zur Folge hatten.

Erst dank dem Hiss-Prozess sowie den durch diesen ausgelösten zahlreichen weiteren Ermittlungen kamen diese Fakten wenigstens teilweise ans Licht. Es stellte sich heraus, dass die Agenten der Revolution in den Spitzenpositionen der politischen Macht hockten, was ihnen die Möglichkeit bot, die Politik der betreffenden Nationen zu beeinflussen und deren Ressourcen in den Dienst des revolutionären Staates zu stellen. Die kommunistischen Agenten haben der UdSSR geheime Dokumente geliefert, doch aus sowjetischer Sicht war dies längst nicht ihr Hauptverdienst. Weitaus schwerer fiel ins Gewicht, dass sie maßgeblich zur Gestaltung der politischen Landkarte beitrugen, der sich Europa – und die Welt – heute gegenübersieht.

Eine Schlüsselrolle bei dieser Entwicklung spielten Alger Hiss und Harry Dexter White. Nach Abschluss seiner Universitätsstudien in den dreißiger Jahren machte Hiss in den USA ebenso rasch Karriere wie sein Gegenstück Donald MacLean in England. 1939 wurde er von einem anderen ehemaligen Kommunisten, der sich nach dem gemeinsamen Angriff Hitlers und Stalins auf Polen vom Kommunismus losgesagt hatte, als Sowjetagent entlarvt – was die beiden amerikanischen Präsidenten Roosevelt und Truman freilich nicht daran hinderte, ihn weiterhin emsig zu protegieren. In Jalta gehörte er zu Roosevelts Entourage (auch bei separaten Treffen mit Stalin), und die Auslieferung Osteuropas an die Revolution ist untrennbar mit seinem Namen verbunden; hieran ließ sein Prozess, der ein grelles Licht auf seine Aktivitäten warf, keine Zweifel. Die internationale Verschwörergruppe, die während jener chaotischen Zeit die Fäden zog, brachte ihm so großes Vertrauen entgegen, dass er im April 1945 zum ersten Generalsekretär der in San Francisco gegründeten Vereinten Nationen ernannt wurde. Somit stand ein Agent der Revolution Pate, als die UNO das Licht der Welt erblickte!

Wie entscheidend die Rolle war, die Hiss in Jalta gespielt hat, lässt sich einigen aufschlussreichen Zitaten entnehmen. Der nominelle Außenminister Edward Stettenius erteilte dem Personal seines Ministeriums an Vorabend der Konferenz folgende Anweisung: „Sämtliche für den Präsidenten bestimmten Memoranden, die beim Treffen der Grossen Drei erörtert werden sollen, sollten nicht später als Montag den 15. Januar in den Händen von Herrn Hiss sein.“ Hiss erhielt also freien Zugang zu den Dokumenten, die das Außenministerium für Roosevelt erstellt hatte und in denen es um die Fragen ging, von denen man annahm, dass sie beim Gipfel von Jalta zur Sprache kommen würden. Der ehemalige Aussenminister James F. Byrnes, der als Direktor des Amtes für Kriegsmobilisierung in Jalta zugegen war, äußerte sich wie folgt:

„So weit ich sehen konnte, hatte sich der Präsident nur sehr oberflächlich auf die Jalta-Konferenz vorbereitet… Erst am Tag vor unserem Zwischenhalt in Malta erfuhr ich, dass wir ein außerordentlich umfangreiches Dossier mit vom Außenministerium erstellten Memoranden und Empfehlungen an Bord hatten… Später, als ich einige dieser hervorragenden Memoranden zu Gesicht bekam, bedauerte ich aufs lebhafteste, dass wir sie während unserer Seefahrt nicht studiert hatten. Ich bin sicher, dass dieses Versäumnis auf die Krankheit des Präsidenten zurückging.“

Die von den professionellen Experten im Außenministerium entworfenen Memoranden enthielten Ansichten über die künftigen Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion, die in Roosevelts Äußerungen bei der Jalta-Konferenz keinen Widerhall fanden – was angesichts der Tatsache, dass er diese Dokumente nicht studiert hatten, nur natürlich war. De facto wurde die amerikanische Regierungspolitik in Jalta von Alger Hiss formuliert. Außenminister Stettenius hielt fest, dass Hiss bei den offiziellen Konferenzen stets „hinter dem Präsidenten“ stand und dass er, Stettenius, sich vor und nach all diesen Konferenzen mit Hiss „beriet“. In dem (gesäuberten) offiziösen Bericht über das Gipfeltreffen von Jalta wird die Rolle von Hiss nach Kräften heruntergespielt; er enthält lediglich Notizen und Anmerkungen aus seiner Feder, die keinen Aufschluss darüber verleihen, dass er in der Verschwörung eine Schlüsselposition innehatte. Bryton Barron, einer der beiden Historiker des Außenministeriums, die den Laufpass bekamen, weil sie sich geweigert hatten, die Geschichte zu verfälschen und offizielle Informationen unter den Teppich zu kehren, erklärte im Februar 1956 in Chicago öffentlich, wenn er dazu die Erlaubnis besäße, könne er „von Zwischenfällen berichten, welche die Macht von Hiss unter Beweis stellen… und zeigen, dass er auf höchster Ebene operierte“. Barron fügte hinzu, in der offiziösen Publikation fehlten Hinweise auf viele seiner „bedeutsamsten Aktivitäten während jener schicksalhaften Konferenz“.

Ende 1949 und Anfang 1950 stand Alger Hiss wegen Meineids vor Gericht (wegen Spionage konnte er aufgrund der inzwischen eingetretenen Verjährung nicht mehr angeklagt werden). Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er drei absaß. Dank der Tatsache, dass der Prozess gegen Hiss öffentlich war, ist sein Name bekannter als derjenige von Harry Dexter White, obgleich letzterer laut dem ausgewiesensten Kenner dieser Angelegenheit, Whittaker Chambers, ein womöglich noch höheres Maß an Verantwortung dafür trug, dass die Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika sowjetischen Interessen untergeordnet wurde.

Laut der amerikanischen Presse gibt es keine Geburtsurkunde eines Harry Dexter White, und niemand weiß, wer dieser Mann wirklich war! Henry Morgenthau junior, der als einziger während der ganzen zwölf Roosevelt-Jahre eine Position als Kabinettsminister bekleidete, besorgte „White“ schon 1934 einen Posten im Finanzministerium. Dass er dort ebenso rasch Karriere machte wie Alger Hiss im Außenministerium, deutet darauf hin, dass er ein Günstling einflussreicher Kreise war. Unmittelbar nach Pearl Harbour erhielt er „freie Hand in allen finanzpolitischen Fragen, welche die internationalen Beziehungen betreffen“; später wurde er zu Morgenthaus Stellvertreter ernannt.

All diese Jahre hindurch war dieser Mann, dessen wahre Identität vermutlich für immer ein Geheimnis bleiben wird, ein sowjetischer Agent. Die Beweise hierfür wurden Roosevelt vorgelegt, aber von ihm ignoriert. Whittaker Chambers sagte aus, er habe von White bereits 1935 Geheimdokumente zur Weiterleitung an die Sowjetregierung erhalten. Nachdem sich Chambers 1939 aus Ernüchterung über den Hitler-Stalin-Pakt vom Kommunismus losgesagt hatte, war er bereit, mit Dokumenten herauszurücken, welche die verräterischen Aktivitäten von White (und Hiss) belegten, doch sah er sich dann genötigt, diese Papiere noch weitere neun Jahre lang in ihrem sicheren Versteck zu belassen, ehe er sie schließlich benutzte, um die von Hiss gegen ihn selbst angestrengte Verleumdungsklage zu kontern. Keine Regierungsinstanz hat es je für nötig erachtet, diese Dokumente zu studieren. Anlässlich einer Befragung durch das FBI im Jahre 1941 nannte Chambers den Namen White, ohne dass dies konkrete Maßnahmen zur Folge gehabt hätte: Das FBI vermochte es nicht, irgendeine Regierungsbehörde in dieser Frage zum Handeln zu bewegen, so dass White erst 1948 durch eine private Initiative entlarvt wurde.

Whites erste entscheidende Einflussnahme auf die Politik der USA erfolgte 1941. Laut zwei glaubhaften Experten, dem Harvard-Professor William Langer sowie S. Everett Gleason, dem Mitverfasser des Buchs The Undeclared War, war es White, der das amerikanische Ultimatum vom 26. November 1941 entwarf und Japan hiermit dazu veranlasste, „sich in den Krieg hineinmanövrieren zu lassen, indem es den ersten Schuss abfeuerte“ (so die Formulierung des amerikanischen Kriegsministers Stimson). Dies bedeutet, dass White – vermutlich im Auftrag der Sowjets – maßgeblich dazu beitrug, die USA in den Zweiten Weltkrieg zu verwickeln.

Auch auf die Umstände, unter denen der Krieg zu Ende ging, nahm Harry Dexter White im Auftrag seiner sowjetischen Herren entscheidenden Einfluss. Nach allgemeiner Auffassung stammt der sogenannte Morgenthau-Plan in Wahrheit von ihm. In beiden Fällen wurde die amerikanische Außenpolitik also vom Finanzministerium und nicht etwa vom Außenministerium oder vom Kriegsministerium gestaltet, obwohl der amerikanischen Verfassung zufolge diesen beiden Ressorts in Kriegszeiten die Aufgabe obliegt, unter der Führung des Präsidenten die Außenpolitik des Landes zu lenken. Wie wir bereits gesehen haben, hatte White im Finanzministerium freie Hand in allen Fragen, welche die internationalen Beziehungen betrafen.

Seit dem Zweiten Weltkrieg ist es in den USA allgemein üblich, Harry Dexter White als den Hauptschuldigen für diese verhängnisvolle Politik zu brandmarken, vermutlich weil man sich scheut, die Dinge beim Namen zu nennen und darauf hinzuweisen, dass die Verantwortung letztendlich bei Finanzminister Morgenthau lag, der White zu seinem Stellvertreter gemacht hatte. Im November 1941 hatte Morgenthau das von White entworfene Ultimatum an Japan unterzeichnet, und im September 1944 hatte er seine Unterschrift unter den ebenfalls von White ausgearbeiteten Plan zur Zerstückelung Deutschlands gesetzt. In beiden Fällen hatte Präsident Roosevelt Morgenthaus Entscheidungen abgesegnet. Unter diesen Umständen ist es ein Ding der Unmöglichkeit, White zum alleinigen Sündenbock zu machen; er mag den Anstoß zu diesen Plänen gegeben haben, doch unterschrieben wurden sie von seinem Chef Morgenthau.

Die Entstehungsgeschichte des Morgenthau-Plans, der die Aufgliederung Deutschlands in kleine Provinzen, die Demontage seiner Industrie, die Überflutung seiner Bergwerke sowie seine Umwandlung in ein Weideland vorsah, wurde 1947 vom damaligen Finanzminister Fred Smith geschildert. Diesem zufolge kam der Plan erstmals bei einem Treffen zwischen Eisenhower, Morgenthau und White zur Sprache, die am 7. August 1944 in Eisenhowers Zelt in Südengland stattfand und bei der Smith zugegen war. Damals habe White die Behandlung Deutschlands nach dessen Kapitulation zur Sprache gebracht; Eisenhower habe gesagt, er hoffe, dass man hart mit den Deutschen umspringen werde, denn die gesamte deutsche Bevölkerung sei von „kollektiver Paranoia“ befallen. White habe Eisenhower um die Erlaubnis gebeten, diese Worte öffentlich zitieren zu dürfen, und der General habe zugestimmt. Im Anschluss an diese Unterredung habe Morgenthau den nach ihm benannten Plan formuliert und sich nach London begeben, um sich der Unterstützung Churchills und Edens zu versichern; anschließend sei er nach Amerika zurückgeflogen, um sein Vorhaben Präsident Roosevelt zu unterbreiten.

Schenkt man Fred Smith Glauben, so war das Außenministerium in Washington bis dahin nicht über die Aktivitäten Morgenthaus im Bild. Der Präsident stand dem Plan offenbar skeptisch gegenüber und gründete ein Komitee zu dessen Überprüfung, dem neben Morgenthau auch der Aussen- sowie der Verteidigungsminister angehörten. Dies führte zu „einer Explosion, wie sie sich in den heiligen Hallen des Weißen Hauses noch nicht ereignet hatte“; sowohl Außenminister Hull als auch Kriegsminister Stimson reagierten mit heftiger Ablehnung. Nichtsdestoweniger liess sich Roosevelt bei seinem Treffen mit Churchill in Quebec von Morgenthau begleiten, während Hull und Stimson zu Hause bleiben mussten. Churchill machte kein Hehl aus seiner Verwunderung hierüber, doch unterzeichnete er gemeinsam mit Roosevelt den „Morgenthau-Plan“, der eigentlich „White-Morgenthau-Plan“ hätte heißen müssen.

Somit billigten sowohl Roosevelt (gegen den flammenden Protest der beiden für die Außenpolitik zuständigen Minister) als auch Churchill (ungeachtet seiner zahlreichen anderslautenden Erklärungen) einen Rachefrieden. Beide haben sich später von ihrer Unterschrift distanziert. Churchill sagte, er „bedaure“, den Plan unterzeichnet zu haben, erklärte jedoch nicht, weshalb er dies getan hatte (was James F. Byrnes zu dem zurückhaltenden Kommentar bewog, dies sei „schwer verständlich“). Roosevelt versuchte laut der Darstellung Robert A. Sherwoods (Roosevelt and Hopkins) den Eindruck zu erwecken, er habe seine Unterschrift versehentlich unter ein von verschiedenen Ministerien gemeinsam entworfenes Memorandum gesetzt, ohne dieses überhaupt gelesen zu haben. Hierzu habe er sich von einem „alten, geschätzten Freund“ überreden lassen. Dass es sich bei diesem „Freund“ um Morgenthau handelte, unterliegt keinem Zweifel. Stimson sagte später, der Präsident sei „geradezu erschrocken“ gewesen und habe „schlicht und einfach nicht begriffen“, wie er seine Unterschrift unter ein solches Dokument habe setzen können; er habe dies „offenbar getan, ohne sich große Gedanken darüber zu machen“.

Den Massen wurde vorgegaukelt, man habe den Irrtum rechtzeitig erkannt und den „Morgenthau-Plan“ aufgegeben. In der Tat wurden die deutschen Fabriken nicht demontiert und die deutschen Bergwerke nicht überflutet. Dies änderte jedoch nichts daran, dass der Geist der Rache, der den White-Morgenthau-Plan prägte, trotz allem triumphierte. Morgenthau mochte sich mit seinem (von Roosevelt bei der Jalta-Konferenz in halb scherzhaftem Ton wiederholten) Vorschlag, die „Erzverbrecher“ ohne fairen Prozess hinrichten zu lassen, nicht durchgesetzt haben, aber die nach Kriegsende durchgeführten „Kriegsverbrecherprozesse“ waren für den Westen ein Schandfleck. Die Teilung Deutschlands – die de facto nur einen Bestandteil der Teilung Europas bildete – barg mehr Gefahren in sich als eine Zerstückelung Deutschlands in Provinzen. Vor allem aber kehrte der Westen durch seine Zustimmung zur Sklavenarbeit einen zivilisatorischen Prozess um, der im 19. Jahrhundert begonnen hatte. (Es spricht Bände, dass es die Regierung der USA noch elf Jahre später ablehnte, einer von der International Labour Organization unterbreiteten Konvention zur Ächtung der Sklavenarbeit beizutreten; der Grund lag offensichtlich darin, dass Roosevelt das Jalta-Abkommen unterzeichnet hatte, das unter anderem die Deportation von Deutschen zur Zwangsarbeit vorsah.)

Somit spukt der Geist des verblichenen „Harry Dexter White“ auch weiterhin umher, denn der verhängnisvolle Einfluss, den dieser Sowjetagent sowie seine Helfershelfer auf die amerikanische Regierungspolitik ausgeübt haben, lässt für die Zukunft nichts Gutes ahnen. Nach Kriegsende erfreute sich White der ungebrochenen Wertschätzung des neuen Präsidenten Truman, wurde er doch von diesem zum Vorsitzenden der zwei großen internationalen Konferenzen ernannt, die das Ziel verfolgten, die Nationalstaaten schrittweise abzuschaffen und durch ein „internationales Direktorat“ – also eine Weltregierung – zu ersetzen. Die erste davon war die Gründungskonferenz der Vereinten Nationen, bei der Alger Hiss den Vorsitz führte. Die zweite war die Finanzkonferenz von Bretton Woods, bei der die Weltbank sowie der internationale Währungsfonds aus der Taufe gehoben wurden. Nachdem White diese richtungsweisende Konferenz organisiert hatte, wurde er zum amerikanischen Exekutivdirektor des Internationalen Währungsfond ernannt. Somit war der oberste Repräsentant der US-Regierung bei jeder der beiden Konferenzen, die der Vorbereitung einer Weltregierung dienten, ein sowjetischer Agent!

Ehe Roosevelts Nachfolger Harry Truman „Harry Dexter White“ am 23. Januar 1946 öffentlich zum Organisator der Konferenz von Bretton Woods ernannte, hatte das F.B.I. das Weiße Haus mehrmals über dessen geheime Umtriebe in Kenntnis gesetzt, letztmals am 8. November 1945 mittels einer an den persönlichen militärischen Adjutanten Trumans gerichteten Sonderbotschaft, in der White ohne Umschweife als Agent und Spion gebrandmarkt wurde. Nachdem letzterem die Organisation der Konferenz von Bretton Woods anvertraut worden war, stellte F.B.I.-Chef Edgar Hoover dem Weißen Haus am 1. Februar 1946 eine weitere, unmissverständlich formulierte Warnung zu. Falls Whites Ernennung bestätigt würde, schrieb Hoover, werde er „die Macht haben, die Entscheidungen über sämtliche internationalen finanziellen Vereinbarungen in hohem Maße zu beeinflussen“. Hoovers Warnung verhallte ungehört, und am 1. Mai 1946 wurde Whites Ernennung bestätigt. Siebeneinhalb Jahre später, am 17. November 1953, gab der amerikanische Generalstaatsanwalt Herbert Brownell junior diese Fakten öffentlich bekannt. In seiner Antwort unterließ Truman jeglichen Hinweis auf die Warnung vom November 1945 und hielt fest, dass er die Ernennung Whites bestätigt hatte, nachdem er die im Februar 1946 erhaltene Warnung überprüft hatte!

Im April 1947, kurz vor der Entlarvung von Alger Hiss, trat White „aus Gesundheitsgründen“ von seinem Posten zurück. Im August 1948, als kein Zweifel mehr an seiner Schuld bestand und seine öffentliche Demaskierung nur noch eine Frage der Zeit war, wurde er vor das Komitee zur Untersuchung unamerikanischer Aktivitäten geladen, wo er bestritt, je ein Teilnehmer an der Verschwörung gewesen zu sein. Anschließend wurde ihm privat besonders belastendes Beweismaterial vorgelegt (heute sind diese Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich); drei Tage später wurde er tot aufgefunden und nach jüdischem Ritual bestattet. Ob eine Autopsie vorgenommen wurde, ist ungeklärt, und sein Tod ist auch weiterhin nicht minder mysteriös als seine Herkunft.

Fast sieben Jahre später, am 3. Januar 1955, berichtete das Kongresskomitee für innere Sicherheit:

    1. Alger Hiss, Harry Dexter White und ihre Helfer in der kommunistischen Untergrundbewegung innerhalb der Regierung besaßen während des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach die Macht, tiefgreifenden Einfluss auf die amerikanische Politik und die Politik de internationalen Organisationen auszuüben.“ (Die letzten Kriegs- sowie die ersten Nachkriegsjahre waren die entscheidende, brandgefährliche „Periode der Verwirrung, von der ich früher gesprochen habe.)
    2. Sie hatten die Macht, tiefgreifenden Einfluss auf die Schaffung sowie die Operationen der Vereinten Nationen mitsamt ihrer Sonderagenturen auszuüben.
    3. Diese Macht beschränkte sich nicht auf die offiziell von ihnen bekleideten Ämter. Sie äußerte sich darüber hinaus darin, dass sie Zugang zu höher gestellten Beamten sowie Einfluss auf diese hatten, und dass sie die Möglichkeit besaßen, Informationen, von denen die Politik ihrer Vorgesetzten abhängen konnte, diesen vorzulegen oder vorzuenthalten.
    4. Hiss, White und eine beträchtliche Anzahl ihrer Kollegen, welche die amerikanische Außenpolitik sowie die Politik internationaler Organisationen in kritischen Jahren mitgestalteten, sind als geheime kommunistische Agenten entlarvt worden.

Hier könnte man der Versuchung erliegen, erleichtert aufzuseufzen und „Ende gut, alles gut!“ auszurufen, doch wäre ein solcher Optimismus nichts als Selbsttäuschung. Gewiss, in früheren Zeiten hätte die Enthüllung und Bekanntmachung eines solchen Skandals seitens einer vom Parlament ernannten Untersuchungskommission erstens rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen und zweitens Maßnahmen zur Verhütung einer Wiederholung dieser Vorkommnisse zur Folge gehabt. Da ich mich damals in den USA aufhielt, kann ich jedoch bezeugen, dass kaum Lehren aus diesen Geschehnissen gezogen wurden. Der Hauptgrund dafür war, dass der gesamte Prozess der Untersuchungen und Enthüllungen von einer intensiven Pressekampagne begleitet wurde, die sich nicht etwa gegen die Schuldigen und die Verschwörung, sondern gegen die Ermittler und Enthüller richtete.

Hier wiederholte sich die Geschichte der Periode nach der Französischen Revolution, als Warner wie Morse, Barruel und Robison von der Presse kübelweise mit Schmutz begossen worden waren. Sollte ein künftiger Historiker auf den Gedanken verfallen, die Presse jener Jahre zu studieren, so wird er entdecken, dass jene, die nach einer Untersuchung der Vorfälle und nach Maßnahmen zur Verhinderung ihrer Wiederholung riefen, mit Kaskaden von wüsten Schimpfwörtern bedacht, die entlarvten und oft auch rechtskräftig verurteilten Agenten der Verschwörung jedoch mit Samthandschuhen angefasst wurden. Er wird mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen, dass die Journaille einen Mann wie Alger Hiss über den grünen Klee lobte, aber kein gutes Haar an dem reuigen Ex-Kommunisten Whittaker Chambers ließ, der sich gegen die verleumderischen Behauptungen von Hiss wehrte und hierdurch dessen Entlarvung herbeiführte.

Zum Watschenmann Nummer eins der Gazetten wurde Senator Joseph McCarthy, der so systematisch und massiv verunglimpft wurde wie ein Jahrzehnt zuvor der antikommunistische texanische Politiker Martin Dies, Mitbegründer des Komitees zur Untersuchung unamerikanischer Aktivitäten, dessen Politkarriere durch diese Hetze beendet wurde. Zur Verdummung der Massen wurde ein neues Schlagwort geprägt – „McCarthyismus“. Dieser Ausdruck wurde zu einem Synonym für „Hexenjagd“; wer angesichts der fortschreitenden kommunistischen Unterwanderung eine Untersuchung forderte und sich für eine Kurskorrektur aussprach, dem wurde alsbald die Etikette „McCarthyist“ angeheftet. Die Medien gebrauchten dieses Wort dermaßen inflationär, dass es schließlich einen übleren Beigeschmack hatte als „Landesverräter“.

Der schicksalsträchtigste Augenblick der amerikanischen Nachkriegsgeschichte fiel ins Jahr 1954, als der Senat seinem Mitglied McCarthy eine Rüge erteilte. Zwei Jahre zuvor, Anno 1952, hatten die Republikaner erstmals seit zwanzig Jahren wieder bei den Präsidentschaftswahlen triumphiert und ihren Kandidaten, General Dwight Eisenhower, ins Weiße Haus gebracht. Dass sie nach zwei Jahrzehnten wieder an die Macht gekommen waren, sorgte bei Mitgliedern und Anhängern der Republikanischen Partei für Hochstimmung; Eisenhowers Sieg war nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass er versprochen hatte, die kommunistische Infiltration der US-Regierung zu unterbinden. Zum damaligen Zeitpunkt war bereits allgemein bekannt, dass Roosevelt diese Infiltration während seiner langen Präsidentschaft geduldet und dass auch sein Nachfolger Truman nichts getan hatte, um ihr Einhalt zu gebieten. Zwei Jahre nach seinem Wahltriumph gab Eisenhower zu erkennen, dass er die „Methoden“ McCarthys missbilligte. Hiermit gab er den Senator praktisch zum Abschuss frei, und die Rüge, die ihm der Senat erteilte, war die logische Folge. Auch das American Jewish Commitee hatte sich nachdrücklich für diesen Schritt ausgesprochen. Wie schon oft zuvor in solchen Fällen war diese Kritik von jüdischer Seite für McCarthy der Anfang vom Ende, und das ungeschriebene Gesetz, wonach eine Untersuchung kommunistischer Untriebe unstatthaft ist, traf wieder in Kraft.

Diese Entwicklungen führten dem amerikanischen Wähler drastisch vor Augen, dass er, was den Kampf gegen die kommunistische Subversion betraf, keine echte Wahl hatte, weil die Position beider Präsidentschaftskandidaten in dieser Frage identisch war. Nachdem der Senat McCarthy mit der ausdrücklichen Unterstützung des Präsidenten einen Nasenstüber versetzt hatte, verliefen sämtliche ähnliche Untersuchungen im Sand. Von diesem Augenblick an hatten die Agenten der Revolution in Amerika wieder freie Hand, und sie setzten den Prozess der Unterwühlung und Zersetzung fort, den die Verschwörung – hauptsächlich via ihre Staragenten Alger Hiss und Harry Dexter White – während des Zweiten Weltkriegs betrieben hatte. Dieser Tatbestand macht die amerikanische Politik in einem künftigen Krieg unberechenbar und hochgradig gefährlich.

Wie erinnerlich heißt es in den Protokollen der Weisen von Zion, dem bekanntesten Dokument der Verschwörung, zu deren Agenten Männer wie Hiss und White gehörten, in Zukunft werde die Macht formell von „diktatorisch regierenden Premierministern“ ausgeübt werden. Die Art und Weise, wie diese „diktatorisch regierenden Premierminister“ auf die Umtriebe der Aufrührer reagieren – oder genauer gesagt nicht reagieren -, entspricht genau den Voraussagen dieser Protokolle. In Protokoll Nr. 19 liest man, nach der Errichtung der Weltregierung werde Aufruhr mit „Diebstahl, Mord und allerlei anderen schmutzigen und abscheulichen Verbrechen gleichgestellt werden“. Das Protokoll fährt fort: „Wir haben unser bestes getan, um zu erreichen, dass die Nationalstaaten beim Kampf gegen aufrührerische Aktivitäten nicht zu diesem Mittel greifen.

Aus diesem Grund haben wir durch die Presse, in Reden und auf indirektem Wege… die Idee verbreitet, dass die Aufrührer Märtyrer für die Sache des Gemeinwohls sind.“

Alger Hiss wurde von den Zeitungen aller politischen Schattierungen lange als Märtyrer dargestellt, während Senator McCarthy, der „beim Kampf gegen aufrührerische Aktivitäten zu diesen Mitteln [d.h. der Kriminalisierung solcher Aktivitäten] greifen wollte“ (um die Formulierung der Protokolle aufzugreifen), als Neandertaler verhöhnt wurde. Somit ermöglichte die im Verlauf der beiden vorhergehenden Jahrzehnte errungene Kontrolle über die Presse den Verschwörern, die Nationalstaaten an der Ausmerzung der Subversion zu hindern. In den Zionistischen Protokollen heißt es hierzu: „Wir werden einen sicheren Triumph über unsere Gegner erringen, weil ihnen keine Presseorgane zur Verfügung stehen werden, in denen sie ihre Ansichten vollständig und ungehindert werden darlegen können.“

In Amerika, das heute den Schlüssel zur Zukunft des Westens in den Händen hält, wird die Situation zusätzlich durch die Existenz einer Institution erschwert, die befugt ist, sich massiv in den politischen Entscheidungsprozess einzumischen. Der Oberste Gerichtshof der USA, dem bei Streitigkeiten zwischen der Föderalen Regierung in Washington und den Regierungen der achtundvierzig Bundesstaaten über die Verfassungsmäßigkeit dieses oder jenes Gesetzes das Entscheidungsrecht zusteht, entschließt oft über Fragen, für die in anderen parlamentarisch regierten Staaten nicht die Judikative, sondern die Legislative zuständig wäre. Dazu kommt, dass die Angehörigen dieses Gerichts nach politischen Gesichtspunkten (d. h. nach ihrer Parteizugehörigkeit) gewählt werden und keineswegs immer professionelle Juristen sind und in manchen Fällen noch nicht einmal eine juristische Ausbildung besitzen. Die Gefahr, dass eine solche Institution ihre Entscheidungen bisweilen nach rein politischen Kriterien fällt, liegt auf der Hand. Ein anschauliches Beispiel hierfür bietet der Entscheid des Obersten Gerichtshofs vom 2. April 1956, als er die von der Justiz des Staates Pennsylvania ausgesprochene Verurteilung eines Kommunisten, dem Verstöße gegen das Gesetz zur Ächtung aufrührerischer Aktivitäten zur Last gelegt worden waren, kurzerhand aufhob. In seinem Urteil hielt der Oberste Gerichtshof fest, hinsichtlich „aufrührerischer Aktivitäten“ besitze einzig und allein der Kongress ein Entscheidungsrecht, und die einzelnen Bundesstaaten seien nicht befugt, hier eine eigenständige Gesetzgebung einzuführen oder auf eigene Faust gegen aufrührerische Kreise vorzugehen. In damaligen Zeiten gab es in zweiundvierzig der achtundvierzig US-Bundesstaaten Gesetze gegen Aufruhr. Falls das erwähnte Urteil des Obersten Gerichts nicht durch einen Sondererlass des Kongresses für ungültig erklärt wird, werden die betreffenden zweiundvierzig Staaten sämtliche Möglichkeiten einbüssen, gegen die Subversion vorzugehen, und werden in dieser Frage auf Gnade und Ungnade der Bundesregierung in Washington ausgeliefert sein – die, wie die Ereignisse des vergangenen Jahrzehnts mehrfach gezeigt haben, selbst von subversiven Elementen unterwandert ist. Auch dieses Urteil des Obersten Gerichtshofs ist im Lichte der zuvor zitierten Passage aus den Zionistischen Protokollen zu sehen.

Schließ lich sei noch darauf hingewiesen, dass der Zweite Weltkrieg den Anstoß zu einer Neuauflage des Völkerbundes gab, der seinerseits aus der „Liga zur Erzwingung des Friedens“ hervorgegangen war. Es ist nur allzu offenkundig, dass die Vereinten Nationen ihren Namen von Anfang an zu Unrecht trugen und wenig mehr als ein Instrument zur Kontrolle über die Nationen sind, das nach Belieben gehandhabt werden kann. Die oben angeführten Schlussfolgerungen des Senatskomitees belegen, welche Rolle die Herren Alger Hiss, Harry Dexter White und Konsorten bei der Gründung und Gestaltung dieser Organisation gespielt haben. Ihr Ziel war augenscheinlich, die „weltweite Verbreitung der Revolution“ (Lenin) sowie die Umwandlung der UNO in die von den Zionistischen Protokollen vorausgesagte Weltregierung. Das Gespenst eines globalen KZ-Regimes schimmert bereits in der „Völkermord-Konvention“ durch, welche die „Zufügung psychischen Schadens“ als „Verbrechen“ gegen irgendwelche nicht näher genannte Gruppen definiert.

Wie sich die Dinge entwickeln werden, hängt davon ab, ob es den Nationalstaaten künftig gelingen wird, der Subversion Herr zu werden. In beiden Weltkriegen waren die Spitzenpolitiker und die „diktatorisch regierenden Premierminister“ offensichtlich von Anfang an entschlossen, eine globale Organisation zu gründen und ihre Nationalstaaten dieser zu unterstellen. Dies war ihr eigenes Projekt und nicht dasjenige ihrer Völker, die niemals nach ihrer Meinung gefragt worden waren. Keine einzige Nation hat sich je freiwillig bereit erklärt, ihre Identität zu opfern und in einem Weltstaat aufzugehen, der von weiß Gott was für Leuten regiert wird. Ganz im Gegenteil: Im 20. Jahrhundert haben die Völker eindeutig bekundet, dass die Liebe zur eigenen Nation, ungeachtet aller Schicksalsschläge und Niederlagen, welche diese hinnehmen muss, für sie höher als alles andere steht. Diese Tendenz wird zweifellos noch zunehmen, mit dem Ergebnis, dass den Völkern eines Tages die Schuppen von den Augen fallen werden und die Idee der Völkervernichtung endgültig Schiffbruch erleiden wird.

Dies änderte freilich nichts daran, dass die Regierungschefs der kriegsführenden Staaten bei ihren Sitzungen sowie in ihren Telegrammen und Telefongesprächen, deren Inhalt nicht an die Öffentlichkeit drang, auf die Verwirklichung eines Projekts zur Schaffung einer neuen Weltordnung hinarbeiteten, dessen konkrete Durchführung nach Kriegsende subalternen Figuren wie Alger Hiss und Harry Dexter White anvertraut wurde. Bernard Baruchs Biograph weist darauf hin, dass Roosevelt schon lange vor seiner Wahl zum Präsidenten von dieser Idee förmlich besessen war und der künftigen Organisation den Namen „Vereinte Nationen“ gab. Baruch selbst, der permanente Berater mehrerer amerikanischer Präsidenten, machte kein Hehl aus seiner Absicht, die Welt umzugestalten; laut seinem Biographen hat er immer wieder geprahlt: „Natürlich können wir die Welt in den Griff bekommen.“

Das vollständige Fehlen von Demut und Bescheidenheit ist der auffallendste Charakterzug all dieser Personen. Auch Churchill macht hier keine Ausnahme; obwohl er sich von den anderen Staatsmännern seiner Zeit insofern rühmlich unterschied, als er ernsthaft versuchte, den betrüblichen Ausgang des Zweiten Weltkriegs zu verhindern, hing er genau wie sie der Wahnidee an, die Welt nach seinem Gusto verändern zu können. Seine wohlbekannten markigen Sprüche wie „Ich bin nicht der erste Minister Seiner Majestät geworden, um über die Liquidierung des britischen Weltreichs zu wachen“ lassen sich schwerlich mit seinem Enthusiasmus für ein Konzept vereinbaren, dessen Fernziel die Liquidierung aller Nationalstaaten war.

Fassen wir zusammen: Zu einem Zeitpunkt, wo der katastrophale Ausgang des Krieges bereits absehbar war, trugen sich die westlichen Staatschefs mit dem Gedanken an die Schaffung einer Weltregierung. Sie waren nicht imstande und auch gar nicht gewillt, einen echten Sieg zu erfechten, bildeten sich jedoch ein, die Welt auf den Kopf stellen zu können! Im Oktober 1944 sagte Churchill, er und die anderen westlichen Spitzenpolitiker dächten angestrengt über die Fragen nach, welche die Neuordnung der Welt aufwerfe. Im fernen Südafrika meldete sich wieder einmal General Smuts zu Wort und beharrte darauf, Sowjetrussland müsse bei der Neugestaltung der Verhältnisse mitentscheiden, und in Washington mahnte Präsident Roosevelt, der revolutionäre Staat, der Hitler geholfen hatte, den Krieg zu beginnen, müsse ein „vorbehaltlos anerkanntes und gleichberechtigtes Mitglied einer jeden Vereinigung der Großmächte sein, die zur Verhinderung eines internationalen Krieges gegründet wird“. Roosevelt sah eine Periode der „Meinungsverschiedenheiten“ und „Kompromisse“ voraus, in der „das Kind“ lernen werde, seine ersten Schritte zu machen. Churchill kommentierte, mit diesem „Kind“ sei ein „weltweites Instrument“ gemeint, und fortan benutzten die westlichen Führer mit Vorliebe diesen Ausdruck.

So waltete der Zweite Weltkrieg als Hebamme bei der Wiedergeburt der „Liga zur Erzwingung des Friedens“.

In allen Schaltzentralen der neugegründeten Weltorganisation sowie ihrer Filialen hockten Angehörige der Verschwörung, was angesichts der inzwischen wohldokumentierten Tatsache, dass die Herren Hiss und White die Chefs eines umfassenden Netzwerks von Agenten waren, nur logisch wirkte. Der erste wichtige Entscheid des neuen „weltweiten Instruments“ war die Absegnung der Unterjochung halb Europas mittels Aufnahme der osteuropäischen Marionettenregime, welche die geknechteten Völker auf dem Papier vertraten.

Lenins Prophezeiung, ein zweiter Weltkrieg werde die Ausdehnung der Revolution herbeiführen, war also in Erfüllung gegangen. Hätten die Völker frei entscheiden können, so hätten sich die Dinge ganz anders entwickelt. Zweimal, 1919 in Ungarn und von 1936 bis 1939 in Spanien, war es Nationalstaaten vergönnt, den Kommunismus zu bekämpfen, und in beiden Fällen vermochten sie die Bedrohung zu bannen. Dass andere Nationalstaaten hierzu nicht imstande waren, ging darauf zurück, dass ihre Regierungen von Agenten der Verschwörung unterwandert waren und dass die Gesetze, die eine Bekämpfung aufrührerischer Bestrebungen ermöglicht hätten, de facto außer Kraft gesetzt worden waren. Dies erlaubte es den Verschwörern, die Politik der betreffenden Staaten zu lenken, die Lieferung von Waffen und Ausrüstung in der von ihnen gewünschten Richtung zu kanalisieren und die Planung militärischer Operationen den Interessen der Revolution unterzuordnen.

 

28. Verweilen wir einen Augenblick bei diesem Thema. Oberst House forderte von Wilson, den jungen Sowjetstaat auf drei Ebenen zu unterstützen, der finanziellen, der industriellen und der moralischen. Am schwierigsten zu beantworten ist hier die Frage, in welchem Rahmen sich die finanzielle Hilfe bewegt haben könnte, die Washington dem bolschewistischen Regime angedeihen ließ. In zahlreichen Büchern wird behauptet, die „Wall Street-Banken“ hätten Moskau riesige Summen zur Verfügung gestellt, doch verzichte ich darauf, diese Bücher auch nur zu erwähnen, weil ich den Wahrheitsgehalt der darin aufgestellten Behauptungen nicht überprüfen kann. Da derartige finanzielle Transaktionen unter strengster Geheimhaltung abzulaufen pflegen, dürfte es ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit sein, Einzelheiten darüber in Erfahrung zu bringen. Immerhin hat kein geringerer als Lenin selbst einen Hinweis auf den Umfang dieser Finanzhilfe geliefert. In einem Brief an Angelica Balbanoff, seine Stellvertreterin in Stockholm zur Zeit der kommunistischen Machtübernahme in Moskau, schrieb er nämlich: „Gebt Millionen aus, wenn nötig auch Dutzende von Millionen. Wir verfügen über jede Menge Geld.“

Außer Zweifel steht, dass Deutschland den bolschewistischen Verschwörern massiv unter die Arme gegriffen hat. Unter den 1945 von den Alliierten erbeuteten Dokumenten des deutschen Außenministeriums befindet sich ein vom 3. Dezember 1916 stammendes Telegramm des damaligen deutschen Außenministers Richard von Kühlmann an den Kaiser, in dem es hieß: „Erst nachdem die Bolschewiken von uns über verschiedene Kanäle und unter verschiedenen Etiketten regelmäßige finanzielle Unterstützung erhalten hatten, waren sie in der Lage, ihr Hauptorgan, die Prawda, in so hoher Auflage zu verbreiten, dass sie damit energisch Propaganda betreiben und die ursprünglich schmale Basis der Partei erweitern konnten.“ Der deutsche Außenminister, der offenbar denselben Illusionen erlegen war wie die westlichen Politiker der folgenden Generation, fügte hinzu: „Es liegt voll und ganz in unserem Interesse, den – möglicherweise kurzen - Zeitraum, währenddessen sie [die Bolschwiken] an der Macht sind, auszunutzen…“ Ein Unbekannter brachte hier folgende Randnotiz an: „Eine künftige Unterstützung der Bolschewiken kommt nicht in Frage.“ Der Mann hatte offenbar nicht mit Hitler gerechnet…

Zu den betreffenden deutschen Dokumenten gehörte auch ein Bericht des deutschen Botschafters in Kopenhagen, Graf Brockdorff Rantzau, über die Aktivitäten eines „Russland-Experten“ namens Dr. Helphand, der bei der Förderung der bolschewistischen Verschwörung die Finger im Spiel hatte. Darin hieß es: „Dr. Parvus [Pseudonym für Helphand] hat der Organisation eine Summe zur Deckung ihrer Kosten zur Verfügung gestellt… Nicht einmal die Herren, die bei dieser Organisation arbeiten, wissen, dass unsere Regierung dahinter steht.“ Helphand schätze den zur „vollständigen“ Organisierung der Revolution erforderlichen Betrag auf „ungefähr zwanzig Millionen Rubel“. Brockdorff-Rantzau erhielt aus Berlin grünes Licht zur Zahlung eines Vorschusses; Helphand stellte hierfür eine Quittung aus, die ebenfalls Bestandteil der erwähnten Dokumentensammlung bildet: „Erhalten von der deutschen Botschaft in Kopenhagen am 29. Dezember 1915 die Summe von einer Million Rubel in russischen Banknoten zur Förderung der revolutionären Bewegung in Russland. Gezeichnet: Dr. A. Helphand.“ (Royal Institute of International Affairs journal, London, April 1956.) (Zurück)


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