Kapitel 30
Die entscheidende Schlacht
Der Krieg von 1914-1918 war der erste Konflikt, der nicht zwischen Armeen, sondern zwischen Nationen ausgefochten wurde. Die Kräfte, die ihn dirigierten, übten in den meisten europäischen sowie in etlichen außereuropäischen Staaten geradezu überwältigenden Einfluss aus. Dies war ein weltgeschichtlich neuartiges Phänomen; die Verschwörer, die hinter dem Kommunismus und dem Zionismus standen, hatten es freilich vorausgesehen. In den erstmals 1905 niedergeschriebenen Protokollen der Weisen von Zion hieß es, der Widerstand gegen die in dieser Schrift dargelegten Pläne werde durch einen „Weltkrieg“ gebrochen werden, und Max Nordau hatte Anno 1903 festgehalten, die zionistischen Ambitionen in Palästina würden „durch den kommenden Weltkrieg“ verwirklicht.
Wenn diese Prophezeiungen in Erfüllung gehen und somit ein Beweis für das „unheimliche Wissen“ der Propheten erbracht werden sollte, musste die Verschwörung die Regierungen jener Staaten unter ihre Kontrolle bekommen, deren Mitwirkung zur Verwirklichung des Plans unabdingbar war; die Politik der betreffenden Länder, und somit auch ihre militärischen Operationen, mussten nicht den nationalen Zielen ihrer Völker, sondern den Zielen der Verschwörer untergeordnet werden. Der Präsident der Vereinigten Staaten war, wie wir im vorausgehenden Kapitel nachgewiesen haben, bereits seit 1912 eine Geisel seiner „geheimen Berater“, und was Oberst House in seinem unter einem Pseudonym erschienenen Roman sowie in seinen Privaten Dokumenten über ihn schreibt, passt haargenau auf folgende Passage aus den Protokollen: „Wir haben den Herrscher durch die Karikatur eines Präsidenten ersetzt, die wir aus dem Mob ausgewählt haben, aus den Reihen unserer Marionetten, unserer Sklaven.“
In den frühen Phasen der Verwirklichung des „großen Plans“ wurde Präsiden Woodrow Wilson allerdings kein besonderes Engagement abverlangt; seine Stunde schlug erst später. Anfangs bestand die Hauptaufgabe der Verschwörer darin, die Kontrolle über die britische Regierung zu gewinnen. Der Kampf um die Verwirklichung dieses Ziels dauerte zwei Jahre und endete mit dem Sieg der Ränkeschmiede, von deren Aktivitäten die Öffentlichkeit nicht das Geringste ahnte. Dieses in den Labyrinthen der internationalen Politik ausgetragene Scharmützel war insofern die entscheidende Schlacht des Ersten Weltkriegs, als es die weitreichendsten und dauerhaftesten Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts hatte; sein Ausgang dominierte den Gang der Geschehnisse in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkriegs und erscheint heute, im Jahre 1956, als wahrscheinlichste Ursache eines allfälligen dritten Weltkriegs. Keine der zahllosen Schlachten und Gefechte des Ersten Weltkriegs hat den Verlauf der Geschichte so massgeblich beeinflusst wie die Verschwörung, die den Intriganten Anno 1916 die Kontrolle über die britische Regierung bescherte.
Von all dem hatten die betrogenen Massen keine Ahnung. Während des ganzen Krieges wähnten die Briten, ihr einziger Feind sei ein kriegslüsterner teutonischer Potentat, und die Amerikaner gaben sich der Illusion hin, verantwortlich für das Blutvergießen sei die unverbesserliche Streitsucht der europäischen Völker.
Während US-Präsident Wilson schon vor Kriegsbeginn wenig mehr als ein Hampelmann seiner „Berater“ war, traf dies auf die britische Regierung des Jahres 1914 keineswegs zu. In den politischen und militärischen Schlüsselpositionen saßen Männer, die sich bei ihren Entscheidungen ausschließlich von der Frage leiten liessen, ob diese den Interessen Englands dienten und es dem Sieg näherbrachten. Auf die Wünsche der Zionisten nahmen diese Männer keinerlei Rücksicht. Die Geschichte der ersten beiden Kriegsjahre ist nicht zuletzt die Geschichte von Kämpfen, die sich hinter den Kulissen abspielten und bei denen es darum ging, die den Zionisten missliebigen Politiker von der Macht zu verdrängen und durch Strohmänner zu ersetzen.
Wenn man von Balfours schicksalhaftem Schritt im Jahre 1903 absieht, war die Verschwörung vor 1914 erst bis in die Vorhallen der Macht vorgedrungen. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ließ sich eine wachsende Zahl von Spitzenpolitikern vor den Karren der Zionisten spannen. Heutzutage steht jedem die Möglichkeit offen, sich darüber zu informieren, von was für „praktischen Erwägungen“ (Beifall oder Ablehnung seitens der Öffentlichkeit, Wählerstimmen, finanzielle Unterstützung, Aussicht auf Ämter und Würden) sich Politiker leiten lassen, weil es zu dieser Frage zahlreiche fundierte Publikationen gibt. Zum damaligen Zeitpunkt musste ein Politiker in England außergewöhnlich scharfsinnig oder weitsichtig sein, um zu erkennen, dass die Zionisten darüber entschieden, wer in der Politik Karriere machte und wer nicht.
Die Engländer pflegten ihre Handlungen stets mit hehren moralischen Prinzipien zu begründen und glaubten womöglich selbst daran, dass sie sich von solchen leiten liessen; dies veranlasste Macauly zu seiner bissigen Bemerkung: „Wir kennen kein lächerlicheres Schauspiel als dasjenige, das die britische Öffentlichkeit in einem ihrer periodischen Anfälle von Moral darbietet.“ Möglicherweise war ein Teil jener Männer, die sich von den Ränkeschmieden umgarnen ließen, ehrlich davon überzeugt, sich für eine gerechte Sache einzusetzen. Nach welchem Mechanismus diese Selbsttäuschung verlief, zeigt das von mir entdeckte Zitat eines britischen Politikers, aus dem klar hervorgeht, dass sich eine Gruppe hochgestellter Persönlichkeiten „in einem periodischen Anfall von Moral“ (um Macauly zu paraphrasieren) dem Zionismus verschrieben hatte.
Der betreffende Politiker hieß Oliver Locker-Lampson und saß zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Abgeordneter der Konservativen Partei im Unterhaus. Er war ein politisches Leichtgewicht und fiel innerhalb und außerhalb des Parlaments allenfalls durch seine fanatische Unterstützung für den Zionismus auf; nichtsdestoweniger war er ein persönlicher Freund sämtlicher Spitzenpolitiker, die das Schicksal des britischen Volkes mit demjenigen des Zionismus verketteten. 1952 schrieb Locker-Lampson in einer Londoner Wochenzeitschrift: „Winston, Lloyd George, Balfour und ich wurden als engagierte Protestanten erzogen, die glaubten, es werde ein neuer Heiland kommen, sobald Palästina den Juden zurückerstattet werde.“ Es ist dies die Vorstellung vom „tausendjährigen Reich“, die bereits unter Cromwells Anhängern grassierte. Lloyd George und Balfour weilen nicht mehr unter den Lebenden und können Locker-Lampsons Behauptung weder bestätigen noch dementieren. Dies könnte nur Winston Churchill.
Ob Protestanten, seien sie nun „engagiert“ oder nicht, tatsächlich glauben, die Gründung eines jüdischen Staatswesens in Palästina werde der Welt einen neuen Heiland bescheren, sei dahingestellt, doch niemand wird ernsthaft behaupten, dieser Glaube bilde eine solide Grundlage für die Politik oder die militärischen Operationen eines kriegführenden Staates. Solchen Gedanken liegt dieselbe blasphemische Zwangsvorstellung zugrunde, an der schon der „Prophet“ Monk und andere Gestalten seines Schlages litten – die Vorstellung, Gott habe seine Pflicht vergessen, so dass Menschen diese an seiner Statt erfüllen müssten. Tatsache ist und bleibt freilich, dass es eine Gruppe von Personen gab, die sich diesem vermessenen Ziel verschrieben hatten. In Anlehnung an Locker-Lampson nennen wir sie künftig „engagierte Protestanten“.
Vom Tag des Kriegsausbruchs an arbeiteten diese „engagierten Protestanten“ zielstrebig auf die Machtergreifung hin, damit sie Truppen aus Europa abziehen und in den Nahen Osten entsenden konnten, um Palästina für die Zionisten zu erobern. Dr. Weizmann, der seit seinem Treffen mit Balfour in Manchester im Jahre 1906 keinesfalls die Hände in den Schoss gelegt hatte, begriff sofort, dass die veränderten Umstände ihm neue Chancen boten. „Nun ist die Zeit gekommen... die politischen Erwägungen werden für uns vorteilhaft sein“, schrieb er im Oktober 1914. Weizmann setzte sich mit C. P. Scott in Verbindung, dem Herausgeber des Manchester Guardian, der bereits damals durch seinen unermüdlichen Einsatz für fremde Anliegen hervorstach. Scott wusste sich vor Begeisterung kaum zu fassen, als er erfuhr, dass sein Besucher ein Jude war, „der Russland hasst“ (als Verbündeter Großbritanniens bewahrte Russland die britischen und französischen Armeen damals vor dem Schlimmsten, indem es Deutschland von Osten her angriff), und nahm Weizmann sogleich zu einem Frühstück mit, an dem auch der damalige Schatzmeister Lloyd George teilnahm. Lloyd George (der sich Weizmann zufolge „aussergewöhnlich salopp“ über den Krieg in Europa äußerte) fand „warme und ermutigende“ Worte für den Zionismus und schlug ein gemeinsames Treffen mit Balfour vor.
Die Begegnung fand am 14. Dezember 1914 statt. Balfour, der sich sehr genau an seine Unterredung mit Weizmann im Jahre 1906 erinnerte, fragte diesen „recht nonchalant“, ob er ihm konkret helfen könne, und erhielt folgende Antwort: „Nicht, solange die Kanonen donnern: wenn die militärische Lage klarer wird, werde ich wiederkehren“ (zitiert nach Blanche Dugdales 1948 erschienenem Buch Life of A. J. Balfour; Frau Dugdales Darstellung wird im Kern von Weizmann selbst bestätigt, der schreibt: „Ich setzte die Diskussion nicht fort; die Zeit und der Ort waren hierfür nicht günstig.“ Bei dieser Begegnung tat Balfour den bereits früher zitierten Ausspruch: „Wenn die Kanonen verstummen, könnt ihr euer Jerusalem bekommen.“)
Dass Weizmann Balfours „nonchalantes“ Angebot nicht begierig annahm, hatte einen guten Grund. Das zionistische Hauptquartier befand sich damals nämlich in Berlin (!), und Weizmanns Kollegen waren überzeugt, dass Deutschland den Krieg gewinnen würde. Bevor sie irgendwelche Karten ausspielen konnten, wollten sie abwarten, ob sich diese Überzeugung bewahrheitete. Als sie sich später dafür entschieden, die Pferde zu wechseln, donnerten die Kanonen freilich immer noch; das Gemetzel in Europa hinderte Dr. Weizmann also keineswegs daran, „die Diskussion fortzusetzen“.
Bezeichnenderweise deutet manches darauf hin, dass einige Teilnehmer an diesen der Öffentlichkeit unbekannten Gesprächen ihre Spuren verwischt haben, denn zum damaligen Zeitpunkt hätte das Schicksal Großbritanniens ihre einzige Sorge sein müssen. Ich habe bereits früher darauf hingewiesen, dass das Datum von Balfours zweitem Treffen mit Weizmann umstritten ist. Ähnlich verhält es sich mit Lloyd George: Dieser behauptete zwar, er sei Weizmann erstmals 1917 (als er Premierminister war) „rein zufällig“ begegnet, doch Weizmann selbst berichtigte diesen „Irrtum“: „Lloyd George hatte sich schon lange vor seiner Ernennung zum Premierminister für eine jüdische Heimstatt eingesetzt, und in den dazwischenliegenden Jahren haben wir uns mehrmals getroffen.“
Der zweiten Begegnung zwischen Balfour und Weizmann schloss sich eine dritte an, „ein ungeheuer wichtiges Gespräch, das mehrere Stunden dauerte“ und „außerordentlich erfolgreich“ verlief. Weizmann machte auch diesmal kein Hehl aus seinem Hass auf Englands arg bedrängten Bündnispartner Russland. Balfour bekundete mildes Erstaunen darüber, dass „ein Freund Englands so antirussisch sein konnte, obgleich Russland so viel tat, um England beim Sieg in diesem Krieg zu helfen“, aber wie schon bei der ersten Unterredung in Manchester, als er auf die antizionistische Stimmung unter den britischen Juden hingewiesen hatte, scheint er auch diesmal keine ernsthaften Einwände erhoben zu haben, sondern fand im Gegenteil anerkennende Worte für die Bestrebungen seines Gastes: „Sie wirken für eine große Sache; Sie müssen immer und immer wiederkommen.“
Wie Balfour wies auch Lloyd George den Zionistenführer warnend darauf hin, dass „gewisse jüdische Kreise“ zweifellos starken Widerstand gegen das Palästina-Projekt erheben würden, worauf Weizmann abermals erwiderte, die „reichen und mächtigen Juden“ seien in der Tat mehrheitlich Antizionisten. Merkwürdigerweise scheinen die „engagierten Protestanten“ (bei denen es sich größtenteils um „reiche und mächtige Männer“ handelte) diesem Argument auf den Leim gegangen zu sein, legten sie gegenüber ihren Landsleuten, den britischen Juden, doch schon bald nicht minder große Feindseligkeit an den Tag als ihr Besucher, Herr Dr. Weizmann aus Russland.
In Wirklichkeit kam die Opposition gegen den Zionismus von ganz anderer Seite. Die höchsten Positionen des Landes wurden nach wie vor von Männern bekleidet, die sich ihrer nationalen Pflicht bewusst waren und denen es einzig und allein darum ging, den Krieg zu gewinnen. Von ihnen war nicht zu erwarten, dass sie sich jemandem, der Englands militärischen Verbündeten Russland hasste, anbiedern oder dass sie auf den europäischen Schlachtfeldern dringend benötigte Truppen ohne militärische Notwendigkeit nach Palästina verlegen würden. Zu diesen Männern zählten Premierminister Herbert Asquith, Kriegsminister Lord Kitchener, ferner der Oberkommandant der britischen Streitkräfte in Frankreich, Sir Douglas Haig, sowie der damalige Stabschef der britischen Truppen in Frankreich und spätere Chef des imperialen Generalstabs Sir William Robertson.
Herbert Asquith war der letzte liberale Führer Englands, der ernsthaft bestrebt war, den Liberalismus mit den nationalen Interessen des Landes sowie der christlichen Religion zu verbinden; hierdurch unterschied er sich von den „liberalen“ Politikern der letzten vier Jahrzehnte, unter denen dieser Begriff zusehends die ihm in den Protokollen der Weisen von Zion zugeschriebene Bedeutung erhielt: „Als wir das Gift des Liberalismus in den Organismus des Staates einführten, erfuhr dessen ganzer politischer Zustand eine Veränderung; die Staaten wurden von einer tödlichen Krankheit befallen, einer Blutvergiftung...“ Mit Asquiths Sturz starb auch der englische Liberalismus, so wie er ihn verstanden hatte, und die Liberale Partei selbst fiel der Bedeutungslosigkeit anhin. Seither wird der Begriff „Liberalismus“ zusehends von Kommunisten und Heerscharen utopischer Träumer als Tarnmäntelchen benutzt.
Von dem, was sich hinter seinem Rücken zusammenbraute, erfuhr Asquith von einem jüdischen Minister namens Herbert Samuel, der im Dezember 1914 bei den Gesprächen zwischen Weizmann und Lloyd George zugegen gewesen war und den Premierminister für den Plan zur Gründung eines Judenstaates zu gewinnen versuchte. Asquith zeigte ihm jedoch die kalte Schulter: „Samuel schlägt vor, Großbritannien solle Palästina annektieren, ein Land von der Größe von Wales, das großenteils aus unfruchtbaren Bergen besteht und über weite Strecken wasserlos ist. Er glaubt, wir könnten auf diesem nicht besonders attraktiven Territorium ungefähr drei bis vier Millionen europäische Juden ansiedeln... Ich halte nichts von der Idee, unserem Land noch diese zusätzliche Verpflichtung aufzubürden... Der einzige andere Befürworter dieses Projekts ist Lloyd George, und ich brauche kaum zu betonen, dass ihm die Juden oder ihr Anteil an der Zukunft herzlich egal sind...“
Diese Einschätzung von Lloyd Georges Ansichten entsprach durchaus den Tatsachen. Asquith selbst blieb stets ein Gegner der zionistischen Idee. Zehn Jahre später, als er längst kein öffentliches Amt mehr bekleidete, stattete er Palästina einen Besuch ab und schrieb anschließend: „Dieses Gerede davon, dass man aus Palästina eine jüdische Heimstatt machen soll, scheint mir immer noch so phantastisch wie je zuvor.“ Mit seiner negativen Reaktion auf die zionistischen Pläne hatte er 1915 dafür gesorgt, dass sich die Intriganten gegen ihn stellten und seine Entmachtung auf ihrer Agenda fortan ganz oben stand. Solange Asquith imstande war, Großbritannien von irgendwelchen Abenteuern in Palästina abzuhalten, machte er sich den Standpunkt der militärischen Führer zu eigen, dass der Krieg, wenn überhaupt, einzig und allein auf dem Hauptschlachtfeld, also in Europa, zu gewinnen war.
Lord Kitchener, der sich dezidiert auf diesen Standpunkt stellte, war ein hochangesehener Offizier und bei der Öffentlichkeit ungeheuer populär. Seiner Meinung nach bestand das oberste militärische Ziel zu jenem Zeitpunkt darin, ein Ausscheren Russlands aus dem Krieg zu verhüten (die Zionisten strebten Russlands Zerstörung an und machten gegenüber den „engagierten Protestanten“ hieraus kein Hehl). Im Juni 1916 entsandte Asquith Lord Kitchener nach Russland. Doch der Kreuzer Hampshire, auf dem der Kriegsminister seine Reise antrat, wurde versenkt. Kompetente Historiker verfechten die Auffassung, Kitchener sei der einzige Mann gewesen, der einen Kriegstaustritt Russlands hätte vermeiden können. Mit seinem Tod verschwand das Hindernis Nummer eins für die geplante bolschewistische Revolution im Zarenreich und für den internationalen Zionismus. Wäre es ihm vergönnt gewesen, länger zu leben und zu wirken, so wäre dem Zionismus im Westen wohl kein Erfolg beschieden gewesen. Ich erinnere mich, dass die Soldaten an der Westfront auf die Nachricht von seinem Ableben so bestürzt reagierten wie auf die Niederlage in einer großen Schlacht. Sie ahnten nicht, wie recht sie damit hatten.
Nach Kitcheners Tod standen nur noch Asquith, Robertson, Haig sowie die britischen Juden zwischen den Zionisten und ihrem Ziel. Der Kreis der Intrige erweiterte sich nun zusehends. Die Times und die Sunday Times engagierten sich mittlerweile so eifrig für den Zionismus wie der Manchester Guardian; innerhalb und außerhalb des Kabinetts gewannen Balfour und Lloyd George immer neue Anhänger. Lord Milner, der sich anschickte, ins prozionistische Lager überzugehen, erklärte: „Wenn die Araber glauben, Palästina werde ein arabisches Land, sind sie gründlich auf dem Holzweg.“ (Zur selben Zeit stachelte Oberst Lawrence die Araber zum Aufstand gegen einen Feind der Alliierten, die Türkei, an.) Philipp Kerr (der spätere Lord Lothian und damalige Sekretär von Lloyd George) meinte, die Züchtigung des „tollwütigen Hundes in Berlin“ (gemeint war Wilhelm II.) müsse „ein jüdisches Palästina“ zur Folge haben. Sir Mark Sykes, Generalsekretär des Kriegskabinetts und „einer unserer großen Förderer (Dr. Weizmann), strebte ein noch ehrgeizigeres Ziel an: Die „Befreiung der Juden, Araber und Armenier“.
Mit Hilfe solch trügerischer Vorspiegelungen war es seit jeher ein Leichtes, die Massen zu „überzeugen“. Die Araber und Armenier verspürten kein Bedürfnis, in ein anderes Land umgesiedelt zu werden; die Juden Europas und Amerikas waren so frei oder unfrei wie ihre nichtjüdischen Mitbürger und wollten dort bleiben, wo sie waren; die Juden Palästinas hatten den Wunsch bekundet, nach Uganda auszuwandern; lediglich die judaisierten Khasaren Russlands und ihre talmudistischen Herrscher machten Ansprüche auf Palästina geltend. Mark Sykes Formel von der „Befreiung der Juden, Araber und Armenier“ hat viel Unheil angerichtet, erweckte sie doch den Eindruck, das geplante palästinensische Abenteuer sei nur eines von mehreren, gleichartigen gewesen. Im Gegensatz zu den anderen „engagierten Protestanten“ war Sykes ein Nahostexperte und hätte es eigentlich besser wissen müssen.
Eine andere hochkarätige Persönlichkeit, die sich von den Zionisten rekrutieren ließ, Lord Robert Cecil, äußerte sich ganz ähnlich: „Arabien für die Araber, Judäa für die Juden, Armenien für die Armenier.“ Von den Armeniern war allerdings schon bald nicht mehr die Rede... Lord Roberts Position mutet äußerst merkwürdig an, denn staatsmännisches Geschick ist der Sippe der Cecils angeboren. Offenbar vermochte der Zionismus zu bewirken, dass ansonsten klarsichtige Männer den Kopf verloren. Balfour (ein halber Cecil) legte in anderen Fragen die seinem Stamm eigene staatsmännische Abgeklärtheit an den Tag: Nur bezüglich des Zionismus ließ ihn sein sonst messerscharfer Verstand gänzlich im Stich.
Der Fall Lord Robert Cecils ist ebenso unerklärlich. Ich erinnere mich an einen Vortrag, den er in den dreißiger Jahren in Berlin über den Völkerbund hielt. Cecil, ein großgewachsener, hagerer Mann mit Adlergesicht, dem das Verständnis für politische Fragen im Blute lag, sprach von der Zukunft, als sehe er diese von einem Berggipfel aus, und berief sich dabei ausdrücklich auf die „hebräischen Propheten“. Als junger Mann war ich von seinen Worten mächtig beeindruckt, obwohl ich nicht verstand, worauf er hinauswollte. Zwar habe ich seither einiges dazugelernt, aber dieser Ausspruch ist mir immer noch ein Rätsel: Wenn beispielsweise der Prophet Jeremia irgendeinem politischen Lager zuzuordnen ist, dann ganz ohne Frage dem der Antizionisten.
Nichtsdestoweniger schrieb Chaim Weizmann über Lord Robert: „Für ihn waren die Wiederherstellung einer jüdischen Heimstatt in Palästina und die Organisation der Welt in einer grossen Föderation einander ergänzende Bestandteile des nächsten Schrittes bei der Regelung der menschlichen Angelegenheiten... Als Mitbegründer des Völkerbundes hielt er die jüdische Heimstatt für nicht minder wichtig als den Völkerbund selbst.“
Mit diesen Worten ließ Weizmann die Katze aus dem Sack – doch war sich Lord Robert der Tragweite seiner Auffassungen überhaupt bewusst? Ihm zufolge war die Eroberung Palästinas durch Zionisten aus Russland also lediglich „der nächste Schritt“ bei der Gestaltung der Zukunft des Menschengeschlechts (hier erinnert man sich an die Formulierung Lord Actons, der von einem „Plan“ und von „Managern“ gesprochen hatte). Die „große Föderation“ stellt er als ergänzenden Bestandteil desselben Plans dar. Bei allen Varianten einer solchen Föderation läuft das grundlegende Prinzip darauf hinaus, dass die Nationen, die ihr beitreten, sich ihrer Souveränität begeben müssen, was auf das Verschwinden souveräner Nationen überhaupt hinausläuft (genau dies ist natürlich die Grundidee der Protokolle). Doch wenn die Nationen verschwinden sollen, ist nicht einzusehen, weshalb dieser Prozess mit der Schaffung einer neuen Nation beginnen soll – es sei denn, dieser ist bei der „Regelung der menschlichen Angelegenheiten“ die Rolle der obersten Autorität zugedacht (das Konzept einer souveränen Nation zieht sich wie ein roter Faden durch das Alte Testament, den Talmud, die Protokolle und den orthdoxen Zionismus).
Unter diesen Umständen mutet Lord Robert Cecils leidenschaftliches Engagement für den Zionismus geradezu unbegreiflich an, denn die seinem Geschlecht eigene Weisheit hätte ihn vor den Gefahren einer weltumspannenden Despotie warnen müssen. Es entbehrt nicht der Ironie, dass er zur selben Zeit an Oberst House in Amerika schrieb:
„Daran, dass wir nach dem Abschluss dieses Krieges eine wirkliche Anstrengung zur Schaffung einer Friedensmaschinerie unternehmen sollten, zweifle ich nicht... Eine Gefahr scheint mir darin zu bestehen, dass man zu hoch hinaus will... Nichts hat der Sache des Friedens größeren Schaden zugefügt als die diesbezüglichen Bemühungen nach Waterloo. Heute ist allgemein in Vergessenheit geraten, dass die Heilige Allianz ursprünglich als Liga zur Erzwingung des Friedens gegründet wurde. Leider ließ sie zu, dass ihre Bestrebungen in die falsche Richtung gelenkt wurden, so dass sie de facto zu einer Liga zur Aufrechterhaltung der Tyrannei wurde, mit der Konsequenz, dass sie allgemein in Misskredit geriet, ganz zu schweigen davon, dass sie auch in anderer Hinsicht unermesslichen Schaden angerichtet hat... Dieses Beispiel zeigt, wie leicht an und für sich gutgemeinte Pläne Schiffbruch erleiden.“
Wer so argumentierte, hätte sich der Gefahr, dass „an und für sich gutgemeinte Pläne“ auch diesmal „in die falsche Richtung gelenkt“ wurden, eigentlich bewusst sein müssen. Falls Weizmann die Absichten Lord Cecils richtig wiedergibt, heißt dies, dass letzterer die wahre Natur des Zionismus nicht zu durchschauen vermochte. Während er die eben zitierten Zeilen schrieb, war Houses Schwager Dr. Mezes in den USA nämlich emsig damit beschäftigt, eine „Liga zur Erzwingung des Friedens“ auf die Beine zu stellen; diese Organisation war die Vorläuferin der diversen Projekte zur Errichtung einer Weltregierung, hinter denen mächtige Gruppen stehen und deren wahres Ziel die Errichtung einer „Liga zur Aufrechterhaltung der Tyrannei“ ist.
Als das zweite Kriegsjahr zu Ende ging, hatten sich die „engagierten Protestanten“, die nicht auf Europa, sondern auf Palästina blickten, bereits zur mitgliederstarken Brüderschaft entwickelt, die einen schützende Ring um den aus russischen Zionisten bestehenden Kern bildete. Zu ihren frischgebackenen Mitgliedern zählten unter anderem die Herren Leopold Amery, Ormsby-Gore und Ronald Graham. Prozionistische Aktivisten hockten in sämtlichen Ministerien außer dem Kriegsministerium. Was auch immer der ursprüngliche Grund für die Einstellung dieser Männer gewesen sein mag – zu diesem Zeitpunkt lockten sie zweifellos handfeste materielle Vergünstigungen.
Das Ziel der Verschwörer bestand darin, sämtliche Spitzenpolitiker, die ihnen ein Dorn im Auge waren, aus ihren Stellungen zu entfernen und durch ihre eigenen Leute zu ersetzen. Ende 1916 musste der widerspenstige Premierminister Asquith seinen Hut nehmen. Mit welchen Mitteln man dies erreichte, lässt sich anhand zeitgenössischer Dokumente rekonstruieren. Der Öffentlichkeit wurde eingeredet, Asquith sei unfähig, den Krieg effizient zu führen. Wie haltlos dieser Vorwurf war, kann man im Licht der folgenden Geschehnisse jedoch unschwer beurteilen: Der erste wichtige Entscheid seines Nachfolgers bestand nämlich darin, Truppen von der europäischen Front nach Palästina zu verlegen, mit dem Ergebnis, dass England den Krieg um ein Haar verloren hätte.
Am 25. November 1916 regte Lloyd George an, Asquith solle als Vorsitzender des Kriegsrats zurücktreten und seinen Posten ihm selbst, Lloyd George, räumen. Unter normalen Umständen wäre ein solcher Vorschlag selbstmörderisch gewesen, aber damals herrschte in England eine Koalitionsregierung, und da sich die beiden konservativen Spitzenpolitiker Bonar Law und Sir Edward Carson hinter den Liberalen Lloyd George stellten, kam dessen „Anregung“ praktisch einem Ultimatum gleich. (Vermutlich waren Law und Carson ehrlich der Überzeugung, Lloyd George sei ein fähigerer Führer als Asquith, denn sie konnten unmöglich voraussehen, dass er seine Liberale Partei durch seine Politik letztlich zerstören würde; ihrem Entscheid können also keine Parteiinteressen zugrunde gelegen haben.)
Desweiteren forderte Lloyd George, den inkompetenten konservativen Flottenminister Balfour in die Wüste zu schicken. Am 4. Dezember weigerte sich Asquith empört, sein Amt zur Verfügung zu stellen oder Balfour zu entlassen. Nachdem er einen Brief von Balfour erhalten hatte, in dem dieser seinen Rücktritt bekanntgab, stellte er ihm eine Kopie seines eigenen Schreibens zu, in dem er seine Entlassung abgelehnt hatte. Obwohl Balfour durch eine schwere Erkältung ans Bett gefesselt war, fand er die Kraft, einen neuen Brief zu schreiben, in dem er auf seinem Rücktritt beharrte, genau wie Lloyd George es gewünscht hatte. Lloyd George selbst legte sein Amt ebenfalls nieder.
Asquith war nun völlig isoliert. Am 6. Dezember fühlte sich Balfour stark genug, um Lloyd George zu empfangen. Am Nachmittag desselben Tages trafen sich die Parteiführer und gaben bekannt, dass sie bereit seien, einer von Balfour geleiteten Regierung anzugehören. Balfour wies dieses Angebot zurück, erklärte aber seinerseits seine Bereitschaft zur Mitarbeit in einer Regierung unter Lloyd George. Als frischgebackener Premierminister ernannte Lloyd George den inkompetenten Balfour flugs zum Außenminister. Mittels dieses Manövers wurden zwei Männer, die sich dem Zionismus mit Haut und Haaren verschrieben hatten, in die beiden höchsten politischen Ämter des Landes katapultiert, und von diesem Augenblick an war die Eroberung Palästinas für die Zionisten oberstes Ziel der britischen Regierung. (1952 veröffentlichte die in New York erscheinende jüdische Zeitung Commentary einen Brief, in dem es hieß, die Juden von North Wales wären bei der Wahl von Lloyd George zum Premierminister das Zünglein an der Waage gewesen. Aus glaubwürdigen Quellen habe ich erfahren, dass er bei seiner beruflichen Tätigkeit als Rechtsanwalt zahlreiche jüdische Klienten vertrat; für die Richtigkeit dieser Angabe kann ich freilich nicht bürgen. Sofern sie zutrifft, lässt sich durchaus nicht ausschließen, dass seinem Engagement für den Zionismus rein materielle Interessen zugrunde lagen; für diese Hypothese spricht unter anderem, dass er über seine Beziehungen zu den Zionisten bewusst falsche Angaben gemacht hat, die Chaim Weizmann später berichtigte.)
Somit hatten sich die Hauptakteure auf der Szene neu gruppiert. Da war zunächst einmal Lloyd George, ein kleinwüchsiger, blitzgescheiter Anwalt, der in seinem tadellos geschneiderten Anzug wie aus dem Ei gepellt wirkte und sich von seinen großenteils noch in ihre altmodischen Fräcke gehüllten Kollegen abhob wie ein Fasan in einem Krähenschwarm. Neben ihm stand Balfour – von grossem Wuchs, leicht hinkend; auf ehrliche Fragen erteilte er meist eine gewundene, zynische Antwort. Noch heute sehe ich ihn vor meinem geistigen Auge, wie er träumerisch durch den Saint James-Park zum Unterhaus schlendert. Um Lloyd George und Balfour scharte sich eine Riege von Kabinettsministern, stellvertretenden Ministern und hohen Beamten, die erst vor kurzem zu den „engagierten Protestanten“ gestoßen waren. Von diesen Wasserträgern des Zionismus mögen manche tatsächlich naive Gimpel gewesen sein, die keine Ahnung hatten, für wessen Ziele sie sich einspannen ließen. Lloyd George war der erste in einer langen Reihe von Spitzenpolitikern, die ihr Mäntelchen stets nach dem Wind zu hängen pflegten; dank ihnen hat der Ausdruck „Politiker des 20. Jahrhunderts“ einen ominösen Beigeschmack gewonnen, und sie tragen ein gerütteltes Maß an Mitschuld daran, dass unser Jahrhundert bisher so katastrophal verlaufen ist.
Nach dem Tod Lord Kitcheners und dem Rücktritt Herbert Asquiths gab es nur noch einen Mann, der sich dagegen sträubte, britische Truppen als Kanonenfutter für fremde Interessen zu verheizen. Wäre der stämmige Sir William Robertson zu der Clique um Lloyd George übergegangen, so hätten ihm Ehrentitel, Empfänge, Orden und vergoldete Schatullen gewinkt; er wäre mit Bändern behängt worden; man hätte ihm für alles, was er (oder ein von ihm angeheuerter Ghostwriter) schrieb, fürstliche Honorare bezahlt; man hätte Boulevards nach ihm benannt; er hätte einen Triumphzug durch europäische und amerikanische Städte angetreten und wäre von den Massen bejubelt worden; die Abgeordneten des britischen Unterhauses und des amerikanischen Kongresses hätten sich zu seinen Ehren erhoben, und er wäre auf dem Rücken eines Schimmels in Jerusalem eingezogen. Doch nichts von alle dem war ihm beschieden: Er wurde nicht einmal in den Adelsstand erhoben, was für einen Feldmarschall recht ungewöhnlich war.
Robertson war der erste Brite, dem der Aufstieg vom einfachen Soldaten zum Feldmarschall gelang. In England mit seiner kleinen Berufsarmee war dies keine geringe Leistung. Er war ein einfacher, aufrichtiger, leicht übergewichtiger Mann mit rauhen Gesichtszügen, ein Sohn des Volkes, der aussah wie ein stattlicher Oberfeldwebel. Sein einziger Verbündeter war der Oberkommandierende der britischen Truppen in Frankreich, Sir Douglas Haig, welcher der Kaste der Kavallerieoffiziere angehörte. Gutaussehend und von tadellosem soldatischem Verhalten, entsprach er dem Idealbild des gewöhnlichen Soldaten von einem Offizier.
Der rauhe alte Krieger Robertson hatte widerwillig an einigen Anlässen teilgenommen, bei denen Damen aus der High Society Geld für die Armee sammelten. Bei einer solchen Veranstaltung begegnete er Lady Constance Stewart Richardson, die sich veranlasst sah, sich als Isadora Duncan zu verkleiden und in deren Stil zu tanzen. Ein General, der bemerkte, wie sehr dieses Schauspiel Robertson auf den Geist ging, bemerkte zu diesem: „Sie müssen zugeben, dass sie sehr hübsche Beine hat.“ „Sie sind nicht hübscher als irgendwelche anderen Beine“, knurrte Robertson.
Robertson war der einzige, der die Verlegung britischer Streitkräfte nach Palästina möglicherweise hätte verhindern können. Er pflegte sämtliche Projekte einzig und allein danach zu beurteilen, welche Auswirkungen sie auf den Kriegsverlauf hatten und ob sie die Chancen auf den Sieg der britischen Waffen erhöhten. Wenn dies seiner Ansicht nach der Fall war, unterstütze er sie, unabhängig davon, aus welcher Ecke sie kamen; ansonsten lehnte er sie rundweg ab. Im vorliegenden Fall gelangte er zur Überzeugung, dass der zionistische Plan eine gefährliche „Ablenkung“ war, die den Sieg unweigerlich verzögern, ja sogar gefährden würde. Über die politischen Absichten, welche diesem Plan zugrunde lagen, verlor er nie ein Wort, und es ist durchaus denkbar, dass sie ihm gar nicht bekannt waren. Er war Soldat, nicht Politiker.
1915 hatte sich Robertson gegenüber Asquith wie folgt geäußert: „Es liegt auf der Hand, dass die effizienteste Methode [um den Krieg gegen die Zentralmächte zu gewinnen] darin besteht, die großen deutschen Armeen zu besiegen, die sich immer noch an der Westfront befinden.“ Deshalb warnte er eindringlich vor „zusätzlichen Feldzügen auf Nebenkriegsschauplätzen und dem Abbau der Truppen in Frankreich... Der einzige Prüfstein, an dem sich sämtliche Pläne und Vorschläge messen lassen müssen, ist ihre Auswirkung auf den Kriegsverlauf.“
Kriegsführende Völker können sich glücklich schätzen, wenn ihre Führer so denken, doch wehe einem Volk, dessen ihre Führer sich von anderen Beweggründen leiten lassen! Vom militärischen Standpunkt aus gesehen hätte das Palästina-Projekt, dem ausschließlich politische Motive zugrunde lagen, von Anfang an keine Chance haben dürfen. Doch nachdem Lloyd George zum Premierminister gewählt worden war, arbeitete er von Anfang an zielstrebig darauf hin, Truppen aus Frankreich abzuziehen und einen großen Feldzug in Palästina vorzubereiten. Hiervon zeugen seine eigenen Worte: „Als ich meine Regierung bildete, brachte ich gegenüber dem Kriegskabinett sofort die Frage eines zusätzlichen Feldzugs in Palästina zur Sprache. Sir William Robertson, der am eindringlichsten von der Gefahr warnte, die damit verbunden war, Truppen von Frankreich nach Palästina zu verlegen..., wandte sich entschieden gegen diesen Plan und setzte sich mit seiner Ansicht zunächst durch.“
Diese Darstellung wird von William Robertson selbst in seinem 1926 erschienenen Buch Soldiers and Statesmen, 1914-1916 bestätigt. bestätigt: „Bis Dezember 1916 [als Lloyd George Premierminister wurde] trugen die Operationen östlich des Suezkanals ihrem Wesen nach defensiven Charakter; sowohl die Regierung als auch der Generalstab... anerkannten, dass dem Kampf in Europa absolute Priorität zukam und die dortigen Armeen größtmöglicher Unterstützung bedurften. Diese Übereinstimmung zwischen Ministern und Soldaten dauerte nach der Ernennung eines neuen Premierministers nicht an... Insbesondere in der Palästinafrage traten fundamentale Meinungsunterschiede zutage... Schon wenige Tage nach der Bildung eines neuen Kriegskabinetts wies dieses den Generalstab an, die Möglichkeit einer Ausweitung der Operationen in Palästina zu prüfen... Der Generalstab erwiderte, dieses Projekt werde viel Verlegenheit hervorrufen und unsere Siegeschancen in Frankreich schmälern... Diese Antwort enttäuschte die Minister, die auf eine sofortige Besetzung Palästinas pochten, ließ sich jedoch nicht widerlegen... Im Februar wandte sich das Kriegskabinett erneut an den Chef des Generalstabs und erkundigte sich, welche Fortschritte bei der Vorbereitung eines Herbstfeldzugs in Palästina erzielt worden seien.“
Diese Passagen liefern ein anschauliches Beispiel dafür, wie die Politik eines Staates sowie der Verlauf seiner militärischen Operationen durch politischen Druck hinter den Kulissen in eine neue Richtung gelenkt werden können. Ein solches Tauziehen zwischen Politikern und Soldaten spielt sich auch heute, in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, ab und beeinflusst das Schicksal ganzer Nationen.
Auf den Widerstand der militärischen Führung gegen seine Pläne reagierte Lloyd George mit einem Schachzug, der beweist, wie lange und gründlich die Vorbereitung des Palästina-Feldzugs geplant worden war und mit welcher Umsicht man die „Verwalter“, ohne deren Mithilfe sich das Projekt nicht verwirklichen ließ, ausgewählt hatte. Er regte an, das Kriegskabinett solle „dem Standpunkt der Dominions [Kanada, Südafrika, Australien, Neuseeland] hinsichtlich der Kriegsführung künftig in weit größerem Umfang Rechnung tragen als bisher“. Zum damaligen Zeitpunkt fochten Soldaten aus diesen vier Ländern Schulter an Schulter mit ihren britischen Waffenbrüdern. Dass die ehemaligen Kolonien dem Mutterland in seiner schweren Stunde unverzüglich zur Hilfe geeilt waren, hatte die Bevölkerung Großbritanniens zutiefst bewegt, so dass sie gerne bereit war, den Führern dieser Staaten ein größeres Mitspracherecht bei der Gestaltung der Kriegsführung einzuräumen.
Die diplomatischen Worte des Premierministers verfolgten allerdings lediglich den Zweck, über seine wahren Absichten hinwegzutäuschen; seine Anregung war nämlich nichts weiter als ein Vorwand, um den südafrikanischen General Smuts, den die Zionisten als ihren wertvollsten „Freund“ außerhalb Europas und Amerikas betrachteten, zum Zünglein an der Waage zu machen, damit sich der Plan zur Eroberung Palästinas verwirklichen ließ.
Die wahlberechtigte Bevölkerung Südafrikas zerfiel damals in zwei beinahe gleich große Gruppen, die Buren und die britischstämmigen Südafrikaner. Unter diesen Umständen war es dort womöglich noch wichtiger als in Amerika, die „schwankenden 20%“ ins eigene Lager zu ziehen. Die Zionisten fühlten sich stark genug, um Wahlen zugunsten von General Smuts zu entscheiden, und er selbst traute ihnen dies offenbar ebenfalls zu. Einer seiner Kollegen, der frühere Times-Journalist B. K. Long, der als Abgeordneter der Smuts-Partei im südafrikanischen Parlament saß, meinte, die „zahlenmäßig starke jüdische Wählergruppe, die geschlossen hinter Smuts und seiner Partei stand“, habe in erheblichem Masse zu deren Wahlsiegen beigetragen. In einer Biographie des Generals liest man, ein „reicher und mächtiger Juden“ habe ihm mit einer großzügigen Spende unter die Arme gegriffen (ein Beweis unter vielen dafür, dass Weizmanns Behauptung, die reichen und mächtigen Juden seien gegen den Zionismus gewesen, nicht den Tatsachen entsprach). Bei dem betreffenden jüdischen Gönner handelte es sich übrigens um Sir Henry Strakosch, den späteren Goldesel Winston Churchills. Von anderer, ungenannter Seite erhielt Smuts ein Haus und ein Auto. Man geht also schwerlich fehl in der Annahme, dass materielle Faktoren bei seiner Stellungnahme für den Zionismus stark ins Gewicht fielen.
In seinen diversen Biographien wird freilich immer wieder auf die religiösen (oder pseudoreligiösen) Motive hingewiesen, die seinem Engagement für die zionistische Sache zugrunde lagen (Ähnliches wird bisweilen auch von Lloyd George behauptet). Es heißt, Smuts habe das Alte Testament dem Neuen vorgezogen und einmal folgenden Ausspruch getan: „Je älter ich werde, desto größere Sympathie empfinde ich für die Hebräer.“
Ich persönlich bin General Smuts erst sehr viel später begegnet, zu einem Zeitpunkt, wo ich bereits Bescheid über die wichtige Rolle wusste, die er bei der Förderung des Zionismus gespielt hatte. Man schrieb das Jahr 1948; die bedrohliche Verschärfung der internationalen Lage im Allgemeinen sowie der palästinensische Krisenherd im Besonderen bereiteten ihm schwere Sorgen. Smuts war eine stattliche Erscheinung; trotz seines vorgerückten Alters von fast achtzig Jahren war er gesund und von kerzengerader Haltung; seine Augen funkelten so wachsam wie je zuvor, und er trug einen Bart. Bei der Wahl seiner Mittel war er nie zimperlich gewesen, und wäre die Presse gegen ihn gewesen, so hätte sie ihn als grausamen Finsterling darstellen können. In Bezug auf politischen Instinkt konnte er sich ohne weiteres mit Lloyd George messen. Die Propaganda verklärte ihn als großen Architekten der Versöhnung zwischen englischsprechenden Südafrikanern und Buren; als er im Jahre 1950 auf seiner einsamen Farm in Transvaal starb, waren die Beziehungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen allerdings gespannter als je zuvor, so dass eine wahre Versöhnung weiter auf sich warten lässt. In Südafrika trat Smuts als Spalter in Erscheinung, und jedermann wusste, dass die wirkliche Macht, die hinter seiner Partei stand, nicht England war, sondern eine Gruppe von Gold- und Diamantenmagnaten; seine Machtbasis befand sich in Johannesburg. Als er 1948 in der Palästina-Frage Farbe bekennen musste, stellte er sich ohne Wenn und Aber auf die Seiten der Zionisten, was einer Desavouiering der unschlüssigen britischen Regierung gleichkam.
Kehren wir nach diesem Exkurs ins Jahr 1917 zurück. Am 17. März traf General Smuts in London ein, wo man ihn wie einen Helden empfing. Damit rückte der Sturz Sir William Robertsons in greifbare Nähe. Der triumphale Empfang, den man dem Südafrikaner bereitete, war ein frühes Beispiel für die Art und Weise, wie von den Hintergrundmächten als Erfüllungsgehilfen auserkorene Politiker von einer willfährigen Presse „aufgebaut“ werden.
Lloyd George stellte Smuts dem Kriegskabinett als „einen der brillantesten Generäle des Krieges“ vor. In Wirklichkeit hatte Smuts lediglich einen kleinen Kolonialfeldzug in Südwestafrika geleitet, und zum Zeitpunkt seines Englandbesuchs kämpften seine Truppen in Ostafrika ohne sonderlichen Erfolg gegen „ eine kleine, aber schlagkräftige und im Buschkrieg erfahrene Armee, die aus 2.000 deutschen Offizieren und 20.000 eingeborenen Askaris bestand“ (so Jan Smuts' gleichnamiger Sohn in seiner 1952 erschienenen Biographie seines Vaters). Somit waren Lloyd Georges Worte nichts als hohle Lobhudelei. Im übrigen hielt der neue britische Premier nicht allzu viel von Berufssoldaten ( „Es gibt keinen Beruf, wo Erfahrung und Ausbildung im Vergleich zu Urteilsvermögen und angeborenem Instinkt weniger zählen“).
Um sich wirksamer von „den Generälen“ (außer Smuts natürlich) abzuschirmen, hielten Lloyd George und seine engsten Vertrauten ihre Beratungen in einem Privathaus ab, „wo sie zweimal pro Tag zusammensitzen und sich die ganze Zeit über mit militärischen Fragen befassen, die in meinem Kompetenzbereich fallen; eine kleine Schar von Politikern, die herzlich wenig vom Krieg und den zu seiner Führung nötigen Dingen verstehen, versucht die militärischen Entscheidungen selbst zu treffen“ (William Robertson). Vor dieser geschlossenen Gesellschaft schilderte General Smuts im April 1917 sein Rezept für den Sieg: „Der Palästinafeldzug eröffnet sehr interessante militärische und sogar politische Möglichkeiten... Die weitaus wichtigere und kompliziertere Frage der Westfront verdient auch weiterhin größte Aufmerksamkeit. Ich habe es stets für ein Unglück gehalten, dass die britischen Streitkräfte durch diese Front so vollständig in Anspruch genommen wurden.“ (Als Smuts diese Weisheiten zum besten gab, stand Russland kurz vor dem Zusammenbruch; jedermann war klar darüber, dass die Deutschen in Kürze Truppen von der Ostfront abziehen und an die Westfront werfen würden, was für die französischen und britischen Streitkräfte tödliche Gefahren heraufbeschwören musste.)
Smuts Empfehlung erwies sich als ausschlaggebend dafür, dass das Kriegskabinett den Oberbehfelshaber der britischen Armee in Ägypten, General Murray, unverzüglich anwies, das in türkischem Besitz befindliche Jerusalem zu erobern. Als Murray Bedenken äußerte und einwandte, seine Truppen seien für diese Aufgabe zahlenmäßig zu schwach, wurde er seiner Funktion enthoben; als sein Nachfolger wurde kein anderer als General Smuts vorgeschlagen, von dem Lloyd George hoffte, er werde „einen Feldzug in jenem Weltteil mit großer Entschlossenheit führen“.
Nun errang Sir William Robertson einen Sieg auf der ganzen Linie. Er lud General Smuts zu einer Unterredung ein. Die Frage nach den wirklichen militärischen Fähigkeiten des Südafrikaners wird für immer unbeantwortet bleiben, weil sie nie ernsthaft auf die Probe gestellt wurden; die von ihm geleiteten, verhältnismäßig kleinen Operationen lassen keinen Rückschluss auf seine Begabung als Feldherr zu. Keinem Zweifel unterliegt hingegen, dass er ein mit allen Wassern gewaschener Politiker war; seine Vorsicht war sprichwörtlich, und er war in keiner Hinsicht gewillt, sich nach seinem triumphalem Empfang in London auf ein Unterfangen einzulassen, das nur allzu leicht mit einem Fiasko enden und seine politische Zukunft in Südafrika ruinieren konnte. Aus diesem Grund entschied er sich nach seinem Gespräch mit William Robertson dafür, Lloyd Georges Angebot abzulehnen. (Die spätere Entwicklung hat gezeigt, dass ihm das befürchtete Fiasko vermutlich erspart geblieben wäre, doch zum damaligen Zeitpunkt konnte man dies nicht wissen; wie viele andere Feldherren vor ihm verpasste er somit die Chance, auf einem edlen Hengste in Jerusalem einzuziehen. Da Politiker solche werbewirksamen Auftritte trotz der ihnen oft innewohnenden Komik über alles lieben, begreift man, dass er später bitter bereute, diese Gelegenheit versäumt zu haben: „Man stelle sich vor, ich hätte in Jerusalem Einzug gehalten! Was für Erinnerungen ich dann hätte!“) Doch damals wollte er dieses Risiko nicht eingehen und erteilte Lloyd George deshalb eine Absage: „Es ist meine feste Überzeugung, dass unsere gegenwärtige militärische Situation eine Offensive zur Einnahme Jerusalems und zur Besetzung Palästinas nicht wirklich rechtfertigt.“
Durch diese Kehrtwendung ließ sich Lloyd George jedoch ebensowenig beirren wie durch den Zusammenbruch Russlands und die neuen Gefahren im Westen. Im September 1917 fällte er folgenden Entscheid: „Die für einen großen Feldzug in Palästina erforderlichen Truppen könnten im Winter 1917/1918 von der Westfront abgezogen werden und ihre Aufgabe in Palästina rechtzeitig lösen, so dass sie im Frühling bereits wieder in Frankreich wären und sich dort an der Entfesselung einer Offensive beteiligen könnten.“
Dass Lloyd Georges Landsleute für diesen Beschluss ihres Premierministers nicht den vollen Preis entrichten mussten, haben sie nur Gott allein zu verdanken. Der Palästinafeldzug hätte ohne weiteres mit einem Desaster enden und der Krieg in Frankreich hätte verloren gehen können; in beiden Fällen war die Gefahr sehr real. Doch nachdem selbst General Smuts Lloyd George im Stich gelassen hatte, fand dieser doch noch einen Feldherrn, der sich dafür aussprach, während der „schlammigen Wintermonate“ Truppen aus Frankreich abzuziehen und nach Palästina zu entsenden.
Der Mann, der nun jäh ins Rampenlicht trat, hieß Sir Henry Wilson; er hat der Nachwelt ein anschauliches Porträt seiner Person geliefert. Im Januar 1917 war er im Rahmen einer militärischen Mission nach Russland entsandt worden; anschließend schrieb er: „Galadinner im Außenministerium... Ich trug die Offiziersuniform der Ehrenlegion [...], ferner russische Achselklappen und eine graue Astrachan-Mütze, und alles in allem bot ich den Anblick eines stattlichen Mannsbildes. Beim Abendessen im Außenministerium sowie beim anschließenden Empfang erregte ich mächtiges Aufsehen. Ich war viel größer als Großherzog Sergej und, wie man mir sagte, ein ‚hohes Tier'. Wunderbar!“
Diesem Mann, dem es in Russland ungeachtet der dort herrschenden tragischen Lage so ungemein gut gefiel und der England um ein Haar in eine Katastrophe geführt hätte, hatten es Lloyd George und die Zionisten zu verdanken, dass ihnen endlich die langersehnte Chance winkte. Sir Henry Wilson war ein Mann von außergewöhnlich hohem Wuchs, schlank, aalglatt und mit einem ewigen Lächeln auf den Lippen, einer jener gutaussehenden, mit Bändern und klirrenden Orden behangenen Stutzer vom Generalstab, die bei den Frontsoldaten in ihren schlammigen Schützengräben nur Misstrauen erweckten. Da er einst ein französisches Kindermädchen gehabt hatte, sprach er akzentfreies Französisch, so dass ihm die Herzen der französischen Generäle im Nu zuflogen. Sie fanden es erfrischend, dass ihm die typische Steifheit des Engländers abging. (In der Tat war er ein Ire, der in Bezug auf die Irlandfrage allerdings anders dachte als viele seiner Landsleute und deshalb 1922 in London vor der Tür seines Hauses von zwei irischen Terroristen erschossen wurde. Die Attentäter wurden gefasst und gehängt.)
Sir Henry Wilson hatte sich ursprünglich auf denselben Standpunkt gestellt wie alle anderen militärischen Führer: Es gelte sich voll und ganz auf die Hauptfront zu konzentrieren; jede Verzettelung der Streitkräfte auf Nebenkriegsschauplätzen sei schierer Wahnsinn. Noch Anno 1915 vertrat er dieses Prinzip nachdrücklicher als alle anderen: „Das Mittel zur Beendigung des Krieges besteht darin, Deutsche zu töten und nicht Türken... Der Ort, wo wir die größte Zahl von Deutschen töten können, ist hier [Frankreich], und deshalb sollte jedes Pfund Munition, über das wir irgendwo in der Welt verfügen, hierher geschickt werden. Die ganze Geschichte lehrt, dass Operationen auf zweitrangigen und nebensächlichen Kriegsschauplätzen nichts anderes bewirken, als die an den hauptsächlichen Operationen beteiligten Streitkräfte zu schwächen.“
Kein subalterner Offizier und kein kämpfender Soldat hätte diesen Worten widersprochen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass Wilson im Jahre 1917 irgendeinen militärischen Grund entdeckt hat, der ein Abrücken von diesem Standpunkt gerechtfertigt hätte. Somit bleibt für die von ihm vollzogene Kehrtwendung nur eine einzige, offensichtliche Erklärung: Er hatte den Aufstieg Zions beobachtet und den Streit zwischen Lloyd George und seinem eigenen Vorgesetzten, Sir William Robert, mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Er erkannte, dass sich ihm eine reale Chance bot, in Robertsons Fußstapfen zu treten. Dies dürfte der Grund dafür gewesen sein, dass Chaim Weizmann bei seiner Aufzählung der „Freunde“, welche die Zionisten damals fanden, auch General Wilson erwähnte, einen „großen Freund von Lloyd George“, welcher der zionistischen Sache „Sympathie“ entgegengebracht habe. Am 23. August 1917 schrieb Wilson in einem Bericht an Lloyd George, wenn es den Briten gelinge, einen wirklich guten Plan zu entwerfen und mit der gebotenen Gründlichkeit vorzubereiten, könnten sie „die Türken aus Palästina vertreiben und mit großer Wahrscheinlichkeit während der schlammigen Monate völlig außer Gefecht setzen, ohne die Operationen, die Haig im Winter und im kommenden Frühling [in Frankreich] durchführen wird, in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen“.
Dieser Bericht gab Lloyd George die langersehnte Rückendeckung für seinen bereits erwähnten Befehl vom September 1917. Er packte die Chance, die ihm Wilsons Hinweis auf die „schlammigen Monate“ bot, beim Schopf, lieferte sie ihm doch ein militärisches Argument. Wilson hatte geltend gemacht, während der „schlammigen Monate“, die beide Seiten in ihrer Bewegungsfreiheit hemmten, sei nicht mit einer größeren deutschen Offensive zu rechnen. Seiner Ansicht nach würde die „Schlammperiode“ volle fünf Monate dauern, nämlich von Mitte November bis Mitte April (!).
Mit diesem Memorandum begründete Lloyd George seinen Entscheid, die „für einen großen Feldzug in Palästina benötigten Truppen“ aus Frankreich abzuziehen; da sie ohnehin rechtzeitig zurückkehren würden, sei nicht mit dem Heranreifen einer kritischen Situation zu rechnen. In seiner Antwort behauptete Wilson, vermutlich würden die Deutschen überhaupt keine große Offensive mehr entfachen. Mit dieser Prognose stand er unter den militärischen Führern völlig isoliert da. In der Tat kam die große deutsche Offensive sehr wohl, und zwar bereits Mitte März 1918!
Vergeblich wies Sir William Robertson darauf hin, dass der ins Auge gefasste Zeitplan vollkommen weltfremd war. Grosse Truppenverschiebungen, argumentierte er, seien stets mit enormen Transportproblemen verbunden, und zum Zeitpunkt der Landung der letzten Divisionen in Palästina würden die ersten bereits wieder abziehen. Im Oktober warnte er, aus Frankreich abgezogene Truppenverbände könnten unmöglich bis zum Sommer zurückkehren, um sich wieder am Kampf zu beteiligen. „Das korrekte militärische Vorgehen besteht darin, in Palästina weiterhin in der Defensive zu bleiben... und im Westen die Entscheidung zu suchen... Sämtliche Reserven sollten an die Westfront entsandt werden.“
In jener schicksalhaften Stunde erreichte der Erzverschwörer, der Finsterling Nummer eins in dieser Geschichte, dass das Pendel zugunsten der Zionisten ausschlug. In London baten diverse Kabinettsminister, welche die Westfront anscheinend fast schon vergessen hatten, Sir William Robertson inständig, „uns Jerusalem als Weihnachtsgeschenk zu überreichen“ (diese Formulierung zeugte von jener „außergewöhnlichen Saloppheit“, die Lloyd George laut Chaim Weizmann schon früher an den Tag gelegt hatte). In Palästina unternahm General Allenby, der ebenfalls massiven Pressionen ausgesetzt war, versuchsweise einen Vorstoß, entdeckte zu seiner Überraschung, dass die Türken nicht ernsthaft kämpften, und marschierte in Jerusalem ein, ohne auf größeren Widerstand zu stoßen.
Militärisch gesehen war die Einnahme Jerusalems völlig bedeutungslos, doch nun gab es für Lloyd George kein Halten mehr: Ohne jede Rücksicht auf die Lage in Frankreich ließ er immer mehr Truppen von dort abziehen. Am 6. Januar 1918 beklagte sich Sir Douglas Haig bitter über die Schwächung seiner Armeen in Frankreich am Vorabend der großen Offensive: Sie hatten „114.000 Infanteristen eingebüsst“. Am 10. Januar sah sich das Kriegsministerium genötigt, eine Verringerung sämtlicher Divisionen von zwölf auf neun Infanteriebattallione anzuordnen.
Eine freie Presse hätte die Öffentlichkeit auf diese Entwicklung aufmerksam machen und William Robertson somit die erforderliche Rückendeckung verleihen können, um das Steuer herumzuwerfen. Doch diese Chance blieb ihm verwehrt, denn damals waren die Dinge bereits in einer Richtung entwickelt, welche die Verfasser der Protokolle der Weisen von Zion vorausgesehen hatten: „Wir müssen die Regierungen zwingen... im Sinne unseres umfassend konzipierten Plans zu handeln..., und zwar mit Hilfe dessen, was wir als öffentliche Meinung darstellen werden; letztere wird von uns mittels der sogenannten ‚großen Macht' insgeheim gesteuert, der Presse, die sich, von einigen kaum erwähnenswerten Ausnahmen abgesehen, schon ganz in unseren Händen befindet.“ Hochangesehene Experten waren bereit, die Öffentlichkeit auf die unmittelbar drohende Gefahr hinzuweisen, aber man stopfte ihnen den Mund.
Der bekannteste und weltweit angesehenste Militärschriftsteller seiner Zeit, Oberst Repington, vertraute seinem Tagebuch folgendes an: „Das ist schrecklich; es bedeutet die Verringerung unserer Infanterie um ein Viertel sowie Verwirrung bei unserer ganzen Infanterie, und dies zu einer Zeit, wo eine Krise naht. Seit Kriegsbeginn habe ich mich nie so elend gefühlt... Ich kann sehr wenig sagen, weil der Herausgeber der Times meine Kritik oft manipuliert oder überhaupt nicht abdruckt... Wenn dieTimes nicht zu ihrer unabhängigen Linie zurückfinden und als Wachhund der Öffentlichkeit wirken wird, will ich nichts mehr mit diesem Blatt zu tun haben.“
Als sich seine düstere Prophezeiung bewahrheitete, wurde Sir William Robertson seiner Funktion enthoben. Lloyd George, der darauf erpicht war, sein Palästina-Abenteuer von einer hohen Instanz absegnen zu lassen, legte seinen Plan dem Obersten Kriegsrat der Alliierten in Versailles vor, deren technische Berater ihm im Januar 1918 grünes Licht erteilten, „unter der Bedingung, dass die Westfront gesichert wird“. Auf Clemenceaus Ersuchen wiederholte Robertson seine Warnung, dass das Unterfangen die Westfront tödlich gefährden werde. Nach Abschluss der Sitzung fiel Lloyd George wütend über Robertson her und gab ihm den Laufpass; zu seinem Nachfolger wurde Sir Henry Wilson ernannt.
Robertson nutzte die letzten Tage vor seinem Rücktritt zu einem letzten Versuch, das bevorstehende Desaster abzuwenden. Er begab sich (immer noch im Januar) nach Paris und ersuchte den amerikanischen Oberbefehlshaber General Pershing, die abgezogenen britischen Truppen durch amerikanische zu ersetzen. Zum damaligen Zeitpunkt standen erst viereinhalb US-Divisionen auf französischem Boden. Als pflichtbewusster Soldat gab ihm Pershing die Antwort, die Robertson von ihm erwartete und die er an seiner Statt selbst erteilt hätte: „Er wies verschmitzt darauf hin, dass sich meine Bitte um Hilfe an der Westfront nur schwer mit Lloyd Georges Wunsch vereinbaren ließ, in Palästina in die Offensive zu gehen. Auf dieses Argument gab es leider keine andere Antwort als die, wenn es von mir abhinge, würde kein einziger Mann und kein einziges Geschütz nach Palästina oder sonst irgendwohin geschickt.“
Doch Robertsons Rat war nicht länger gefragt. Seine Darstellung der Geschehnisse unterscheidet sich insofern von den Memoiren Lloyd Georges und anderer Politiker, als sie frei von Groll ist; Robertsons einziges Thema ist die Pflicht. Hinsichtlich der Behandlung, die ihm widerfuhr, bemerkt er lediglich: „Im Verlauf des Jahres 1917 war es oft meine unangenehme Pflicht, mich militärischen Unterfangen zu widersetzen, die der Premierminister von der Armee verlangte, und dieser Widerstand hat ihn zweifellos dazu veranlasst, einen anderen Chef des Generalstabs auszuprobieren... Bezüglich meiner Nachfolge gab es deshalb nichts zu sagen, und ich sagte auch nichts.“ Somit verschwand ein bewundernswerter Mann aus dem Rampenlicht, in dem sich Gestalten minderen Ranges weiterhin sonnten, doch zuvor hatte er seinem Land einen unschätzbaren Dienst erwiesen, denn bis zum Zeitpunkt seiner Entlassung hatte er vermutlich genug Männer und Kanonen von der Verlegung nach Palästina bewahrt, um die bröckelnde Front im März vor dem völligen Zusammenbruch zu bewahren – so wie ein zerrissenes Tau bisweilen an einem dünnen Faden hängt.
Nach Robertsons Rücktritt führten zwei Männer, die weder der Regierung noch der kämpfenden Truppe angehörten, seinen Kampf weiter. Ihre Bemühungen verdienen es, hier gewürdigt zu werden, weil sie zu den letzten gehörten, die sich bemühten, dem Grundsatz der freien, unabhängigen und wachsamen Berichterstattung treu zu bleiben. Oberst Repington war ein ehemaliger Kavallerieoffizier, ein Bewunderer hübscher Frauen, ein Liebhaber geistvoller Unterhaltungen und ein Haudegen von echtem Schrot und Korn. Seine Tagebücher vermitteln ein lebendiges Bild des überschwenglichen Lebens in den Salons, das munter seinen Fortgang nahm, während die Armeen in Frankreich kämpften und eine Verschwörergruppe in den Korridoren der Macht ihre Intrigen schmiedete. Repington genoss dieses Leben trotz des düsteren Hintergrunds, vor dem es sich abspielte, da er begriff, dass Trübsal kein Heilmittel ist. Er war genauso ehrlich und patriotisch wie Robertson, durch und durch integer und ließ sich auch durch noch so verlockende finanzielle Angebote nicht zum Schweigen bringen.
Hier einer seiner Tagebucheinträge: „Wir schicken mehr als eine Million Mann auf Nebenkriegsschauplätze und verringern unsere Streitkräfte in Frankreich zu einer Zeit, wo sämtliche deutschen Truppen aus Russland gegen uns ins Feld geführt werden können... Der Herausgeber der Times verweigert mir die Unterstützung, die ich benötige, um das Land wachzurütteln, und ich glaube nicht, dass ich in der Lage sein werde, noch lange mit ihm zusammenzuarbeiten.“ (Ich bin während meiner Arbeit am vorliegenden Buch auf Oberst Repingtons Tagebücher gestoßen und mir bei ihrer Lektüre bewusst geworden, dass seine Erfahrung genau derjenigen entsprach, die ich zwanzig Jahre später mit ein und demselben Herausgeber machen musste.) Einen Monat später schrieb er: „Bei einer stürmischen Unterredung sagte ich Geoffrey Dawson, die Unterwürfigkeit gegenüber dem Kriegskabinett, die er all diese Jahre hindurch an den Tag gelegt habe, sei der Hauptgrund für die gefährliche Situation unserer Armee... Ich wolle nichts mehr mit der Times zu tun haben.“
Unter diesen Umständen gab es in England nur noch einen einzigen Mann, der sowohl gewillt als auch in der Lage war, der Wahrheit eine Gasse zu bahnen. H. A. Gwynne von der Morning Post druckte Repingtons Artikel, in dem er die Schwächung der französischen Front am Vorabend der deutschen Offensive anprangerte, unzensiert ab, worauf gegen ihn und Oberst Repington Strafanzeige erhoben wurde. Beide Männer kamen vor Gericht und wurden zu einer Buße verurteilt (offenbar hatten sie die öffentliche Meinung auf ihrer Seite, so dass die Justiz vor einer härteren Bestrafung zurückschreckte).
In einem Brief an Repington hielt Sir William Robertson fest: „Genau wie Sie habe auch ich getan, was im allgemeinen Interesse des Landes das beste war, und das Ergebnis entsprach genau dem, was ich erwartet hatte... Es ist ungemein wichtig, am richtigen Kurs festzuhalten; dann kann man sicher sein, dass aus dem, was gegenwärtig noch schlecht zu sein scheint, schließlich Gutes kommen wird.“[13]
Somit hatten die beiden Jahre, während der Lloyd George das Amt des Premierministers bekleidete, entscheidende Auswirkungen auf die Gegenwart; mit welchen Ränken er zur Macht gelangte und welches Hauptziel er bei deren Ausübung verfolgte, habe ich in diesem Kapitel dargelegt. Nach achtzehn Monaten hatte er jeglichen Widerstand ausgeschaltet, eine große Anzahl von Soldaten von Frankreich nach Palästina verlegt und bereitete seinen letzten großen Handstreich vor.
Am 7. März 1918 befahl er, einen „entscheidenden Feldzug“ zur Eroberung ganz Palästinas zu starten und schickte General Smuts dorthin, um General Allenby entsprechende Instruktionen zu erteilen.
Am 21. März begann der seit langem erwartete deutsche Angriff in Frankreich, bei dem sämtliche an der russischen Front entbehrlich gewordenen Soldaten, Kanonen und Flugzeuge eingesetzt wurden.
Der „entscheidende Feldzug in Palästina“ wurde sofort abgeblasen, und alle dort nicht unbedingt benötigten Soldaten wurden Hals über Kopf nach Frankreich überstellt. Nichtsdestoweniger standen laut den Angaben General Robertsons im Oktober 1918 immer noch 1.192.511 britische Soldaten auf palästinensischem Boden.
Am 27. März 1918 schrieb Oberst Repington: „Dies ist die schlimmste Niederlage in der Geschichte der [britischen] Armee.“ Bis zum 6. Juni machten die Deutschen 175.000 Gefangene und erbeuteten über 2000 Geschütze.
Diese Entwicklung bewies drastisch, wie recht Robertson gehabt hatte, als er in seinem Brief an Repington festhielt, ein unbeirrtes Festhalten am richtigen Kurs werde früher oder später Früchte tragen; für Menschen guten Willens haben seine Worte noch heute unverändert Gültigkeit. Durch seine unbeirrte Haltung als Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte in Frankreich hatte er die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die wankende Front durchhielt, bis eine genügend große Zahl amerikanischer Soldaten auf den Schlachtfeldern eingetroffen war. Von da an konnte über den Kriegsausgang kein Zweifel mehr bestehen. Gewiss, wäre Russland nicht ausgeschert und hätten sich die Briten auf die französische Front konzentriert, statt sich auf ein Abenteuer im Nahen Osten einzulassen, so wäre der Krieg in Frankreich wahrscheinlich auch ohne den massiven Einsatz amerikanischer Truppen früher zu Ende gegangen. Doch ein solcher Verlauf hätte den großen Plan „zur Lenkung des Geschicks der Menschheit“ in keiner Weise gefördert.
Meine eigenen Erfahrungen als Frontsoldat in Frankreich haben sich zweifellos auch auf die früheren Kapitel dieses Buchs abgefärbt, denn als Vertreter der Kriegsgeneration habe ich das unheilvolle Wirken der „Weisen von Zion“ hautnah miterlebt. Ich entsinne mich des großen deutschen Angriffs vom 21. März 1918, den ich aus der Luft und zu Land verfolgen konnte; einen Monat lang habe ich mich an den Kämpfen beteiligt, ehe man mich auf einer Bahre vom Schlachtfeld trug. Ich erinnere mich an den Befehl von Sir Douglas Haig, der damals an den Wänden der Kantine meines Geschwaders prangte: Jedermann müsse dort kämpfen und sterben, wo er sich befinde. Ich klage nicht über meine damaligen Erfahrungen und möchte sie nicht missen. Doch heute, wo ich mir Rechenschaft darüber ablege, mit welchen Mitteln und aus welchen Gründen die damalige Entwicklung herbeigeführt worden ist, bin ich überzeugt, dass es künftigen Generationen leichter fallen wird, Sir William Robertsons Weisheit zu beherzigen und unbeirrt „den rechten Kurs“ zu verfolgen, damit sich scheinbar Schlechtes ein weiteres Mal zum Guten wandle, wenn sie einen Einblick in die damaligen sowie die späteren Geschehnisse erhalten. Dies ist der Grund dafür, dass ich das vorliegende Buch schreibe.
Dank dem Sieg in Europa geriet das begehrte Territorium in Palästina tatsächlich unter britische Herrschaft. Doch ein Land erwerben und dort etwas aufbauen sind zweierlei Dinge. Zunächst hieß es, auf palästinensischem Boden solle lediglich eine zionistische „Heimstatt“ entstehen, doch aus dieser „Heimstatt“ wurde schließlich ein Staat. England allein hätte dies nicht zustande gebracht. Dafür, dass ein europäischer Eroberer arabisches Territorium einem asiatischen Stamm schenkte, gab es in der Geschichte keinen Präzedenzfall. Deshalb musste noch eine erhebliche Anzahl anderer Nationen für dieses Projekt gewonnen werden, und es bedurfte einer Organisation zur Absegnung des „Transfers“, damit dieser den Anschein einer legalen Operation erweckte. Anders gesagt, es war eine „Liga der Nationen“ vonnöten, in der die Vereinigten Staaten von Amerika die erste Geige spielen würden. Auch der zweiten Teils des Plans wurde zielstrebig verwirklicht: Während britische Truppen das heißbegehrte Territorium besetzten, waren kluge Juristen eifrig damit beschäftigt, seine künftigen Besitzer mit den erforderlichen Rechtstiteln auszustatten und das Unternehmen auch sonst in jeder Hinsicht zu fördern.
Lloyd George hatte sein Schärfchen zur Verwirklichung des Plans beigetragen, und sein Erdendasein neigte sich seinem Ende zu. Wir bitten unsere Leser nun, einen Blick über den Atlantik zu werfen und zu beobachten, was Oberst House, Richter Brandeis und Rabbiner Stephen Wise jenseits des großen Teiches trieben. Eine wichtige Rolle in diesem Spiel kam auch der schattenhaften Gestalt eines gewissen Woodrow Wilson zu.
13. Eine Folge dieser Geschehnisse war, dass Sir Edward Care, der Lloyd Georges unfreiwillig geholfen hatte, Premierminister zu werden, aus der Regierung austrat und dem Herausgeber der Times vorhielt, seine Zeitung sei nichts weiter als das Sprachrohr Lloyd Georges, während es sich bei der Morning Post um ein wahrhaftig unabhängiges Blatt handle. Gwynne ließ Repington wissen, die Regierung wolle die Morning Post aus dem Verkehr ziehen, da sie „eine der wenigen noch übrig gebliebenen unabhängigen Zeitungen ist“. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war das Blatt in der Tat bereits „aus dem Verkehr gezogen“ worden. Nach dem Verschwinden der Morning Post gab es in Großbritannien nur noch eine einzige Wochenzeitschrift, die sich meiner Ansicht nach noch viele Jahre lang bemühte, das Prinzip der unparteiischen und unabhängigen Berichterstattung aufrechtzuerhalten, doch Anno 1953 wechselte Truth den Besitzer und schwenkte auf den gewünschten Kurs ein. (Zurück)
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